Donnerstag, 28. April 2022

3 ENGEL FÜR CHARLIE (2019)

Originaltitel: Charlie's Angels
Regie und Drehbuch: Elizabeth Banks, Musik: Brian Tyler
Darsteller: Kristen Stewart, Naomi Scott, Ella Balinska, Elizabeth Banks, Sir Patrick Stewart, Djimon Hounsou, Luis Gerardo Méndez, Jonathan Tucker, Sam Claflin, Nat Faxon, Chris Pang, Noah Centineo, David Schütter, Hannah Hoekstra, Marie-Lou Sellem, Dennenesch Zoudé, Jane Chirwa, Danica Patrick, Ronda Rousey, Aly Raisman, Chloe Kim, Laverne Cox, Lili Reinhart, Hailee Steinfeld, Robert Clotworthy (Stimme), Jaclyn Smith
3 Engel für Charlie (2019) on IMDb Rotten Tomatoes: 52% (5,3); weltweites Einspielergebnis: $73,3 Mio.
FSK: 12, Dauer: 119 Minuten.
Nachdem die von Charlie Townsend gegründete Detektei "Townsend Agency" sich international aufgestellt hat, gibt es inzwischen zahlreiche "Engel" sowie eine ganze Reihe von "Bosleys", die die Aufträge erteilen und sich um die Logistik kümmern. Als der betagte "Original-Bosley" John Bosley (Sir Patrick Stewart, "Logan") in den Ruhestand geht, kümmern sich fortan Edgar Bosley (Djimon Hounsou, "Shazam!") und Rebekah Bosley (Elizabeth Banks, "Mädelsabend") – der erste Engel, der zum Bosley wurde – um die trotz ihres jungen Alters bereits erfahrene Sabina Wilson (Kristen Stewart, "Snow White and the Huntsman") und ihre neue Partnerin Jane Kano (Ella Balinska, Netflix-Serie "Resident Evil"), eine frühere britische MI-6-Agentin. Ihr nächster Auftrag ist die Whistleblowerin Elena Houghlin (Naomi Scott, "Aladdin"), welche einen potentiell lebensgefährlichen Fehler im "Calisto Project" – einer revolutionären und nachhaltigen Energiequelle – entdeckt und ihrem Vorgesetzten Fleming (Nat Faxon, "Ganz weit hinten") gemeldet hat. Dieser vertuscht ihn jedoch, um die von langer Hand geplante Markteinführung nicht zu gefährden. Gemeinsam wollen Elena, die Engel und die Bosleys genau diese stoppen, wobei Elena hofft, mit dem Unternehmenschef Alexander Brok (Sam Claflin, "Snow White and the Huntsman") direkt sprechen und ihn von einer Verzögerung überzeugen zu können. Doch bereits beim ersten Treffen von Elena mit Edgar Bosley wird von dem geheimnisvollen Profikiller Hodak (Jonathan Tucker, TV-Serie "Kingdom") ein Anschlag auf sie ausgeführt, den Elena nur knapp überlebt, wobei aber ihr Beweismaterial verlorengeht. Nun bleibt nur noch eine Lösung: Die Engel müssen mit Elenas Hilfe die Calisto-Prototypen stehlen ...

Kritik:
Das Konzept ist so simpel wie effektiv: Drei ebenso attraktive wie schlagkräftige und gewitzte junge Frauen machen für ihren geheimnisvollen Boß Jagd auf fiese Bösewichte. Kein Wunder, daß diese Prämisse nicht totzukriegen ist und mit diesem Film bereits ihre zweite Neuauflage erhält. Das Original war natürlich die fünf Staffeln umfassende 1970er Jahre-Serie "Drei Engel für Charlie" mit Kate Jackson, Farrah Fawcett und Jaclyn Smith. Im Jahr 2000 erfolgte ein den Comedy-Aspekt betonendes Kino-Reboot mit Cameron Diaz, Drew Barrymore und Lucy Liu, das gute Kritiken einfuhr und ein so großer kommerzieller Erfolg war, daß drei Jahre später die Fortsetzung "3 Engel für Charlie – Volle Power" veröffentlicht wurde. Die war zwar immer noch recht ertragreich, kam aber deutlich schlechter an und bedeutete das Ende dieser Besetzung. Wiederum knapp zwei Jahrzehnte später also der nächste Neuanfang, der – ähnlich wie beim im gleichen Jahr erschienenen "Men in Black: International" – streng genommen ein Sequel ist, jedoch mit komplett neuem Personal vor und hinter der Kamera daherkommt. Diesmal wird die Comedy wieder zurückgefahren, dafür gibt es noch mehr Action und eine klare feministische Komponente inklusive eines weiblichen Chefs. Das Resultat erinnert bedauerlicherweise erneut an "Men in Black: International": eine handwerklich kompetent umgesetzte, jedoch über weite Strecken erschreckend uninspiriert wirkende Actionkomödie, die mediokre Kritiken nach sich zog und an den Kinokassen ziemlich katastrophal floppte. Wobei nicht verschwiegen werden darf, daß daran eine von den feministischen Aspekten provozierte offene Schmutzkampagne ihren Anteil hatte, die u.a. für die desaströse IMDb-Wertung von 4,9 verantwortlich zeichnet (angesichts der Stimmenverteilung läßt sich nachvollziehen, daß der echte Wert zwischen 5,5 und 6 Punkten liegen dürfte, was aber natürlich immer noch recht enttäuschend wäre), dem etwa ein erstaunlich hoher Audience Score von 78% bei Rotten Tomatoes entgegensteht. Bei allen Schwächen hat der von Elizabeth Banks gedrehte und geschriebene Film das definitiv nicht verdient, denn trotz der generischen Story macht er durchaus Spaß und ich hätte diese neuen Engel gerne in einer besseren Fortsetzung erlebt – aber zu der wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemals kommen.

