Regie: Joe Lynch, Drehbuch: Dennis Paoli, Musik: Steve Moore
Darsteller:
Heather Graham, Judah Lewis, Barbara Crampton, Johnathon Schaech,
Bruce Davison, JD Evermore, Giovannie Cruz, Chris McKenna, Brett
Newton
FSK:
18, Dauer: 102 Minuten.
Als
die Psychiaterin Dr. Elizabeth Derby (Heather Graham, "Hangover") gerade
Feierabend machen will, taucht der aufgeregte Asa (Judah Lewis, "The Babysitter") bei
ihr auf und bittet sie dringend um Hilfe – er ist überzeugt davon,
sein Vater Ephraim (Bruce Davison, "Insidious: The Last Key") übernehme regelmäßig seinen
Körper und befürchtet, schon in Kürze permanent ausgeschlossen und
damit letztlich getötet zu werden. Ein klarer Fall für den
Psychiater also, weshalb Elizabeth – die von einer ausgeprägten
Persönlichkeitsstörung ausgeht – Asa eine (mäßig erfolgreiche)
Notfallsitzung gewährt. Als sie in der Nacht einen verzweifelten
Anruf von Asa erhält, eilt sie zu ihm und findet Ephraim sterbend
vor, wobei er zuvor aber noch eine obskure Beschwörungsformel vor
sich hinmurmelt. Fortan ist Asa deutlich verändert und wesentlich
selbstbewußter, die verheiratete Elizabeth beginnt sogar eine Affäre
mit dem viel jüngeren Mann. Doch handelt es sich dabei wirklich noch
um Asa?
Kritik:
Der
US-Filmemacher Stuart Gordon kann wohl mit Fug und Recht als
profiliertester Experte in Sachen Horror-Schriftsteller H.P.
Lovecraft in der Welt des Films bezeichnet werden. Mit "Re-Animator"
schuf er 1985 einen absoluten Kultfilm, zudem inszenierte er mit u.a.
"From Beyond" (1986), "Castle Freak" (1995) und
"Dagon" (2001) weitere Lovecraft-Adaptionen – wobei diese
Filme mit den Vorlagen zumeist sehr frei umgingen, aber dennoch deren
grausige Essenz ziemlich gekonnt einfingen. Gemeinsam mit
Drehbuch-Autor Dennis Paoli – der an allen oben genannten
Lovecraft-Filmen von Gordon beteiligt war – arbeitete Gordon auch
an einer Verfilmung von Lovecrafts Kurzgeschichte "Das Ding an
der Schwelle", starb jedoch leider im Jahr 2020, bevor sie ihre
Pläne in die Tat umsetzen konnten. Paolis Drehbuch landete
schließlich beim ebenfalls genreerfahrenen Joe Lynch ("Wrong
Turn 2", "Chillerama"), der daraus unter dem Titel
"Suitable Flesh" ein nettes Körpertausch-Horror-B-Movie im
Stil der 1980er und 1990er Jahre und mit guter Besetzung machte –
auch wenn die Kernhandlung leider zu dünn und vorhersehbar ist, um
wirklich dauerhaft fesseln zu können.
Körpertausch-Geschichten
sind naturgemäß immer eine gute Möglichkeit für Schauspieler, ihr
Können zu demonstrieren. Meistens geschieht das eher in
komödiantischer Form ("Big", "Freaky Friday",
"30 über Nacht"), aber auf Humor
verzichtet "Suitable Flesh" weitgehend zugunsten einer
düster-schwülen Atmosphäre, die in den Horrorelementen von den
1980er Jahren inspiriert ist, in den überraschend zahlreichen
erotischen Szenen und bei der manchmal etwas zu aufdringlichen
musikalischen Untermalung hingegen klar bei Filmen der 1990er Jahre
wie "Basic Instinct" oder "Sliver".
Hauptdarstellerin Heather Graham macht in beiden Bereichen einen
richtig guten Job: Man nimmt ihr die mitfühlende Psychiaterin ebenso
ab wie die von einer fremden, bösartigen Präsenz Besessene und so
ganz nebenbei zeigt sie dem Mainstream-Hollywood, dass auch Frauen
jenseits der 50 sehr wohl noch das Zeug zu freizügiger Erotik haben.
Eine ähnlich starke Präsenz zeigt an ihrer Seite die Genreveteranin
Barbara Crampton, die bereits in Gordons Lovecraft-Adaptionen eine
Hauptrolle spielte und in "Suitable Flesh" vor allem in der
zweiten Filmhälfte als Elizabeths beste Freundin und berufliche
Mentorin Dr. Danielle Upton zur Geltung kommt.
Bei
den Männern zeigt der junge Judah Lewis ebenfalls eine gute
Leistung, während die bekannteren Bruce Davison und Johnathon
Schaech ("Quarantine", als Elizabeths Ehemann Edward) eher kurze Auftritte haben.
Obwohl "Suitable Flesh" ein Horrorfilm ist und auf einer
Lovecraft-Geschichte basiert, hält sich das Grauen für das Publikum
(leider) in Grenzen. Während viele Genrekollegen die Spannung durch
Ambiguität und Unsicherheit darüber, was genau vor sich geht,
hochhalten, wird hier auch genreunerfahrenen Zuschauern sehr schnell
klar, was passiert. Natürlich ist das, was mit den unfreiwillig
Besessenen im Film geschieht, sehr wohl schrecklich, Regisseur Lynch
gelingt es jedoch trotz der guten schauspielerischen Leistungen
lediglich ansatzweise, diese Beklemmung auf das Publikum zu
übertragen. Zudem geschieht lange Zeit relativ wenig, während
Elizabeth versucht, Asas Zustand zu verstehen. Dafür entschädigt
immerhin ein schön drastisches, hysterisches und sehr blutiges
letztes Drittel, in dem Elizabeth verzweifelt um ihren Körper und
ihr Leben kämpft. Mit 100 Minuten ist "Suitable Flesh" für
seine im Kern sehr dünne Story einfach ein wenig zu lang geraten –
mit knackigen 80 bis 90 Minuten hätte der Film wahrscheinlich
kohärenter und unterhaltsamer gewirkt. Und noch ein bißchen mehr Wahnsinn hätte ihm definitiv auch gutgetan.
Fazit:
"Suitable Flesh" ist ein klassisches Horror-B-Movie, das
mit einer guten Besetzung und einem blutigen Finale überzeugt, sich
aber zu lange Zeit läßt, um seine allzu vorhersehbare Handlung voranzutreiben.
Wertung:
6 Punkte.
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