Donnerstag, 10. November 2022

GODZILLA VS. KONG (2021)

Regie: Adam Wingard, Drehbuch: Eric Pearson und Max Borenstein, Musik: Tom Holkenborg
Darsteller: Rebecca Hall, Alexander Skarsgård, Millie Bobby Brown, Brian Tyree Henry, Julian Dennison, Kaylee Hottle, Demián Bichir, Eiza González, Shun Oguri, Kyle Chandler, Lance Reddick, Hakeem Kae-Kazim
Godzilla vs. Kong (2021) on IMDb Rotten Tomatoes: 76% (6,4); weltweites Einspielergebnis: $470,1 Mio.
FSK: 12, Dauer: 114 Minuten.
Fünf Jahre, nachdem Godzilla die Menschheit vor mehreren gigantischen Kreaturen gerettet hat, greift die radioaktive Riesenechse scheinbar ohne Vorwarnung die Kleinstadt Pensacola in Florida an, es gibt mehrere Tote. Während viele Politiker und Wissenschaftler wie Dr. Mark Russell (Kyle Chandler, "Manchester by the Sea") davon ausgehen, daß Godzilla im Grunde genommen einfach seine Meinung geändert hat und vom Beschützer zu einer Bedrohung für die Menschheit wurde, ist der Podcaster Bernie Hayes (Brian Tyree Henry, "Hotel Artemis") davon überzeugt, daß die Sache komplizierter ist. Er ist sicher, daß das Tech-Unternehmen Apex Cybernetics – das in Pensacola eine geheime Einrichtung betreibt, in der Bernie als Ingenieur arbeitet – mit seinem ehrgeizigen Vorstandschef Walter Simmons (Demián Bichir, "The Nun") Godzilla irgendwie provoziert hat. Derweil heuert Simmons den wegen seiner Arbeiten zu einer Hohlerde in Verruf geratenen Geologen Dr. Nathan Lind (Alexander Skarsgård, "Dirty Cops") an, eine Expedition zu ebenjener Hohlerde zu leiten – denn er hat den Eingang dazu gefunden und glaubt, dort eine mächtige Energiequelle zu finden, mit der sich die Menschheit gegen Godzilla und andere Kaiju verteidigen könnte. Dafür wird aber der Riesenaffe Kong als eine Art Führer benötigt, da dieser wahrscheinlich aus der Hohlerde stammt. Und so machen sich Dr. Lind, die Kong seit Jahren erforschende Dr. Ilene Andrews (Rebecca Hall, "Iron Man 3") und Simmons' Tochter Maia (Eiza González, "Baby Driver") mitsamt einiger Söldner auf, um die Hohlerde zu betreten. Gleichzeitig will Bernie gemeinsam mit Dr. Russells Tochter Madison (Millie Bobby Brown, "Enola Holmes") und deren Freund Josh (Julian Dennison, "Deadpool 2") herausfinden, was Apex Cybernetics wirklich vorhat ...

Kritik:
Seit das auf Genre-Stoffe spezialisierte US-Filmstudio Legendary im Jahr 2014 mit "Godzilla" sein MonsterVerse gestartet hat, ging es qualitativ eher in die falsche Richtung. War "Godzilla" noch ein gelungener (wenn auch ob der wenigen Screentime der Titelfigur nicht unumstrittener) Start und "Kong: Skull Island" ein trotz B-Movie-Vibes ordentlicher Nachfolger, enttäuschte "Godzilla II: King of the Monsters" sowohl inhaltlich als auch kommerziell fast auf ganzer Linie. Zwei Konstanten scheint es im MonsterVerse zu geben: Die Kreaturensequenzen beeindrucken mit Wucht und kreativer Optik (wobei "Godzilla II" selbst in dieser Hinsicht etwas enttäuschte), während die Storybögen der menschlichen Figuren einfallslos bis langweilig ausfallen (was aber in der japanischen Originalreihe meist nicht anders war). Und je schwächer die Menschen-Storys ausfallen, desto schwächer ist am Ende zumeist der Film. Schlechte Nachricht: Auch im von Fans sehnlich erwarteten Kaiju-Aufeinandertreffen "Godzilla vs. Kong" ist die Handlung mäßig und nicht mehr als ein Lückenfüller zwischen den Kreaturensequenzen, derentwegen – seien wir ehrlich – die meisten Zuschauer sich Monsterfilme anschauen. Angesichts der guten Besetzung ist das einmal mehr enttäuschend; es kann doch eigentlich nicht so schwer sein, einen Monsterfilm mit einer wenigstens ansatzweise spannenden oder gar originellen Handlung zu schaffen? Naja, vielleicht doch. Immerhin stellt "Godzilla vs. Kong" von Regisseur Adam Wingard ("The Guest") – der auch die für 2024 geplante Fortsetzung inszenieren wird – eine kleine Steigerung gebenüber "King of the Monsters" dar, aber richtig empfehlenswert ist der Film nur für große Kaiju-Fans, denn die Kämpfe der Riesenkreaturen fallen wieder eindrucksvoll aus.

