So langsam haben die Filmstudios ihre Pandemie-Nachzügler abgearbeitet, dennoch bleibt es dabei, daß die Kinos trotz nach wie vor bestehender Kapazitäts-Beschränkungen geradezu mit neuen Werken überschwemmt werden. Im Oktober sind das im Mainstream-Bereich allerdings etwas weniger, da die meisten Verleiher dem Ende September höchst erfolgreich gestarteten James Bond-Film "Keine Zeit zu sterben" ausweichen - dafür gibt es umso mehr Stoff für die Arthouse-Kinos, darunter mit "Titane" den unkonventionellen Gewinner der Goldene Palme in Cannes:
7. Oktober:
"Hinterland":
Der österreichische OSCAR-Gewinner Stefan Ruzowitzky
("Die Fälscher") bringt einen historischen Thriller auf die Leinwand,
der zu Beginn der 1920er Jahre spielt. Murathan Muslu ("7500") spielt
den früheren Kriminalbeamten Peter Perg, der nach dem Ersten Weltkrieg aus
jahrelanger russischer Kriegsgefangenschaft nach Wien zurückkehrt, wo sich viel
verändert hat und er sich entsprechend fremd fühlt. Doch als eine Mordserie
ihren Lauf nimmt, deren Opfer allesamt eine Verbindung zu Peter aufweisen,
macht er sich gemeinsam mit der Gerichtsmedizinerin Theresa Körner
("Babylon Berlin"-Star Liv Lisa Fries) auf die Jagd nach dem Täter.
Erste Kritiken sind recht positiv ausgefallen, beim Festival in Locarno gab es
sogar den Publikumspreis.
"Titane":
Der diesjährige Gewinner der Goldenen Palme in Cannes ist
alles andere als ein Mainstream-Film: Die französische Regisseurin und
Drehbuch-Autorin Julia Ducournau ("Raw") erzählt in ihrer höchst
unkonventionellen Mischung aus Horror-Thriller und Charakterdrama von der
erotischen Tänzerin Alexia (Agathe Rousselle), die sich wohl als Folge eines schweren Autounfalls
als Kind stark erotisch angezogen fühlt von: Autos! Daß dies nicht unbedingt
eine gesellschaftlich akzeptierte Verhaltensweise ist, ist allerdings nicht
Alexias größtes Problem, denn außerdem ermordet sie rigoros Männer, die ihr
irgendwie in die Quere kommen … Ich habe den Film selbst noch nicht gesehen,
aber nach allem, was ich gelesen habe, scheint er noch wesentlich verrückter zu
sein als die ohnehin nicht gerade alltägliche Prämisse – Interessierte sollten
also besser eine gesunde Neugier auf inhaltlich wie auch formal
Unkonventionelles mitbringen.
"Töchter":
Nana Neuls ("Mein Freund aus Faro") stark
besetztes tragikomisches Roadmovie dreht sich um Martha (Alexandra Maria Lara),
deren todkranker Vater Kurt (Josef Bierbichler) in der Schweiz die dort legale
Sterbehilfe nutzen will. Da Martha – die wenig begeistert vom Entschluß ihres
Vaters ist – aufgrund eines Traumas nicht Auto fährt, bittet sie ihre selbst
nicht sorgenfreie Freundin Betty (Birgit Minichmayr), sie zu begleiten. Während
der Fahrt in die Schweiz stellt sich allerdings heraus, daß Kurt nicht die
ganze Wahrheit gesagt hat …
"The Sparks Brothers":
Kein geringerer als "Baby Driver"-Regisseur Edgar
Wright schuf diese gefeierte Doku über die seit Dekaden zumeist abseits des
Mainstreams (außer ganz zu Beginn, als sie 1974 in Großbritannien zwei Top
10-Hits hatten, sowie in der kurzen Zeit, als sie sich 1994 mit dem Ohrwurm "When
do I get to sing 'My Way'" ins kollektive Musikgedächtnis zurückriefen)
erfolgreichen Brüder Ron und Russell Mael aka Sparks. Dabei zeigt Wright Interviews sowohl mit den Brüdern als auch mit prominenten
Fans sowie Konzertausschnitte, außerdem gibt es einige animierte Sequenzen.
"A Dark Song":
Mit satten fünf Jahren (!) Verspätung kommt der hochgelobte
irisch-britische Indie-Horrorfilm von Langfilm-Regie- und Drehbuch-Debütant
Liam Gavin (Netflix-Serie "Spuk in Bly Manor") noch in ausgewählte
deutsche Kinos. Darin geht es um Sophia (Catherine Howard, TV-Serie
"Versailles"), die gemeinsam mit dem Okkultisten Joseph (Steve Oram,
"Sightseers") in einem abgelegenen Haus in Wales einen Schutzengel
beschwören will, um durch ihn mit ihrem toten Sohn zu kommunizieren. Die
Vorbereitungen für das extrem komplizierte Ritual dauern allerdings zehrende
Monate und außerdem verläuft natürlich nicht alles wie geplant …
"Das Haus":
Im deutschen Thriller von Rick Ostermann
("Wolfskinder") nach einer Kurzgeschichte von Dirk Kurbjuweit spielt
Tobias Moretti ("Das finstere Tal") den Journalisten Johann, der in der nahen Zukunft von der neuen
rechtspopulistischen Bundesregierung ein Berufsverbot erhält. Gemeinsam mit
seiner Frau Lucia (Valery Tscheplanowa) verkriecht er sich in ihrem
hochmodernen Wochenendhaus. Doch während sich die politische Lage im Land
weiter zuspitzt, scheint ihr Smart Home Johann und Lucia bewußt immer stärker
gegeneinander aufzubringen, indem es beispielsweise diverse Geheimnisse
offenbart …
"Die
Verschwundene":
Dominik Molls ("Lemming") hochgelobter, clever
konstruierter und für zwei Césars nominierter französisch-deutscher Thriller
erzählt von einer vermissten Frau, deren verlassenes Auto nach einem
Schneesturm am Rand einer kleinen Bergstraße aufgefunden wird. Während die
Polizei im Dunkeln tappt, ahnen fünf Menschen, die alle ein Geheimnis hüten,
daß sie mit der Verschwundenen in Verbindung stehen. Hauptrollen spielen
Valeria Bruni Tedeschi ("Meine schöne innere Sonne"), Denis Ménochet
("Barfuß auf Nacktschnecken") und Laure Calamy ("Sibyl –
Therapie zwecklos").
"Wonders of the Sea" (3D):
Die positiv besprochene Naturdoku von Jean-Michel Cousteau
(ältester Sohn des legendären Meeresforschers Jacques-Yves Cousteau)
präsentiert die Schönheit der Meereswelt in aufwendig gefilmten 3D-Bildern. Als
Sprecher fungiert in der Originalfassung Arnold Schwarzenegger, in der
deutschen Fassung dessen aktueller Synchronsprecher Bernd Egger
(Schwarzeneggers langjähriger Haupt-Synchronsprecher Thomas Danneberg ist
inzwischen im Ruhestand).
14. Oktober:
"The Last Duel":
Sir Ridley Scott hat so viele Klassiker der Filmgeschichte
gedreht – "Alien", "Blade Runner", "Thelma &
Louise", "Gladiator", um nur die bekanntesten zu nennen – und
auch sonst viele richtig gute Filme. In den letzten Jahren scheint der inzwischen
deutlich über 80-Jährige jedoch ein wenig seinen Touch verloren zu haben,
jedenfalls kamen seit "American Gangster" im Jahr 2007 nur noch
wenige Filme (am klarsten wohl "Der Marsianer") deutlich über
Mittelmäßigkeit hinaus. Doch 2021 könnte noch einmal ein Jahr des Ridley Scott
werden, immerhin hat er mit "The Last Duel" und "House of
Gucci" zwei ganz heiße Eisen im Feuer. Und während "House of
Gucci" noch seiner Weltpremiere harrt, feierte der auf einer wahren
Begebenheit basierende "The Last Duel" kürzlich beim Festival in
Venedig Premiere – wo er bei Kritikern und Publikum ordentlich ankam. Der ganz große Hit
ist das mittelalterliche, offensichtlich von #MeToo geprägte Kammerspiel wohl
nicht, unterhaltsam und sehr gut anzuschauen aber schon. Im Mittelpunkt der
zweieinhalbstündigen Story steht ein Figuren-Trio: Im Frankreich des 14.
