Regie: Sir Ridley Scott, Drehbuch:
David Scarpa, Musik: Harry Gregson-Williams
Darsteller:
Paul Mescal, Denzel Washington, Pedro Pascal, Connie Nielsen, Joseph
Quinn, Fred Hechinger, Tim McInnerny, Alexander Karim, Peter Mensah,
Sir Derek Jacobi, Matt Lucas, Lior Raz, Rory McCann, Yuval Gonen
IMDb:
6,5, Rotten Tomatoes: 70%; weltweites Einspielergebnis: $462,2 Mio.
FSK:
16, Dauer: 148 Minuten.
Als
der römische General Justus Acacius (Pedro Pascal, "The
Equalizer 2") mit seinen Truppen im Auftrag der Zwillingskaiser
Geta (Joseqh Quinn, "A Quiet Place: Tag Eins") und
Caracalla (Fred Hechinger, "Der denkwürdige Fall des Mr. Poe")
die letzte freie numidische Stadt erobert, zählt auch der junge
Krieger Hanno (Paul Mescal, "All of Us Strangers") zu den
Gefangenen. Auf dem Weg nach Rom fällt Hanno dem Sklavenhändler
Macrinus (Denzel Washington, "Fences") auf, der ihn zum
Gladiator ausbilden lässt. Aufgrund seines kämpferischen Könnens und
seiner Aggressivität wird Hanno auch im Colosseum von Rom schnell
zum Publikumsliebling – allerdings denkt er nur daran, Rache an
General Acacius zu nehmen. Was niemand weiß: In Wirklichkeit ist
Hanno ein waschechter Römer, nämlich Lucius, Enkel des legendären
Kaisers Marcus Aurelius und Sohn von Lucilla (Connie Nielsen, "Wonder
Woman"), die Lucius nach dem gewaltsamen Tod von Marcus
Aurelius' Sohn und Nachfolger Commodus zu seinem Schutz in die Ferne
geschickt hatte. Inzwischen ist Lucilla ausgerechnet mit General
Acacius verheiratet und plant mit ihm eine Revolution gegen die
launischen und inkompetenten Zwillingskaiser, unter denen Rom immer
weiter verkommt ...
Kritik:
Um
es gleich ganz klar zu sagen: Für mich ist "Gladiator" aus
dem Jahr 2000 der beste Sandalenfilm aller Zeiten, den ich deshalb
auch beinahe ein halbes Dutzend Mal im Kino gesehen habe (ich war zu
der Zeit Student und hatte die Zeit …). Bei diesem Film kam im
positivsten Sinne alles zusammen: ein Regisseur Ridley Scott auf
dem Höhepunkt seines Schaffens; ein Drehbuch-Autor John Logan, der
mit seinem grandiosen Skript den Durchbruch in Hollywood schaffte; ein Hauptdarsteller Russell Crowe, der eine wie für ihn geschaffene
Rolle mit einer selten gesehenen Aura verkörperte und dafür mit einem OSCAR gewüridgt wurde; ein Joaquin
Phoenix, der mit Kaiser Commodus eine der besten Bösewicht-Rollen
der Filmgeschichte meisterte und damit endgültig aus dem langen
Schatten seines jung verstorbenen großen Bruders River trat; und
natürlich der wohl beste Soundtrack von Hans Zimmer (gemeinsam mit
Lisa Gerrard), der vor allem die zahlreichen Kampfszenen noch einmal
auf ein höheres Level hievte. Angesichts dessen habe ich der späten
Fortsetzung von "Gladiator" natürlich gespannt, aber auch
mit einer gehörigen Portion Skepsis entgegengeblickt. Und nein,
natürlich erreicht "Gladiator II" seinen Vorgänger bei
weitem nicht, aber immerhin ist dem inzwischen weit in seinen 80ern
steckenden Ridley Scott eine ordentliche Fortsetzung gelungen, die im
Großen und Ganzen gut zu unterhalten weiß – vor allem dank Denzel
Washington.
