Donnerstag, 21. November 2019

ZOMBIELAND: DOPPELT HÄLT BESSER (2019)

Originaltitel: Zombieland: Double Tap
Regie: Ruben Fleischer, Drehbuch: Dave Callaham, Rhett Reese und Paul Wernick, Musik: David Sardy
Darsteller: Woody Harrelson, Emma Stone, Jesse Eisenberg, Abigail Breslin, Rosario Dawson, Zoey Deutch, Luke Wilson, Thomas Middleditch, Avan Jogia, Victor Rivera, Rachel Luttrell, Bill Murray
 Zombieland 2: Doppelt hält besser (2019) on IMDb Rotten Tomatoes: 68% (6,2); weltweites Einspielergebnis: $122,8 Mio.
FSK: 16, Dauer: 99 Minuten.

Zehn Jahre nach dem Ausbruch der Zombie-Apokalypse, in deren turbulenter Anfangszeit das ungleiche Quartett Tallahassee (Woody Harrelson, "Planet der Affen: Survival"), Wichita (Emma Stone, "The Favourite"), Columbus (Jesse Eisenberg, "Batman v Superman") und Little Rock (Abigail Breslin, "Haunter") zusammenfand, ist so etwas wie Alltag eingekehrt. Die Vier haben es sich im Weißen Haus gemütlich gemacht und eine große Routine im Zombietöten erworben. Die erzwungene Monotonie sorgt aber für Probleme, allen voran ist Little Rock von Tallahassees übervorsichtigem Vater-Gehabe genervt und zwischen Columbus und Wichita kriselt es auch ein wenig. Als Little Rock schließlich den charmanten Kiffer Berkeley (Avan Jogia, "Shaft") trifft, haut sie kurzerhand mit ihm ab und läßt die anderen zurück. Die wollen Little Rock natürlich zurückholen und machen sich auf die Suche, doch einziger Anhaltspunkt ist, daß Little Rock unbedingt Graceland besuchen wollte. Auf dem Weg dorthin treffen sie auch auf einige andere Überlebende wie die naive Madison (Zoey Deutch, "Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie") – die für noch mehr Probleme zwischen Columbus und Wichita sorgt – oder die taffe Nevada (Rosario Dawson, "Sin City 2"). Und sie müssen feststellen, daß einige Zombies mutiert zu sein scheinen und noch viel gefährlicher als ihre weitgehend berechenbaren "Verwandten" geworden sind …

Kritik:
An Abigail Breslins Stelle wäre ich ja schon ein wenig beleidigt – da ist sie wie bereits beim ersten "Zombieland" zehn Jahre zuvor eindeutig Teil des Hauptdarsteller-Quartetts, trotzdem bekommt nur sie keinen prominenten Platz im Vorspann (vor der Titeleinblendung), sondern läutet quasi den "und außerdem"-Teil ein. Das ist natürlich bereits ein deutlicher Hinweis auf den Verlauf der Karrieren der vier Hauptdarsteller, denn obwohl sie alle OSCAR-Nominees sind, haben Woody Harrelson und Emma Stone ihren Kollegen inzwischen doch einiges voraus in Sachen Erfolg und Popularität. Jesse Eisenberg ist immerhin stets gut im Geschäft gewesen, wie bei Breslin ("Little Miss Sunshine") lag aber auch bei ihm das OSCAR-nominierte Highlight der bisherigen Laufbahn ("The Social Network") vor "Zombieland". Stones Karriere nahm erst danach richtig Fahrt auf, Harrelson avancierte in den letzten Jahren vom allseits respektierten Charakterdarsteller zu einem richtigen Hollywood-Star. Auch bei den Verantwortlichen hinter der Kamera gab es in der Dekade zwischen "Zombieland" und "Zombieland: Doppelt hält besser" interessante Entwicklungen: Der damals aufstrebende Regisseur Ruben Fleischer schien nach den Flops "30 Minuten oder weniger" und "Gangster Squad" ziemlich erledigt, feierte jedoch 2018 mit dem DC-Superhelden-Spektakel "Venom" (trotz mittelmäßiger Aufnahme bei Kritikern und Fans) ein starkes Comeback; das um David Callaham ("Wonder Woman 1984") ergänzte Autoren-Duo Rhett Reese und Paul Wernick befindet sich derweil seit den beiden "Deadpool"-Filmen auf einem Höhenflug. Es dürfte also am Set von "Zombieland: Doppelt hält besser" für alle ein spannendes Wiedersehen nach zehn sehr unterschiedlich verlaufenen Jahren gewesen sein. Offensichtlich war es aber auch ein freudiges und sehr harmonisches, denn den Spaß der Beteiligten an der Entstehung von "Doppelt hält besser" merkt man dem Film glücklicherweise jederzeit an, weshalb er sich in den meisten Aspekten nicht hinter dem Vorgänger verstecken muß.