Größtes Problem von "3 Engel für Charlie" ist, daß das Drehbuch von Elizabeth Banks nie die richtige Balance findet zwischen den humoristischen und den dramatischen Elementen. Wo die beiden vorherigen Kinofilme sich stolz als komödiantische B-Movies ohne Realitätsanspruch präsentierten, kommt Banks' Film ernsthafter daher und erzählt eine zwar denkbar einfallslose und formelhafte, aber im Kern sehr klassische Spionage-Actionstory mit teilweise erstaunlich drastisch inszenierten Todesfällen. Das will nicht so recht passen zu den lässigen Sprüchen der selbstbewußten Protagonistinnen – und auch der ziemlich generische Pop-Soundtrack mit einigen Songs von Ariana Grande fügt sich nicht allzu harmonisch ein, ging mir phasenweise sogar auf die Nerven. Die Handlung wird immerhin recht temporeich erzählt und hat auch ein paar dramatische Wendungen zu bieten (die genreerfahrene Zuschauer jedoch zumeist nur bedingt überraschen dürften), echte Highlights fehlen allerdings und einige Logikmängel trüben das Gesamtbild zusätzlich. Zudem ist die grundsätzlich lobenswerte "Female Empowerment"-Botschaft vor allem zu Beginn arg dick aufgetragen, da hätte man gerne ein bißchen subtiler vorgehen dürfen. Eine interessante Abweichung von der Genreformel ist es, daß wir nicht nur einen Neuling im Team haben – der traditionell als Identifikationsfigur für das Publikum dient –, sondern mit Jane und Elena gleich zwei. In der Praxis wirkt sich das allerdings kaum aus, da Jane zwar neu im Team, aber nicht in der Branche ist, womit die Außenseiterperspektive sich doch deutlich auf die komplett unerfahrene Elena konzentriert. Das funktioniert auch ganz gut, wenngleich Überraschungen weitgehend ausbleiben – abgesehen davon, daß die Schnelligkeit, mit der Elena ihre gefährliche neue Rolle annimmt, nicht übermäßig glaubwürdig wirkt.

Generelles Lob hat dafür die Besetzung verdient, wobei unter den drei Engeln der mit Abstand größte Star tatsächlich das klare Highlight von "3 Engel für Charlie" ist: Kristen Stewart blüht in der in ihrem bisherigen Œuvre eher seltenen humorvollen Rolle regelrecht auf und verkörpert die ebenso direkte wie redselige Sabina mit sichtlicher Freude. Ich hätte das vorher selber nicht geglaubt, aber es ist eindeutig: Kristen Stewart kann nicht nur Drama, sondern offenbart ein bemerkenswertes komödiantisches Talent, das sie zukünftig gerne öfter zeigen darf. An ihrer Seite machen Naomi Scott und Ella Balinska ebenfalls einen guten Job und die Nebenrollen sind mit Elizabeth Banks, Sir Patrick Stewart oder Djimon Hounsou sowieso stark besetzt. Einzig die Antagonisten enttäuschen etwas: Der von Jonathan Tucker verkörperte Auftragskiller Hodak ist zwar gefährlich, aber wenig charismatisch, während Sam Claflins fieser Konzernchef Brok einfach nur eine Witzfigur ist. Daß es darüber hinaus noch einen lange Zeit geheimen Oberbösewicht gibt, ist früh offensichtlich, ich gebe aber gerne zu, daß mich Elizabeth Banks hinsichtlich seiner oder ihrer Identität erfolgreich in die Irre geführt hat. Die Actionsequenzen des großteils in Deutschland gedrehten Films sind alles in allem solide bis gut choreographiert, wirklich Spektakuläres sollte man jedoch nicht erwarten. Ganz am Schluß respektive während des Abspanns gibt es übrigens noch eine ganze Reihe netter Cameos in den Rollen der Engel-Ausbilder in einer amüsanten Montage – man sollte also bis zum Schluß dranbleiben!

Fazit: "3 Engel für Charlie" ist eine solide Actionkomödie, die erzählerisch zwar weit unter ihren Möglichkeiten bleibt und nie die richtige Balance zwischen Action und Komödie findet, aber trotzdem und dank ihrer engagierten Besetzung ordentlich unterhält.

Wertung: 6,5 Punkte.
 
 
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