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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 10. April 2025

SUITABLE FLESH (2023)

Regie: Joe Lynch, Drehbuch: Dennis Paoli, Musik: Steve Moore
Darsteller: Heather Graham, Judah Lewis, Barbara Crampton, Johnathon Schaech, Bruce Davison, JD Evermore, Giovannie Cruz, Chris McKenna, Brett Newton
Suitable Flesh (2023) on IMDb Rotten Tomatoes: 85% (6,9); weltweites Einspielergebnis: $0,02 Mio.
FSK: 18, Dauer: 102 Minuten.
Als die Psychiaterin Dr. Elizabeth Derby (Heather Graham, "Hangover") gerade Feierabend machen will, taucht der aufgeregte Asa (Judah Lewis, "The Babysitter") bei ihr auf und bittet sie dringend um Hilfe – er ist überzeugt davon, sein Vater Ephraim (Bruce Davison, "Insidious: The Last Key") übernehme regelmäßig seinen Körper und befürchtet, schon in Kürze permanent ausgeschlossen und damit letztlich getötet zu werden. Ein klarer Fall für den Psychiater also, weshalb Elizabeth – die von einer ausgeprägten Persönlichkeitsstörung ausgeht – Asa eine (mäßig erfolgreiche) Notfallsitzung gewährt. Als sie in der Nacht einen verzweifelten Anruf von Asa erhält, eilt sie zu ihm und findet Ephraim sterbend vor, wobei er zuvor aber noch eine obskure Beschwörungsformel vor sich hinmurmelt. Fortan ist Asa deutlich verändert und wesentlich selbstbewußter, die verheiratete Elizabeth beginnt sogar eine Affäre mit dem viel jüngeren Mann. Doch handelt es sich dabei wirklich noch um Asa?

Kritik:
Der US-Filmemacher Stuart Gordon kann wohl mit Fug und Recht als profiliertester Experte in Sachen Horror-Schriftsteller H.P. Lovecraft in der Welt des Films bezeichnet werden. Mit "Re-Animator" schuf er 1985 einen absoluten Kultfilm, zudem inszenierte er mit u.a. "From Beyond" (1986), "Castle Freak" (1995) und "Dagon" (2001) weitere Lovecraft-Adaptionen – wobei diese Filme mit den Vorlagen zumeist sehr frei umgingen, aber dennoch deren grausige Essenz ziemlich gekonnt einfingen. Gemeinsam mit Drehbuch-Autor Dennis Paoli – der an allen oben genannten Lovecraft-Filmen von Gordon beteiligt war – arbeitete Gordon auch an einer Verfilmung von Lovecrafts Kurzgeschichte "Das Ding an der Schwelle", starb jedoch leider im Jahr 2020, bevor sie ihre Pläne in die Tat umsetzen konnten. Paolis Drehbuch landete schließlich beim ebenfalls genreerfahrenen Joe Lynch ("Wrong Turn 2", "Chillerama"), der daraus unter dem Titel "Suitable Flesh" ein nettes Körpertausch-Horror-B-Movie im Stil der 1980er und 1990er Jahre und mit guter Besetzung machte – auch wenn die Kernhandlung leider zu dünn und vorhersehbar ist, um wirklich dauerhaft fesseln zu können.

Körpertausch-Geschichten sind naturgemäß immer eine gute Möglichkeit für Schauspieler, ihr Können zu demonstrieren. Meistens geschieht das eher in komödiantischer Form ("Big", "Freaky Friday", "30 über Nacht"), aber auf Humor verzichtet "Suitable Flesh" weitgehend zugunsten einer düster-schwülen Atmosphäre, die in den Horrorelementen von den 1980er Jahren inspiriert ist, in den überraschend zahlreichen erotischen Szenen und bei der manchmal etwas zu aufdringlichen musikalischen Untermalung hingegen klar bei Filmen der 1990er Jahre wie "Basic Instinct" oder "Sliver". Hauptdarstellerin Heather Graham macht in beiden Bereichen einen richtig guten Job: Man nimmt ihr die mitfühlende Psychiaterin ebenso ab wie die von einer fremden, bösartigen Präsenz Besessene und so ganz nebenbei zeigt sie dem Mainstream-Hollywood, dass auch Frauen jenseits der 50 sehr wohl noch das Zeug zu freizügiger Erotik haben. Eine ähnlich starke Präsenz zeigt an ihrer Seite die Genreveteranin Barbara Crampton, die bereits in Gordons Lovecraft-Adaptionen eine Hauptrolle spielte und in "Suitable Flesh" vor allem in der zweiten Filmhälfte als Elizabeths beste Freundin und berufliche Mentorin Dr. Danielle Upton zur Geltung kommt.

Bei den Männern zeigt der junge Judah Lewis ebenfalls eine gute Leistung, während die bekannteren Bruce Davison und Johnathon Schaech ("Quarantine", als Elizabeths Ehemann Edward) eher kurze Auftritte haben. Obwohl "Suitable Flesh" ein Horrorfilm ist und auf einer Lovecraft-Geschichte basiert, hält sich das Grauen für das Publikum (leider) in Grenzen. Während viele Genrekollegen die Spannung durch Ambiguität und Unsicherheit darüber, was genau vor sich geht, hochhalten, wird hier auch genreunerfahrenen Zuschauern sehr schnell klar, was passiert. Natürlich ist das, was mit den unfreiwillig Besessenen im Film geschieht, sehr wohl schrecklich, Regisseur Lynch gelingt es jedoch trotz der guten schauspielerischen Leistungen lediglich ansatzweise, diese Beklemmung auf das Publikum zu übertragen. Zudem geschieht lange Zeit relativ wenig, während Elizabeth versucht, Asas Zustand zu verstehen. Dafür entschädigt immerhin ein schön drastisches, hysterisches und sehr blutiges letztes Drittel, in dem Elizabeth verzweifelt um ihren Körper und ihr Leben kämpft. Mit 100 Minuten ist "Suitable Flesh" für seine im Kern sehr dünne Story einfach ein wenig zu lang geraten – mit knackigen 80 bis 90 Minuten hätte der Film wahrscheinlich kohärenter und unterhaltsamer gewirkt. Und noch ein bißchen mehr Wahnsinn hätte ihm definitiv auch gutgetan.

Fazit: "Suitable Flesh" ist ein klassisches Horror-B-Movie, das mit einer guten Besetzung und einem blutigen Finale überzeugt, sich aber zu lange Zeit läßt, um seine allzu vorhersehbare Handlung voranzutreiben.

Wertung: 6 Punkte.

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