Donnerstag, 11. April 2024

THE LOST CITY – DAS GEHEIMNIS DER VERLORENEN STADT (2022)

Originaltitel: The Lost City
Regie: Aaron und Adam Nee, Drehbuch: Oren Uziel, Dana Fox, Adam und Aaron Nee, Musik: Pinar Toprak
Darsteller: Sandra Bullock, Channing Tatum, Daniel Radcliffe, Da'Vine Joy Randolph, Brad Pitt, Oscar Nuñez, Héctor Anibal, Thomas Forbes-Johnson, Patti Harrison, Bowen Yang, Stephen Lang, Joan Pringle, Raymond Lee, Adam Nee
The Lost City (2022) on IMDb Rotten Tomatoes: 79% (6,4); weltweites Einspielergebnis: $192,9 Mio.
FSK: 12, Dauer: 112 Minuten.
Fünf Jahre nach dem tragischen Tod ihres Archäologen-Gatten hat die erfolgreiche Abenteuer-Romanzen-Autorin Loretta Sage (Sandra Bullock, "Bullet Train") nicht wirklich zurück ins Leben gefunden. Als ihre Agentin Beth (Da'Vine Joy Randolph, "Dolemite Is My Name") sie lange und nachdrücklich genug gedrängt hat, bekommt sie immerhin doch einen neuen Band ihrer Reihe um die Abenteurerin Lady Lovemore und ihren gutaussehenden Partner Dash fertig, der bei der Kritik allerdings überhaupt nicht gut ankommt. Die Fans der Reihe sind hingegen begeistert von einer neuen Geschichte über ihre Lieblingshelden, weshalb Beth ihre Klientin zu einer Buchtour überredet. Gleich bei der ersten Station läuft es aber eher mittelprächtig, zumal ohne Lorettas Wissen das ein wenig einfältige Dash-Covermodel Alan (Channing Tatum, "Jupiter Ascending") eingeladen wurde, an dem das überwiegend weibliche Publikum viel mehr interessiert ist als an ihr. Doch es kommt noch deutlich schlimmer, denn nach Ende der Veranstaltung wird Loretta von den Schergen des fiesen Milliardärssohns Abigail Fairfax (Daniel Radcliffe, "Swiss Army Man") entführt, der auf der Suche nach einem legendären Schatz ist, welcher auch in Lorettas Buch eine wichtige Rolle spielt. Fairfax hat nämlich auf einer kleinen Insel die "verlorene Stadt D." gefunden und hofft nun, daß Loretta ihm dank ihrer Buch-Recherchen den genauen Weg zu einer wertvollen Krone weisen kann. Währenddessen heuert der heimlich schon lange in Loretta verliebte Alan einen entfernten Bekannten, den Ex-Navy Seal Jack Trainor (Brad Pitt, "World War Z"), für Lorettas Rettung an und begleitet ihn, um Loretta durch seine Hilfe nachhaltig zu beeindrucken ...

Kritik:
Die romantische Abenteuerkomödie ist ein relativ seltenes und nicht so einfach definierbares Subgenre, das jedoch durchaus einige echte Klassiker hervorgebracht hat. Je nach Definition zählen zu den erfolgreichsten und bekanntesten Vertretern Filme wie "African Queen", "Die Braut des Prinzen", diverse Robin Hood-Varianten, "Ritter aus Leidenschaft", "Die Mumie", "Der Sternwanderer", "Fluch der Karibik", "Jungle Cruise" – und "Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten". Gerade letzteres Werk aus dem Jahr 1984 von Robert Zemeckis (mitsamt der Fortsetzung "Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil") ist die offensichtlichste Inspirationsquelle für die erste Großproduktion der Brüder Adam und Aaron Nee ("Band of Robbers") – wobei es auch etliche Parallelen zur leider kurzlebigen britischen TV-Serie "Hooten & the Lady" (2016) mit Ophelia Lovibond und Michael Landes und dem eher mittelmäßigen "Sechs Tage, sieben Nächte" (1998) mit Harrison Ford und Anne Heche gibt (Stichwort Blutegel). In "The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt" geben OSCAR-Gewinnerin Sandra Bullock und der mehr als 15 Jahre jüngere Channing Tatum das ungleiche romantische Paar in spe, wobei die großen Unterschiede zwischen den beiden klassischerweise Quell vieler humoristischer Einlagen sind. Da Bullock und Tatum tatsächlich überraschend gut harmonieren, funktioniert das altbewährte Rezept recht gut und täuscht auch weitgehend darüber hinweg, daß die Handlung nicht mehr als zweckmäßig ist und sich ohne größere Höhepunkte entwickelt.

Um sich gleichberechtigt in die Reihe der Klassiker des Genres einzureihen, fehlt "The Lost City" dann allerdings doch einiges – in erster Linie richtig große Lacher. Zwar ist der Film durchgehend unterhaltsam und amüsant, jedoch laden die Gags und ulkigen Situationen eher zum Schmunzeln ein als zum lauten Loslachen. Das liegt primär an der wenig einfallsreichen Story, die die beiden Protagonisten regelmäßig in interessante Situationen und an exotische Schauplätze bringt, aber nur selten echte Spannung aufkommen läßt. Das Ganze plätschert nach dem durchaus rasanten Auftakt so ein wenig vor sich hin und selbst die Schatzsuche geschieht ziemlich beiläufig und wird in erster Linie durch Zufälle vorangetrieben, womit niemals ein aufregendes "Tomb Raider"-Gefühl aufkommen kann. Gelungen ist dafür die begleitende Retro-Songauswahl, die die Ohren des Publikums mit abwechslungsreichen Songs von Nick Cave & The Bad Seeds, Pat Benatar, Europe, Tone Loc oder Spandau Ballet verwöhnt. Das tröstet auch über die arg schablonenhaften Nebenfiguren hinweg, wobei die Figurenzeichnung generell nicht zu den Stärken von "The Lost City" gehört.

Daß der knapp zweistündige Film trotzdem ordentliche Unterhaltung bietet, ist in erster Linie der spielfreudigen Besetzung zu verdanken. Vor allem Sandra Bullock glänzt wieder einmal als grummelige und schnippische, aber dennoch sympathische Bestseller-Autorin in der Krise und ihr Comedy-Timing ist immer noch unerreicht. Vielleicht sogar etwas überraschend begegnet ihr der mitunter unterschätzte Channing Tatum annähernd auf Augenhöhe, womit die beiden ein sehenswertes ungleiches Paar abgeben, dem man bei seinen unfreiwilligen Abenteuern gerne zusieht. Daß sie den Film nicht alleine auf ihren Schultern tragen müssen, haben sie vor allem ihren Kollegen Daniel Radcliffe und Brad Pitt zu verdanken. Pitts Auftritt ist zwar recht kurz, aber so unverschämt lässig (und ein wenig selbstironisch), wie man das von ihm gewohnt ist. Und Radcliffe beweist zum inzwischen x-ten Mal, daß er viel mehr als nur Harry Potter drauf hat – auch wenn das leider zu wenige Menschen mitbekommen, da er sich (lobenswerterweise) zumeist kleine, schräge Indie-Produktionen ohne Massenappeal aussucht. Ab und zu taucht er aber auch in teureren Filmen auf und wie schon in "Die Unfaßbaren 2" spielt er auch in "The Lost City" sehr überzeugend einen zwar ziemlich klischeehaften, aber schön fiesen Bösewicht. Geschmackssache ist dagegen die etwas zu überdrehte Rolle der für "The Holdovers" OSCAR-prämierten Da'Vine Joy Randolph als Lorettas tatkräftige Agentin Beth, die zumindest einen netten Nebenhandlungsstrang mit dem exzentrischen Frachtpiloten Oscar (Oscar Nuñez, vor allem bekannt für einen ziemlich denkwürdigen Auftritt an der Seite von Sandra Bullock in "Selbst ist die Braut") hat. Bedauerlich, daß "The Lost City" insgesamt nicht das qualitative Niveau seiner Schauspieler erreicht, aber Freunde dieses Genres können sich trotzdem über einen ordentlichen Neuzugang freuen.

Fazit: "The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt" ist eine sehr solide romantische Abenteuerkomödie, deren spielfreudige Stars über das belanglose Drehbuch hinwegtrösten.

Wertung: 6,5 Punkte.


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