Regie: Shawn Levy, Drehbuch: Ryan Reynolds, Rhett Reese, Paul
Wernick, Zeb Wells und Shawn Levy, Musik: Rob Simonsen
Darsteller: Ryan
Reynolds, Hugh Jackman, Emma Corrin, Matthew Macfadyen, Dafne Keen,
Jennifer Garner, Channing Tatum, Wesley Snipes, Chris Evans, Morena
Baccarin, Brianna Hildebrand, Rob Delaney, Leslie Uggams, Shioli
Kutsuna, Stefan Kapicic, Karan Soni, Randal Reeder, Lewis Tan, Aaron
Stanford, Tyler Mane, Jade Lye, Daniel Medina Ramos, Eduardo Gago Muñoz, Aaron W.
Reed, Mike Waters, Billy Clements, Curtis Rowland Small, Jessica Walker, Chloe Kibble, Ayesha Hussain, Nilly Cetin, Dania Ramirez, Wunmi Mosaku, Nathan Fillion (Stimme), Jon
Favreau, Nick Pauley, Paul Mullin, Ollie
Palmer, Blake Lively (Stimme), Matthew McConaughey, Henry Cavill
Rotten Tomatoes: 80%
(7,1); weltweites Einspielergebnis nach einer Woche: $545,9 Mio.; FSK: 16, Dauer: 128 Minuten.
Wade Wilson (Ryan
Reynolds, "Free Guy") hat sein Deadpool-Kostüm an den
Nagel gehängt und versucht sich an der Seite seines Freundes Peter
(Rob Delaney, "Bombshell") mit eher überschaubarem Erfolg als Gebrauchtwagenverkäufer.
Doch dann wird Wade auf seiner eigenen Geburtstagsparty von Agenten
der "Time Variance Authority" (TVA) entführt, einer
Organisation, deren ehrenvolle Aufgabe es ist, über die unzähligen Zeitlinien
des Multiversums zu wachen. Der ehrgeizige Mr. Paradox (Matthew
Macfadyen, "Stolz und Vorurteil") soll das
schleichende Ende von Wades Version der Erde – Erde-10005 – begleiten, das durch den Verlust seines Ankerpunkts in Form des
Todes von Wolverine eingeläutet wurde, sich aber im Normalfall über
mehrere Tausend Jahre hinwegziehen würde. Mr. Paradox will diese
Zeitspanne mit der Hilfe von Wade auf 72 Stunden verkürzen und
bietet diesem dafür an, ihm seinen größten Traum zu erfüllen: ein
Avenger auf dem "wahren Zeitstrang" der Erde-616 zu werden.
Als Wade ablehnt und sich im Multiversum auf die Suche nach einem
neuen Wolverine (Hugh Jackman, "Greatest Showman") für
Erde-10005 macht, werden er und einer dieser Wolverines wenig später
von Mr. Paradox in "die Leere" verfrachtet, eine Art Müllhalde für
ausgemusterte Personen aus diversen Zeitsträngen. Von dort kann
theoretisch niemand entkommen, doch Deadpool und Wolverine hoffen,
über die mächtige Mutantin Cassandra Nova (Emma Corrin, "Die Misswahl") – die
böse Zwillingsschwester von Professor Xavier – einen Weg zu
finden. Um gegen Cassandra und die um sie versammelten Mutanten
bestehen zu können, müssen Deadpool und Wolverine jedoch zunächst
einige von der Welt lange vergessene Helfer in der Leere
zusammensuchen ...
Kritik:
Es gibt vermutlich
nicht viele Filme, auf denen im Vorfeld ein so großer Druck gelastet
hat wie auf "Deadpool & Wolverine". Nicht genug, daß
der erste Auftritt des großmäuligen Söldners im Marvel Cinematic Universe (nach zwei enorm erfolgreichen von Fox produzierten
Abenteuern) und das Comeback des eigentlich bereits heroisch
verstorbenen Publikumslieblings Wolverine das in Phase 5 arg
schwächelnde MCU wieder auf Kurs bringen
sollte – nein, nicht wenige Beobachter erwarteten, erhofften oder
befürchteten (je nach Sichtweise) von ihm die Rettung des
"Superhelden-Kinos". Nun, bereits nach dem Startwochenende
läßt sich konstatieren, daß der von Shawn Levy ("Date Night")
inszenierte "Deadpool & Wolverine" vielleicht
nicht direkt das Superhelden-Kino gerettet hat; sehr wohl hat er gezeigt, daß gut gemachte Superhelden-Filme weiterhin ein
riesiges, begeisterungsfähiges Publikum in die Lichtspielhäuser
locken und daß das MCU auch 16 Jahre nach seinem Beginn mit "Iron
Man" noch lange nicht am Ende ist. Dabei ist Levy,
Hauptdarsteller und Ko-Autor Ryan Reynolds und dem ganzen Team sogar
das Kunststück gelungen, den vor Zitaten und Gastauftritten nur so
wimmelnden "Deadpool & Wolverine" einerseits als
liebevoll-nostalgischen Abschied vom von den "X-Men"
geprägten Fox-Marvel-Universum zu gestalten und den Protagonisten
andererseits einen explosiven Eintritt ins MCU zu bescheren, der auf
selbiges wie ein Adrenalinstoß wirken dürfte (und das nicht nur,
weil es der erste MCU-Film mit US-amerikanischem "R"-Rating
ist, also einer wohlverdienten Erwachsenenfreigabe). Daß die Story
selbst sich eher im qualitativen Mittelmaß bewegt, stört gar
nicht so sehr und läßt immerhin Raum zur Steigerung – denn daß
Deadpool und Wolverine fortan eine bedeutende Rolle im MCU spielen
werden, dürfte klar sein (auch wenn Deadpools Ankündigung, Disney
werde Jackman zwingen, Wolverine zu spielen, bis er 90 ist,
vielleicht minimal übertrieben ist).
