Regie: Shuuhei
Morita, Shin Matsuo und Souichi Shimada, Drehbuch: Chuuji Mikasano, Musik:
Yutaka Yamada
Deutsche Sprecher: Ricardo Richter, Jeffrey Wipprecht, Sarah
Alles, Thomas Kästner, Giuliana Jakobeit, Dirk Petrick
FSK: 16,
Dauer: 71 Minuten.
Ghule gehen um in Tokio. Vor allem in einem Stadtteil häufen
sich Funde gräßlich zugerichteter Leichen, was die Besorgnis der Bürger
naturgemäß schürt. Auch der 18-jährige Ken und sein bester Freund Hide wohnen
in dieser Gegend. Beide sind ganz normale Studenten, Ken ist ein erklärter
Bücherwurm und bandelt gerade mit der schönen Liz an. Doch eines Nachts wird
Kens Welt auf den Kopf gestellt, als er einen Ghul-Angriff knapp überlebt und
nach und nach erkennen muß, daß er nun halb Mensch, halb Ghul ist! Da normales
Essen für ihn verdorben schmeckt und sein Hunger auf Menschenfleisch immer
größere Ausmaße annimmt, droht Ken die Verzweiflung zu übermannen. Dann findet
er heraus, daß es viel mehr Ghule gibt als er je gedacht hätte. Die meisten
bewegen sich ganz unauffällig unter den Menschen – manche wie der fiese Kommilitone Nishiki
mißbrauchen ihre übermenschlichen Kräfte, andere wie die hübsche Bedienung Toka
und ihr weiser Mentor Yoshimura wollen ein möglichst normales Leben führen und
helfen Ken bei der Gewöhnung an seine neue Existenz in oder zwischen zwei eigentlich
unvereinbaren Welten …
Kritik:
Nach dem recht locker erzählten "Hamatora – The Animation" ist "Tokyo Ghoul" nun also meine zweite
TV-Serien-Rezension anhand eines Rezensionsexemplars von Kazé Anime – und
nachdem mir die ersten drei Folgen von "Hamatora" trotz heftiger
Stimmungswechsel schon recht gut gefallen haben, legt "Tokyo Ghoul"
noch mal eine kleine Schippe drauf. Erzählerisch bleibt zwar natürlich wiederum
zu konstatieren, daß nach nur drei Episoden ein stichhaltiges Urteil fast
unmöglich ist; und das trifft hier sogar noch stärker zu, da sich, anders als
bei "Hamatora", noch kein richtiger roter Faden erkennen läßt –
abgesehen von einem sich wenig überraschend abzeichnenden Konflikt zwischen
den Menschen und den Ghulen. Inhaltlich ist das natürlich nachvollziehbar, schließlich
ist die Prämisse von "Tokyo Ghoul" doch komplexer und die
Anpassung Kens an sein neues Dasein als Halb-Ghul muß einfach eine Weile dauern
– wohingegen in "Hamatora" die Protagonisten zu Beginn der Serie ja
schon seit langem übermenschlich begabte "Minimum Holder" sind und daher die Regeln des Spiels kennen.
Ob die Story, die "Tokyo Ghoul" erzählt, im Lauf
der Staffel noch so richtig spannend oder gar mitreißend wird, ist also schwer
zu sagen – Fakt ist dagegen, daß mich die melancholisch-düstere Atmosphäre und
der elegante, zur Thematik passend von dunklen Farben dominierte Zeichenstil
stark ansprechen. Obwohl nicht völlig auf Humor verzichtet wird, rechtfertigt
"Tokyo Ghoul" doch die FSK16-Freigabe und konzentriert sich erkennbar
auf die ernsteren Seiten seiner Geschichte. Deshalb wirkt der Beginn der Serie
auch deutlich harmonischer als beim beständig zwischen Comedy, Action und
Dramatik schwankenden "Hamatora". "Tokyo Ghoul" läßt sich Zeit mit seiner Handlung und der Einführung der
zentralen Charaktere, und so etwas kann nie schaden (wenn es gut gemacht ist).
Ken bleibt zwar zunächst noch etwas blaß und wirkt recht weinerlich – doch
angesichts seines grausigen Schicksals kann man ihm das kaum verdenken. Speziell die
übrigen Ghule hinterlassen dagegen von Beginn an Eindruck, wobei es mir vor
allem die impulsive Toka angetan hat.
Fazit: "Tokyo Ghoul" ist eine schön
gezeichnete japanische Animeserie, die mit einem zum Überleben auf den Genuß von Menschenfleisch angewiesenen (Halb-)Ghul als Hauptfigur
eine unkonventionelle und schön gruselige Coming of Age-Geschichte mit Horrorelementen erzählt.
Wertung: 7,5 Punkte.
Vol. 1 von "Tokyo Ghoul" ist Ende April 2015 bei
Kazé Anime auf DVD und Blu-ray erschienen. Zum Bonusmaterial zählen neben einem
Sammelschuber für die gesamte Staffel ein Booklet samt Interview mit Regisseur
Morita und der fast 250 Seiten umfassende Band 1 der Manga-Vorlage (von der
inzwischen acht Bände auf Deutsch erschienen oder angekündigt sind). Neben der
deutschen Tonspur ist auch die japanische Sprachfassung enthalten, deutsche
Untertitel gibt es natürlich auch (bei der japanischen Version zwangsweise).
Bei Gefallen an meinem
Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger"
mittels etwaiger amazon.de-Bestellungen über einen der Links in den Rezensionen
oder das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen