Mittwoch, 31. August 2022

ZACK SNYDER'S JUSTICE LEAGUE (2021)

Regie: Zack Snyder, Drehbuch: Chris Terrio, Musik: Tom Holkenborg
Darsteller: Ben Affleck, Gal Gadot, Jason Momoa, Ray Fisher, Ezra Miller, Henry Cavill, Amy Adams, Ciarán Hinds (Stimme), Ray Porter (Stimme), Peter Guinness (Stimme), Jeremy Irons, J.K. Simmons, Diane Lane, Joe Morton, Harry Lennix, Connie Nielsen, Willem Dafoe, Amber Heard, Ryan Zheng, Billy Crudup, Lisa Loven Kongsli, David Thewlis, Michael McElhatton, Doutzen Kroes, Eleanor Matsuura, Samantha Jo, Ann Ogbomo, Kiersey Clemons, Russell Crowe (Stimme), Carla Gugino (Stimme), Kevin Costner (Stimme), Jesse Eisenberg, Jared Leto, Joe Manganiello, Robin Wright, Marc McClure, Zack Snyder
Zack Snyder: Justice League (2021) on IMDb Rotten Tomatoes: 71% (6,7); FSK: 12, Dauer: 242 Minuten.
Bruce "Batman" Wayne (Ben Affleck, "Argo") wird bereits seit einiger Zeit von apokalyptischen Visionen geplagt, von denen er glaubt, daß sie ihn vor einer kommenden Bedrohung warnen wollen. Folglich setzt er nach Supermans (Henry Cavill, "Krieg der Götter") Tod verstärkt seine Bemühungen fort, ein Team von Superhelden zusammenzustellen. Diana Prince aka Wonder Woman (Gal Gadot, "Red Notice") kennt er ja bereits und sie unterstützt seinen Plan. Auch der ultraschnelle Barry "The Flash" Allen (Ezra Miller, "Vielleicht lieber morgen") schließt sich dem Team gerne an, nach anfänglicher Skepsis stößt außerdem Victor "Cyborg" Stone (Ray Fisher, TV-Serie "True Detective") dazu. Der eigenbrötlerische Halb-Atlanter Arthur Curry aka Aquaman (Jason Momoa, "Dune") hingegen hat keinerlei Interesse daran, sich mit anderen Superhelden zusammenzutun. Das ändert sich, als ein außerirdischer Bösewicht namens Steppenwolf (in der Originalfassung gesprochen von Ciarán Hinds, "Elizabeth Harvest") mit seiner Armee von Paradämonen zunächst die Amazonen und dann die Atlanter angreift, um ihnen jeweils eine mächtige, geheimnisvolle "Mutterbox" abzunehmen, die Menschen, Atlanter, Amazonen und sogar Götter vor Jahrtausenden mit vereinten Kräften von Steppenwolfs vernichtungswütigem Boß Darkseid (in der Originalfassung gesprochen von Ray Porter) erobert hatten. Auf sich allein gestellt haben Amazonen und Atlanter Steppenwolf diesmal wenig entgegenzusetzen, weshalb er nur noch die dritte, von den Menschen bewachte Mutterbox benötigt, um sie zu vereinen und damit die Erde zu erobern und Darkseid herzuholen. Batman und Co. müssen einsehen, daß sie selbst mit vereinten Kräften nicht stark genug sind, Steppenwolf zu besiegen. Also greifen sie zu einem verzweifelten Plan: Mithilfe der dritten Mutterbox wollen sie Superman wieder ins Leben zurückbringen ...

Kritik:
Am 18. März 2021 war es so weit: Nachdem Millionen Zack Snyder-Fans jahrelang mit einer schon irgendwie bewundernswerten, für "Nicht-Gläubige" zugleich auf Dauer aber auch sehr anstrengenden Online-Kampagne die Veröffentlichung seines Director's Cuts des Superhelden-Team-Ups "Justice League" gefordert hatten, gab Warner Bros. nach und veröffentlichte den vierstündigen Film auf dem hauseigenen Streamingdienst HBO Max. Wir erinnern uns: 2017 sollte "Justice League" als Opus Magnum des von Zack Snyder gesteuerten DC Extended Universe in die Kinos kommen und mit dem Zusammentreffen so populärer Superhelden wie Batman, Superman und Wonder Woman Unmengen an Geld in die Kassen von Warner spülen. Eine gewisse Skepsis war zwar vorhanden angesichts der doch sehr unterschiedlichen Qualität der ersten vier DCEU-Filme – gerade der inhaltlich direkte Vorgänger "Batman v Superman" enttäuschte ziemlich –, die sicherlich auch aus dem verzweifelten Bemühen resultierte, im Schnellverfahren den Erfolgen des konkurrierenden Marvel Cinematic Universe nachzueifern. Doch die Vorfreude war bei den Fans definitiv gegeben. Doch dann zog sich Zack Snyder nach Beendigung der Dreharbeiten offiziell aus familiären Gründen vom Film zurück, Joss Whedon – als Regisseur der beiden ersten "Avengers"-Filme von Marvel erprobt in Sachen Superhelden-Team-Ups – sollte "Justice League" in der Postproduktion fertigstellen. Schnell kamen jedoch Gerüchte auf, daß Warner nicht unglücklich sei, Snyder vorübergehend loszuwerden, zumal Whedon reichlich Geld für aufwendige Nachdrehs zur Verfügung gestellt wurde. Die "Justice League", die in die Kinos kam, hatte mit Snyders Vision nicht mehr viel zu tun, enttäuschte die Kritiker und floppte heftiger, als das selbst die kühnsten Pessimisten geglaubt hätten. Ende der Geschichte. Wenn, ja wenn da nicht die äußerst loyale Snyder-Gefolgschaft gewesen wäre, die mit Nachdruck die Veröffentlichung seiner geplanten Version forderte, befeuert durch Meldungen über Fehlverhalten Whedons gegenüber den Stars des Films. Und nachdem sich Warner lange geweigert hatte, gab man dem Drängen doch nach und stellte Snyder für die Fertigstellung inklusive weiterer Nachdrehs sogar eine mittlere zweistellige Millionensumme zur Verfügung. Das Resultat wurde als "Zack Snyder's Justice League" veröffentlicht und ist zweifellos besser und vor allem ambitionierter als Whedons notdürftig zusammengeflickte Kinofassung – ist von einem Meisterwerk aber immer noch weit entfernt und hat mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie andere Snyder-Filme, allen voran "Batman v Superman".

Wenn Zack Snyder etwas besonders gut kann, dann Epik. Das hat er bereits mit der antiken Greenscreen-Schlachtplatte "300" gezeigt, mit seiner ersten Superheldenadaption "Watchmen" und dann erst recht mit "Man of Steel" und "Batman v Superman". Bei allen Schwächen, die man diesen Filmen vorwerfen kann und muß – und die liegen in erster Linie im Drehbuch-Bereich und bei der Figurenzeichnung –, epische Momente schafft vielleicht kein Hollywood-Regisseur dieser Tage so überzeugend und scheinbar mühelos wie Zack Snyder. Das paßt theoretisch wunderbar zum Dunklen Ritter Batman wie auch zum stets von einem gewissen Pathos umgebenen Superman, weshalb es kein Wunder ist, daß Snyder zum Mastermind des DCEU auserkoren wurde. Nur hat es halt leider nicht so richtig funktioniert. Warum das so ist, kann man an "Zack Snyder's Justice League" gut erkennen. Seine Version des Superhelden-Universums ist zwar episch, gleichzeitig aber auch von einer bleiernen Schwere und einer weitgehenden Humorlosigkeit geprägt. Das kann in einzelnen Filmen oder mit herausragenden Drehbüchern wunderbar funktionieren (Christopher Nolans "Dark Knight"-Trilogie war auch nicht unbedingt ein Festival der guten Laune), aber wenn man ein ganzes Film-Franchise darauf aufbauen will, dann ist das sehr riskant. Denn für das Funktionieren eines solchen Franchises braucht es in erster Linie Identifikationsfiguren, die das Publikum emotional stark ansprechen. Paradebeispiel dafür ist logischerweise das MCU, das mit inspirierten Casting-Entscheidungen sowie viel Humor und Herz dafür sorgt, daß die Fans mit ihren Lieblingen mitfiebern und sie anfeuern und, sollten sie tatsächlich irgendwann den Heldentod sterben, sogar um sie weinen. Das ist Zack Synder nie gelungen. Zwar gibt es auch hier wenig Grund, über die Besetzungen zu klagen – Henry Cavill und Jason Momoa sind hervorragend gewählt, auch Gal Gadot macht ihre Sache gut und selbst der zunächst kontrovers diskutierte Ben Affleck konnte letztlich die meisten Fans hinter sich bringen –, aber es mangelt einfach an der emotionalen Bindung. Gerade Superman bleibt in Snyders gewollt stilisierter Inszenierung (mitsamt betonter Erlöser-Metaphorik) immer irgendwie distanziert und Batman leidet darunter, daß er mangels eigenen Solofilms nie genügend eigenes Profil entwickeln konnte. Diese Problematik durchzieht auch "Zack Snyder's Justice League". Zwar sorgt zumindest Aquaman immer wieder mal für ein wenig Humor und der von Ezra Miller linkisch bis an den Rand der Exzentrik verkörperte Flash ist erkennbar als klassischer "Comic relief" gedacht. Jedoch wirkt das alles etwas gezwungen bei der Kinofassung funktionierte es dank Whedons Talent für spritzige Dialoge besser und will phasenweise nicht recht zur generellen tonalen Schwere passen, zudem macht das Team nie einen richtig harmonischen Eindruck.

