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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 27. August 2015

THERAPIE FÜR EINEN VAMPIR (2014)

Regie und Drehbuch: David Rühm, Musik: Bernd und Stefan Jungmair
Darsteller: Tobias Moretti, Jeanette Hain, Dominic Oley, Cornelia Ivancan, Karl Fischer, David Bennent, Erni Mangold, Lars Rudolph, Anatole Taubman
Therapie für einen Vampir
(2014) on IMDb Rotten Tomatoes: 63% (6,3); weltweites Einspielergebnis: $0,2 Mio.
FSK: 12, Dauer: 87 Minuten.

Wien, 1932: Graf Geza von Közsnöm (Tobias Moretti, "Jud Süß – Film ohne Gewissen") ist zu Tode gelangweilt. Er hat in seinen eigenen Worten  alles gesehen und alles erlebt, seine Gattin Elsa (Jeanette Hain, "Poll") nervt ihn mit ihrer Ichbezogenheit schon seit Jahren und sogar das Essen ödet ihn einfach nur noch an. Hilfe sucht der Graf bei einem Psychoanalytiker namens Sigmund Freud (Karl Fischer, "Gloomy Sunday"), der die unglaublichen Geschichten seines neuen Patienten fasziniert notiert. Was er nicht ahnt: So verrückt ist der Graf gar nicht … dafür ist er ein Vampir! In Dr. Freuds Praxis findet der Graf tatsächlich neue Lebenslust, allerdings auf gänzlich andere Art und Weise, als man meinen könnten. Ein Gemälde dort zeigt des Grafen große Liebe Nadilla, die vor Jahrhunderten starb, ihm aber versprach, eines Tages wiedergeboren zu werden. Als Graf Geza erfährt, daß das Gemälde die Freundin des Künstlers Viktor (Dominic Oley) zeigt, der für Dr. Freud die Träume und sexuellen Phantasien seiner Patienten illustriert, sucht er den jungen Mann sofort auf. Und in der Tat: Viktors selbstbewußte Freundin Lucy (Cornelia Ivancan, TV-Serie "CopStories") ist Nadillas Ebenbild. Während der Graf Lucy auf sein Anwesen bringt, um mithilfe eines Rituals ihre wahre Natur als Nadilla zum Vorschein zu bringen, schickt er seine Frau Elsa zu Viktor, der sie porträtieren soll – denn Vampire haben bekanntlich kein Spiegelbild, und da Elsa vergessen hat, wie sie aussieht, würde sie alles tun, um endlich wieder in ihr eigenes Gesicht zu blicken …

Kritik:
Genrefilme sind bekanntlich nicht wirklich die Domäne des deutschsprachigen Kinos – oder besser gesagt: Sie sind es nicht mehr, denn als die Filmbranche noch in den Kinderschuhen steckte, waren es Visionäre wie Fritz Lang oder Friedrich Wilhelm Murnau, die wegweisende Meisterwerke wie "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens" oder "Metropolis" schufen. Das ist, wie gesagt, verdammt lange her, heute wird die hiesige Filmlandschaft überwiegend von Komödien, Dramen und Kinderfilmen geprägt. Selbst Thriller sind auf der großen Leinwand eher selten zu finden, nach Genrefilmen braucht man kaum zu suchen. Doch selbstverständlich gibt es auch in diesem Fall Ausnahmen, mit Dennis Gansels (eher mittelmäßigem) "Wir sind die Nacht" gab es 2010 sogar mal wieder einen echten deutschen Vampirfilm. Mutiger als die Deutschen zeigen sich derweil die Österreicher, die in den letzten Jahren unter anderem mit dem preisgekrönten grimmigen Alpenwestern "Das finstere Tal" (mit Tobias Moretti) und einigen auch international beachteten Horrorfilmen ("Blutgletscher", "In 3 Tagen bist du tot 1 + 2") auftrumpften. Und nun präsentieren sie (in einer österreichisch-schweizerischen Koproduktion) eine sehr stilvolle Vampirparodie mit leichten "Tanz der Vampire"-Anklängen, die zwar etwas zu behäbig geraten ist, um als voller Erfolg durchzugehen, aber mit typisch österreichischem Charme zeigt, daß auch im deutschsprachigen Raum ein halbwegs origineller Blutsauger-Film möglich ist.

Der Wiener Regisseur und Drehbuch-Autor David Rühm hat sich in seinem ersten Spielfilm seit fast 20 Jahren sehr offensichtlich an zahlreichen Meilensteinen des Vampirfilms orientiert, was Vor- und Nachteile hat. Auf der einen Seite freut man sich als Freund des Genres über viele gelungene Anspielungen und Zitate, auf der anderen Seite ist der Grat zwischen liebevoller Hommage und billiger Kopie manchmal sehr schmal. Da Rühm schlau genug ist, gelegentlich eigene Ideen und Variationen der gängigen Vampirmotive einzubringen – nett etwa der von den weltweiten Vampirforschern bislang unentdeckte Zählzwang –, geht das aber überwiegend gut. Auch zahlreiche Wortspielereien, vor allem von Tobias Moretti teils rasend schnell vorgetragen, sorgen für Erheiterung, könnten je nach Humorgeschmack aber auch als übertrieben albern empfunden werden (zumal sie teilweise tatsächlich nur knapp an der Grenze zum Kalauer vorbeischrammen). Jedenfalls lenken sie gekonnt davon ab, daß die eigentliche Geschichte von "Therapie für einen Vampir" doch ziemlich dünn und vorhersehbar ist und das Erzähltempo vor allem in der zweiten Hälfte zu wünschen übrig läßt. Sehr bedauerlich ist zudem, daß der Film die eigentlich grandiose Idee der Miteinbeziehung von Sigmund Freud in die Handlung eher halbherzig umsetzt; eine bedeutende Rolle spielt der Psychoanalytiker nur in wenigen Szenen, dabei hätte die Konfrontation des nüchternen Wissenschaftlers mit übernatürlichen Mächten doch jede Menge Stoff für humorvolle Szenen geboten.

Die generelle Behäbigkeit von "Therapie für einen Vampir" wird zum Glück von den sehr guten Darstellern ein Stück weit aufgefangen. Vor allem Tobias Moretti zeigt erst als Vampir in der Sinnkrise, dann als unsterblich Verliebter wieder einmal sein ganzes Können, wobei speziell die explosiven Szenen mit Jeanette Hain als Gezas Vampirgattin herrlich anzuschauen sind. Auch die beiden außerhalb Österreichs noch ziemlich unbekannten (da vorwiegend am Theater tätigen) jungen Hauptdarsteller Dominic Oley und Cornelia Ivancan machen ihre Sache gut, als heimlicher Star entpuppt sich aber der frühere "Die Blechtrommel"-Star David Bennent in seiner äußerst amüsanten Rolle als Gezas mißmutiger Diener Radul, der durch ein Mißgeschick des Grafen auch noch in das Liebesviereck hineingezogen wird und sich auf sehr spezielle Weise einbringt. Das paßt hervorragend zu der generellen leichten Skurrilität eines Films, den man wohl am besten als Horrorkomödie klassifiziert – obwohl die Horroranteile (trotz einiger blutiger Szenen) sehr gering sind und auch die Gagdichte nicht übermäßig hoch ist. Denn trotz der parodistischen Elemente und ausgeprägter Screwball Comedy-Anleihen ist "Therapie für einen Vampir" im Kern ein recht klassischer Vampirfilm, was durch das stimmungsvoll eingefangene Wiener 1930er Jahre-Setting und die orchestrale Musikuntermalung nur unterstrichen wird.

Fazit: "Therapie für einen Vampir" ist eine charmante Horrorkomödie, die das Genre auf recht zahme, aber amüsante Art und Weise parodiert, ohne sich dabei selbst allzu sehr von dessen gängigen Erzählmustern zu entfernen; dank der atmosphärischen Inszenierung und der starken Besetzung funktioniert das ziemlich gut, auch wenn sich die richtig guten Ideen an einer Hand abzählen lassen.

Wertung: 7 Punkte.

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