Originaltitel:
Hellboy II: The Golden Army
Regie und Drehbuch: Guillermo del Toro, Musik: Danny Elfman
Darsteller: Ron Perlman, Selma Blair, Doug Jones, Seth
MacFarlane (Stimme), Luke Goss, Anna Walton, Jeffrey Tambor, John Hurt, Brian
Steele, Iván Kamarás, Andrew Hefler, Mike Kelly, Roy Dotrice, Jimmy Kimmel
FSK: 12, Dauer: 120 Minuten.
Als in New York der Elfenprinz Nuada (Luke Goss, "Blade II") mit seinen
Leuten eine Auktion überfällt, um dort einen Teil einer Krone zu rauben, ist
die für übernatürliche Bedrohungen zuständige geheime FBI-Einheit B.P.R.D.
natürlich mehr als alarmiert. Wie sich herausstellt, war das von Nuada geraubte
Artefakt eines von drei Teilen einer mächtigen Krone, mit der man eine Armee
mechanischer Krieger beherrschen kann: die legendenumwobene goldene Armee. Vor Ewigkeiten war diese Krone vom
Elfenkönig Balor (Roy Dotrice, "Amadeus") – der selbst entsetzt war von der
Unaufhaltsamkeit dieser von den Kobolden geschaffenen goldenen
Armee – als Zeichen eines Waffenstillstands zwischen Elfen, Menschen und
Trollen in jene drei Teile gebrochen und unter den drei Völkern verteilt worden.
Angesichts der immer voranschreitenden Ausbreitung der Menschheit (die ob ihrer kurzlebigen Natur die Bedeutung ihres Kronen-Teils längst vergessen hat) auf dem
Planeten mitsamt der Zerstörung der Natur will Nuada diesen
Waffenstillstand aufkündigen und die Menschheit vernichten. Das zu verhindern
ist natürlich die vordringliche Aufgabe des B.P.R.D., die allerdings
dadurch erschwert wird, daß der (mehr oder weniger) freundliche Dämon Hellboy
(Ron Perlman, "Pacific Rim") bei seinem Einsatz in dem Auktionshaus von TV-Kameras gefilmt wird und
somit nun seine Existenz allgemein bekannt ist und höchst kontrovers diskutiert
wird. Doch das drohende Ende der Menschheit kann nunmal nicht warten, weshalb
sich Hellboy und seine Gefährten Abe Sapien (Doug Jones, "Shape of Water") und Liz Sherman (Selma Blair, "Natürlich blond")
unter der Leitung ihres neuen Chefs Johann Krauss (in der
Originalfassung gesprochen von Seth MacFarlane aus der TV-Serie "The Orville") auf dem Trollmarkt nach
Hinweisen suchen – und dort unerwartete Hilfe von Nuadas Schwester Prinzessin
Nuala (Anna Walton, "Mutant Chronicles") erhalten …
Kritik:
Nachdem sich seine Comic-Adaption "Hellboy" im
Jahr 2004 als zwar keinesfalls überragender, aber doch recht solider
kommerzieller Erfolg herausgestellt hatte und zudem mit vielen guten Kritiken
punkten konnte, durfte Guillermo del Toro vier Jahre später noch einmal
deutlich mehr Geld in die Hand nehmen für die Fortsetzung "Hellboy – Die
goldene Armee". Ein Budget von über $80 Mio. war zu dieser Zeit schon ein
bemerkenswerter Vertrauensbeweis, und del Toro nutzte die erweiterten
Möglichkeiten voll aus. War "Hellboy" noch ein insgesamt recht düsterer,
actionbetonter Film mit eher generischer Handlung, übertrifft die
Fortsetzung ihn in so ziemlich jeder Beziehung. "Hellboy – Die goldene
Armee" behält das bei, was bei "Hellboy" am besten funktionierte
– die extrem sympathischen, perfekt miteinander harmonierenden
Außenseiter-Protagonisten –, und baut darum herum ein einfallsreiches
Fantasyabenteuer voller skurriler und witziger Ideen und originell gestalteter
neuer Fantasy-Kreaturen, bei dem diesmal auch die Story gut funktioniert. Bereits
der kunstvoll animierte Prolog, welcher die Legende der goldenen Armee nachzeichnet
(so wie sie sein im ersten Teil verstorbener, in einem Gastauftritt erneut von John Hurt verkörperter Mentor Professor Bruttenholm dem
Kind Hellboy vor Jahrzehnten erzählte), verdeutlicht gekonnt, daß die
Fortsetzung stilistisch in eine ganz andere Richtung zielt als der Vorgänger –
und erfreulicherweise hält "Die goldene Armee" über die Laufzeit von
zwei Stunden hinweg so ziemlich alles, was dieser Prolog verspricht und erweist
sich somit als einer der besten und einfallsreichsten Fantasyfilme der
Kinogeschichte!
Zugegeben: Obwohl die Handlung von "Hellboy – Die
goldene Armee" wesentlich interessanter und einfallsreicher ist als die
von "Hellboy", ist auch sie kein dramaturgisches Meisterstück.
