Samstag, 28. November:
Servus TV, 20.15 Uhr: "Der Eissturm" (1997)
Es ist wirklich bemerkenswert, wie vielseitig der bereits mit zwei OSCARs ausgezeichente taiwanesische Regisseur Ang Lee ist. Ob britische Literaturklassiker ("Sinn und Sinnlichkeit" nach Jane Austen), US-Western ("Wer mit dem Teufel reitet"), Martial Arts-Epen ("Tiger & Dragon"), Comic-Superhelden ("Hulk"), chinesische Spionagedramen ("Gefahr und Begierde") oder indische Survival-Abenteuer ("Life of Pi") – Lee beherrscht scheinbar alle Spielarten seines Metiers. Da verwundert es kaum, daß er mit "Der Eissturm" sogar ein sehr beeindruckendes, sexuell aufgeladenes US-Kleinstadtporträt zur Zeit der frühen 1970er Jahre zustandebrachte. Kevin Kline, Sigourney Weaver, Tobey Maguire, Joan Allen, Elijah Wood und Christina Ricci (in einer ihren ersten "ernsthaften" Rollen) sorgen für beste, inhaltlich anspruchsvolle Unterhaltung.
Servus TV, 22.25 Uhr: "Pollock" (2000)
Heute wird der Schauspieler Ed Harris 65 Jahre alt; passend dazu zeigt Servus TV sein hochgelobtes Regiedebüt über einen der bekanntesten US-Maler, für dessen exzentrische Darstellung Harris eine OSCAR-Nominierung erhielt (Marcia Gay Harden als Jackson Pollocks Lebensgefährtin gewann den Academy Award sogar).
ZDF Neo, 0.15 Uhr: "Spartacus" (1960)
Sir Stanley Kubrick war nicht weniger vielseitig als Ang Lee, was er unter anderem mit diesem dreistündigen Historienepos über einen Sklavenaufstand gegen die Römer bewies. Kirk Douglas glänzt in der rebellischen Titelrolle, die Nebenrollen sind mit Könnern wie Charles Laughton, Peter Ustinov, Laurence Olivier oder Jean Simmons ebenso hochkarätig besetzt.
RTL, 0.30 Uhr: "Rocky" (1976)
Heutzutage glaubt man das ja kaum mehr (auch dank der vielen eher mäßigen Fortsetzungen), aber als Sylvester Stallone 1976 das von ihm geschriebene Boxer-Epos in die Kinos brachte, war das eine echte Sensation, am Ende gab es sogar den OSCAR für den besten Film des Jahres (womit aber, ehrlich gesagt, noch bessere Konkurrenten wie Scorseses "Taxi Driver" oder "Die Unbestechlichen" besiegt wurden). Stallone selbst erhielt zwei Nominierungen als Hauptdarsteller und als Autor, und das noch nicht einmal unverdient. So etwa einmal alle 10 bis 20 Jahre zeigt Stallone ja, daß er nicht nur Haudrauf-Filme kann, sondern wirkliches Talent hat. Zuletzt war das in James Mangolds hervorragend konstruiertem Thriller "Copland" der Fall, aktuell glänzt er in den US-Kinos wieder in der Rolle, die ihn berühmt machte: In "Creed" spielt er zum siebten Mal den Rocky Balboa, der altersbedingt nun aber zum Boxtrainer geworden ist. Und überraschenderweise gilt er für seine einfühlsame Performance als Topfavorit für den OSCAR 2016 in der Kategorie "Bester Nebendarsteller"! Wer das nicht glaubt, der kann sich ja heute Nacht noch einmal jenen Film anschauen, der alles gestartet hat für Stallone (und der aktuell Platz 218 in der IMDb Top 250 belegt) ...
ARD, 0.55 Uhr: "Nordwand" (2008)
Dem auf wahren Geschehnissen basierenden Bergsteiger-Drama von Philipp Stölzl gelingt es, die oft gesehenen typischen Bausteine seines Genres durch eine spannende Rahmenhandlung im Tal anzureichern, in der es darum geht, wie die Nazis (vor Beginn des Zweiten Weltkrieges) die Bergsteiger für Propagandazwecke ausnutzen. Durch ihre Rolle in dieser Rahmenhandlung als engagierte Journalistin schaffte Johanna Wokalek den endgültigen Durchbruch (bekannt wurde sie bereits durch Til Schweigers "Barfuß"), an ihrer Seite agieren Ulrich Tukur sowie als die beiden zentralen Bergsteiger Benno Fürmann und Florian Lukas.
