Donnerstag, 19. Dezember 2019

STAR WARS EPISODE IX: DER AUFSTIEG SKYWALKERS (3D, 2019)

Originaltitel: Star Wars Episode IX: The Rise of Skywalker
Regie: J.J. Abrams, Drehbuch: Chris Terrio und J.J. Abrams, Musik: John Williams
Darsteller: Daisy Ridley, Adam Driver, Oscar Isaac, John Boyega, Carrie Fisher, Ian McDiarmid, Billy Dee Williams, Richard E. Grant, Domhnall Gleeson, Joonas Suotamo, Anthony Daniels, Kelly Marie Tran, Keri Russell, Dominic Monaghan, Naomi Ackie, Lupita Nyong'o, Billie Lourd, Greg Grunberg, Amanda Lawrence, Jimmy Vee, Harrison Ford, Jodie Comer, Billy Howle, Denis Lawson, Warwick Davis, Mike Quinn, Andy Serkis (Stimme), Ewan McGregor (Stimme), Liam Neeson (Stimme), James Earl Jones (Stimme), Jennifer Hale (Stimme), Frank Oz (Stimme), Ashley Eckstein (Stimme), Freddie Prinze Jr. (Stimme), Samuel L. Jackson (Stimme), Hayden Christensen (Stimme), Olivia d'Abo (Stimme), Angelique Perrin (Stimme), Sir Alec Guinness (Stimme), Kipsang Rotich (Stimme), J.J. Abrams, Chris Terrio, Lin-Manuel Miranda, Jeff Garlin, Kevin Smith, Karl Urban, John Williams
Star Wars: Episode IX - Der Aufstieg Skywalkers (2019) on IMDb Rotten Tomatoes: 51% (6,1); weltweites Einspielergebnis: $1077,0 Mio.
FSK: 12, Dauer: 142 Minuten.

Palpatine (Ian McDiarmid, "Die versunkene Stadt Z") lebt! Der totgeglaubte frühere Imperator und Sith-Meister hatte seine Niederlage gegen Jedi Luke Skywalker (Mark Hamill, "Kingsman") vorhergesehen und deswegen seine Untergegebenen für seine "Wiederauferstehung" vorsorgen lassen. In den vergangenen Dekaden verfolgte er aus dem Verborgenen seine Pläne, steuerte den Aufstieg der Ersten Ordnung, die Machtergreifung von Supreme Commander Snoke und durch diesen die Ausbildung von Ben Solo alias Kylo Ren (Adam Driver, "The Report") zum Sith. Die Macht hat Palpatine aber auch gezeigt, wer seinen totalen Triumph womöglich noch stoppen könnte: Rey (Daisy Ridley, "Mord im Orient Express"), die letzte Jedi! Daher befiehlt Palpatine Kylo, Rey zu töten – die ist unterdessen mit ihrem von General Leia (Carrie Fisher, "Blues Brothers") beaufsichtigten Jedi-Training beschäftigt, während ihre Freunde Poe Dameron (Oscar Isaac, "Inside Llewyn Davis"), Finn (John Boyega, "Attack the Block"), Chewbacca (Joonas Suotamo) und C-3PO nach dem geheimen Aufenthaltsort Palpatines suchen und dabei die unerwartete Unterstützung des Weltraum-Gauners Lando Calrissian (Billy Dee Williams, "Batman") erhalten. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn die Erste Ordnung plant unter der Leitung von Allegiant General Pryde (Richard E. Grant, "Logan") und mit der machtvollen Hilfe Palpatines den entscheidenden und letzten Schlag gegen den dezimierten Widerstand …

