Regie: Guy Ritchie, Drehbuch: Paul Tamasy, Eric Johnson, Arash Amel, Guy Ritchie, Musik: Christopher Benstead
Darsteller:
Henry Cavill, Eiza González, Alan Ritchson, Henry Golding, Alex
Pettyfer, Hero Fiennes Tiffin, Babs Olusanmokun, Til Schweiger, Danny
Sapani, Rory Kinnear, Cary Elwes, Freddie Fox, Henrique Zaga, Tim
Seyfi, Simon Paisley Day, Victor Oshin
Altersempfehlung:
16, Dauer: 122 Minuten.
Europa,
1941: Die Nazis haben bereits Polen, Belgien und Frankreich erobert
und haben es als nächstes auf Großbritannien abgesehen. Trotz
Drucks von weiten Teilen des Militärs und der Politik, mit
großen Zugeständnissen einen Waffenstillstand mit den Nazis zu
schließen, setzt Premierminister Winston Churchill (Rory Kinnear,
"Skyfall") weiterhin auf Sieg. Dafür benötigt er aber
dringend die Unterstützung der US-Amerikaner und die wird er auf
keinen Fall bekommen, solange die unbesiegbar erscheinende deutsche
U-Boot-Flotte den Atlantik beherrscht. In einer Art Verzweiflungsakt
organisieren Churchill und die Militärgeheimdienstler Brigadier Gubbins (Cary
Elwes, "Die Braut des Prinzen") und Ian Fleming (Freddie
Fox, TV-Serie "Slow Horses") eine inoffizielle Mission, um ein in neutralem Gebiet im Hafen der spanisch kontrollierten Insel
Fernando Po vor der afrikanischen Westküste liegendes wichtiges
Versorgungsschiff der Nazis zu zerstören und so den Nachschub für
die deutschen U-Boote zu sabotieren. Beauftragt wird der eigenwillige
Major Gus March-Phillips (Henry Cavill, "Man of Steel"),
der sich ein kleines Team mit dem hünenhaften dänischen
Waffenexperten Anders Lassen (Alan Ritchson, TV-Serie "Reacher"),
dem Sprengstoffspezialisten Freddy Alvarez (Henry Golding, "Crazy
Rich"), dem irischen Seemann Henry Hayes (Hero Fiennes Tiffin,
"The Woman King") und dem brillanten Planer Geoffrey
Appleyard (Alex Pettyfer, "Elvis & Nixon")
zusammenstellt. Vor Ort unterstützt werden sie von den beiden
Undercover-Agenten Richard Heron (Babs Olusanmokun, "Dune")
und Marjorie Stewart (Eiza González, "Baby Driver"), die primär den SS-Komandanten Heinrich Luhr (Til Schweiger, "King
Arthur") ablenken sollen ...
Kritik:
Auch
wenn es unwahrscheinlich klingt: "The Ministry of Ungentlemanly
Warfare" – außerhalb der USA zumeist direkt beim
Streamingdienst Amazon Prime Video veröffentlicht, so auch in
Deutschland – erzählt in den Grundzügen eine wahre Geschichte!
Die "Operation Postmaster" fand 1941/1942 statt, öffentlich
bekannt wurde das so richtig aber erst im Jahr 2017, als die
Geheimhaltung der amtlichen Dokumente aufgehoben wurde.
Bereits 2014 erschien allerdings ein Sachbuch von Damien Lewis, das
zehn Jahre später als Vorlage für den Film des Briten Guy Ritchie
("Aladdin") dienen sollte. Fünf der zentralen Protagonisten gab es wirklich
(March-Phillips, Lassen, Hayes, Appleyard, Stewart), auch der
spätere James Bond-Autor Ian Fleming war involviert und
soll durch March-Phillips zu seinem fiktiven Geheimagenten
inspiriert worden sein. Bei der Ausführung der Mission nehmen
sich die vier Drehbuch-Autoren (darunter Ritchie) jedoch einige
Freiheiten und sorgen vor allem dafür, daß alles spektakulärer
und actionreicher ausfällt als es in der Realität vonstattenging –
und mit Heinrich Luhr gibt es auch noch einen von Til Schweiger schön
hassenswert verkörperten Bösewicht. "The Ministry of
Ungentlemanly Warfare" nimmt sich wie
Abenteuerfilme inszenierte Hollywood-Kriegsfilme der 1960er Jahre
wie "Die Kanonen von Navarone", "Stoßtrupp Gold"
oder "Das dreckige Dutzend" zum Vorbild, zudem ist Tarantinos
"Inglourious Basterds" eine sehr offensichtliche
Inspirationsquelle – deren Qualität hier allerdings nur selten
erreicht wird. Denn Guy Ritchie ist zwar ein unterhaltsames
zweistündiges Action-Abenteuer gelungen, dem aber jeglicher Tiefgang
ebenso wie jedweder Funke Originalität abgeht. Angesichts der
historischen Vorlage wäre da sicher mehr möglich gewesen, solides
Entertainment ist aber ja auch nicht schlecht.
