Im Umfeld der Filmfestspiele von Cannes werden jede Menge
Geschäfte in der Filmbranche getätigt und somit auch neue Projekte in Gang
gebracht. Entsprechend viel gibt es aus der vergangenen Woche zu vermelden:
- Nachdem zuletzt Tom Hoopers "Les Misérables" die
lange Reihe der erfolgreichen Musical-Verfilmungen fortsetzte, dürfte
voraussichtlich Ende 2014 das nächste potentielle Highlight aus diesem Genre
bevorstehen: "Into the Woods". Das populäre Broadway-Musical von
Stephen Sondheim ("West Side Story", "Sweeney Todd") – das
vom Versuch eines Bäckers und seiner Ehefrau erzählt, einen lästigen Familienfluch
loszuwerden, wobei sie auf zahlreiche bekannte Märchenfiguren treffen – gewann
1988 immerhin drei Tony-Awards und wurde seitdem mehrfach erfolgreich wiederaufgeführt (u.a.
in London). Entsprechend war eine Verfilmung nur eine Frage der Zeit, und die
beteiligten Namen lassen hohe Qualität erhoffen. Regie wird Rob Marshall
führen, der mit "Chicago" bereits eine Broadway-Adaption zu sechs
OSCARs führte, das Drehbuch hat James Lapine geschrieben, dessen gleichnamiges
Buch aus dem Jahr 1986 als Musical-Vorlage diente. Für Hauptrollen sind
bislang bestätigt: Meryl Streep ("Glaubensfrage") als Hexe, Johnny
Depp ("Sweeney Todd") als Böser Wolf und der noch relativ unbekannte
James Corden ("Die drei Musketiere") als Bäcker. In finalen
Verhandlungen befinden sich zudem Jake Gyllenhaal ("Prince of Persia") als Cinderellas Prinz, Chris Pine ("Star Trek Into Darkness") als Rapunzels Prinz und Emily Blunt ("Looper") als
Frau des Bäckers. Der Beginn der Dreharbeiten ist für Herbst geplant.
- Die filmische Zukunft von Chris Pine ist allerdings nicht
nur märchenhaft, zuvor herrscht für den Schauspieler Endzeitstimmung, wenn er
bei den im August beginnenden Dreharbeiten eine der Hauptrollen in Craig Zobels
("Compliance") Romanverfilmung "Z for Zachariah" übernimmt.
In Robert C. O'Briens Psychothriller aus dem Jahr 1974 geht es um die
16-jährige Ann, die nach einer Atomkatastrophe die Erde durchstreift in dem deprimierenden
Glauben, sie wäre die einzige Überlebende. Diese Rolle wird die
bereits 27-jährige Amanda Seyfried ("Mamma Mia!") verkörpern, während
Pine und Chiwetel Ejiofor ("Tatsächlich ... Liebe") als Beweis dafür
dienen, daß Ann sich irrt. Achja, und natürlich verlieben sich beide in die
junge Frau. Die Drehbuch-Adaption hat Newcomer Nissar Modi übernommen. Auch
"Z for Zachariah" dürfte irgendwann in der zweiten Jahreshälfte 2014
in den Lichtspielhäusern starten.
- Zu einem wahren "The Avengers"-Familientreffen wird trotz komplett anderer Thematik die kommende Komödie "Chef" werden. Jon Favreau, Regisseur von "Iron Man" und "Iron Man 2" und zuletzt noch als Nebendarsteller in "Iron Man 3" mit von der Partie, hat das Drehbuch geschrieben, wird Regie führen und auch noch die Hauptrolle des titelgebenden Kochs spielen. Dieser versucht, nachdem er seinen Job verloren hat, mit einem eigenen "Food Truck" im Geschäft zu bleiben und sich zudem wieder seiner entfremdeten Familie anzunähern. Das klingt zunächst nicht übermäßig aufregend, doch da Favreau für weitere Rollen seinen "Iron Man"-Hauptdarsteller Robert Downey Jr. und die "Avengers"- und "Iron Man 2"-Darstellerin Scarlett Johansson anheuern konnte sowie mit John Leguizamo ("The Happening"), Sofia Vergara (TV-Serie "Modern Family") und Bobby Cannavale ("Parker") einige weitere namhafte Schauspieler, muß an der Story wohl etwas dran sein. Die Dreharbeiten sollen Anfang Juli in Los Angeles beginnen, womit der Kinostart Ende 2014 oder Anfang 2015 zu erwarten ist.
- Eine beeindruckende Besetzung hat auch Drehbuch-Autor und Regisseur
Stephen Gaghan ("Traffic", "Syriana") für seinen nächsten
Film zusammengetrommelt. Der Actionthriller "Candy Store" wird, wie
so oft bei Gaghan, ein Episodenfilm, der die Erlebnisse zahlreicher Personen
vor dem Hintergrund der New Yorker Unterwelt schildert. Zu den Darstellern
zählen Robert De Niro ("Silver Linings") als Polizist, Jason Clarke
("Zero Dark Thirty") als früherer Geheimagent, Omar Sy
("Ziemlich beste Freunde") als Menschenhändler und Christoph Waltz
("Django Unchained") als scheinbarer Musterbürger mit zwielichtigen
Motiven. Wann die Dreharbeiten starten sollen, wurde noch nicht bekanntgegeben.
- Ein Film, zu dem wohl die wenigsten noch eine Fortsetzung
erwartet hätten, ist Ang Lees vierfach OSCAR-gekröntes Wuxia-Meisterwerk
"Tiger and Dragon" aus dem Jahr 2000. Doch nachdem die Weinstein
Company bereits seit einiger Zeit vage Sequel-Pläne kommuniziert hatte, wurde
das Projekt nun in Cannes offiziell bestätigt. "Crouching Tiger, Hidden Dragon II: The Green Destiny" basiert wie der Vorgänger auf einem Buch der
fünfteiligen "Kranich und Eisen"-Reihe von Wang Du Lu, das von
Drehbuch-Autor John Fusco ("Young Guns", "Hidalgo")
adaptiert wurde. Vor und hinter der Kamera werden beide Filme aber wohl nicht
mehr allzu viele Gemeinsamkeiten haben, die bislang einzige bekannte ist die
Mitwirkung von Michelle Yeoh ("Die Geisha") in ihrer Rolle als Yu Shu Lien. Als Regisseur
wurde anstelle des zweimaligen OSCAR-Gewinners Ang Lee ("Brokeback
Mountain", "Life of Pi") Yuen Woo-Ping verpflichtet, was eine
durchaus vielversprechende Wahl ist, die allerdings doch eine deutlich andere
Stilrichtung andeutet. Denn im Gegensatz zum taiwanesischen Kunstfilmer Ang Lee
ist Yuen Woo-Ping ein wahrer Kampfsportexperte, der in seiner fast 50-jährigen
Karriere als Darsteller, Regisseur, Drehbuch-Autor, Produzent, Stuntman
und Kampfchoreograph überzeugte. Yuen stammt aus der gleichen Kampfsportschule
wie Jackie Chan, mit dem er vor allem zu Beginn von Chans Karriere vor und
hinter der Kamera oft zusammenarbeitete (u.a. in den Klassikern "Drunken
Master" und "Die Schlange im Schatten des Adlers"). Als Martial
Arts-Choreograph hat er zudem einige Hollywood-Filme wie Quentin Tarantinos
"Kill Bill", Andy und Lana Wachowskis "Matrix"-Trilogie und
Rob Minkoffs "The Forbidden Kingdom" mit seiner Kunst veredelt. Da er
Gleiches auch bei "Tiger and Dragon" tat, ist er auf jeden Fall ein
logischer Regisseur für die Fortsetzung, der grandiose Kampfkunstszenen
garantiert. Ob er auch in den ruhigeren Szenen mit Lees Kunstfertigkeit
mithalten kann, wird sich zeigen. Die männliche Hauptrolle des "Silent
Wolf" ging an Donnie Yen ("Ip Man"), den derzeit wohl
populärsten Actionschauspieler Asiens. Kämpfen kann Yen natürlich, seine mimische Ausdrucksfähigkeit war in seinen bisherigen Werken aber nicht allzu stark ausgeprägt. Als Nachfolger des "Tiger and Dragon"-Hauptdarstellers
Chow Yun-Fat hat er nun jedenfalls ausgesprochen große Fußstapfen auszufüllen. Nähere
Details, etwa zur Handlung oder zu weiteren Schauspielern, wurden noch nicht
vermeldet, aber die Dreharbeiten sind auch erst für März 2014 in Asien
angesetzt.
- Abschließend wieder einmal einige Casting-Updates: Vor
zwei Wochen
berichtete ich darüber, daß in dem Film "Imagine", in dem Al Pacino
einen alternden Rockstar spielt, der nach dem Fund eines ungeöffneten Briefes
von John Lennon sein Leben umkrempeln will, Annette Bening und Bobby Cannavale
die zuvor vorgesehenen Julianne Moore und Jeremy Renner ersetzen. In der
Zwischenzeit gab es für die Besetzung hochkarätige Verstärkung in Person von
Sir Michael Caine ("Inception") und Jennifer Garner
("Juno"). Letztere wird die Schwiegertochter des Rockstars spielen,
Caine dessen langjährigen Manager. Sogar einen deutschen Starttermin hat "Imagine"
inzwischen, nämlich den 2. Januar 2014.
Letzte Woche
erwähnte ich einige Cast-Zugänge für Paul Thomas Andersons Noir-Thriller
"Inherent Vice". Zu Joaquin Phoenix, Benicio Del Toro und Owen Wilson
gesellt sich nun auch noch OSCAR-Gewinnerin Reese Witherspoon, die bekanntlich
bereits in James Mangolds "Walk the Line" hervorragend mit Phoenix
harmoniert hat. Einen genaueren Kino-Starttermin als "2014" gibt es immer noch nicht.
Quellen:
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