Kritik:
Als wäre die Aufgabe nicht anspruchsvoll genug, das Finale einer Trilogie aus der womöglich beliebtesten Kinoreihe aller Zeiten zu schreiben, haben sich der OSCAR-Gewinner Chris Terrio ("Argo") und der wie in "Episode VII: Das Erwachen der Macht" auch als Regisseur fungierende J.J. Abrams vorgenommen, "Star Wars Episode IX: Der Aufstieg Skywalkers" sogar offensiv als Finale der mehr als 40 Jahre und neun Filme umspannenden Skywalker-Saga zu vermarkten. Die Erwartungshaltung konnte dementsprechend kaum höher sein, auch wenn nach dem mit vielen "Star Wars"-Konventionen brechenden und vergleichsweise kontrovers aufgenommenen "Episode VIII: Die letzten Jedi" klar war, daß es unmöglich sein würde, alle Fanwünsche unter einen Hut zu bringen. Abrams und Terrio (oder ihre Vorgesetzten bei Disney) hat die lautstarke Kritik eines Teils der "Star Wars"-Fans an Rian Johnsons "Die letzten Jedi" offensichtlich nicht kalt gelassen, weshalb "Der Aufstieg Skywalkers" sich wieder stärker an der Originaltrilogie wie auch an Abrams' "Das Erwachen der Macht" orientiert – glücklicherweise, ohne die Ereignisse aus "Die letzten Jedi" zu ignorieren. Letztlich haben Abrams und Terrio – wohl auf Anweisung der Studiobosse um Kathleen Kennedy – versucht, das große Skywalker-Saga-Finale als einen Kompromiß zwischen den Anforderungen der traditionalistisch-fundamentalistischer Altfans und jenen der aufgeschlosseneren "Star Wars"-Anhänger zu finden. Wie gut ihnen das gelungen ist, liegt naturgemäß im Auge des Betrachters, aber ich bin, obwohl ich nicht mit allen Story-Entscheidungen rundum glücklich bin, doch sehr zufrieden und halte "Der Aufstieg Skywalkers" für einen schönen, emotionalen und weitgehend runden Abschluß der Geschichte der Familie Skywalker.

Nachdem der mit der Verfolgung der Flotte des Widerstands durch die Erste Ordnung ziemlich atemlose "Die letzten Jedi" die kürzeste Zeitspanne aller "Star Wars"-Filme behandelte, nimmt sich "Der Aufstieg Skywalkers" wieder etwas mehr Zeit – zwangsläufig, da Rey und Co. eben erstmal den Aufenthaltsort Palpatines herausfinden müssen (was ironischerweise ein wenig an die Suche nach Luke in "Das Erwachen der Macht" erinnert). Das hat den Vorteil, daß wir mehr Welten zu Gesicht bekommen, zudem widmet Abrams sich verstärkt dem, was in "Die letzten Jedi" in der Tat ein wenig zu kurz kam: den Hauptfiguren und ihrer Interaktion untereinander. Nachdem Rey fast den gesamten "Die letzten Jedi" über von ihren Buddies Finn und Poe getrennt war, verbringen sie nun wieder viel mehr Zeit gemeinsam – und die knisternde Chemie zwischen dem Trio (plus Chewbacca und BB-8) sorgt dafür, daß diese Sequenzen unglaublich viel Spaß machen. Man kann darüber diskutieren, ob dieses Trio an das ikonische aus Luke, Leia und Han heranreicht oder nicht, aber zu den Highlights der neuen Trilogie zählt es definitiv. Herz dieser Trilogie ist allerdings die äußerst komplizierte Beziehung zwischen Rey und Kylo Ren. Der soll zwar für Palpatine Rey finden, macht ihr gegenüber jedoch keinen Hehl daraus, daß er noch immer stark an dem potentiell unbesiegbaren Bündnis zwischen ihnen interessiert ist, das Rey in "Die letzten Jedi" nach dem Tod Snokes abgelehnt hatte. Kylo – der übrigens auch des öfteren mit seinen "Rittern von Ren" unterwegs ist, welche interessanterweise bei den normalen Sturmtrupplern keinen allzu guten Ruf zu haben scheinen und als "Leichenfledderer" verschrien sind – bedrängt Rey weiterhin auf telepathischem Wege und hat von Palpatine ein Geheimnis erfahren, mit dem er Rey erschüttern kann. Das Psychoduell zwischen (noch nicht fertig ausgebildeter) Jedi und gefallenem Jedi ist wie in "Die letzten Jedi" spannend in Szene gesetzt und wartet mit einer ganzen Reihe rasanter, toll choreographierter Lichtschwertkämpfe auf, außerdem liefern Daisy Ridley und vor allem Adam Driver die besten schauspielerischen Leistungen des Films ab. In diesem Aspekt hat die neue Trilogie für mich klar die Nase vor der Original-Trilogie, da der Beziehung zwischen Luke Skywalker und Darth Vader einfach nicht genügend Zeit gewidmet wurde, um ähnlich in die Tiefe zu gehen wie bei Rey und Kylo (und die Maske war dafür auch nicht hilfreich); die Prequel-Trilogie machte das bei Anakin und Palpatine schon besser, erreichte aber ebenfalls nur selten die Intensität der Rey-Kylo-Momente.

