Regie: Luca Guadagnino, Drehbuch: Justin Kuritzkes, Musik: Trent
Reznor und Atticus Ross
Darsteller:
Zendaya, Mike Faist, Josh O'Connor, Darnell Appling, Chris Fowler,
Mary Joe Fernandez, Brad Gilbert
IMDb: 7,0; Rotten
Tomatoes: 88% (8,0); weltweites Einspielergebnis: $96,1 Mio.
FSK:
12, Dauer: 132 Minuten.
New
York, US Open 2006: Gerade haben die besten Freunde Patrick Zweig
(Josh O'Connor, "Die Fotografin") und Art Donaldson (Mike
Faist, "West Side Story") den Junioren-Wettbewerb im Doppel
gewonnen, tags darauf werden beide im Junioren-Einzelfinale
gegeneinander antreten. Doch aufgeregter als über das bevorstehende
Duell – in dem Patrick klar favorisiert ist – sind sie über die
Möglichkeit, am Abend bei einer Sponsorenparty die
Juniorinnen-Gewinnerin Tashi Duncan (Zendaya, "Dune")
kennenzulernen, die bereits ein echter Star ist. Das Treffen verläuft
erfolgreich, doch Tashi will nur demjenigen ihre Nummer geben, der
das Junioren-Finale gewinnt … 13 Jahre später: Art ist inzwischen
sechsfacher Grand Slam-Gewinner, kämpft sich jedoch gerade nach
einer langwierigen Verletzungspause mühsam zurück, um sein letztes
verbliebenes Karriereziel zu erreichen: den Gewinn der US Open. Da er
Schwierigkeiten hat, zu seiner Form zurückzufinden, meldet ihn Tashi
– inzwischen seine Ehefrau und Mutter seines Kindes, zudem seine
Trainerin, weil sie ihre eigene Karriere wegen einer schweren
Verletzung früh beenden mußte – bei einem Turnier der
zweitklassigen Challenger-Serie an, wo er Siege und Selbstvertrauen
sammeln soll. Einer seiner möglichen Gegner dort ist ausgerechnet
Patrick, der vor Art mit Tashi zusammen war, mit dem sich das Ehepaar
aber schon lange überworfen hat und der sich trotz seines großen
Talents nie dauerhaft in den Top 100 der Weltrangliste etablieren
konnte ...
Kritik:
Als
begeisterter Tennisspieler und Tennisfan freue ich mich naturgemäß
über jeden Film, der in der fabelhaften Welt des Profi-Tennis
spielt. Wobei das so richtig viele gar nicht sind. "Wimbledon"
(2004), "Battle of the Sexes" (2017), "Borg/McEnroe"
(2017), "King Richard" (2021), dazu vielleicht noch Woody
Allens "Match Point" (2005) und Jan-Ole Gersters "Islands"
(2025), bei denen es aber "nur" um Ex-Profis geht. Das
romantische Sportdrama "Challengers – Rivalen" vom
italienischen Filmemacher Luca Guadagnino ("Suspiria")
stellt da nicht nur eine willkommene Ergänzung dar, sondern reiht
sich sogar generell weit oben in der Liste der besten Sportfilme ein.
Das liegt nicht nur an der lange Zeit (leider aber nicht ganz bis zum
Schluß) sehr authentischen bis mitreißenden Darstellung des
Tennis-Profizirkus mit seinen Aufs und Abs, sondern auch an einer
gekonnten Figurenzeichnung und vor allem den drei herausragend
miteinander harmonierenden Hauptdarstellern, die die zentrale
schwierige Dreiecksbeziehung glaubwürdig auf die Leinwand
transportieren. Daß dabei die Handlung selbst recht rudimentär und
wenig innovativ gerät, ist angesichts der sonstigen Stärken mehr
als verschmerzbar – ärgerlicher ist (zumindest für Tennisfans),
dass "Challengers" sich gegen Ende doch einige so
auffällige wie unnötige kreative Freiheiten bei der
Tennis-Darstellung nimmt, die der Glaubwürdigkeit des Gezeigten
schaden.