Eine
der vielen Abweichungen von der Realität ist, daß March-Phillips
und seine Jungs Geoffrey Appleyard erst einmal befreien müssen –
der ist nämlich bei der Vorbereitung der Mission in Kriegsgefangenschaft geraten
und steckt daher in einem Nazi-Lager auf La Palma fest. Die
Befreiungsaktion steht stellvertretend für den gesamten Film: Zu
viert schalten unsere Helden ohne größere Probleme Dutzende von
Nazis aus – teilweise sehr brutal, jedoch immer mit einem gewissen
Augenzwinkern. Das kann man selbstredend (wie bei den Vorbildern aus
den 1960er Jahren) moralisch etwas fragwürdig finden, es gehört zu
diesem Genre aber einfach dazu. Problematischer ist, daß es Guy
Ritchie so gut wie nie wirklich gelingt, in "The Ministry of
Ungentlemanly Warfare" ein Gefühl der Bedrohung für die
Protagonisten zu etablieren. Die Nazis sind wie die imperialen
Sturmtruppler speziell in der originalen "Star Wars"-Trilogie:
nur inkompetentes Kanonenfutter. Wie soll man da ernsthaft um das Leben
von March-Phillips und Konsorten bangen? Einzige Ausnahme ist
erwartungsgemäß Heinrich Luhr, denn der SS-Mann ist nicht nur
chronisch schlecht gelaunt, sondern bösartig und auch nicht
unintelligent, wodurch zumindest Marjorie Stewart in die eine oder
andere bedrohliche Situation kommt – letztlich ist
jedoch selbstredend auch Luhr kein echter Prüfstein für unsere wackeren
Heroen.
Immerhin:
Die Kämpfe und sonstigen Actionsequenzen zur schmissigen, an Ennio Morricone erinnernden Musik von Christopher Benstead ("The Gentlemen") sind kompetent und
teilweise sogar recht ideenreich umgesetzt; da macht es noch mehr
Spaß, dem Nazi-Scheibenschießen zuzuschauen als es sowieso schon
der Fall wäre. Das tröstet außerdem ansatzweise darüber hinweg, daß
die Charaktere fast ausnahmslos holzschnittartig gezeichnet sind.
March-Phillips und seine Männer haben zwar immer einen lockeren
Spruch auf den Lippen und sehen beim Nazi-Killen cool aus,
Persönlichkeit dürfen sie jedoch keine entwickeln. Im Grunde
genommen wären sie fast komplett austauschbar, würden sie nicht von so
markanten und charismatischen Schauspielern wie Henry Cavill, Henry
Golding oder Alan Ritchson verkörpert. Und wenigstens etwas spannender
ist der Handlungsstrang rund um die beiden Undercover-Agenten Stewart
und Heron gestaltet. Schließlich können diese beiden nicht einfach nur auf
ihre Kampfkraft zählen, sondern brauchen immer wieder Köpfchen, um
Luhr und Schergen auszutricksen. Und da sie nur zu zweit sind,
aber wahrscheinlich sogar mehr Dialoge haben als der von Kämpfen
dominierte March-Phillips-Strang, entwickeln sie sogar so etwas wie Profil (speziell Stewart). Das reicht nicht aus, um "The
Ministry of Ungentlemanly Warfare" zu einem richtig guten Film
zu machen, aber es steigert den Unterhaltsamkeitsgrad nicht
unerheblich.
Fazit:
"The Ministry of Ungentlemanly Warfare" ist ein
actionreiches Kriegsabenteuer mit guter Besetzung, das gar kein Interesse
daran hat, mehr als einfach "nur" unterhaltsam zu sein.
Wertung:
7 Punkte.
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The Ministry of Ungentlemanly Warfare (Original Soundtrack, MP3)
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