Eines ist derweil klar: Ein erzählerisches Meisterwerk darf sich von "Der Aufstieg Skywalkers" niemand erwarten. Die Handlung baut in erster Linie auf einem klassischen MacGuffin auf (um Palpatine zu finden, braucht man einen antiken Sith-Wegweiser) und obwohl es in den Details etliche Überraschungen und Wendungen mit vielen Anspielungen auf die früheren Filme gibt, ist der grobe Storyverlauf sehr vorhersehbar – wobei das natürlich bei den meisten "Star Wars"-Filmen so war. Manche kritisieren zudem, die Handlung von "Der Aufstieg Skywalkers" sei sehr unlogisch, doch wenngleich es in der Tat einige Glaubwürdigkeitsdefizite, Ungereimtheiten und Logiklöcher bei einzelnen Aspekten gibt, sehe ich ehrlich gesagt nicht, inwiefern der Film sich diesbezüglich großartig von der zu oft verklärten Original-Trilogie unterscheiden würde. Letztlich sind die "Star Wars"-Filme nunmal Märchen und bei denen gibt es Wichtigeres als Logik und größtmögliche Realitätsnähe. Dazu kommt, daß Abrams "Der Aufstieg Skywalkers" dermaßen ereignis- und temporeich gestaltet, daß man während des Schauens sowieso kaum Zeit zum Nachdenken hat. Was trotzdem auffällt, sind einige Korrekturen mutiger Entscheidungen, die Rian Johnson in "Die letzten Jedi" vornahm – ja, Reys Abstammung spielt immer noch eine Rolle, außerdem wirkt die Beziehung zwischen einigen Figuren verändert (z.B. Finn und Rose). Diese Korrekturen, wenngleich überwiegend nicht dramatisch, kann man absolut bedauern, und ich finde, daß man die angesichts des epischen Finales nach 42 Jahren erwartbaren Cameos wesentlich besser hätte einsetzen können – selbst Palpatine bekommt eigentlich zu wenig zu tun, um seine spektakuläre Rückkehr storytechnisch wirklich zu rechtfertigen. Ähnlich sieht es mit dem zweiten Rückkehrer Lando Calrissian aus; seine Bedeutung ist überschaubar, aber da er ja schon in der Original-Trilogie nur eher eine große Neben- als eine echte Hauptrolle war, ist das in Ordnung und man freut sich auf jeden Fall, Billy Dee Williams mal wieder als immer noch charismatischer Tausendsassa Lando zu sehen.