Immerhin ist das Gezeigte im Vergleich zur enttäuschenden Kinofassung trotzdem eine klare Verbesserung. Die düstere Musik von Tom Holkenborg ("Mad Max: Fury Road") paßt besser als die von Danny Elfman für den Whedon-Cut und die Epik, die Snyder nicht nur durch die Inszenierung, sondern auch durch den zusätzlichen, erheblich bedrohlicheren Oberbösewicht Darkseid erzeugt – als dessen Lakai Steppenwolf hier lediglich fungiert, wobei er trotzdem glaubwürdiger wirkt als bei Whedon –, macht die Zusammenarbeit der sonst individualistischen mächtigsten Superhelden der Erde wesentlich glaubwürdiger. Zudem hat Snyder seinen Film stärker ins DCEU eingebunden mit Gastauftritten u.a. von Harry Lennix als Calvin Swanwick, Jared Leto als Joker, Willem Dafoe als Aquaman-Mentor Vulko oder mehreren Green Lanterns. Auch Andeutungen auf kommende DCEU-Filme gibt es – die durch Snyders Entmachtung aber größtenteils bis komplett hinfällig sein dürften. Und durch zusätzliche Einführungsszenen von Flash, Cyborg und Aquaman (dessen erster Solofilm ja erst nach Whedons "Justice League" veröffentlicht wurde) erfahren wir etwas mehr über die Neulinge als in der Kinofassung, was durchaus hilfreich ist – wobei Cyborgs Rolle dadurch aber keineswegs so viel größer wird wie einige Berichte es hatten vermuten lassen. Bei allen Verbesserungen bleiben allerdings die grundsätzlichen strukturellen Probleme der Geschichte erhalten, nur daß sie sich nun halt über vier Stunden erstrecken statt über zwei … So nimmt die in sechs Kapitel unterteilte Story nie richtig Fahrt auf (was durch die längeren Einführungen der einzelnen Justice League-Mitglieder sogar noch deutlicher wird), die Charakterzeichnung bleibt oberflächlich und der Film wirkt zu lange eher wie eine Ansammlung (durchaus interessanter) Anekdoten und Einzelgeschichten als wie ein harmonisch durchkomponierter Film. Eindeutig eine Verbesserung gegenüber der Kinofassung, aber immer noch kein richtig guter Film. Jedoch: Die Andeutungen auf die Zukunft des Snyder-DCEU speziell im ausführlichen Epilog sind zweifellos spannend und wecken die Neugier darauf, wie es nach Snyders Willen wohl weitergegangen wäre ...

Fazit: "Zack Snyder's Justice League" ist eine Verbesserung gegenüber der Kinofassung, die epische, vierstündige Inszenierung kann letztlich aber nicht über die weitgehend unverändert gebliebenen inhaltlichen Mängel hinwegtäuschen, allen voran die uninspirierte Story.

Wertung: Knapp 7 Punkte.
 
 
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