Eventuelle Bedenken,
daß Deadpool für sein Disney- und MCU-Debüt in irgendeiner Art und
Weise gezähmt worden sein könnte, wischt "Deadpool &
Wolverine" schnellstmöglich beiseite – in einer herrlichen
Vorspannsequenz, in der Deadpool zu "Bye, bye, bye"
von *NSYNC mit den sterblichen Überresten von Logan aka Wolverine eine
große Gruppe von TVA-Agenten zermatscht. Das ist natürlich ein sehr
demonstrativer Auftakt, aber der Film hält die offensive
Kompromißlosigkeit bis zum Schluß durch. Das trifft erfahrungsgemäß
zwar nicht jedermanns Geschmack – gerade die Sex-Witzchen nehmen
zwischenzeitlich doch etwas arg überhand –, aber wer "Deadpool"
und "Deadpool 2" gesehen hat, weiß ja, was zu erwarten
ist. Schon im Vorfeld war bekannt, daß nicht nur die beiden
titelgebenden Protagonisten ihr Debüt im MCU feiern würden, sondern es durch die Einbindung in die übergreifende
Multiversums-Storyline viele weitere Rückkehrer und
Gastauftritte geben würde. Konkret kann ich darauf naturgemäß
nicht eingehen, ohne die Überraschungen zu verderben, aber ich kann
verraten, daß ich mit noch deutlich mehr bekannten
Gesichtern gerechnet hatte. Die Anzahl übertrifft zwar jene aus den
beiden anderen großen Multiversums-Filmen – "Spider-Man: No
Way Home" und "Doctor Strange in the Multiverse of Madness"
–, hält sich aber noch einigermaßen in Grenzen. Das mag
einerseits etwas enttäuschend für all jene sein, die sich auf ein
Cameo-Festival gefreut haben, andererseits funktioniert der etwas
sparsamere Ansatz einwandfrei, weil die Comebacks auf diese
Weise größtenteils sinnvoll eingebunden sind und sich auch nicht
nur auf Sekunden-Cameos beschränken (von denen gibt es aber auch ein
paar, teils wohl wegen Umbesetzungen einiger sekundärer
Mutanten). Und ich gebe es gerne zu: Eines der Comebacks, mit dem ich
überhaupt nicht gerechnet habe, hat mich regelrecht
begeistert; und ich gehe davon aus, daß es vielen Marvel-Fans so
ergehen wird (sofern sie ein gewisses Alter erreicht
haben).
Allen
Gastauftritten, Rückkehrern und Neulingen zum Trotz gibt es
aber natürlich zwei primäre Gründe, warum "Deadpool &
Wolverine" einer wenig gehaltvollen, bestenfalls
zweckmäßigen Handlung zum Trotz so gut unterhält: Deadpool und Wolverine. Ryan
Reynolds verkörpert Deadpool gewohnt energetisch und sorgt mit
unzähligen frechen Sprüchen und den direkt ans Publikum gewandten
Anspielungen (die sich gerne mal mehr oder weniger liebevoll über den neuen Brötchengeber Disney lustig machen) für die Lacher, während Hugh Jackman diese angeblich
schlechteste Wolverine-Variante des Multiversums (zunächst) betont
grimmig und schlecht gelaunt interpretiert. Und wie erhofft
funktioniert dieses denkbar ungleiche Duo dank seiner charismatischen
Schauspieler und der gut geschriebenen, witzigen und temporeichen Dialoge
wunderbar. Da ist es zu verschmerzen, daß die beiden neu
eingeführten Antagonisten Mr. Paradox und Cassandra Nova erkennbar zu kurz
kommen, obwohl ihre Darsteller alles geben. Zumindest gelingt es dem
Film, Cassandras Gefährlichkeit überzeugend zu vermitteln und ihre
Fähigkeit, buchstäblich in die Köpfe ihrer Gegner zu kriechen, ist
optisch auf sehr irritierende Weise ziemlich genial umgesetzt. Dennoch können
weder sie noch der von Matthew Macfadyen schön opportunistisch
dargestellte Mr. Paradox das Problem der enttäuschenden
Bösewichte im MCU (mit einzelnen Ausnahmen, allen voran Thanos) lösen. Dafür überzeugt
"Deadpool & Wolverine" erwartungsgemäß in Sachen
Ausstattung, Spezialeffekte und generell Action – neben der
erwähnten Vorspannsequenz beeindruckt vor allem der Kampf gegen das
"Deadpool-Corps" zu den ikonischen Klängen von Madonnas "Like a
Prayer". Apropos: Neben dem lebhaften Score von Rob Simonsen
("Ganz weit hinten") zählt auch die Musikauswahl zu den
Stärken des Films, in dem zahlreiche Song-Klassiker wie Huey Lewis'
"The Power of Love", Ray Penningtons "I'm a Ramblin'
Man" oder Chris de Burghs "The Lady in Red" ebenso
effektiv wie ironisch eingesetzt werden. Kurzum: "Deadpool
& Wolverine" bereitet Marvel-Fans auch ohne eine packende Story große Freude und nimmt nebenbei überraschend
liebevoll und nostalgisch Abschied von der von den "X-Men"
dominierten Fox-Ära.
Fazit:
"Deadpool & Wolverine" ist eine gewohnt anarchische,
brutale und zumeist sehr witzige Actionkomödie, die vor allem mit
ihren beiden charismatischen Protagonisten sowie zahllosen Anspielungen
und Gastauftritten punktet.
Wertung: 8 Punkte.
Bei
Gefallen an meinem
Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger"
mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den
Rezensionen freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
Deadpool & Wolverine (T-Shirt)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen