Ivan Reitman hatte als Regisseur und als Produzent im Laufe seiner rund 50-jährigen Laufbahn viele Hits, allerdings sticht ein Film aus seinem Werk deutlich hervor und brachte ihm bereits früh einen Platz im Hollywood-Olymp ein: "Ghostbusters". Dem Franchise blieb er stets treu, weshalb es durchaus passend erscheint, daß der letzte von Reitman produzierte Film vor seinem Tod die späte Fortsetzung "Ghostbusters: Legacy" war. Am 12. Februar 2022 verstarb Ivan Reitman mit 75 Jahren in Kalifornien.
Ivan Reitman wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in der damaligen Tschechoslowakei geboren, seine Eltern - die wegen ihres jüdischen Glaubens von den Nazis verfolgt wurden, seine Mutter überlebte das KZ Auschwitz - wanderten aber bereits 1950 nach Kanada aus, wo er an der Uni zunächst Musik studierte, aber bereits bald erste Kurzfilme drehte und dabei auch viele spätere Weggefährten kennenlernte. In den 1970er Jahren begann Ivan Reitmans Filmkarriere recht zäh, bis ihm 1979 der erste große Erfolg gelang: "Babyspeck und Fleischklößchen" ist eine klassische, sehr amerikanische Sommercamp-Komödie, die inhaltlich von überschaubarer Qualität ist, aber ein enormer kommerzieller Hit war (rund $70 Mio. Einspielergebnis bei Produktionskosten von $1-2 Mio.!) und auch als erste Zusammenarbeit Reitmans mit Drehbuch-Autor Harold Ramis und Hauptdarsteller Bill Murray prägend sein sollte für seine weitere Laufbahn. Dem Komödiengenre blieb Ivan Reitman fast ausnahmslos treu und sein nächster Film, die einfallsreiche, herrlich durchgeknallte und sehr lustige Militär-Komödie "Ich glaub' mich knutscht ein Elch!" (1981) - wiederum mit Bill Murray in der Hauptrolle, dem Harold Ramis diesmal nicht nur als Autor, sondern auch als wunderbar mit ihm harmonierender Co-Star zur Seite stand - knüpfte nahtlos an den Erfolg von "Babyspeck und Fleischklößchen" an. Diesen Lauf setzte Reitman fort und brachte ihn zu einem großartigen Höhepunkt mit "Ghostbusters" (1984) - über den Komödienklassiker mit dem eingespielten, um Dan Aykroyd erweiterten Team um Bill Murray und Harold Ramis muß ich wohl nicht viel erzählen, nicht ohne Grund fährt "Ghostbusters" bis heute im TV regelmäßig gute Quoten ein und zog etliche Fortsetzungen sowie Ableger im TV-, Comic- und Videospielbereich nach sich. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von nahezu $300 Mio. und über 70 Millionen Kinozuschauern in den USA sowie vier Millionen in Deutschland (Platz 6 in den Jahrescharts 1985) sollte das so originelle wie lustige Geisterjäger-Abenteuer Reitmans größter kommerzieller Erfolg bleiben.
Qualitativ konnte Ivan Reitman zumindest als Regisseur leider nicht an diese frühen Karriere-Highlights anknüpfen, dennoch blieb er in den 1980er und 1990er Jahren ein zuverlässiger Lieferant ordentlicher und zumeist auch recht erfolgreicher Komödien wie "Staatsanwälte küßt man nicht" (1986), "Ghostbusters II" (1989) oder "Dave" (1993). Statt mit Bill Murray arbeitete er nun zudem oft mit Arnold Schwarzenegger, dem er mit den sympathischen, wenn auch alles andere als weltbewegenden Komödien "Twins" (1988), "Kindergarten Cop" (1990) und "Junior" (1994) einen (für beide) sehr lukrativen neuen Karrierepfad abseits des Actiongenres eröffnete. 1997 mußte er jedoch mit dem ersten echten Flop seit den Anfängen seiner Karriere leben, denn "Ein Vater zuviel" weckte trotz der beiden Comedy-Superstars Robin Williams und Billy Crystal in den Hauptrollen nicht das Interesse des Publikums. Auch die Zusammenarbeit mit Harrison Ford bei der Abenteuerkomödie "Sechs Tage, sieben Nächte" (1998), mit David Duchovny und Julianne Moore bei der SciFi-Komödie "Evolution" (2001) oder mit Uma Thurman bei "Die Super-Ex" (2006) brachte nicht mehr als bestenfalls solide Ergebnisse zutage. Einen letzten kommerziellen Erfolg als Regisseur feierte Reitman 2011 mit der romantischen Komödie "Freundschaft Plus" mit Natalie Portman, wogegen ihm seine letzte Regiearbeit "Draft Day" (2014) - zur Abwechslung einmal keine Komödie, sondern ein Football-Drama mit Kevin Costner - immerhin die besten Kritiken seit langem einbrachte und somit einen würdigen Abschluß seiner Regiekarriere darstellt (auch wenn sich die Zuschauerzahlen in Grenzen hielten).
Von Beginn seiner Filmkarriere an hatte sich Ivan Reitman auch häufig als Produzent respektive ausführender Produzent betätigt. Zunächst vor allem bei den Frühwerken seines Landsmannes David Cronenberg ("Parasiten-Mörder", "Rabid"), dann bei seinen eigenen Filmen und ab den 1990er Jahren mit seiner Produktionsfirma Northern Lights Entertainment in großem Stil bei Dutzenden Kino- und TV-Produktionen. Zu den Highlights dieses Pfades seiner Karriere zählen John Landis' kultige Collegekomödie "Ich glaub', mich tritt ein Pferd" (1978), der Fantasy/SciFi-Animationsfilm "Heavy Metal" (1981), die Familienkomödie "Ein Hund namens Beethoven" (1992), die Basketball/Looney Tunes-Komödie "Space Jam" (1996), die in den USA sehr erfolgreiche Post-College-Komödie "Old School" (2003), die gelungene Teenie-Komödie "Eurotrip" (2004), der Gruselfilm "Der Fluch der zwei Schwestern" (2009), das Biopic "Hitchcock" (2012) und das "Baywatch"-Kino-Reboot mit Dwayne Johnson (2017). Dazu kommen mit Paul Feigs weiblichem "Ghostbusters"-Reboot (2016) und "Ghostbusters: Legacy" (2021) zwei weitere Fortsetzungen seines größten Erfolges. "Ghostbusters: Legacy" wurde dabei von Ivan Reitmans Sohn Jason inszeniert und geschrieben, der ebenfalls ein etablierter Filmemacher ist und dem sein Vater gewissermaßen seine einzige OSCAR-Nominierung zu verdanken hat - denn für Jasons gefeierte Tragikomödie "Up in the Air" (2009) mit George Clooney und Anna Kendrick war Ivan Reitman als Produzent in der Königskategorie "Bester Film" nominiert.
Am 12. Februar 2022 starb Ivan Reitman im Alter von 75 Jahren in seinem Haus in Montecito in Kalifornien friedlich im Schlaf. R.I.P.
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