Regie und Drehbuch: Guillermo del Toro, Musik: Marco Beltrami
Darsteller:
Ron Perlman, Selma Blair, Rupert Evans, Doug Jones, David Hyde Pierce (Stimme),
John Hurt, Karel Roden, Jeffrey Tambor, Brian Steele, Ladislav Beran, Bridget
Hodson, Corey Johnson, Brian Caspe, James Babson, Stephen Fisher, Garth Cooper,
Angus MacInnes, Jim Howick, William Hoyland, Winter Ave Zoli, Guillermo del
Toro, Mike Mignola
FSK: 12 (Director's Cut: 16), Dauer: 122 Minuten (Director's
Cut: 127 Minuten, aufgrund der etwas schnelleren Abspielgeschwindigkeit auf DVD im
Vergleich zum Kino sind es aber gut 10 Minuten mehr).
Als die Nazis im Jahr 1944 mit der
Hilfe von Grigori Rasputin (Karel Roden, "A Lonely Place to Die") höllische Mächte zu ihrer Unterstützung
herbeirufen wollen, können alliierte Spezialkräfte um Professor Trevor
"Broom" Bruttenholm (John Hurt, "Alien") das gerade noch so verhindern. Etwas ist
allerdings doch durch das Portal zur Hölle geschlüpft, ehe es wieder
geschlossen werden konnte: ein kleiner, roter, gehörnter Baby-Dämon. Der Professor entschließt sich, den kurzerhand "Hellboy" genannten Dämon selbst aufzuziehen und zu einem geheimen Streiter für
das Gute zu machen. 60 Jahre später ist der körperlich erwachsene, aber
immer noch ziemlich kindische Hellboy (Ron Perlman, "Moonwalkers") zu einem mehr
oder weniger zuverlässigen Agenten der geheimen FBI-Unterabteilung
"Amt zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen"
(englische Abkürzung:
B.P.R.D.) geworden, der sich gemeinsam mit seinem Mentor Broom, dem telepathischen
Fischwesen Abe Sapien (Doug Jones, TV-Serie "Star Trek: Discovery"; in der Originalfassung gesprochen von David Hyde Pierce aus der TV-Kultserie "Frasier"), der Pyrokinetikerin Liz (Selma Blair, "Eiskalte Engel") – in
die Hellboy verliebt ist – und dem neuen Agenten Myers (Rupert Evans, "Agora") auf
die Bekämpfung übernatürlicher Gefahren für die Menschheit spezialisiert hat.
Richtig gefährlich wird es jedoch, als der Magier Rasputin von den Toten erweckt wird
und das Ende der Welt einleiten will – wofür er Hellboy benötigt …
Kritik:
Im Jahr 2021 ist der Mexikaner Guillermo del Toro ein
OSCAR-gekrönter Filmemacher, der global für so stimmungsvolle und originelle
Werke wie "Pans Labyrinth" oder "Shape of Water" gefeiert
wird – 17 Jahre zuvor sah das noch etwas anders aus. Zwar hatte del Toro da
bereits mit seinen beiden äußerst atmosphärischen mexikanischen Gruselfilmen
"Cronos" (1993) und "The Devil's Backbone" (2001) das
Interesse Hollywoods geweckt und nach einem ersten Flop mit dem
Horrorfilm "Mimic" (1997) mit Marvels "Blade II" auch einen
Hit gelandet, allerdings war das eine Auftragsarbeit, bei der er ausnahmsweise
mit einem fremden Drehbuch (von David S. Goyer) arbeitete. Doch offensichtlich reichte das gerade
so aus, um genügend Vertrauen nicht nur in del Toros Fähigkeiten (die kaum
jemand bezweifelt haben dürfte), sondern ebenso in die breite Vermarktbarkeit
seines Schaffens zu wecken, weshalb er für "Hellboy" (nach zunächst einigen Absagen) mehr Handlungsfreiheit erhielt. Wie
"Blade II" basiert auch "Hellboy" auf einer beliebten und langlebigen Comicreihe (die ich nie gelesen habe), deren Schöpfer Mike Mignola eng mit del Toro
zusammenarbeitete, wobei del Toro aber letztlich das Drehbuch verantwortete.
Das Ergebnis ihrer Mühen konnte sich sehen lassen, denn "Hellboy" war
zwar in kommerzieller Hinsicht kein wirklicher Hit, lief aber im Kino und im
Heimkino sehr solide und konnte trotz eines allzu großen Action-Fokus und einer
eher zweckmäßigen Story auch die Fans von sich überzeugen.
Um das wahrscheinlich vorwiegend nicht mit Mignolas
"Hellboy"-Universum vertraute Publikum möglichst schonend mit der
ziemlich exotischen Welt voller übernatürlicher und dämonischer Bedrohungen
vertraut zu machen, greift del Toro zu einem bewährten
dramaturgischen Kniff: Er etabliert mit dem jungen FBI-Agenten Myers einen
Neuling, der diese geheime Welt mit ebenso staunenden Augen betrachtet wie wir
Zuschauer. Das ist wenig einfallsreich, funktioniert aber einwandfrei, wenngleich
Myers in der Interpretation des jungen Briten Rupert Evans ein wenig blaß
bleibt – gerade im Vergleich zu seinen Mitstreitern. Vermutlich ist das auch
der Grund dafür, daß er in der Fortsetzung "Hellboy – Die goldene Armee" nicht
mehr auftaucht und seine Abwesenheit nebenbei mit einem Satz erklärt wird.
Seine Aufgabe im ersten "Hellboy" erfüllt Myers aber gut
und daß er von so schillernden Charakteren wie Hellboy, Abe Sapien oder Liz
überschattet wird, kann man ihm kaum zum Vorwurf machen. Tatsächlich ist
speziell dieses Trio – flankiert von Myers, Broom und dem als Comic Relief
fungierenden steifen Bürokraten Tom Manning (Jeffrey Tambor, "The Death of Stalin"), der wenig
überraschend seine Probleme mit Hellboys Alleingängen hat – der Grund dafür,
daß Guillermo del Toros "Hellboy" ein sehr spaßiges Kinoabenteuer wurde.
Für Ron Perlman ist Hellboy wohl die Rolle seines Lebens, der Genrespezialist
paßt mit dem kantigen Aussehen und seiner Statur nicht nur optisch perfekt,
sondern versteht es auch ausgezeichnet, die Kindlichkeit, die Hellboy selbst
nach 60 Jahren noch auszeichnet, mit dem kraftvollen Selbstvertrauen im Kampf
gegen das Böse zu verbinden und ebenso mit einer gewissen Melancholie und
Weltmüdigkeit, weil er sich aufgrund seines Aussehens stets vor jenen verborgen
halten muß, für deren Schutz er kämpft (abgesehen von den menschlichen
Mitgliedern seiner Abteilung, versteht sich).
Kurzum: Hellboy ist trotz seines Aussehens und seines
mitunter ungehobelten Verhaltens ein ungemein liebenswürdiger Protagonist, der
uns mit seinen leicht angeberischen Sprüchen zum Lachen bringt und mit seiner
Verletzlichkeit zum Mitfühlen. Dazu harmoniert er wunderbar mit Liz und Abe
Sapien, sodaß selbst die Romanze mit der von Selma Blair sehr sympathisch
dargestellten Liz (auf die übrigens auch Myers ein Auge geworfen hat) jederzeit
glaubwürdig wirkt. Bedauerlicherweise kann die Qualität der Handlung mit jener
der Figurenzeichnung nicht mithalten. Die Geschichte rund um Rasputins
Weltvernichtungspläne ist ebenso klischeehaft wie überwiegend vorhersehbar
(beispielsweise wird Hellboy natürlich von der "dunklen Seite der
Macht" in Versuchung geführt). Der Tscheche Karel Roden gibt zwar einen
guten Bösewicht ab, bekommt aber vom Drehbuch zu wenige Gelegenheiten, um sich
nachdrücklich ins Gedächtnis des Publikums einzubrennen. Hinzu kommt, daß der Showdown in Rußland sich (durchaus genretypisch) als ein ziemliches
Actiongewitter entpuppt, das zwar handwerklich gut gemacht ist, aber letztlich
doch recht generisch wirkt. Immerhin am Kreaturendesign und den sonstigen
Spezialeffekten gibt es im gesamten Film wenig zu bemängeln, was insofern kaum
überrascht, als sich del Toro ausdrücklich den Meister der Stop Motion-Spezialeffekte
Ray Harryhausen zum Vorbild nahm (den er sogar in die Produktion involvieren
wollte, Harryhausen sagte aber ab, da ihm moderne Filme zu gewalttätig seien). Für
den Heimkinomarkt wurde später übrigens ein rund zehn Minuten längerer
Director's Cut veröffentlicht, der primär Handlungsszenen einfügt (aber in Deutschland trotzdem eine höhere Altersfreigabe erhielt) und
damit meiner Meinung nach besser funktioniert als die allzu actionlastige
Kinofassung. Wie erwähnt, war "Hellboy" in kommerzieller Hinsicht
kein großer Erfolg, es reichte aber aus, um vier Jahre später die noch deutlich
bessere Fortsetzung "Hellboy – Die goldene Armee" in die Kinos zu
bringen.
Fazit: Guillermo del Toros "Hellboy" ist
ein recht exotisches Superhelden-Fantasy-Abenteuer, das primär mit
seinen denkwürdigen, hervorragend besetzten Figuren und dem detailverliebten Worldbuilding punktet, aber ein wenig
unter einer simplen Story und zu viel Action leidet.
Wertung: 7 Punkte (Kinofassung) bzw. 7,5 Punkte
(Director's Cut).
Bei
Gefallen an meinem
Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger"
mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den
Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der
rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen