Seit rund 2000 Jahren stellt die Familie Kringle den Weihnachtsmann (23 bisher) und sorgt am Nordpol gemeinsam mit den hart arbeitenden Elfen dafür, daß die Kinder überall auf der Welt rechtzeitig ihre Geschenke erhalten – sofern sie brav waren. Doch als nach dem Tod seines Vaters der tolpatschige Nick (Bill Hader, "Es – Kapitel 2") die ehrenvolle Aufgabe übernehmen soll, fühlt er sich schon bei der Vorbereitung vollkommen überfordert. Seine Schwester Noelle (Anna Kendrick, "Nur ein kleiner Gefallen") überredet ihn daher, sich einfach ein Wochenende freizunehmen, um Kraft zu schöpfen für die bevorstehenden Feiertage. Dummerweise kommt Nick nach dem Wochenende nicht zurück und bleibt verschollen, weshalb am Nordpol Panik ausbricht und kurzerhand Cousin Nick (Billy Eichner, "Der König der Löwen") zum neuen Santa bestimmt wird. Der Technik-Nerd verschlimmert die Lage allerdings, weil der von ihm erstellte Logarithmus nur noch etwas weniger als 3000 Kinder weltweit als "brav" einstuft und er alle Geschenke per Amazon Prime versenden will! Also wird Noelle von ihrer Mutter (Julie Hagerty, "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug") gemeinsam mit der resoluten Elfe Polly (Shirley MacLaine, "Das Mädchen Irma la Douce") auf die Suche nach Nick geschickt und in Phoenix, Arizona finden sie widerwillige Unterstützung beim Privatdetektiv Jake (Kingsley Ben-Adir, "King Arthur: Legend of the Sword") und seinem Sohn Alex …
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Donnerstag, 3. Dezember 2020
NOELLE (2019)
Regie und Drehbuch: Marc Lawrence, Musik: Cody Fitzgerald
und Clyde Lawrence
Darsteller:
Anna Kendrick, Bill Hader, Kingsley Ben-Adir, Shirley MacLaine, Billy Eichner,
Julie Hagerty, Maceo Smedley, Diana Maria Riva, Michael Gross, Chelah Horsdal,
Jay Brazeau
Kritik:
Der Weihnachtsfilm ist schon lange ein eigenes Genre, wobei
die Ausprägungen von der am häufigsten verwendeten Komödie (z.B. die
"Santa Clause"-Reihe oder "Wir sind keine Engel") über Tragikomödien ("Ist das Leben nicht
schön?", "Tatsächlich ... Liebe") und inspirierende Dramen (zahllose Versionen von Charles
Dickens' "A Christmas Carol") bis hin zu Weihnachts-Horrorfilmen
("Black Christmas", "Rare Exports") reichen. In den USA gibt es zusätzlich eine
weitere Variante, nämlich den Hallmark-Weihnachtsfilm – jährlich produziert
der Kabelsender zahlreiche Werke mit weihnachtlichem Bezug, bei denen es sich
fast immer um romantische Komödien (selten Tragikomödien) handelt, die zumeist inhaltlich oberflächlich und klischeehaft ausfallen, aber
doch oft unterhaltsam und sehenswert für Weihnachts-Fans. 2019 wollte auch der
junge Streaming-Dienst Disney+ in dieses Geschäft einsteigen, doch die
Eigenproduktion "Noelle" erhielt trotz einer starken Besetzung nur
mittelmäßige Kritiken und versetzte auch das Publikum nicht unbedingt in
Begeisterung. Das ist aber gar nicht unbedingt nötig, denn ähnlich wie die
Hallmark-Produktionen (jedoch erfrischenderweise ohne den romantischen
Teil) bietet "Noelle" sehr sympathische Unterhaltung für die
(vor-)weihnachtliche Zeit, die zwar nur wenige neue Ideen einbringt und die
meiste Zeit ein wenig vor sich hinplätschert, aber jederzeit sehr angenehm
anzusehen ist und ein paar wirklich nette Gags präsentiert.