Im Kern handelt es sich wieder einmal um eine recht klassische Schnitzeljagd,
aber wenngleich man das schon oft gesehen hat, funktioniert es immer noch,
zumal wenn es so eindrucksvoll präsentiert wird wie hier. Außerdem sind die
naturverbundenen Elfen, die die Menschheit für ihren andauernden Mißbrauch der
Natur bestrafen wollen, doch eine wesentlich interessantere Idee
als irgendwelche Nazi-Wissenschaftler, die mit dem wiedererweckten
Magier Rasputin die Apokalypse herbeiführen wollen – aber das ist wohl Geschmackssache.
In erster Linie geht es in del Toros "Hellboy"-Filmen sowieso um die ungewöhnlichen Helden, die zum Schutz der Menschheit das paranormale Böse bekämpfen, obwohl sie selbst keine (normalen) Menschen sind
und sich allein Liz unerkannt in der Öffentlichkeit aufhalten kann.
Es ist verständlich, daß Hellboy mit diesem Status Quo unzufrieden ist und deshalb
gewissermaßen die übernatürliche Bombe platzen läßt und seine Existenz der
Allgemeinheit offenbart. Dieser Handlungsstrang dient der Figurenzeichnung und
der Charakterentwicklung und als solches funktioniert er gut, zumal er auch
etwas Humor in die Story bringt. Letztlich gerät das jedoch schon bald in den
Hintergrund, als die Bedrohung durch Prinz Nuada und die goldene Armee entdeckt
wird, die dieser erwecken will.
Der menschliche Agent John Myers aus dem ersten
"Hellboy" ist übrigens nicht mehr dabei, dafür bekommt das Fischwesen
Abe Sapien etwas mehr Raum und mit dem ektoplasmischen Geist Johann Krauss –
dem Hellboy und Co. nicht nur deshalb anfangs mißtrauisch begegnen, weil er
Deutscher ist und Hellboy bekanntlich keine guten Erfahrungen mit Deutschen
gemacht hat – gibt es einen paranormalen Neuzugang, der sich nach
Anfangsschwierigkeiten gut ins Team einfügt. Eigentlich sollte Johann Krauss übrigens
von Thomas Kretschmann gesprochen werden, doch del Toro war mit dem Resultat
nicht zufrieden und so übernahm Seth MacFarlane die Aufgabe. So richtig in
Fahrt kommt "Hellboy – Die goldene Armee" ab jenem Zeitpunkt, als
unsere wackeren Helden auf der Suche nach Hinweisen auf den Angriff auf das
Aktionshaus und dessen Hintergründe den verborgenen Trollmarkt betreten. Dieser
von unzähligen Fantasy-Wesen bevölkerte Markt läßt in Sachen Kreaturen-Vielfalt
und -Einfallsreichtum selbst die "Der Herr der Ringe"- oder
"Harry Potter"-Filme alt aussehen und sorgt mit seinem überbordenden
Ideenreichtum, der visuellen Pracht und auch Danny Elfmans ("Big Fish") typisch verspielter, exzentrischer Musik für Begeisterung. Sowohl die
Computertricks als auch die handgemachten Effekte überzeugen auf der ganzen
Linie, einige der Kreaturen würde ich sogar als denkwürdig bezeichnen –
speziell den (wie Abe Sapien von Doug Jones verkörperten) Engel des Todes. Zwar
fällt wie beim Vorgänger das Finale ziemlich actionreich und mit einem
obligatorischen Endkampf aus, jedoch wird die Balance zwischen Kämpfen,
Figurenmomenten und Handlung deutlich besser gehalten. Und somit ist "Hellboy
– Die goldene Armee" einfach ein toller Film, der eine weitere Fortsetzung
sehr verdient hätte – und Guillermo del Toro hatte auch vor, eine
"Hellboy"-Trilogie zu drehen. Leider gelang es angesichts des mittelmäßigen Erfolges beider "Hellboy"-Filme an den Kinokassen
nicht, das dafür benötigte Kleingeld aufzutreiben, zumal das Trilogie-Finale
mit der Umsetzung von del Toros Plänen laut Ron Perlman doppelt so groß
ausfallen würde wie die ersten Filme. Als stattdessen eine günstigere
Fortsetzung ohne del Toros Beteiligung gedreht werden sollte, lehnte Perlman ab
– das Resultat war das gefloppte Reboot "Hellboy – Call of Darkness"
(2019). Perlman ist inzwischen über 70, aber immer noch bereit für einen
letzten Auftritt unter der Regie von Guillermo del Toro – daß es dazu kommen
wird, ist leider sehr unwahrscheinlich und wird naturgemäß mit jedem
vergehenden Jahr noch unrealistischer …
Fazit: Guillmero del Toros "Hellboy – Die
goldene Armee" ist eine Fortsetzung, die das Original in jeder Hinsicht
übertrumpft und auch dank einer neuen stilistischen Ausrichtung wunderbar
funktioniert, die mehr auf Fantasy als auf Action mit Horrorelementen setzt.
Wertung: 9 Punkte.
Bei
Gefallen an meinem
Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger"
mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den
Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der
rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen