Originaltitel:
Hellboy
Regie: Neil Marshall, Drehbuch: Andrew Cosby, Musik:
Benjamin Wallfisch
Darsteller:
David Harbour, Ian McShane, Milla Jovovich, Sasha Lane, Daniel Dae Kim,
Alistair Petrie, Sophie Okonedo, Douglas Tait, Stephen Graham (Stimme),
Penelope Mitchell, Brian Gleeson, Mark Stanley, Mario de la Rosa, Nitin
Ganatra, Troy James, Emma Tate (Stimme), Markos Rounthwaite, Kristina Klebe,
Ilko Iliev, Thomas Haden Church, Wolf Blitzer
FSK: 16, Dauer: 121 Minuten.
Vor 1500 Jahren besiegten König Artus und der Magier Merlin die
unsterbliche Blutkönigin und Hexe Nimue (Milla Jovovich, "Die drei
Musketiere"), als die Menschheit kurz vor der Niederlage gegen die
von Nimue angeführten übernatürlichen Kreaturen stand. Nun versucht der Gruagach, ein wildschweinartiges Wesen aus dem Feenreich, Nimue wiederzubeleben und in der Folge
die Herrschaft der Kreaturen über die Erde zu ermöglichen, wozu er zunächst die
überall auf der Welt verteilten einzelnen Körperteile der Blutkönigin
einsammeln muß. Die B.P.R.D., eine Geheimorganisation zur Bekämpfung
paranormaler Gefahren, kommt dem Gruagach aber auf die Schliche und versucht, ihn
aufzuhalten – angeführt von dem rothäutigen Halbdämon Hellboy (David Harbour,
"Zeiten des Aufruhrs"). Dieser wurde einst durch ein finsteres Ritual
auf die Erde gebracht, wo sich jedoch der B.P.R.D.-Leiter Professor Trevor
"Broom" Bruttenholm (Ian McShane, "Scoop") seiner annahm
und ihn zum schlagkräftigen Streiter für das Gute aufzog. An Hellboys
Seite agieren das Medium Alice Monaghan (Sasha Lane, "American
Honey") und Ex-Elitesoldat Ben Daimio (Daniel Dae Kim, TV-Serie
"Hawaii Five-O"), gemeinsam bekommt es das Trio mit zahlreichen
gefährlichen Kreaturen der Finsternis zu tun …
Kritik:
Nachdem Guillermo del Toros "Hellboy" und "Hellboy – Die goldene Armee" zwar bei Kritikern und Fans überwiegend gut ankamen, aber doch keine
ganz großen Hits waren, verzögerte sich der geplante Trilogie-Abschluß immer
weiter, weil schlicht und ergreifend die Finanzierung nicht gesichert werden
konnte. Schließlich entschied man sich zu einer Fortführung der Reihe ohne del
Toro und mit deutlich günstigerem Budget, dazu war jedoch Hauptdarsteller Ron
Perlman nicht bereit – weshalb aus der Fortsetzung ein Reboot mit komplett neuem
Team vor und hinter der Kamera wurde. Da Comic-Schöpfer Mike Mignola auch hier
beteiligt war und zudem eine (wohl der Comic-Vorlage entsprechende) härtere
Gangart angekündigt wurde, war das Interesse der Fans durchaus gegeben, obgleich sicher die meisten del Toros Trilogie-Finale vorgezogen hätten.
Auch Regisseur Neil Marshall weckte Hoffnungen, hatte er doch zuerst im Kino
seine Sporen als Genre-Spezialist verdient ("The Descent", "Centurion") und sich dann zum Experten für spektakuläre Big Budget-Episoden bei TV-Serien wie "Game
of Thrones" entwickelt. Keine schlechten Voraussetzungen eigentlich für das
Reboot, zumal auch die Besetzung mit einigen Genre-Lieblingen paßte. Dann kam
"Hellboy – Call of Darkness" in die Kinos, wurde von den Kritikern
verrissen, schmierte an den Kinokassen ab und kam auch bei den meisten
"Hellboy"-Fans nicht gut an. Dumm gelaufen. Dabei hat Marshalls Film
durchaus ein paar gute Ansätze, scheitert aber in erster Linie an einem
unrunden, wenig einfallsreichen Drehbuch und den allzu sichtbaren Budget-Begrenzungen.
Beginnen wir mit etwas Positivem: David Harbour ist ein
guter Hellboy! Dem "Stranger Things"-Star gelingt es, sich die
von Ron Perlman so kongenial und unverwechselbar verkörperte Rolle anzueignen und ihr eine eigene
Note zu verleihen, ohne sich zu sehr vom toll funktionierenden Original zu
entfernen. Die Sprüche des neuen Hellboy sind etwas rüder, aber er
kommt immer noch als sympathisches Großmaul rüber und auch das Makeup macht
einen guten Eindruck. Ansonsten ist der Film ebenfalls gut besetzt, wobei in den
Hauptrollen im Vergleich zu den del Toro-Filmen deutlich die Menschen
dominieren. So fehlt im B.P.R.D.-Team das Fischwesen Abe Sapien, stattdessen gibt es
neben Hellboys Adoptivvater Professor Bruttenholm den Ex-Elitesoldaten Ben Daimio
und das Medium Alice Monaghan, die zwar beide über paranormale Kräfte verfügen,
aber eben – wie Liz in den ersten beiden Filmen – wie ganz normale Menschen
aussehen. Das trifft ebenso auf die von Milla Jovovich schön dämonisch
verkörperte Hexe und "Blutkönigin" Nimue zu, wobei ihre
Helfershelfer nicht-humanoide Kreaturen sind, allen voran der in der
Originalfassung von Stephen Graham ("The Irishman") gesprochene Gruagach, der mit Hellboy noch ein Hühnchen zu rupfen hat. Insgesamt gibt es zahlreiche nicht-menschliche Kreaturen – vermutlich nicht ganz
so viele wie auf dem Trollmarkt in "Hellboy – Die goldene Armee",
aber doch eine ganze Menge. Das Problem dabei: Man merkt, daß Marshall für
seinen Film weniger Geld zur Verfügung hatte als del Toro. Produktionskosten in Höhe von $50 Mio. sind zwar nicht wenig, aber es reichte ganz offensichtlich
nicht für eine gleichbleibend hohe Qualität der computergenerierten
Spezialeffekte. Das führt dazu, daß die wichtigen Kreaturen – primär Hellboy und der Gruagach – richtig gut aussehen, während die Wesen von
sekundärer bis tertiärer Bedeutung (am deutlichsten ist es bei den
Hybrid-Kreaturen) teils so aussehen, als wären sie aus einem Computerspiel
der 1990er Jahre entkommen. Das wirkt natürlich ziemlich lächerlich und
zerstört damit zwangsläufig jene Immersion, die del Toro in seinen Filmen stets
mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit herstellt. Dabei ist das
Kreaturendesign selbst ziemlich gelungen, nur mit der technischen
Umsetzung hapert es eben zum Teil.
Die mitunter heftige qualitative Achterbahnfahrt ist aber
nicht auf die Computereffekte begrenzt, sondern betrifft den gesamten Film.
"Hellboy – Call of Darkness" findet nie einen harmonischen Tonfall,
vielmehr funktioniert die Mischung aus hemmungslos überzogenen Splatter-Szenen
(die FSK 16-Freigabe gab es vermutlich nur, weil die entsprechenden
Szenen so übertrieben sind, daß nicht ansatzweise realistisch wirken) und
albernem Humor nur sehr selten, der Film wirkt auf diese Weise comichafter als
die beiden Vorgänger, aber zugleich trashiger als es vermutlich geplant war.
Hellboys Sprüche sind immerhin oft recht amüsant – wenn auch nicht so gut wie
in den Vorgängern –, doch ansonsten regen die Dialoge häufig eher zum
Kopfschütteln an. Die Figurenzeichnung bleibt auf beiden Seiten ebenfalls rudimentär. So dürfte Nimue grundsätzlich eine gute Antagonistin sein, sie
bekommt allerdings zu wenig zu tun, um nachhaltig Eindruck hinterlassen zu
können. Und auch die Guten bleiben bis auf Hellboy und mit Abstrichen seinen
von Ian McShane routiniert verkörperten Ziehvater ziemlich blaß und wirken klischeehaft. Das ist gerade bei Hellboys Mitstreitern Alice und Ben
bedauerlich, da beide durchaus interessante Züge aufweisen, die aber viel zu
wenig in Erscheinung treten. Die Handlung selbst ist typisches Genre-Einerlei
ohne große Überraschungen über eine drohende Apokalypse und wirkt eher wie eine
Aneinanderreihung von Einzelszenen als wie ein Film aus einem Guß, aber
zumindest ist sie zweckmäßig und sorgt dafür, daß "Hellboy – Call of
Darkness" als B-Movie einigermaßen unterhaltsam
ist. Daß Neil Marshall und Andrew Cosby (ein erfahrener Comicautor, der hiermit sein Drehbuch-Debüt gibt - was wohl zumindest einige Defizite erklärt) durchaus ambitioniert an
das Projekt herangingen, zeigt derweil, daß sie versucht haben, möglichst viele
Stückchen der Comic-Vorlage einzubeziehen; beispielsweise taucht die
Figur Lobster Johnson (gespielt von Thomas Haden Church, "Killer Joe"), die ein eigenes
Comic-Spin-Off im "Mignolaverse" erhalten hat, im Prolog auf. Für
Comickenner mag das ein kleiner Bonus sein, wer die Vorlage nicht kennt,
auf den wirkt das Cameo eher befremdlich bis sinnlos. Diese Zeit hätte man mit
einem stärkeren Fokus auf die Charaktere definitiv besser nutzen können, wenngleich
das insgesamt wahrscheinlich auch nicht mehr viel hätte retten können. Immerhin die vielen Actionszenen machen einen ordentlichen Eindruck, wobei das Highlight (Hellboys Kampf gegen drei Riesen) bereits relativ früh vonstatten geht. Dennoch gilt: Dieses
Reboot ist definitiv gescheitert und wird keine Fortsetzung finden.
Fazit: Das Reboot "Hellboy – Call of Darkness" hat ein
paar interessante Ansätze und eine gute, engagierte Besetzung, scheitert
aber an einem so einfallslosen wie klischeebeladenen Drehbuch und allzu
offensichtlichen budgetären Beschränkungen.
Wertung: 5 Punkte.
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