Ein paar Neuzugänge gibt es im Ensemble auch, deren Mehrwert fällt aber überschaubar aus. Speziell Dominic Monaghan ("Der Herr der Ringe") als Widerständler Beaumont Kin wie auch Keri Russell ("Planet der Affen: Revolution") als Poes behelmte Bekannte Zorii Bliss kommen sympathisch rüber, haben aber einfach keine Zeit, um wirklich Profil zu entwickeln. Ein bißchen besser sieht es bei der Kriegerin Jannah (Naomi Ackie, "Lady Macbeth") aus und der britische Charaktermime Richard E. Grant hat zwar als neuer Bösewicht auch nicht viel zu tun, ist aber die perfekte Besetzung für eine solche Nebenrolle. Von den etablierten Figuren kommen derweil Rose Tico (Kelly Marie Tran), General Hux (Domhnall Gleeson, "Alles eine Frage der Zeit") und Leia deutlich zu kurz. Bei Letzterer gibt es dafür natürlich einen ebenso guten wie traurigen Grund, denn Darstellerin Carrie Fisher ist bekanntlich bereits vor der Premiere von "Die letzten Jedi" unerwartet verstorben. Um Leia auch in "Der Aufstieg Skywalkers" verwenden zu können, wurden mit Genehmigung von Fishers Familie nicht verwendete Aufnahmen aus "Das Erwachen der Macht" verwendet. Wenn man genau darauf achtet, fällt das durchaus auf, da Leia in ihren Dialogen quasi als Prellbock fungiert und eher Allgemeinplätze äußert, während ihre jeweiligen Gesprächspartner das eigentlich Wichtige sagen. Es wirkt aber insgesamt rund genug und ist jedenfalls die bessere Alternative als ein schneller Off-Screen-Tod Leias ganz zu Beginn (oder sogar in der Zeit zwischen "Die letzten Jedi" und "Der Aufstieg Skywalkers"). Übermäßig viele Charaktermomente gibt es – abgesehen von Rey, Finn, Poe und Kylo – jedoch sowieso nicht, denn wie sich das für einen "Star Wars"-Film und generell für einen Disney-Blockbuster gehört, gibt es natürlich reichlich Action. Lichtschwertkämpfe, Weltraumschlachten, Verfolungsjagden, Schießereien, sogar eine kleine Prügelei … alles ist vorhanden, für meinen Geschmack nimmt die Action sogar einen Tick zu viel Spielraum ein. Das ist aber halb so wild, da sie wie gewohnt erstklassig inszeniert ist und die Spezialeffekte keinerlei Wünsche offenlassen, außerdem sorgt die Musik von John Williams wieder für die passende Untermalung und die verschiedenen, sehr schön gestalteten Welten bieten eindrucksvolle visuelle Hintergründe für das Geschehen – besonders ein Besuch auf einem sturmumtosten Mond von Endor (wo ja die Endschlacht in "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" stattfand) liefert großartige Bilder. Achja, und auch einige neue nichtmenschliche Kreaturen, die wunderbar altmodisch wie bei der Original-Trilogie mit liebevoll gestalteten "Puppen" verwirklicht wurden, verdienen ein Lob. Ohne Spoiler kann ich zum Ende des Films nicht viel schreiben, aber wenngleich ein paar Entwicklungen und Enthüllungen mit Sicherheit für lange Diskussionen sorgen werden (gerade bezüglich der Nachvollziehbarkeit der Entwicklung der Hauptfiguren), halte ich "Der Aufstieg Skywalkers" insgesamt und trotz einer Story, die etwas zu sehr auf Nummer Sicher geht, für ein schönes und nostalgisches Finale der Skywalker-Saga, die qualitativ die Prequel-Trilogie locker in den Schatten stellt.

Fazit: "Star Wars Episode IX: Der Aufstieg Skywalkers" ist storytechnisch kein Meisterwerk und wagt wenig Neues, unterhält aber knapp zweieinhalb Stunden vortrefflich mit Charakteren, die einem ans Herz gewachsen sind, und viel Action auf hohem technischen Niveau.

Wertung: 8,5 Punkte, wobei das als erklärter Fan der Reihe nicht völlig objektiv sein mag (aber ich habe damals "Episode III" 6 Punkte gegeben, finde also definitiv nicht alles toll, worauf "Star Wars" steht ...).


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