Donnerstag, 17. Juni 2021

MEN IN BLACK: INTERNATIONAL (2019)

Regie: F. Gary Gray, Drehbuch: Matt Holloway und Art Marcum, Musik: Chris Bacon, Danny Elfman
Darsteller: Tessa Thompson, Chris Hemsworth, Liam Neeson, Kumail Nanjiani (Stimme), Rafe Spall, Rebecca Ferguson, Emma Thompson, Anatole Taubman
 Men in Black: International (2019) on IMDb Rotten Tomatoes: 23% (4,5); weltweites Einspielergebnis: $253,9 Mio.
FSK: 12, Dauer: 115 Minuten.
Nachdem Molly als Kind Zeugin eines kleinen Vorfalls mit einem niedlichen Alien und zwei Men in Black wurde, hat sie fortan alles versucht, um selbst Mitglied dieser Geheimorganisation zur Kontrolle von Aliens auf der Erde zu werden. Doch sogar beste Noten an Schule und Universität weckten nicht das Interesse dieser speziellen Organisation. Davon läßt sich die erwachsene Molly (Tessa Thompson, "Dirty Cops") aber nicht bremsen und schließlich gelingt es ihr, die US-Zentrale der Men in Black ausfindig zu machen, in die sie dann einfach hineinspaziert. Die Zweigstellen-Leiterin Agent O (Emma Thompson, "Late Night") zeigt sich durchaus beeindruckt und macht Molly auf Probe zur Agentin M, ausgebildet werden soll sie vom legendären Agent High T (Liam Neeson, "Batman Begins") in der Zweigstelle in London. Gleich Ms erste Mission an der Seite des einstigen Star-Agenten H (Chris Hemsworth, "Rush"), dessen Stern schon seit einiger Zeit am Sinken zu sein scheint, stellt sich als große Herausforderung heraus. Denn Vungus, ein einflußreiches Alien, das H und M einen Abend lang begleiten sollen, fällt zwei Gestaltwandler-Auftragskillern zum Opfer. Vor seinem Tod überreicht Vungus M ein Artefakt, das wohl das Ziel der Killer war, und warnt die neue Rekrutin vor einem möglichen Maulwurf bei den in Men in Black. Aus diesem Grund behält M die Existenz des Artefakts zunächst für sich – und findet sich schon bald gemeinsam mit H auf der Flucht vor den Alien-Killern wie auch den Men in Black wieder …
 
Kritik:
Der 1997 erschienene "Men in Black" steht vermutlich so sehr für das Hollywood-Sommerkino der 1990er Jahre wie wenige andere Filme – außer "Jurassic Park" und "Independence Day" vielleicht. Barry Sonnenfelds einfallsreiche, auf einer eher obskuren Comic-Miniserie basierende Science Fiction-Komödie mit viel Witz und Tempo, spektakulären Spezialeffekten und Alien-Schöpfungen sowie vor allem der unschlagbaren Kombination aus dem so wortgewaltigen wie charismatischen Superstar Will Smith und dem knorrigen Charaktermimen Tommy Lee Jones war ein Monster-Hit bei Zuschauern wie auch Kritikern und zog 2002 und 2012 zwei ebenfalls kommerziell erfolgreiche, wenn auch deutlich weniger positiv besprochene Fortsetzungen nach sich. Anstatt nun noch einen vierten Teil mit den inzwischen nicht mehr ganz so jungen Smith und Jones aufzulegen, entschied man sich für eine Mischung aus Reboot und Spin-Off, bei der aus den vorangegangenen Filmen lediglich die von Emma Thompson verkörperte Agent O und in einem Kurzauftritt der sprechende Mops Frank zurückkehren. Auch hinter der Kamera gibt es einen Neuanfang, denn erstmals übernahm nicht Barry Sonnenfeld die Regie, sondern F. Gary Gray ("The Italian Job"), für das Drehbuch zeichneten mit dem Autoren-Duo Art Marcum und Matt Holloway ("Iron Man") ebenfalls zwei "Neue" verantwortlich. Für die beiden Hauptrollen engagierte man mit Chris Hemsworth und Tessa Thompson ein bewährtes Duo, das bereits in "Thor 3" hervorragend harmonierte und den nötigen Star-Appeal mitbringt. Dummerweise half das alles nicht viel, denn "Men in Black: International" ging ziemlich in die Hose: Die Kritiken fielen verheerend aus, das Kinopublikum fand sich viel weniger zahlreich als bei den Vorgängern ein und diejenigen, die sich überhaupt ins Kino wagten, waren auch nicht sonderlich begeistert. Das ist einerseits nachvollziehbar, denn "Men in Black: International" braucht ziemlich lange, um in Fahrt zu kommen und kann handlungstechnisch kaum punkten; gleichzeitig finde ich es schade, daß es somit wohl nie zu weiteren Filmen oder auch Serien mit der neuen Besetzung kommen wird, denn nach einer gewissen Anlaufzeit bereitet das Trio H, M und das gegen Mitte des Films dazustoßende gnomenhafte Alien Pawny (in der Originalfassung vortrefflich vertont von Kumail Nanjiani aus "The Big Sick") doch noch ziemlich viel Freude und beweist vor allem das Potential, das dieses Team mit einem besseren Drehbuch gehabt hätte.
 
Die Idee, einen Außenseiter als Fixpunkt für die Gewöhnung des Publikums an eine höchst unkonventionelle Geheimorganisation zu nehmen, ist alles andere als neu – so ging ja schon der erste "Men in Black" vor, in dem Will Smith als Agent J diese Person ist. Allzu originell ist die Vorgehensweise also nicht, aber erstens seit langem bewährt und zweitens kann man sie bei diesem kleinen Reboot sogar als Hommage an das Original werten. Das Problem ist nur: Wo die Zuschauer in "Men in Black" in einem rasanten Tempo und mit jeder Menge Witz und irren Ideen an die für alle (abgesehen von den Kennern der Comicvorlage) neue Organisation herangeführt werden, gelingt das "Men in Black: International" bei weitem nicht so gut. Zum Teil liegt das daran, daß die meisten Zuschauer die Men in Black eben bereits aus drei früheren Filmen gut kennen und sich dieses "Tutorial" somit nur für Franchise-Neulinge wirklich lohnt – schwerwiegender ist aber, daß der erste Akt einfach nicht sehr interessant geschrieben ist. Molly gibt zwar eine sympathische Identifikationsfigur ab, aber durch das ihr ganzes Leben prägendes Kindheitserlebnis ist das alles nicht mehr komplett neu für sie, weshalb sich bei ihr und damit auch beim Publikum der ganz große "Sense of Wonder" nicht einstellen mag. Dazu kommt, daß sich die sowieso sehr rudimentäre Story arg langsam entfaltet, weshalb speziell die erste halbe Stunde ziemlich zäh und ereignislos verläuft - selbst die Interaktionen zwischen der selbstbewußten Molly / M und dem sorglos-überheblichen H wollen in dieser Phase noch nicht zünden. Richtig Fahrt nimmt "Men in Black: International" erst in der Filmmitte auf, als H und M nach ihrer gescheiterten Mission auf der Flucht sind und auf der Schnitzelsuche nach des Rätsels Lösung eine halbe Weltreise unternehmen müssen.
 
Ein entscheidender Punkt für den sprunghaft ansteigenden Unterhaltsamkeitsgrad ist das Mini-Alien Pawny, das nach einer unschönen Begegnung mit den Alien-Killern M als neue Königin wählt und ihr ewige Treue schwört. Pawnys trockene Kommentare zum Geschehen und zu den ständigen Reibereien zwischen M und H sorgen für viele Lacher und irgendwie sorgt Pawnys Anwesenheit sogar dafür, daß M und H viel besser miteinander harmonieren als zuvor. In der zweiten Hälfte kommt so endlich die Leinwandchemie zum Tragen, die Tessa Thompson und Chris Hemsworth bereits in "Thor 3" bewiesen haben. So erfreulich diese Entwicklung bei den Charakteren ist, sie ändert leider nichts daran, daß die Handlung bis zum Schluß bestenfalls mittelmäßig und vorhersehbar bleibt. Die Antagonisten sind relativ blaß, die Storytwists müde und oft gesehen, selbst das Finale fällt erstaunlich kurz und unspektakulär aus. Immerhin gibt es ein paar nette Nebenfiguren wie die Alien-Waffenhändlerin (und Hs frühere Freundin) Riza (Rebecca Ferguson, "Mission: Impossible – Fallout") und ihren Alien-Bodyguard Luca Brasi (Spencer Wilding, "Beowulf & Grendel" – und ja, die Figur heißt tatsächlich exakt so wie ein Charakter aus "Der Pate"), aber allzu großen Eindruck hinterlassen die auch nicht und generell fällt das Design der neuen Alienarten nicht so phantasievoll aus wie in den ersten Filmen der Reihe. Liam Neeson agiert als Agent High T gewohnt souverän und Rafe Spall ("Anonymus") macht seine Sache als Hs Rivale Agent C ebenfalls gut, obwohl das Drehbuch beiden Figuren nicht viel Raum gibt. Insgesamt hat F. Gary Grays Film durchaus seine Stärken und guten Momente, wobei das Trio H, M und Pawny ganz klar der größte Pluspunkt ist – aber von Must-See-Kino ist "Men in Black: International" mit seiner einfallslosen Story weit entfernt, was den mäßigen Erfolg erklärt. Trotz der miesen Kritiken war "Men in Black: International" am Ende übrigens kein kommerzieller Flop (auch, weil das Budget nur halb so hoch war wie bei Teil 3), er blieb aber – vor allem in den USA – weit hinter den Erwartungen zurück, weshalb eine wie auch immer geartete Fortsetzung höchst unwahrscheinlich ist.
 
Fazit: "Men in Black: International" ist ein inhaltlich eher unnötiges Reboot der populären SciFi-Komödien-Reihe, das sich einzig durch das glänzend harmonierende Protagonisten-Trio leicht über bloßes Mittelmaß erhebt.
 
Wertung: Gut 6 Punkte.
 
 
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