Jahrhunderts bezichtigt die adelige Marguerite (Jodie Comer, "Free
Guy") den Knappen Jacques (Adam Driver, "Marriage Story"), sie vergewaltigt zu haben.
Marguerites Ehemann, der Ritter Jean (Matt Damon) möchte, daß der Fürst (Ben
Affleck) den Fall verhandelt, der hat jedoch enge Verbindungen zu Jacques'
Familie und weigert sich, den Knappen zu verurteilen. Daraufhin fordert Jean
ein Duell auf Leben und Tod zwischen ihm und Jacques als eine Art Gottesurteil.
Problem an der Sache: Sollte Jean verlieren, muß auch Marguerite sterben … Kritiker
bemängeln eine etwas zu konventionelle, mutlose und betont politisch korrekte
Herangehensweise an die aus verschiedenen Perspektiven geschilderte Thematik,
loben aber neben der technischen Brillanz vor allem die Leistung von
Hauptdarstellerin Jodie Comer. Das Drehbuch stammt übrigens von Affleck und
Damon (die ja für ihr Drehbuch-Debüt "Good Will Hunting" einst den
OSCAR gewannen) sowie Nicole Holofcener.
"Es ist nur eine
Phase, Hase":
Die starbesetzte deutsche Komödie von Florian Gallenberger
("John Rabe") erzählt von Paul (Christoph Maria Herbst)
und Emilia (Christiane Paul), deren Ehe nach einem One-Night-Stand von Emilia auf der
Kippe steht. Denn Emilia ist auf den Geschmack gekommen und beschließt eine
Pause in ihrer Beziehung, in der sie sich ausleben kann. Paul läßt das ziemlich
ratlos zurück, obwohl er schon versucht, die Pause ebenfalls zu nutzen – auch
seine Freunde Theo (Jürgen Vogel) und Jonathan (Peter Jordan) können ihm da nur
bedingt weiterhelfen. Dann treffen sich Emilia und Paul auf einer
Geburtstagsfeier und die Stimmung ist ziemlich angespannt …
"The Ice
Road":
Der neueste Actionthriller mit Liam Neeson stammt von
Jonathan Hensleigh ("The Punisher") und erzählt von dem Ice Driver
Mike (Neeson), der in Nordkanada nach dem Einsturz einer abgelegenen
Diamantenmine zu einer gefährlichen Rettungsmission im eisigen Norden
aufbricht. Seine Route führt ihn u.a. bei Tauwetter über das noch zugefrorene Meer
– und es gibt auch noch eine zusätzliche unerwartete Bedrohung … Die
US-Kritiken für den von der Prämisse her an den Klassiker "Lohn der Angst"
erinnernden Film fielen mittelmäßig aus.
"Boss Baby –
Schluß mit Kindergarten" (3D):
Vier Jahre nach dem von den Kritikern sehr mäßig
aufgenommenen, aber an den Kinokassen erfolgreichen und sogar für einen OSCAR
nominierten Familien-Animationsfilm "Boss Baby" (in Deutschland
immerhin auf Platz 12 der damaligen Jahrescharts mit fast zwei Millionen
Kinogängern) kommt die mit beinahe identischen Kritiken ausgestattete
Fortsetzung von Tom McGrath in die Kinos, in der die Templeton-Brüder Tim (im
Original gesprochen von James Marsden) und Ted (Alec Baldwin) aus dem ersten
Teil inzwischen erwachsen und ziemlich entfremdet sind. Doch dann offenbart
sich mit Tina (Amy Sedaris) ein neues sprechendes "Boss Baby", das
gemeinsam mit Tim und Ted gegen den Bösewicht Dr. Armstrong (Jeff Goldblum)
vorgeht …
"Die Schule der
magischen Tiere":
Der Jugendfilm von Gregor Schnitzler ("Die Wolke")
erzählt auf der Grundlage einer Buchreihe von Margit Auer und Nina Dulleck von
Ida (Emilia Maier), die nach einem Umzug die Neue an der Schule ist und sich
damit zunächst schwertut. Doch eines Tages erklärt ihre Lehrerin (Nadja Uhl),
daß jeder Schüler ein magisches, sprechendes Tier als Begleiter bekomme – in
Idas Fall ist das der charismatische Fuchs Rabbat (gesprochen von "Fack ju
Göhte"-Star Max von der Groeben), dessen Beliebtheit in der Klasse sich
auch auf Ida überträgt. Benni (Leonard Conrads) ist ebenfalls ein Außenseiter
und bekommt die Schildkröte Henrietta (Katharina Thalbach) als Begleiter, was
ihn zwar nicht beliebter, aber weniger einsam macht. Und als ein Dieb die
Schule heimsucht, machen sich die Kinder und ihre Begleiter auf die Jagd nach
ihm.
"Résistance –
Widerstand":
In Tschechien und Bayern fanden die Dreharbeiten für die
Tragikomödie des venezolanischen Regisseurs Jonathan Jakubowicz ("Hands of
Stone") statt, die die Geschichte des berühmten französischen Pantomimen
Marcel Marceau (Jesse Eisenberg, "Die Unfaßbaren") und seiner
Tätigkeit im französischen Widerstand während des Zweiten Weltkrieges erzählt.
In weiteren Rollen agieren Ed Harris, Clémence Poésy, Matthias Schweighöfer und
Karl Markovics.
"Supernova":
Das feinfühlige, so bewegende wie hochgelobte Liebes- und
Trauerdrama von Harry Macqueen ("Hinterland" aus dem Jahr 2014)
handelt von dem langjährigen schwulen Künstler-Paar Sam (Colin Firth) und
Tusker (Stanley Tucci), dessen Glück durch eine zwei Jahre zuvor diagnostizierte
und schnell voranschreitende Demenzerkrankung von Tusker bedroht wird. Bevor
Tusker sich endgültig selbst zu verlieren droht, wollen sie noch eine Reise mit
dem Wohnmobil durch England unternehmen, auf der sie alte Freunde und Verwandte
treffen und in Erinnerungen schwelgen. Vor allem die beiden Hauptdarsteller
erhielten für ihre Leistungen großes Lob und galten als aussichtsreiche
OSCAR-Kandidaten, gingen letztlich aber leer aus (vermutlich, weil der Film von
zu wenigen Akademie-Mitgliedern gesehen wurde).
"Fly":
Katja von Garniers ("Bandits") neuer Film ist ein
romantisches Drama über die 20-jährige Bex (Svenja Jung), die im Gefängnis
zunächst eher widerwillig an einem der Resozialisierung dienenden Tanzkurs
teilnimmt, der von Ava (Jasmin Tabatabai) geleitet wird. Schließlich findet Bex
doch Gefallen daran, zumal sie ihrem Tanzpartner Jay (Ben Wichert) näher kommt
– doch dann holt sie ihre Vergangenheit ein … Ersten Kritiken zufolge ist die
Story eher klischeehaft, doch die Tanzszenen und Hauptdarstellerin Jung sorgen
für Highlights.