Regisseur und Drehbuch-Autor Marc Lawrence ist primär für
seine mehrfache Zusammenarbeit mit Sandra Bullock ("Miss Undercover 1 +
2", "Auf die stürmische Art" und "Ein Chef zum
Verlieben") und Hugh Grant ("Mitten ins Herz", "Haben Sie
das von den Morgans gehört?", "Wie schreibt man Liebe?") bekannt
und obwohl "Noelle" seine erste Regiearbeit ohne Bullock oder Grant
seit 1999 ("Schlaflos in New York") ist, fügt sich der Film problemlos in sein Œuvre ein. Wie die genannten Werke zeichnet sich
"Noelle" weniger durch großen Einfallsreichtum oder überraschende
Wendungen aus als durch eine gut ausgewählte, ungemein sympathische und gut
harmonierende Besetzung sowie spritzige Dialoge – wenngleich "Noelle"
davon nicht ganz so viele bieten kann wie Lawrences beste Filme. Anna Kendrick
ist dafür ein großer Trumpf, mit dem "Noelle" wuchern kann: Wie eh
und je agiert sie so charmant, daß man sie einfach nur knuddeln will, und sie
wird unterstützt von einem guten Ensemble. Ob Schauspiel-Legende Shirley MacLaine
als etwas miesepetrige, aber gutherzige Polly, die beiden Comedy-Experten Bill
Hader und Billy Eichner als Nick und Gabe Kringle oder auch Kingsley Ben-Adir
als grummeliger, aber herzensguter Privatdetektiv Jake – sie alle zusammen
sorgen dafür, daß man der letztlich allzu vorhersehbaren und mit wenigen
Höhepunkten versehenen Story gerne folgt. Einzige echte – durchaus positive –
Überraschung des Films ist übrigens die Tatsache, daß sich zwischen Noelle und
Jake keine romantischen Gefühle entwickeln.
Neben dem Ensemble punktet "Noelle" zudem mit
einigen liebevollen und amüsanten Details, deren Humorpotential allerdings
zumeist nicht ansatzweise ausgereizt wird. Das gilt vor allem für den
sarkastischen Elfen-Chor, der – fast wie ein klassischer griechischer Chor im
Theater – die Mißgeschicke von Nick und später von Gabe in herrlich
bissigen Versen kommentiert, aber leider ziemlich sparsam eingesetzt wird. Auch
die stolzen, resolut auftretenden Rentiere von Santas Schlitten – wenngleich erkennbar computergeneriert – sorgen für einige unterhaltsame Momente,
zudem hätte ich persönlich gerne mehr vom Leben der weihnachtlichen Gesellen am
Nordpol gesehen. Dieses wird von einem Rat der Elfen-Ältesten geprägt,
dessen Vorsitzender (Michael Gross aus der "Tremors"-Filmreihe) sich
beispielsweise bei turbulenten Sitzungen wie nach Nicks Verschwinden mit
einem Zuckerhammer Verhör verschafft und diesen anschließend genüßlich ableckt
… Solche netten, sympathischen Momente trösten insgesamt gut darüber
hinweg, daß die Handlung (ähnlich wie der poppige Soundtrack, der großteils auf das Konto der von zwei Kindern des Regisseurs angeführten Band Lawrence geht) reichlich generisch und vorhersehbar daherkommt – die finale Wendung etwa sollte jedem Zuschauer nach wenigen Minuten klar sein,
auch wenn im ganzen Film nur eine Figur irgendwann auf diese Idee kommt – und
die Schwierigkeiten, die Noelle in der für sie fremden Menschenwelt zu
bewältigen hat, eher harmlos sind und sich sowieso schnell in Wohlgefallen
auflösen. Echte Konflikte gibt es also nicht, einen Bösewicht schon gar nicht
(wobei ich das keinesfalls negativ beurteile!), womit "Noelle" alles
in allem ziemlich belanglos ist. Belanglos, aber eben auch unterhaltsam und
sehr sympathisch. Damit kann ich gut leben.
Fazit: "Noelle" ist eine ziemlich
generische, aber trotzdem unterhaltsame Weihnachtskomödie, die vor allem mit
ihrer von einer gewohnt zauberhaften Anna Kendrick angeführten stimmigen
Besetzung punktet.
Wertung: 7 Punkte.
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