Bei
Fortsetzungen erfolgreicher Filme gibt es (verallgemeinert
ausgedrückt) drei Herangehensweisen: Man versucht, den Vorgänger
weitgehend zu kopieren; man geht bewusst ganz neue Wege (und riskiert
damit, die Fans des Originals zu verprellen); oder man wählt einen
Mischweg, der die Stärken des Vorgängers beibehält und behutsam
erweitert. Bei "Gladiator II" sieht es lange nach der
langweiligsten, der ersten Option aus, im Verlauf der knapp zweieinhalb Stunden
schlägt das Drehbuch von David Scarpa ("Napoleon") aber
doch noch ein paar willkommene Haken. Nach dem sehenswerten Vorspann,
der in stilisierter animierter Form noch einmal grob die Handlung von
"Gladiator" zusammenfasst, hält sich die Erzählstruktur
zunächst allzu nahe an die des Vorgängers: Hanno verliert alles,
wird zwangsweise zum Gladiator und sinnt auf Rache. Das ist alles
routiniert inszeniert und gespielt, erreicht aber nie die
erzählerische Wucht und emotionale Tiefe des ersten Teils. Was unter
anderem daran liegt, dass die Rolle von Maximus aus "Gladiator"
hier im Grunde genommen zweigeteilt ist: Während General Acacius
praktisch jenem Maximus vor dem Verrat an ihm entspricht, verkörpert
Hanno den Maximus nach diesem Verrat. Das ist prinzipiell ein
interessanter Ansatz, hat aber den ungünstigen Nebeneffekt, dass auf
diese Weise beide Figuren zu kurz kommen. Vor allem Acacius' Rolle
hätte mehr Substanz verdient gehabt, obgleich Pedro Pascal es
versteht, den General auch mit wenigen denkwürdigen Szenen
sympathisch auszugestalten. Hanno respektive Lucius hat es etwas
besser getroffen, aber im Vergleich zu Maximus wirkt sein Leidensweg
beinahe harmlos – es ist nunmal etwas anderes, ob man wie Maximus
innerhalb kürzester Zeit vom gefeierten Helden und Beinahe-Herrscher
zum verzweifelten Sklaven abstürzt oder ob man wie Hanno dem
Publikum fast von Beginn an als Sklave vorgestellt wird. Und so gut Paul
Mescal seine Sache als Hanno auch macht – und er macht sie richtig
gut! –, ist er eben doch kein Russell Crowe und hat (noch) nicht
dessen Aura und Intensität. Dass das Drehbuch es ihm kaum
erlebt, echte Verbindungen zu anderen Figuren aufzubauen (wie es bei
Maximus u.a. mit seinen von Djimon Hounsou und Ralf Moeller
verköperten Mit-Gladiatoren der Fall war), macht es für Mescal
natürlich nicht leichter.
Generell
bleibt "Gladiator II" in nahezu allen Aspekten mindestens
einen Tick hinter dem Original zurück, teilweise sogar stärker.
Beispielsweise reicht die anfängliche Schlacht in Numidien nicht
ansatzweise an Maximus' Kampf gegen die Germanen heran und auch die
Gladiatorenkämpfe sind trotz einiger netter Ideen nicht so
ausgefeilt choreographiert und intensiv in Szene gesetzt wie im
Vorgänger – und die Hunde-Affen-Hybriden, gegen die Hanno in
seinem ersten Kampf antreten muss, sind dermaßen offensichtlich
computergeneriert, dass es schon ärgerlich ist (wobei die
Spezialeffekte ansonsten weitestgehend überzeugend ausfallen).
Ähnlich sieht es mit der Musik aus, für die man zwar mit Harry
Gregson-Williams ("Der Marsianer") einen Schüler von Hans Zimmer engagiert hat, der
sich hörbar Mühe gibt, den Stil seines Mentors beizubehalten und
dies auch schafft – für Gänsehautmomente sorgen letztlich aber
doch nur jene kurzen Momente, in denen die ikonischen Melodien aus
"Gladiator" recycelt werden. Und schließlich sind die
verrückten Kaiser-Brüder nicht einmal ansatzweise so bedrohlich wie
Joaquin Phoenix' Commodus und dessen sehr persönlicher Groll gegen
Maximus, was Hannos Entwicklung etwas die Schärfe und Spannung
nimmt.
In
einem Punkt hat "Gladiator II" jedoch gegenüber
"Gladiator" tatsächlich die Nase vorn: Denzel Washington,
der für seine Leistung u.a. für einen Golden Globe nominiert wurde,
verkörpert seine Rolle als intriganter Sklavenhändler und
Gladiatoren-Ausbilder Macrinus mit sichtlicher Spielfreude und
übertrifft damit noch Oliver Reeds Performance in ähnlicher Rolle aus dem Vorgänger.
Was auch daran liegt, dass Macrinus vielschichtiger geschrieben ist
als Reeds Proximo – und eigentlich alle anderen "Gladiator
II"-Figuren. In einer insgesamt soliden, wenn auch weitgehend
überraschungsarmen Handlung ist Macrinus zweifellos einer der
wenigen Höhepunkte. Nicht unerwähnt bleiben soll übrigens, dass es
neben Lucius (der aber nicht mehr wie im Original von Spencer Treat
Clark verkörpert wird, obgleich der sehr wohl noch schauspielerisch
aktiv ist – aber vermutlich passte seine eher schmächtige Statur
nicht zu dem erwachsenen Lucius, der in "Gladiator II"
gebraucht wird) noch zwei Rückkehrer gibt. Während die scheinbar kaum gealterte Connie Nielsen
als Lucilla durchaus eine bedeutende Rolle spielt, fallen jedoch die
kurzen Szenen mit der 85-jährigen britischen Theaterlegende Sir
Derek Jacobi ("Anonymus") als Senator Gracchus eher in die Kategorie
"Gastauftritt". Insgesamt hätte "Gladiator II"
definitiv weit schlechter ausfallen können als es am Ende der Fall
war – angesichts des versammelten Talents aber auch erheblich besser. So
ist er ein durchaus sehenswerter Sandalenfilm, bei dem man aber nur
selten den Gedanken abschütteln kann, dass der Vorgänger einfach noch viel besser war.
Fazit:
"Gladiator II" ist ein solider, aufwendig produzierter und
routiniert inszenierter Sandalenfilm mit guter Besetzung, der aber
dem unausweichlichen Vergleich mit seinem gefeierten Vorgänger nie standhalten
kann.
Wertung:
7 Punkte.
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Gladiator II (Original Soundtrack, CD))
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