Regie: David Leitch, Drehbuch: Drew Pearce, Musik: Dominic Lewis
Darsteller:
Ryan Gosling, Emily Blunt, Aaron Taylor-Johnson, Hannah Waddingham,
Winston Duke, Stephanie Hsu, Teresa Palmer, Ben Knight, Lee Majors,
Heather Thomas, Jason Momoa
IMDb:
6,8; Rotten Tomatoes: 82%; weltweites Einspielergebnis: $181,1 Mio.
FSK:
12, Dauer: 127 Minuten.
Colt
Seavers (Ryan Gosling, "Drive") ist ein
Weltklasse-Stuntman, der vor allem als Double für
Hollywood-Superstar Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson, "Kick-Ass")
arbeitet. Als jedoch ein Stunt danebengeht und Colt beinahe stirbt,
zieht er sich nicht nur für seine langwierige Genesung zurück,
sondern läßt alles hinter sich – neben der Filmbranche auch seine
große Liebe, die Regieassistentin Jody Moreno (Emily Blunt, "Edge
of Tomorrow"). Eineinhalb Jahre später gelingt es der
Star-Produzentin Gail Meyer (Hannah Waddingham, TV-Serie "Ted
Lasso"), Colt von einer Rückkehr zu überzeugen, indem sie ihm
weismacht, Jody – die mit dem teuren SciFi-Epos "Metalstorm"
ihr Regiedebüt feiert – habe ihn persönlich angefordert. Das
entpuppt sich als Lüge, Jody ist tatsächlich überhaupt
nicht erfreut, Colt wiederzusehen. Doch Gail hatte einen guten Grund,
Colt zum Set in Australien zu locken, denn Hauptdarsteller Ryder ist
spurlos verschwunden und Colt – der ihn aufgrund ihrer langjährigen
Zusammenarbeit gut kennt – soll ihn nun finden, bevor die Presse
Wind davon bekommt. Colts Suche verkompliziert sich erheblich, als er
schon bald auf eine Leiche in Ryders Wohnung stößt ...
Kritik:
Seit
vielen Jahren wurde immer wieder angeregt, bei der OSCAR-Verleihung
doch endlich eine Kategorie für die besten Stunts einzuführen.
Lange Zeit widersetzte sich die Academy entsprechenden Forderungen
hartnäckig, doch inzwischen hat sie ihre Meinung geändert: 2028
soll erstmals ein Stunt-OSCAR verliehen werden. Das ist für "The
Fall Guy" leider drei Jahre zu spät, denn David Leitchs
("Bullet Train") romantische Actionkomödie wäre ein sehr
logischer Anwärter auf den ersten Gewinn gewesen. Und das nicht nur,
weil der Protagonist ein Stuntman ist, sondern auch und vor allem
deshalb, weil "The Fall Guy" mit spektakulären Stunts
(inklusive eines echten Weltrekords, der im Film auch direkt
angesprochen wird) nur so vollgestopft ist und sich generell als
aufrichtige Hommage an das gefährliche Handwerk der Stuntleute
qualifiziert. Daß es sich dabei um eine Neuauflage der beliebten
1980er Jahre-TV-Serie "Ein Colt für alle Fälle" handelt,
spielt derweil nur in der Theorie eine Rolle, denn abgesehen vom
Stuntman als Protagonisten und den Namen der beiden Hauptfiguren
(sowie einem netten Cameo der beiden Original-Darsteller Lee Majors
und Heather Thomas nach dem Abspann) hat "The Fall Guy"
wenig mit der Vorlage zu tun – selbst Colts ikonischer GMC
Sierra-Pickup wurde durch ein aktuelles Modell ersetzt, das meiner
Ansicht nach leider bei weitem nicht so gut aussieht. Trotz der
weitgehenden Eigenständigkeit funktioniert "The Fall Guy"
insgesamt aber ganz gut, was vor allem den starken Actionsequenzen
und dem glänzend harmonierenden Hauptdarsteller-Paar zu verdanken
ist. Kein Ruhmesblatt ist dagegen das Drehbuch von Drew Pearce
("Hotel Artemis"), speziell was die erschreckend
einfallslose Kernhandlung rund um Ryders Verschwinden betrifft.
Glücklicherweise
spielt Colts Suche nach Ryder längere Zeit gar keine große Rolle,
stattdessen konzentriert sich "The Fall Guy" im ersten Akt
größtenteils darauf, die theoretisch komplizierte Beziehung
zwischen Colt und Jody zu etablieren – wobei dem Publikum natürlich
schon alleine anhand der großartigen Chemie zwischen Ryan Gosling
und Emily Blunt (die irgendwie immer noch sympathischer wird, je
älter sie wird) klar ist, wie das alles enden wird. Das ändert aber
selbstredend nichts daran, dass die gemeinsamen Szenen des anfangs
verhinderten Liebespaares ein großes Vergnügen für das Publikum
sind. Das gilt ebenso für die vielen Stunt- und Actionsequenzen,
auch wenn der Film es mit deren Anzahl am Ende doch ein klein wenig
übertreibt – bei einer Laufzeit von über zwei Stunden hätte man
sich definitiv ein wenig kürzer fassen können, ohne dass es dem
Film geschadet hätte (eher im Gegenteil).
Immerhin
verwendet Regisseur Leitch nicht mehr Zeit als unbedingt nötig auf
den Ryder-Handlungsstrang, den man mit viel gutem Willen als
zweckmäßig bezeichnen könnte – aber eigentlich ist er dermaßen
einfallslos, dass es spätestens ab einer nur vermeintlich
überraschenden Wendung einfach nur noch nervt und man froh ist, wenn
es endlich zum unvermeidlichen Happy End kommt. Während Gosling und
Blunt die Besetzung erwartungsgemäß klar dominieren und
Taylor-Johnson bei aller überzeichneten Klischeehaftigkeit als
Hollywood-Unsympath überzeugt, hat auch Winston Duke ("Black
Panther") als Stunt-Koordinator und Colts Kumpel Dan Tucker
einige gute Szenen. Dagegen wirkt "Ted Lasso"-Star Hannah
Waddingham trotz einer relativ großen Rolle eher verschenkt und kann
nur selten ihren Charme und ihr exzellentes Comedy-Timing ausspielen.
Insgesamt ist "The Fall Guy" – der immerhin die
Sommerkino-Saison 2024 eröffnen durfte, kommerziell jedoch trotz
guter Kritiken deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb – ein
solides, schön selbstironisches Hollywood-Vehikel, das allerdings
höchstens für die Chemie zwischen seinen beiden Hauptdarstellern
länger in Erinnerung bleibt.
Fazit:
"The Fall Guy" ist eine nostalgische Actionkomödie mit
zwei glänzend harmonierenden Stars, die dem Stunt-Handwerk
aufrichtig Tribut zollt, aber mit einer arg generischen Story
langweilt.
Wertung:
6,5 Punkte.
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The Fall Guy (Original Soundtrack, MP3)
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