Guadagnino
erzählt seine Geschichte über Ehrgeiz, Eifersucht und
Leidenschaft(en) nicht chronologisch, sondern springt immer wieder
zwischen der Gegenwarts-Handlung beim Challenger-Turnier und der
Vergangenheit hin und her. Auf diese Weise wird das komplizierte
Beziehungsgeflecht zwischen Tashi, Art und Patrick nach und nach
aufgedröselt und wir erfahren auch, wann, wie und warum sich die
zunächst innigen Freunde so sehr entzweit haben. Das ist
nachvollziehbar, packend und auch humorvoll inszeniert, wobei die
Dialoge von Justin Kuritzkes ("Queer") ihren Beitrag dazu
leisten. Wenn man sehr kritisch ist, mag man bemängeln, dass die
Figurenzeichnung nicht völlig klischeefrei ist, aber deshalb
funktioniert sie nicht weniger. Der unangepaßte, impulsive Patrick,
der analytische, manipulative Art und die glamouröse, willensstarke
Tashi passen charakterlich nicht wirklich zueinander, aber dennoch
sprühen zwischen ihnen die Funken und obwohl in den Liebesszenen gar
nicht so richtig viel gezeigt wird, zählen sie zu den sinnlichsten
erotischen Sequenzen der letzten Jahre. Das spricht für Guadagninos
meisterhafte Inszenierung, die durch den grandiosen treibenden
elektronischen Score von Trent Reznor und Atticus Ross ("The
Social Network") auf ein noch höheres Niveau angehoben wird –
völlig verdient gab es für die Musik u.a. einen Golden Globe.
Bedauerlicherweise
leistet sich "Challengers" im recht langen Showdown –
natürlich ein umkämpftes Match zwischen Art und Patrick – einige
Schwächen, die wirklich nicht sein müßten. Ist zunächst noch
alles in Ordnung, fängt es spätestens ab dem Stand von 5:5 im
dritten Satz mit den Merkwürdigkeiten an, wenn etwa willkürlich der
Aufschlag zu wechseln scheint und es schließlich einen angemessen
spektakulären Matchball gibt, der so in der Realität aber praktisch
unmöglich wäre. Natürlich läßt sich das dadurch erklären, dass
Guadagnino die Tennisszenen dramaturgisch nutzt, um die Story voran
und zu Ende zu treiben und die Gefühle und Beziehungen zwischen den
beiden Tennisspielern und der zwischen ihnen stehenden Frau zu
unterstreichen – trotzdem wirkt es absolut unnötig und fahrlässig,
dafür so offensichtliche unglaubwürdige Momente einzubauen, die für
einen Kenner des Sports bei aller Dramatik kaum zu übersehen sind.
Laien mag das egal sein und vielleicht läßt sich mit der Annahme,
dass diese im Publikum in der Mehrzahl sein dürften, der
dramaturgische Mehrwert rechtfertigen. Überflüssig bleibt es in
meinen Augen dennoch. Und das ist gerade deshalb so schade, weil
"Challengers" ansonsten so viel richtig macht und trotz der
finalen Schwächen immer noch ein richtig gutes Sportdrama mit stark
inszenierten Tennisszenen und drei herausragenden Schauspielern ist. Übrigens wurden Zendaya, Mike Faist und Josh O'Connor drei
Monate lang vom früheren US-Tennisprofi und späteren Erfolgscoach (u.a. von Andre Agassi, Andy Roddick und Andy Murray) Brad Gilbert trainiert – eine Anstrengung, die sich definitiv ausgezahlt hat.
Fazit:
"Challengers – Rivalen" ist ein fesselndes, vor Erotik
prickelndes romantisches Sportdrama, das neben der tollen Besetzung
lange auch mit hoher Authentizität glänzt – bis es im Finale
etwas aus der Spur gerät.
Wertung:
8 Punkte.
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Challengers (Original Soundtrack, CD)
Challengers (Original Soundtrack, Vinyl)
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