Von den beiden Haupt-Storylines ist die rund um Kong und seine Reise in die Hohlwelt die klar schwächere. In erster Linie deshalb, weil sie stinklangweilig ist. Da hat man mit Rebecca Hall und Alexander Skarsgård zwei richtig gute Schauspieler, gibt ihnen aber fast gar nichts, womit sie arbeiten könnten. Speziell Skarsgårds Rolle ist vergessenswert, Hall hat zumindest dank ihrer gehörlosen Film-Adoptivtochter Jia (Kaylee Hottle) etwas mehr zu tun. Tatsächlich ist Jia der einzige Pluspunkt dieses Handlungsstrangs, da sie gerade durch ihre Gehörlosigkeit eine besondere Beziehung zu Kong aufgebaut hat, die durchaus anrührt. Mehr als ein paar Szenen sind das letztlich aber auch nicht und gerade als es mit dem Erreichen der Hohlwelt endlich spannend zu werden scheint ... wird das große Potential dieser fantastischen verlorenen Welt gnadenlos in den Sand gesetzt. Es ist wirklich zum Haareraufen, wie man aus dieser Passage abgesehen von ein paar netten Bildern und ein, zwei Kämpfen gar nichts herausholt! Erheblich unterhaltsamer gerät derweil die Geschichte von Bernie, Madison und Josh. Echte Spannung kommt angesichts großer Vorhersehbarkeit hier zwar auch nicht auf, aber Brian Tyree Henry, "Godzilla II"-Rückkehrerin Millie Bobby Brown (deren Filmvater Kyle Chandler diesmal kaum mehr als ein paar Cameo-Auftritte hat) und Julian Dennison harmonieren gut und bringen ein wenig dringend benötigten Humor in den Film ein. Dennoch bleibt insgesamt festzuhalten: Die "Menschen-Sequenzen" in "Godzilla vs. Kong" sind ein großer Schwachpunkt.

Aber nun zu dem Punkt, der bei einem Monsterfilm doch am wichtigsten ist: den Kreaturen und ihren Kämpfen gegeneinander. Und bei diesem Aspekt gibt es gar nicht so viel zu kritisieren. Es gibt wieder einige neue Kreaturen, die optisch alle überzeugend gestaltet sind und Godzilla und/oder Kong durchaus ins sprichwörtliche Schwitzen bringen (keine Ahnung, ob sie wirklich schwitzen …). Die so kraft- wie klangvolle musikalische Untermalung durch Tom Holkenberg ("Mad Max: Fury Road") vergrößert die Wucht der Kreaturensequenzen sogar noch gekonnt und der Showdown zwischen den Hochhäusern von Hongkong kann sich wirklich sehen lassen – wobei die Kämpfe auf einer möglichst großen Leinwand bestimmt eine weit größere Wirkung erzielen als auf dem heimischen Bildschirm (wo ich den Film gesehen habe). So eindrucksvoll dieses Finale furioso auch aussieht und klingt – und in dieser Hinsicht übertrifft "Godzilla vs. Kong" seinen Vorgänger "Godzilla II" deutlich , allzu glaubwürdig ist es leider nicht in Szene gesetzt. Die Express-Evakuierung der Millionenstadt, die aber angesichts der Kürze der Zeit trotzdem viele Menschen zurückläßt, ergibt ja noch Sinn. Daß besagte Menschenmassen aber offenbar nie in den Weg der Giganten geraten, sondern diese stets nur leere Hochhäuser zum Einsturz bringen, während die Menschen in nicht allzu großer Ferne gespannt zuschauen, wirkt doch eher albern. Ja, das ist ein ziemlich typisches Problem eines actionreichen Films, der aus kommerziellen Gründen unbedingt das Familienpublikum erreichen will, aber "Godzilla vs. Kong" versucht gar nicht erst, das irgendwie sinnvoll zu verpacken und das macht dann einfach den ärgerlichen Eindruck, als nähmen die Filmemacher ihr Publikum nicht ernst. Wobei sie mit dieser Einstellung vielleicht gar nicht so falsch liegen, denn immerhin wurde "Godzilla vs. Kong" zu einem großen kommerziellen Erfolg. Vielen Fans des Genres ist vermutlich tatsächlich alles außerhalb der Kreaturen und ihrer Kämpfe reichlich egal. Früher mag ich das sogar ähnlich empfunden haben, aber vielleicht werde ich langsam einfach zu alt für solche Filme ...

Fazit: "Godzilla vs. Kong" ist ein Monsterfilm, der seinem Publikum das gibt, was es in erster Linie sehen will – eindrucksvoll gestaltete Kreaturen und wuchtige Kämpfe – und sie ansonsten mit einer lieblos hingeklatschten Alibi-Handlung drumherum abspeist.

Wertung: Gut 6 Punkte (wenn man den Film auf einer großen Leinwand sieht, könnten es wohl auch 6,5 bis 7 Punkte sein).
 
 
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