Regie: F. Gary Gray, Drehbuch: Matt Holloway und Art Marcum,
Musik: Chris Bacon, Danny Elfman
Darsteller:
Tessa Thompson, Chris Hemsworth, Liam Neeson, Kumail Nanjiani (Stimme), Rafe
Spall, Rebecca Ferguson, Emma Thompson, Anatole Taubman
FSK: 12, Dauer: 115 Minuten.
Nachdem Molly als Kind Zeugin eines kleinen Vorfalls mit
einem niedlichen Alien und zwei Men in Black wurde, hat sie fortan alles versucht, um selbst Mitglied dieser Geheimorganisation zur Kontrolle von Aliens auf
der Erde zu werden. Doch sogar beste Noten an Schule und Universität weckten
nicht das Interesse dieser speziellen Organisation. Davon läßt sich die erwachsene Molly (Tessa Thompson, "Dirty Cops") aber nicht bremsen
und schließlich gelingt es ihr, die US-Zentrale der Men in Black ausfindig zu machen, in die sie dann einfach hineinspaziert. Die Zweigstellen-Leiterin Agent O
(Emma Thompson, "Late Night") zeigt sich durchaus beeindruckt und
macht Molly auf Probe zur Agentin M, ausgebildet werden soll sie vom legendären Agent High T (Liam Neeson,
"Batman Begins") in der
Zweigstelle in London. Gleich Ms erste Mission an der Seite
des einstigen Star-Agenten H (Chris Hemsworth, "Rush"), dessen Stern
schon seit einiger Zeit am Sinken zu sein scheint, stellt sich als große
Herausforderung heraus. Denn Vungus, ein einflußreiches Alien, das H und M einen Abend
lang begleiten sollen, fällt zwei Gestaltwandler-Auftragskillern zum Opfer. Vor
seinem Tod überreicht Vungus M ein Artefakt, das wohl das Ziel der
Killer war, und warnt die neue Rekrutin vor einem möglichen Maulwurf bei den in
Men in Black. Aus diesem Grund behält M die Existenz des Artefakts zunächst für sich –
und findet sich schon bald gemeinsam mit H auf der Flucht vor den Alien-Killern
wie auch den Men in Black wieder …
Kritik:
Der 1997 erschienene "Men in Black" steht
vermutlich so sehr für das Hollywood-Sommerkino der 1990er Jahre wie wenige
andere Filme – außer "Jurassic Park" und
"Independence Day" vielleicht. Barry Sonnenfelds einfallsreiche, auf einer eher
obskuren Comic-Miniserie basierende Science Fiction-Komödie mit viel Witz und Tempo, spektakulären Spezialeffekten und Alien-Schöpfungen sowie vor allem
der unschlagbaren Kombination aus dem so wortgewaltigen wie charismatischen Superstar Will Smith und
dem knorrigen Charaktermimen Tommy Lee Jones war ein Monster-Hit bei
Zuschauern wie auch Kritikern und zog 2002 und 2012 zwei ebenfalls kommerziell
erfolgreiche, wenn auch deutlich weniger positiv besprochene Fortsetzungen nach
sich. Anstatt nun noch einen vierten Teil mit den inzwischen nicht mehr ganz so
jungen Smith und Jones aufzulegen, entschied man sich für eine Mischung aus
Reboot und Spin-Off, bei der aus den vorangegangenen Filmen lediglich die von
Emma Thompson verkörperte Agent O und in einem Kurzauftritt der sprechende Mops
Frank zurückkehren. Auch hinter der Kamera gibt es einen Neuanfang, denn
erstmals übernahm nicht Barry Sonnenfeld die Regie, sondern F. Gary Gray
("The Italian Job"), für das Drehbuch zeichneten mit dem
Autoren-Duo Art Marcum und Matt Holloway ("Iron Man") ebenfalls zwei
"Neue" verantwortlich. Für die beiden Hauptrollen engagierte man mit
Chris Hemsworth und Tessa Thompson ein bewährtes Duo, das bereits in "Thor
3" hervorragend harmonierte und den nötigen Star-Appeal mitbringt.
Dummerweise half das alles nicht viel, denn "Men in Black: International"
ging ziemlich in die Hose: Die Kritiken fielen verheerend aus, das Kinopublikum fand sich viel weniger zahlreich als bei den Vorgängern ein und diejenigen, die sich
überhaupt ins Kino wagten, waren auch nicht sonderlich begeistert. Das ist
einerseits nachvollziehbar, denn "Men in Black: International"
braucht ziemlich lange, um in Fahrt zu kommen und kann handlungstechnisch kaum
punkten; gleichzeitig finde ich es schade, daß es somit wohl nie zu weiteren
Filmen oder auch Serien mit der neuen Besetzung kommen wird, denn nach einer
gewissen Anlaufzeit bereitet das Trio H, M und das gegen Mitte des Films
dazustoßende gnomenhafte Alien Pawny (in der Originalfassung vortrefflich vertont von
Kumail Nanjiani aus "The Big Sick") doch noch ziemlich viel Freude
und beweist vor allem das Potential, das dieses Team mit einem besseren
Drehbuch gehabt hätte.
Die Idee, einen Außenseiter als Fixpunkt für die Gewöhnung des
Publikums an eine höchst unkonventionelle Geheimorganisation zu nehmen, ist alles andere
als neu – so ging ja schon der erste "Men in Black" vor, in dem Will
Smith als Agent J diese Person ist. Allzu originell ist die Vorgehensweise
also nicht, aber erstens seit langem bewährt und zweitens kann man sie bei
diesem kleinen Reboot sogar als Hommage an das Original werten. Das Problem ist
nur: Wo die Zuschauer in "Men in Black" in einem rasanten Tempo und
mit jeder Menge Witz und irren Ideen an die für alle (abgesehen von den Kennern der
Comicvorlage) neue Organisation herangeführt werden, gelingt das "Men in
Black: International" bei weitem nicht so gut. Zum Teil liegt das daran,
daß die meisten Zuschauer die Men in Black eben bereits aus drei früheren Filmen gut
kennen und sich dieses "Tutorial" somit nur für Franchise-Neulinge wirklich lohnt – schwerwiegender ist aber, daß
der erste Akt einfach nicht sehr interessant geschrieben ist. Molly gibt zwar
eine sympathische Identifikationsfigur ab, aber durch das ihr ganzes Leben prägendes
Kindheitserlebnis ist das alles nicht mehr komplett neu für sie, weshalb sich
bei ihr und damit auch beim Publikum der ganz große "Sense of Wonder"
nicht einstellen mag. Dazu kommt, daß sich die sowieso sehr rudimentäre Story
arg langsam entfaltet, weshalb speziell die erste halbe Stunde ziemlich zäh und
ereignislos verläuft - selbst die Interaktionen zwischen der selbstbewußten Molly
/ M und dem sorglos-überheblichen H wollen in dieser Phase noch nicht zünden.
Richtig Fahrt nimmt "Men in Black: International" erst in der
Filmmitte auf, als H und M nach ihrer gescheiterten Mission auf der Flucht sind
und auf der Schnitzelsuche nach des Rätsels Lösung eine halbe Weltreise
unternehmen müssen.
Ein entscheidender Punkt für den sprunghaft ansteigenden
Unterhaltsamkeitsgrad ist das Mini-Alien Pawny, das nach einer unschönen
Begegnung mit den Alien-Killern M als neue Königin wählt und ihr ewige
Treue schwört. Pawnys trockene Kommentare zum Geschehen und zu den ständigen
Reibereien zwischen M und H sorgen für viele Lacher und irgendwie sorgt Pawnys
Anwesenheit sogar dafür, daß M und H viel besser miteinander harmonieren als
zuvor. In der zweiten Hälfte kommt so endlich die Leinwandchemie zum Tragen,
die Tessa Thompson und Chris Hemsworth bereits in "Thor 3" bewiesen
haben. So erfreulich diese Entwicklung bei den Charakteren ist, sie ändert
leider nichts daran, daß die Handlung bis zum Schluß bestenfalls mittelmäßig
und vorhersehbar bleibt. Die Antagonisten sind relativ blaß, die Storytwists müde
und oft gesehen, selbst das Finale fällt erstaunlich kurz und unspektakulär
aus. Immerhin gibt es ein paar nette Nebenfiguren wie die Alien-Waffenhändlerin
(und Hs frühere Freundin) Riza (Rebecca Ferguson, "Mission: Impossible –
Fallout") und ihren Alien-Bodyguard Luca Brasi (Spencer Wilding,
"Beowulf & Grendel" – und ja, die Figur heißt tatsächlich exakt
so wie ein Charakter aus "Der Pate"), aber allzu großen Eindruck
hinterlassen die auch nicht und generell fällt das Design der neuen Alienarten
nicht so phantasievoll aus wie in den ersten Filmen der Reihe. Liam
Neeson agiert als Agent High T gewohnt souverän und Rafe Spall ("Anonymus") macht seine Sache als
Hs Rivale Agent C ebenfalls gut, obwohl das Drehbuch beiden Figuren nicht viel
Raum gibt. Insgesamt hat F. Gary Grays Film durchaus seine Stärken und guten
Momente, wobei das Trio H, M und Pawny ganz klar der größte Pluspunkt ist –
aber von Must-See-Kino ist "Men in Black: International" mit seiner
einfallslosen Story weit entfernt, was den mäßigen Erfolg erklärt. Trotz der
miesen Kritiken war "Men in Black: International" am Ende
übrigens kein kommerzieller Flop (auch, weil das Budget nur halb so hoch war wie bei Teil 3), er blieb aber – vor allem in den USA – weit
hinter den Erwartungen zurück, weshalb eine wie auch immer geartete Fortsetzung
höchst unwahrscheinlich ist.
Fazit: "Men in Black: International" ist
ein inhaltlich eher unnötiges Reboot der populären SciFi-Komödien-Reihe, das sich einzig
durch das glänzend harmonierende Protagonisten-Trio leicht über bloßes Mittelmaß
erhebt.
Wertung: Gut 6 Punkte.
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