"Auf alles, was
uns glücklich macht":
Eine Zeitlang war der italienische Filmemacher Gabriele
Muccino mit Filmen wie "Das Streben nach Glück" und "Sieben
Leben" ein ziemlich etablierter Hollywood-Regisseur, doch nach zwei aufeinanderfolgenden
Flops mit "Kiss the Coach" und "Väter & Töchter" ging
er zurück in seine Heimat. Dort drehte er die Tragikomödie "Auf alles, was
uns glücklich macht", die in Italien kurz vor Beginn der Corona-Pandemie
in die Kinos kam und mit gut 900.000 Zuschauern immerhin siebterfolgreichster
Film dieses Krisenjahres wurde (und der erfolgreichste direkt von den
Pandemie-Einschränkungen betroffene). Muccinos für drei Italienische Filmpreise
nominiertes Werk erzählt, beginnend in den 1980er Jahren, vom Leben von vier
engen Freunden (gespielt u.a. vom früheren "Prinzessin
Fantaghirò"-Star Kim Rossi Stuart und Pierfrancesco Favino aus
"Illuminati"), nebenbei wird auf diese Weise auch die turbulente Geschichte
Italiens in dieser Zeitspanne aufgezeigt.
21. Oktober:
"Venom: Let There Be Carnage" (3D):
Als 2018 der Sonys erweitertem
"Spider-Man"-Universum zugerechnete erste Solofilm über den mit einem
gefräßigen außerirdischen Symbionten verschmolzenen gescheiterten
Investigativ-Reporter Eddie Brock (Tom Hardy) in die Kinos kam (in Sam Raimis
"Spider-Man 3" wurde er von Topher Grace verkörpert), wurde er
trotz mäßiger Kritiken zu einem kommerziellen Erfolg und rechtfertigte somit
natürlich eine Fortsetzung. In dieser bekommen es Antiheld Eddie und sein
"Passagier" Venom mit dem zum Tode verurteilten irren Serienkiller
Cletus Kasady (Woody Harrelson) zu tun, der aufgrund eines ähnlichen Begleiters
namens Carnage seine Hinrichtung überlebt, fliehen kann und für jede Menge
Chaos sorgt … Michelle Williams kehrt als Eddies Ex-Freundin Anne zurück,
während Carnage Unterstützung von Naomie Harris als Shriek erhält. Die Kritiken
für den nicht einmal 90-minütigen, von Ex-Gollum-Darsteller Andy Serkis
inszenierten Film sind zwar immer noch weit davon entfernt, euphorisch zu
sein, aber doch deutlich positiver ausgefallen als beim Erstling – der allgemeine Tenor ist, daß
"Venom 2" als unterhaltsames B-Movie gut funktioniere.
Für seine neueste Komödie hat "Moonrise
Kingdom"-Regisseur Wes Anderson sich wieder einmal ein riesiges Ensemble
mit seinen Lieblingsschauspielern (darunter Bill Murray, Tilda Swinton, Adrien
Brody und Owen Wilson) zusammengestellt, das mit einigen Hochkarätern wie
Benicio del Toro und "Dune"-Star Timothée Chalamet angereichert wird.
In seiner Ode an den Journalismus geht es um das (fiktive) titelgebende französische
Magazin, das ein Ableger einer US-Zeitschrift ist. Als der Gründer beider
Magazine, Arthur Howitzer Jr. (Bill Murray), stirbt, versammeln sich die
allesamt mehr oder weniger schrägen Angestellten, um des nicht minder
exzentrischen Verstorbenen zu gedenken und in Anekdoten aus dessen 50-jähriger
Amtszeit als Chef der Zeitschriften zu schwelgen. Im Zentrum stehen dabei drei
der größten veröffentlichten Reportagen aus dieser Zeitspanne … Die Kritiken
sind gewohnt positiv ausgefallen, wenn auch nicht ganz so begeistert wie bei
Andersons erfolgreichsten Werken (allen voran "Grand Budapest
Hotel").
"Halloween
Kills":
Die Fortsetzung von David Gordon Greens sehr erfolgreicher
"Halloween"-Wiederbelebung aus dem Jahr 2018 knüpft direkt an deren
Ende an, bei dem der maskierte Killer Michael Myers scheinbar endlich von
Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) getötet wurde. Doch der mit übernatürlichen
Kräften ausgestatte Myers kehrt einmal mehr von den Toten zurück und sorgt für
Angst und Schrecken in Haddonfield – wobei er es neben Laurie und ihrer Familie
auch auf einige weitere Überlebende aus John Carpenters Originalfilm von 1978
abgesehen hat, die allerdings ihrerseits mit vereinten Kräften dem maskierten
Killer endlich final den Garaus machen wollen. Erste US-Kritiken sind weniger
positiv ausgefallen als beim Vorgänger, Horrorfans sollten sich aber dennoch
gut unterhalten fühlen. Abgeschlossen wird die Story sowieso erst
im Herbst 2022 mit "Halloween Ends" …
"Cry Macho":
Selbst mit über 90 Jahren denkt Clint Eastwood scheinbar
noch lange nicht an den Ruhestand, denn mit der Romanverfilmung "Cry
Macho" bringt er bereits seine 40. Regiearbeit in die Kinos – in der er
wie schon zuletzt in "The Mule" auch wieder die Hauptrolle übernimmt.
Er spielt den früheren Rodeostar und Pferdetrainer Mike, der sich im Jahr 1978
dazu überreden läßt, in Mexiko Rafo (Eduardo Minett), den 13-jährigen Sohn
seines früheren Chefs (Dwight Yoakam), zu finden und in die USA zurückzubringen.
Auf der Reise freunden die beiden sich an … Die US-Kritiken fielen nur
mittelmäßig aus und auch die Zuschauer strömten nicht gerade in Scharen an die
Kinokassen.
28. Oktober:
"Ron läuft
schief" (3D):
Der familienfreundliche Animationsfilm von Jean-Philippe
Vine (TV-Serie "Shaun das Schaf") und Sarah Smith ("Arthur
Weihnachtsmann") handelt vom schüchternen Teenager Barney (in der
Originalfassung gesprochen von "Es"-Star Jack Dylan Grazer), der von
seinem Vater (Ed Helms) ein besonderes Geschenk erhält: den sprechenden
kleinen, eiförmigen Roboter B-Bot (Zach Galifianakis, "Hangover").
Allerdings scheint Barney ein echtes Montagsmodell erwischt zu haben, denn bei
dem Roboter – den Barney auf den Namen Ron tauft – funktioniert so gut wie
nichts so, wie es eigentlich vorgesehen ist. Barney ist davon natürlich nicht
begeistert, doch Rons Fehlfunktionen bringen dem Duo einige Abenteuer ein und
es entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen Teenager und
Roboter.
"Antlers":
OSCAR-Gewinner Guillermo del Toro zählt zu den Produzenten
des Horror-Thrillers von Scott Cooper ("Feinde – Hostiles") über eine
Kleinstadt in Oregon, in der mehrere zerstückelte Leichen aufgefunden werden.
Während Sheriff Meadows (Jesse Plemons, "Game Night") mit überschaubarem
Erfolg ermittelt, hat seine Schwester, die Lehrerin Julia (Keri Russell,
"Mission: Impossible III"), den Verdacht, daß es eine Verbindung
zwischen den grausamen Morden und ihrem Problemschüler Lucas (Jeremy T. Thomas) sowie dessen Vater gibt …
"Contra":
In Sönke Wortmanns Remake der französischen Komödie
"Die brillante Mademoiselle Neïla" (die in ihrer Heimat Ende 2017
über eine Million Kinozuschauer anlockte) spielt Christoph Maria Herbst den
Jura-Professor Pohl, der sich in der ersten Vorlesung des Semesters gegenüber
der Studentin Naima (Nilam Farooq, "Heilstätten") rassistisch und
sexistisch äußert. Da Professor Pohl kein unbeschriebenes Blatt in Sachen
Fehlverhalten ist und der Vorfall zudem im Internet landete, wird er vom Universitätspräsidenten
(Ernst Stötzner) dazu verdonnert, Naima auf einen Debattierwettbewerb
vorzubereiten, wenn er wenigstens eine Chance haben will, seinen Job zu
behalten. Weder Studentin noch Professor sind von der Idee begeistert, raufen
sich aber doch irgendwie zusammen ...