ARD, 2.55 Uhr: "Brokeback Mountain" (2005)
Vermutlich wird Ang Lees dreifach OSCAR-prämierter Film für die meisten Leute immer "dieser schwule Western" sein, doch selbstverständlich ist "Brokeback Mountain" viel mehr als das. Vor allem ist er ein gefühlvolles und von Heath Ledger und Jake Gyllenhaal toll gespieltes Drama über eine große, aber komplizierte und gesellschaftlich nicht akzeptierte Liebe.
ZDF Neo, 4.35 Uhr: "Gegen alle Flaggen" (1952)
Vor wenigen Wochen verstarb mit der gebürtigen Irin Maureen O'Hara eine der letzten großen Diven aus Hollywoods Goldener Ära. Das farbenfrohe Technicolor-Piratenabenteuer mit Errol Flynn und Anthony Quinn zählt zu ihren schönsten Filmen und erinnert daran, welche tolle Frau und Schauspielerin O'Hara war.
Außerdem:
Abschied in der Nacht / Das alte Gewehr (erschütternde Kombination aus Anti-Kriegsfilm und Rachedrama, beklemmend gespielt von Philippe Noiret und Romy Schneider; 0.20 Uhr im RBB, scheinbar ungeschnitten! Das ist deshalb bemerkenswert, da für die westdeutsche Auswertung eigens eine Alternativ-Version mit einigen die Nazi-Antagonisten bedenklich verharmlosenden Szenen zusammengestellt wurde; jaja, so stellte man sich in westdeutschen Behörden noch Mitte der 1970er Jahre einen "taktvollen" Umgang mit den Verbrechen der Vergangenheit vor; in der DDR wurde dagegen stets die originale französische Version gezeigt und auf die scheint der RBB erfreulicherweise immer noch Zugriff zu haben)
Sonntag, 29. November:
RTL, 20.15 Uhr (geschnitten; ungekürzte Wiederholung um 23.05 Uhr): "Elysium" (2013)
Die Free-TV-Premiere von Neill Blomkamps ("District 9") dystopischem Science Fiction-Film, in dem die Erdenbewohner in Armut dahinvegetieren, während es sich die Wohlhabenden (unter der Führung von Jodie Foster) in einer luxuriösen Raumstation im Erdorbit gutgehen lassen. Matt Damon will diese Ungerechtigkeit beenden ...
RTL II, 20.15 Uhr: "Walk the Line" (2005)
Schematisch ähneln sich die allermeisten Biopics, was vor allem an der kaum vermeidbaren Anekdotenhaftigkeit der Handlung (die ja nunmal ein ganzes Leben abbilden soll; zumindest wenn man keinen so unkonventionellen Ansatz wählt wie aktuell "Steve Jobs") liegt. James Mangolds Johnny Cash-Film zählt aber definitiv zu den besten Vertretern seines Genres, was primär der tollen und (wenn man Cash wie ich bis dahin eher mit Country verbindet) erfreulich rockigen Musik und den tollen Leistungen der Hauptdarsteller Joaquin Phoenix und Reese Witherspoon geschuldet ist. Beide haben alle Lieder selbst eingesungen und damit auch den Soundtrack zu einem Hit gemacht, Witherspoon gewann für die Rolle der Sängerin June Carter Cash sogar verdient den OSCAR (Phoenix war immerhin nominiert).
Arte, 20.15 Uhr: "Der talentierte Mr. Ripley" (1999)
Als charmanter und wandlungsfähiger Betrüger Tom Ripley begeisterte Matt Damon Ende der 1990er Jahre Kritiker und Publikum in Anthony Minghellas ebenso raffinierter wie eleganter Thriller-Adaption des wohl berühmtesten Romans von Patricia Highsmith. Auch die übrigen Rollen sind mit u.a. Jude Law, Cate Blanchett, Gwyneth Paltrow und Philip Seymour Hoffman glänzend besetzt.
BR, 23.15 Uhr: "Hannah und ihre Schwestern" (1986)
Zu Woody Allens 80. Geburtstag zeigen die deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender in der kommenden Woche zahlreiche Filme des Altmeisters. Den Auftakt macht diese komplex aufgebaute Tragikomödie mit Michael Caine, Mia Farrow, Carrie Fisher und Allen selbst, in der aufgezeigt wird, wie sich das Leben mehrerer Schwestern und ihrer Familien innerhalb eines Jahres entwickelt.
Außerdem:
Tatsächlich ... Liebe (der wunderbare britische Episodenfilm mit Starbesetzung hat sich längst als moderner Weihnachtsklassiker etabliert; 18.10 Uhr bei ZDF Neo)
Django Unchained (Tarantinos grandiose Italo-Western-Hommage mit Jamie Foxx, Christoph Waltz und Leonardo DiCaprio; 20.15 Uhr geschnitten bei Pro 7, ungekürzte Nachtwiederholung um 1.40 Uhr)
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