Der Grund für die Formulierung "in den meisten Aspekten" soll gleich aus dem Weg geräumt werden: Zwar war schon "Zombieland" wahrlich kein Story-Monster, die Handlung von "Doppelt hält besser" ist jedoch dermaßen dünn, daß man sie manchmal mit der Lupe suchen muß. Tallahassee, Wichita und Columbus machen sich auf die Suche nach der ausgerissenen Little Rock, lernen neue Leute kennen und sind gezwungen, sich mit ein paar privaten Problemen auseinanderzusetzen – während sie immer wieder Zombies töten. Das war's. Mehr ist nicht. Mehr ist aber auch nicht nötig. Seien wir ehrlich: Wer eine anspruchsvolle Story sehen will, der wird sich wohl kaum für einen Film mit "Zombieland" im Titel entscheiden. Natürlich wäre etwas mehr Tiefgang und Komplexität trotzdem möglich, aber der Mangel daran sollte keinen Fan des ersten "Zombieland" stören. "Doppelt hält besser" gibt dem Publikum vielmehr die Gelegenheit, endlich wieder gut eineinhalb Stunden Zeit mit dem so sympathischen wie witzigen Quartett zu verbringen, und das ist genau, was man sich als Fan erhofft hat. Klar, ein paar Sachen wirken eher pflichtschuldig integriert, weil man sie eben schon aus dem Vorgänger kennt – Columbus' Überlebensregeln sind dafür ein gutes Beispiel, denn während die im ersten Film angesichts der gerade ausgebrochenen Apokalypse absolut sinnvoll waren, wirken sie zehn Jahre später eher überflüssig. Aber das war den Autoren offenbar selbst bewußt, weshalb sie sie amüsant persiflieren, sobald unsere Zombiejäger auf der Suche nach Little Rock auf Albuquerque (Luke Wilson, "Die Royal Tenenbaums") und Flagstaff (Thomas Middleditch, "Godzilla II") treffen, die sich als Quasi-Doppelgänger von Tallahassee und Columbus erweisen – inklusive Regeln, nur daß Flagstaff sie "Gebote" nennt und etwas variiert. Wohlgemerkt: Dramaturgisch ist die ganze Sequenz mit Albuquerque und Flagstaff vollkommen überflüssig, aber nicht allein wegen der Sache mit den Regeln respektive Geboten macht sie einfach großen Spaß (vor allem Wichita).

Eine bemerkenswert hohe Gag-Trefferdichte sorgt dafür, daß "Zombieland: Doppelt hält besser" keine einzige wirkliche Leerlauf-Phase durchstehen muß. Dabei kommt das Autoren-Trio immer wieder mit netten Einfällen wie kurzen Einschüben vom "Zombiekill der Woche/des Jahres/des Jahrhunderts" überall auf der Welt (mein Favorit ist der italienische) daher und hält sich auch nicht mit Anspielungen auf andere Zombiefilme und -serien der letzten Jahre zurück. Columbus liest beispielsweise Ausgabe Nr. 27 von Robert Kirkmans "The Walking Dead"-Comicreihe – die erschien im April 2006, sehr viel weiter kann Kirkman im "Zombieland"-Universum also nicht gekommen sein, bevor die "echten" Zombies ins Spiel kamen. Hilfreich für den äußerst hohen Unterhaltsamkeitsgrad von "Doppelt hält besser" ist auch die große Spielfreude der Darsteller. Vor allem der zuletzt primär in dramatischen Rollen beeindruckende Woody Harrelson erinnert die Zuschauer nachdrücklich daran, welch ausgezeichnter Comedy-Schauspieler er sein kann. Harrelson stiehlt als extrovertierter Tallahassee den anderen tatsächlich ein kleines bißchen die Schau, Stone, Eisenberg und Breslin bekommen allerdings ebenfalls reichlich Gelegenheit, zu glänzen – sowohl im wiederum schön blutig und einfallsreich in Szene gesetzten Kampf gegen die Zombies als auch in den zahlreichen komischen Szenen des Films. Zudem erweisen sich die Neuzugänge – abgesehen vielleicht vom tendentiell nervigen Hippie Berkeley – als echte Bereicherung, wobei einem speziell das wandelnde Blondinen-Klischee Madison (Tallahassee: "Willst du wissen, warum sie noch lebt? Weil Zombies nach Gehirnen suchen!") überraschend schnell ans Herz wächst. Und daß Tallahassee mit der von Rosario Dawson sehr einnehmend verkörperten Nevada auch endlich einen potentiellen Love Interest trifft, gönnt man ihm definitiv. So schnetzeln und witzeln sich unsere Helden also zielstrebig auf den großen Showdown zu, dessen Absurdität wunderbar zum ganzen Film paßt. Ja, man kann es nicht anders sagen: "Zombieland: Doppelt hält besser" ist einfach ein Riesenspaß, ein Partyfilm (nicht nur) für alle Fans von Horrorkomödien (wobei sich der Horror hier doch sehr in Grenzen hält). Auf Teil 3 will ich jetzt aber nicht wieder zehn Jahre warten müssen! Achja, wichtiger Hinweis: Auf keinen Fall gleich zu Beginn des Abspanns abhauen, sonst verpaßt man nämlich einen unterhaltsamen Rückblick darauf, wie Bill Murray ("The Dead Don't Die") – Stargast des ersten "Zombieland" – den Tag des Zombieausbruchs erlebte …

Fazit: "Zombieland: Doppelt hält besser" ist eine ziemlich blutige, vor allem aber enorm witzige und vom hochkarätigen Ensemble spielfreudig dargebrachte Horrorkomödie, die sich nicht vor ihrem beliebten Vorgänger verstecken muß.

Wertung: 9 Punkte (ausdrücklich aus Fanperspektive).


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