"Dear Evan
Hansen":
Am Broadway war das ungewöhnliche Musical "Dear Evan
Hansen" von den "La La Land"-Komponisten Benj Pasek und Justin
Paul ein riesiger Hit, der mit sechs Tonys und einem Grammy ausgezeichnet
wurde. Eine Verfilmung der Geschichte des an einer sozialen Angststörung
leidenden Schülers Evan und seines Selbstmord begehenden Mitschülers war daher
nur eine Frage der Zeit und da man mit "Vielleicht lieber
morgen"-Schöpfer Stephen Chbosky einen passenden Regisseur fand und zudem
der gefeierte Broadway-Hauptdarsteller Ben Platt erneut die Titelrolle
übernahm, gab es eigentlich wenig Grund zum Pessimismus. Doch dann kam
"Dear Evan Hansen" in die US-Kinos, erhielt mittelmäßige bis
katastrophale Kritiken und floppte auf ganzer Linie. Ob es nun an Änderungen
gebenüber der Vorlage liegt oder nicht, jedenfalls bemängen viele Rezensenten
eine unlogische und flache Story mit wenig glaubwürdig wirkenden Figuren.
Selbst Ben Platt in der Hauptrolle ist nicht unproblematisch, da der 28-Jährige
inzwischen trotz verjüngenden Make-Ups definitiv zu alt aussieht, um einen
Teenager zu spielen, was der Immersion wenig dienlich ist. Zur Wahrheit gehört
allerdings auch, daß der Film – zu dessen Darstellern Julianne Moore, Amy
Adams und Kaitlyn Dever zählen – bei den wenigen Zuschauern, die ein Ticket
lösten, erheblich besser ankam als bei den Profi-Rezensenten. Da das Musical
außerhalb der USA sowieso wenig bekannt ist, wäre ein großer Erfolg im
deutschsprachigen Raum wahrscheinlich selbst bei besseren Kritiken
ausgeblieben; so dürfte es sich um kaum mehr als einen Alibi-Start handeln.
"Online für
Anfänger":
Kurz nach der ersten Corona-Welle feierte das französische
Regieduo Benoȋt Delépine und Gustave Kervern ("Mammuth") mit dieser
Komödie, die immerhin fast eine halbe Million Kinogänger zählte, einen
Achtungserfolg. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen drei Nachbarn, die jeweils
ihre ganz eigenen Probleme mit den sozialen Netzwerken haben – beispielsweise fühlt
sich Bertrand (Denis Podalydès, "Intrige") hilflos, weil seine
Tochter online gemobbt wird. Schließlich tun sich die Nachbarn zusammen und
sagen den großen Internet-Konzernen den scheinbar aussichtslosen Kampf an!
"Black Box –
Gefährliche Wahrheit":
Pierre Niney ("Frantz") spielt in diesem Thriller
von Yann Gozlan ("Burn Out"), der in Frankreich in den ersten drei
Wochen bereits über 650.000 Zuschauer in die Kinos lockte, den
Blackbox-Analysten Matthieu, dessen Aufgabe es ist, die Ursachen für
Flugzeugabstürze aufzudecken. Bei einem neuen Fall bekommt er jedoch den
Eindruck, daß die Behörden etwas vertuschen wollen und mutmaßt, daß die
Blackbox manipuliert wurde. Obwohl sein Vorgesetzter es ihm verbietet,
ermittelt Matthieu weiter und beschwört damit nicht nur eine Gefahr für seine
Karriere herauf …
Das waren die wichtigsten Neustarts in den deutschen Kinos im Oktober 2021, meine Vorschau auf November und Dezember folgt in ein paar Wochen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen