Mittwoch, 4. Januar 2023

KINOVORSCHAU JANUAR 2023

Das Kinojahr 2023 beginnt vielversprechend mit mehreren OSCAR-Anwärtern ("The Banshees of Inisherin", "Till"), einem extravaganten dreistündigen Epos über das Hollywood der 1920er Jahre ("Babylon") und etlichen weiteren interessanten Filmen:

5. Januar:
"The Banshees of Inisherin":
Einer der großen OSCAR-Favoriten in diesem Jahr ist nicht gänzlich überraschend der neue Film des Iren Martin McDonagh ("Three Billboards …"). Die schwarzhumorige Tragikomödie spielt im Jahr 1923 auf einer kleinen irischen Insel und erzählt von den lebenslangen besten Freunden Pádraic (Colin Farrell) und Colm (Brendan Gleeson), die jeden Abend gemeinsam im Pub verbringen. Bis Colm Pádraic eines Tages unverhofft eröffnet, er wolle fortan nichts mehr mit ihm zu tun haben – dafür gebe es gar keinen bestimmten Anlaß, er habe einfach genug von Pádraics Gesellschaft und wolle sich in Zukunft lieber dem Komponieren widmen. Pádraic will das nicht einfach so akzeptieren, doch Colm macht ihm klar, wie ernst es ihm ist, indem er ankündigt, sich fortan jedes Mal einen Finger abzuschneiden, wenn Pádraic ihn anspricht oder sonstwie mit ihm kommuniziert … Beim Filmfestival in Venedig gewann McDonagh den Drehbuch-Preis und Farrell wurde als bester Schauspieler ausgezeichnet, zudem ist der Film mit den Nebendarstellern Kerry Condon ("Unleashed") und Barry Keoghan ("Eternals") u.a. für acht Golden Globes nominiert.

"Operation Fortune":
Nachdem der britische Regisseur Guy Ritchie letztes Jahr mit "Cash Truck" ungewöhnlicherweise ein Remake in die Kinos brachte, kommt nun wieder ein "echter" Ritchie-Film auf die große Leinwand. "Operation Fortune" ist – wie so oft bei Ritchie – eine Actionkomödie, in der Jason Statham den britischen Geheimagenten Orson Fortune verkörpert. Dieser soll die Verbreitung einer hochgefährlichen neuen Waffentechnologie durch den Waffenhändler Simmonds (Hugh Grant) verhindern und engagiert dafür als Geheimwaffe auch den Hollywood-Star Danny Francesco (Josh Hartnett) … In weiteren Rollen agieren Aubrey Plaza, Cary Elwes, der britische Rapper Bugzy Malone und Eddie Marsan.

"Belle & Sebastian – Ein Sommer voller Abenteuer":
Cécile Aubrys Roman "Belle et Sébastien" über die wunderbare Freundschaft zwischen einem Waisenjungen aus einem kleinen Alpendorf und einer riesigen Berghündin scheint in Frankreich ein echter Evergreen zu sein – geht man von der Anzahl an Adaptionen für TV und Kino aus. Zuletzt gab es von 2013 bis 2017 eine erfolgreiche Film-Trilogie, die auch in Deutschland veröffentlicht wurde ("Belle und Sebastian", "Sebastian und die Feuerretter" und "Belle & Sebastian – Freunde fürs Leben"), nun steht mal wieder ein Reboot an, das in seiner Heimat in den ersten drei Wochen immerhin eine gute halbe Million Interessierte in die Lichtspielhäuser lockte. Regie führt diesmal Pierre Coré.

"Passagiere der Nacht":
Mit sehr positiven Kritiken und Vergleichen mit den Werken von Éric Rohmer wartet Mikhaël Hers' ("Mein Leben mit Amanda") nostalgisches Drama auf, das im Paris der 1980er Jahre spielt. Charlotte Gainsbourg spielt Elisabeth, die alleinerziehende, jüngst von Brustkrebs genesene Mutter zweier Teenager. Als sie auf die obdachlose Ausreißerin Talulah (Noée Abita aus der TV-Serie "Die Frau aus dem Meer") trifft, beschließt Elisabeth, sich um sie zu kümmern und sie bei sich zu Hause aufzunehmen. Eine Entscheidung, die das Leben aller Beteiligten nachhaltig verändern wird ...

12. Januar:
"M3GAN":
Von vielen Genrefans mit Spannung erwartet wird dieser recht originell anmutende SciFi-Horrorfilm von Gerard Johnstone ("Housebound"), in dem ein Prototyp der titelgebenden, von einer künstlichen Intelligenz gesteuerten lebensechten Puppe zur Gefährtin des Waisenmädchens Cady (Violet McGraw, "Black Widow") werden soll – deren Tante Gemma (Allison Williams, "Get Out") die M3GAN-Schöpferin ist. Wir erahnen es: Nicht alles läuft wie gewünscht, denn M3GAN erweist sich als überfürsorglich und beginnt schon bald, alle zu töten, die sie als Bedrohung für Cadys Wohl empfindet!

"Holy Spider":
Das für vier Europäische Filmpreise nominierte und beim Festival von Cannes mit dem Preis für die beste Darstellerin geehrte dänische Thriller-Drama von Ali Abbasi ("Border") erzählt nach wahren Geschehnissen von der iranischen Journalistin Rahimi (Zar Amir Ebrahimi), die im Jahr 2001 bezüglich einer Serie von Frauenmorden in der "heiligen Stadt" Maschhad recherchiert. Der Killer (Mehdi Bajestani) sieht sich selbst auf einer heiligen Mission und hadert mit dem mangelnden Interesse der Behörden an seinen Taten (die Opfer sind "nur" Prostituierte). Und Rahimi muß entsetzt feststellen, daß der Serienkiller von vielen Einwohnern der tiefgläubigen Stadt sogar als Held gefeiert wird!

"In der Nacht des 12.":
In dem positiv rezensierten düsteren französischen Krimidrama von Dominik Moll ("Lemming") geht es um den Polizisten Yohan (Bastien Bouillon), den die Ermittlungen im Fall der ermordeten Clara – die auf dem Heimweg von einer Party von einem Mann mit Benzin übergossen und verbrannt wurde – zunehmend aufreiben. Denn es gibt zwar viele Verdächtige, aber so richtig will es einfach nicht voran gehen ...

"FCK 2020 – Zweieinhalb Jahre mit Scooter":
Der Dokumentarfilm von Cordula Kablitz-Post begleitet die deutschen Techno-Pioniere von Scooter bei den Aufnahmen zu ihrem 20. Studioalbum und eigentlich auch bei der folgenden internationalen Tournee – die allerdings durch die Corona-Pandemie stark beeinträchtigt wurde.

19. Januar:
"Babylon – Im Rausch der Ekstase":
Nach seinem Kritiker-Hit "Whiplash" und dem sechsfach OSCAR-prämierten Musical-Triumph "La La Land" war der junge US-französische Filmemacher Damien Chazelle der neue Regiestar in Hollywood und konnte sich seine nächsten Projekte mehr oder weniger frei aussuchen. Sein "Aufbruch zum Mond" konnte die Kritiker erneut überzogen, enttäuschte aber kommerziell. Chazelles Reaktion? Mit "Babylon" schuf er eine zügellose dreistündige Extravaganza, die in der Frühzeit der Filmbranche spielt und neben dem damaligen "Sündenpfuhl" Hollywood u.a. den für viele Filmschaffende schwierigen Übergang vom Stumm- zum Tonfilm in den 1920er Jahren thematisiert. Es steht zu befürchten, daß "Babylon" für längere Zeit das letzte Großprojekt Chazelles bleibt, denn die etwa $80 Mio. teure Produktion polarisierte die Kritiker (die Bandbreite der Rezensionen reicht in etwa von "Geniestreich" bis "Totalausfall") und lockte in den USA trotz fünf Golden Globe-Nominierungen kaum Zuschauer in die Kinos. Das produzierende Paramount-Studio hofft auf bessere Aufnahme im die Konventionen mißachtenden Filmen gegenüber oft aufgeschlosseneren Europa, aber selbst wenn sich das bewahrheiten sollte, dürfte der Sprung in die schwarzen Zahlen kaum noch zu schaffen sein. Im Zentrum der Geschichte steht das beliebte Schauspieler-Ehepaar Jack Conrad (Brad Pitt) und Nellie LaRoy (Margot Robbie), das versucht, sich einigermaßen schadlos durch diese Zeit des Umbruchs zu navigieren.

"Shotgun Wedding – Ein knallhartes Team":
Auch in ihren 50ern zählt Jennifer Lopez immer noch zu den wenigen Hollywood-Stars, die verläßlich alleine aufgrund ihrer Starpower ein größeres Publikum in die Kinos locken. Das will sie ein weiteres Mal unter Beweis stellen (wobei der Film in den meisten Ländern direkt im Streaming bei Amazon Prime Video landet) mit Jason Moores ("Pitch Perfect") romantischer Actionkomödie, in der sie als Darcy bei einer aufwendigen Feier auf den Philippinen Tom (Josh Duhamel) heiraten will. Allerdings bekommen beide nicht zuletzt wegen ihrer wenig hilfreichen Familien und Darcys uneingeladen auftauchendem Ex-Freund (Lenny Kravitz) kalte Füße – und dann wird die Feier auch noch überfallen und die Gäste werden als Geiseln genommen! Interessanter Fakt am Rande: Die männliche Hauptrolle sollte zunächst Ryan Reynolds spielen, der mußte aber (wohl aus Zeitgründen) absagen und blieb als ein Produzent an Bord. Als Reynolds' Ersatz vor der Kamera wurde Armie Hammer auserkoren, doch als dieser wegen Mißbrauchsvorwürfen zur Persona non grata wurde, ging die Rolle schließlich an Duhamel.

"Rache auf Texanisch":
Das Kino-Regiedebüt des Schauspielers B.J. Novak ("Saving Mr. Banks") ist eine wohlwollend rezensierte schwarze Komödie, in der Novak selbst die Hauptrolle des New Yorker Journalisten und Podcasters Ben spielt. Als eine Frau, mit der er früher einmal eine kurze Beziehung hatte, tot in einem texanischen Ölfeld aufgefunden wird, wittert Ben den richtigen Stoff für einen erfolgreichen True-Crime-Podcast und macht sich mit seiner Produzentin Eloise (Issa Rae) auf den Weg nach Texas, um die Umstände ihres Todes zu recherchieren. Vor Ort hat er als New Yorker allerdings gewisse Anpassungsschwierigkeiten ...

26. Januar:
"Die drei ??? - Erbe des Drachens":
"Die drei ???" bleibt als Jugendbuch- und vor allem als kultige Hörbuch-Reihe unkaputtbar und damit natürlich auch für die Kinobranche stets interessant. Letztmals kamen 2007 und 2009 mit "Das Geheimnis der Geisterinsel" und "Das verfluchte Schloß" zwei Adaptionen auf die große Leinwand, die mit knapp 950.000 respektive knapp 600.000 Zuschauern auch ganz ordentlich liefen – allerdings nicht gut genug für weitere Abenteuer mit der gleichen Besetzung. Deshalb gibt es nun das obligatorische Reboot unter der Regie von Tim Dünschede ("Limbo"), in dem Justus (Julius Weckauf, "Der Junge muß an die frische Luft"), Peter (Nevio Wendt) und Bob (Levi Brandl) in den Sommerferien am Set eines Films in Rumänien mithelfen, zu dem Peters Vater (Mark Waschke) die Spezialeffekte beisteuert. Allerdings geschehen im Schloß von Gräfin Codrina (Gudrun Landgrebe), das als Filmkulisse dient, einige unerklärliche Dinge, die möglicherweise mit dem ungeklärten Verschwinden eines Jungen vor 50 Jahren in Zusammenhang stehen und logischerweise die drei Hobby-Detektive auf den Plan rufen ...

"Caveman":
Eigentlich sollte Laura Lackmanns ("Zwei im falschen Film") Adaption des erfolgreichen Solo-Theaterstücks "Caveman" bereits Ende 2021 in die deutschen Kinos kommen, coronabedingt ergab sich jedoch eine letztlich gut einjährige Verzögerung. Moritz Bleibtreu spielt in der Komödie die Hauptrolle des Möchtegern-Comedians Bobby, der bei einer Open-Mic-Veranstaltung in einem Comedy-Club von seinen Gesprächen mit seinem imaginären Freund – einem Höhlenmenschen – erzählt, dem er (so ist er jedenfalls überzeugt) diverse Erkenntnisse in Sachen Geschlechterkampf verdankt ...

"Till – Kampf um die Wahrheit":
Das historische Biopic von Chinonye Chukwu ("Clemency") schildert die Geschehnisse rund um den berüchtigten, maximal grausamen Lynchmord am 14-jährigen Afroamerikaner Emmett Till im Jahr 1955 (das ihm vorgeworfene "Verbrechen": er habe mit einer weißen Frau geflirtet ...) aus der Perspektive seiner Mutter (Danielle Deadwyler, "The Harder They Fall"). Ein schweres Thema also, das aber gemäß den begeisterten Kritikern sehr bewegend umgesetzt wurde – am meisten Lob erhält Hauptdarstellerin Deadwyler, die als sichere OSCAR-Kandidatin gilt.

"The Son":
Mit dem unkonventionellen Alzheimer-Drama "The Father" – einer Verfilmung seines eigenen Theaterstücks – mit Sir Anthony Hopkins feierte der französische Dramatiker Florian Zeller 2020 große Erfolge bis hin zum Gewinn des Drehbuch-OSCARs. Nach dem gleichen Rezept – wiederum adaptiert Zeller ein eigenes Theaterstück – sollte auch "The Son" funktionieren, jedoch schnitt das Melodram trotz starker Besetzung bei den Kritikern bestenfalls mittelmäßig ab. Es geht um den problembeladenen 17-jährigen Nicholas (Zen McGrath), der seit der Scheidung seiner Eltern bei seiner Mutter Kate (Laura Dern) lebt. Nun möchte er jedoch bei seinem Vater Peter (Hugh Jackman) einziehen, der in der Zwischenzeit Beth (Vanessa Kirby) geheiratet und mit ihr ein Baby bekommen hat. Peter will seinem Sohn aufrichtig helfen, hat aber mit seiner neuen Familie und auch beruflich einiges um die Ohren ...

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