Originaltitel: Zombieland: Double Tap
Regie: Ruben Fleischer, Drehbuch: Dave Callaham, Rhett Reese
und Paul Wernick, Musik: David Sardy
Darsteller:
Woody Harrelson, Emma Stone, Jesse Eisenberg, Abigail Breslin, Rosario Dawson,
Zoey Deutch, Luke Wilson, Thomas Middleditch, Avan Jogia, Victor Rivera, Rachel
Luttrell, Bill Murray
FSK: 16, Dauer: 99 Minuten.
Zehn Jahre nach dem Ausbruch der Zombie-Apokalypse, in deren
turbulenter Anfangszeit das ungleiche Quartett Tallahassee (Woody Harrelson,
"Planet der Affen: Survival"), Wichita (Emma Stone, "The Favourite"), Columbus (Jesse Eisenberg, "Batman v Superman") und
Little Rock (Abigail Breslin, "Haunter") zusammenfand, ist so etwas
wie Alltag eingekehrt. Die Vier haben es sich im Weißen Haus gemütlich gemacht
und eine große Routine im Zombietöten erworben. Die erzwungene Monotonie sorgt
aber für Probleme, allen voran ist Little Rock von Tallahassees
übervorsichtigem Vater-Gehabe genervt und zwischen Columbus und Wichita kriselt
es auch ein wenig. Als Little Rock schließlich den charmanten Kiffer
Berkeley (Avan Jogia, "Shaft") trifft, haut sie kurzerhand mit ihm ab
und läßt die anderen zurück. Die wollen Little Rock natürlich zurückholen und
machen sich auf die Suche, doch einziger Anhaltspunkt ist, daß Little Rock
unbedingt Graceland besuchen wollte. Auf dem Weg dorthin treffen sie auch auf
einige andere Überlebende wie die naive Madison (Zoey Deutch,
"Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie")
– die für noch mehr Probleme zwischen Columbus und Wichita sorgt – oder die
taffe Nevada (Rosario Dawson, "Sin City 2"). Und sie müssen
feststellen, daß einige Zombies mutiert zu sein scheinen und noch viel
gefährlicher als ihre weitgehend berechenbaren "Verwandten" geworden
sind …
Kritik:
An Abigail Breslins Stelle wäre ich ja schon ein wenig
beleidigt – da ist sie wie bereits beim ersten "Zombieland" zehn
Jahre zuvor eindeutig Teil des Hauptdarsteller-Quartetts, trotzdem bekommt
nur sie keinen prominenten Platz im Vorspann (vor der
Titeleinblendung), sondern läutet quasi den "und außerdem"-Teil ein.
Das ist natürlich bereits ein deutlicher Hinweis auf den Verlauf der Karrieren
der vier Hauptdarsteller, denn obwohl sie alle OSCAR-Nominees sind, haben
Woody Harrelson und Emma Stone ihren Kollegen inzwischen doch einiges voraus in
Sachen Erfolg und Popularität. Jesse Eisenberg ist immerhin stets gut im
Geschäft gewesen, wie bei Breslin ("Little Miss Sunshine") lag aber auch bei ihm das OSCAR-nominierte Highlight der bisherigen Laufbahn
("The Social Network") vor "Zombieland". Stones Karriere
nahm erst danach richtig Fahrt auf, Harrelson avancierte in den letzten
Jahren vom allseits respektierten Charakterdarsteller zu einem richtigen
Hollywood-Star. Auch bei den Verantwortlichen hinter der Kamera gab es in der
Dekade zwischen "Zombieland" und "Zombieland: Doppelt hält
besser" interessante Entwicklungen: Der damals aufstrebende Regisseur
Ruben Fleischer schien nach den Flops
"30 Minuten oder weniger" und "Gangster Squad" ziemlich
erledigt, feierte jedoch 2018 mit dem DC-Superhelden-Spektakel
"Venom" (trotz mittelmäßiger Aufnahme bei Kritikern und Fans)
ein starkes Comeback; das um David Callaham ("Wonder Woman
1984") ergänzte Autoren-Duo Rhett Reese und Paul Wernick befindet
sich derweil seit den beiden "Deadpool"-Filmen auf einem Höhenflug. Es dürfte
also am Set von "Zombieland: Doppelt hält besser" für alle ein
spannendes Wiedersehen nach zehn sehr unterschiedlich verlaufenen Jahren
gewesen sein. Offensichtlich war es aber auch ein freudiges und sehr
harmonisches, denn den Spaß der Beteiligten an der Entstehung von
"Doppelt hält besser" merkt man dem Film glücklicherweise jederzeit
an, weshalb er sich in den meisten Aspekten nicht hinter dem Vorgänger
verstecken muß.
Der Grund für die Formulierung "in den meisten
Aspekten" soll gleich aus dem Weg geräumt werden: Zwar war schon
"Zombieland" wahrlich kein Story-Monster, die Handlung von
"Doppelt hält besser" ist jedoch dermaßen dünn, daß man sie manchmal mit der Lupe suchen muß. Tallahassee, Wichita und Columbus machen sich auf die
Suche nach der ausgerissenen Little Rock, lernen neue Leute
kennen und sind gezwungen, sich mit ein paar privaten Problemen
auseinanderzusetzen – während sie immer wieder Zombies töten. Das war's. Mehr
ist nicht. Mehr ist aber auch nicht nötig. Seien wir ehrlich: Wer eine
anspruchsvolle Story sehen will, der wird sich wohl kaum für einen Film mit
"Zombieland" im Titel entscheiden. Natürlich wäre etwas mehr Tiefgang
und Komplexität trotzdem möglich, aber der Mangel daran sollte keinen
Fan des ersten "Zombieland" stören. "Doppelt hält besser" gibt
dem Publikum vielmehr die Gelegenheit, endlich wieder gut eineinhalb Stunden
Zeit mit dem so sympathischen wie witzigen Quartett zu verbringen, und das
ist genau, was man sich als Fan erhofft hat. Klar, ein paar Sachen
wirken eher pflichtschuldig integriert, weil man sie eben schon aus dem
Vorgänger kennt – Columbus' Überlebensregeln sind dafür ein gutes Beispiel, denn während
die im ersten Film angesichts der gerade ausgebrochenen Apokalypse absolut
sinnvoll waren, wirken sie zehn Jahre später eher überflüssig. Aber das war den
Autoren offenbar selbst bewußt, weshalb sie sie amüsant persiflieren, sobald unsere
Zombiejäger auf der Suche nach Little Rock auf Albuquerque (Luke Wilson, "Die Royal Tenenbaums") und
Flagstaff (Thomas Middleditch, "Godzilla II") treffen, die sich als Quasi-Doppelgänger von
Tallahassee und Columbus erweisen – inklusive Regeln, nur daß Flagstaff sie
"Gebote" nennt und etwas variiert. Wohlgemerkt: Dramaturgisch ist die
ganze Sequenz mit Albuquerque und Flagstaff vollkommen überflüssig, aber
nicht allein wegen der Sache mit den Regeln respektive Geboten macht sie einfach
großen Spaß (vor allem Wichita).
Eine bemerkenswert hohe Gag-Trefferdichte
sorgt dafür, daß "Zombieland: Doppelt hält besser" keine einzige wirkliche Leerlauf-Phase durchstehen muß. Dabei kommt das Autoren-Trio immer wieder
mit netten Einfällen wie kurzen Einschüben vom "Zombiekill der Woche/des
Jahres/des Jahrhunderts" überall auf der Welt (mein Favorit ist der
italienische) daher und hält sich auch nicht mit Anspielungen auf andere Zombiefilme
und -serien der letzten Jahre zurück. Columbus liest beispielsweise Ausgabe Nr.
27 von Robert Kirkmans "The Walking Dead"-Comicreihe – die erschien
im April 2006, sehr viel weiter kann Kirkman im
"Zombieland"-Universum also nicht gekommen sein, bevor die
"echten" Zombies ins Spiel kamen. Hilfreich für den äußerst hohen
Unterhaltsamkeitsgrad von "Doppelt hält besser" ist auch
die große Spielfreude der Darsteller. Vor allem der zuletzt primär in
dramatischen Rollen beeindruckende Woody Harrelson erinnert die Zuschauer
nachdrücklich daran, welch ausgezeichnter Comedy-Schauspieler er sein kann.
Harrelson stiehlt als extrovertierter Tallahassee den anderen tatsächlich
ein kleines bißchen die Schau, Stone, Eisenberg und Breslin bekommen allerdings ebenfalls
reichlich Gelegenheit, zu glänzen – sowohl im wiederum schön blutig und einfallsreich in Szene
gesetzten Kampf gegen die Zombies als auch in den zahlreichen komischen Szenen
des Films. Zudem erweisen sich die Neuzugänge – abgesehen vielleicht vom tendentiell
nervigen Hippie Berkeley – als echte Bereicherung, wobei einem speziell das
wandelnde Blondinen-Klischee Madison (Tallahassee: "Willst du wissen,
warum sie noch lebt? Weil Zombies nach Gehirnen suchen!")
überraschend schnell ans Herz wächst. Und daß Tallahassee mit der von Rosario
Dawson sehr einnehmend verkörperten Nevada auch endlich einen potentiellen Love Interest
trifft, gönnt man ihm definitiv. So schnetzeln und witzeln sich unsere Helden
also zielstrebig auf den großen Showdown zu, dessen Absurdität wunderbar zum
ganzen Film paßt. Ja, man kann es nicht anders sagen: "Zombieland: Doppelt
hält besser" ist einfach ein Riesenspaß, ein Partyfilm (nicht nur) für
alle Fans von Horrorkomödien (wobei sich der Horror hier doch sehr in Grenzen
hält). Auf Teil 3 will ich jetzt aber nicht wieder zehn Jahre warten müssen! Achja, wichtiger Hinweis: Auf keinen Fall gleich zu Beginn des Abspanns
abhauen, sonst verpaßt man nämlich einen unterhaltsamen Rückblick darauf,
wie Bill Murray ("The Dead Don't Die") – Stargast des ersten "Zombieland" – den Tag des
Zombieausbruchs erlebte …
Fazit: "Zombieland: Doppelt hält besser"
ist eine ziemlich blutige, vor allem aber enorm witzige und vom hochkarätigen
Ensemble spielfreudig dargebrachte Horrorkomödie, die sich nicht vor ihrem
beliebten Vorgänger verstecken muß.
Wertung: 9 Punkte (ausdrücklich aus Fanperspektive).
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