Regie und Drehbuch: Paul Feig, Musik: Theodore Shapiro
Darsteller: Melissa McCarthy, Rose Byrne, Jude Law, Jason
Statham, Alison Janney, Miranda Hart, Peter Serafinowicz, Morena Baccarin,
Bobby Cannavale, Will Yun Lee, Julian Miller, Mitch Silpa, Andrey Danilko,
Katie Dippold, Paul Feig, Curtis "50 Cent" Jackson
FSK: 12, Dauer: 120 Minuten.
Susan Cooper (Melissa McCarthy, "Taffe Mädels")
hat einst eigentlich erfolgreich die harte CIA-Ausbildung durchlaufen, vor allem
aufgrund ihres mangelnden Selbstvertrauens arbeitet die übergewichtige und
schüchterne Agentin jedoch "nur" als Analystin im
(ziemlich baufälligen) Kellergeschoß der Geheimdienst-Zentrale. Immerhin kann sie von dort dank ihres Wissens und Könnens mit dem Star
unter den CIA-Agenten zusammenarbeiten, dem smarten Bradley Fine (Jude Law,
"Anna Karenina"), den sie bei all seinen Einsätzen vom Schreibtisch
aus anleitet. Nach einem mißglückten Auftrag gelangt jedoch ausgerechnet die
skrupellose Rayna Boyanov (Rose Byrne, "Insidious"), die gerade dabei
ist, einen Käufer für eine Atombombe zu suchen, an eine Namensliste der aktiven Geheimagenten. Um Rayna zu stoppen, muß sie also jemand beschatten, den sie
nicht kennt – Auftritt Susan Cooper! Nun selbst geleitet von ihrer besten
Freundin Nancy (Komikerin Miranda Hart) – und gleichzeitig immer wieder gestört
von dem Macho-Agenten Rick Ford (Jason Statham, "Parker"), der sich
entgegen seiner Befehle und trotz seiner Enttarnung selbst um Rayna kümmern
will –, muß Susan zeigen, was tatsächlich in ihr steckt …
Kritik:
Eines der beliebtesten Ziele parodistischer Bemühungen sind
seit jeher Spionagefilme. Gerade während der Ära des Kalten Krieges boten die
meist sehr ernsthaften und humorlosen Werke jede Menge Ansatzpunkte für
eine komödiantische Aufarbeitung – und selbst die weder allzu ernsthaften noch
humorlosen James Bond-Filme der 1960er und 1970er Jahre konnte und kann man
angesichts des ausgeprägten Machismo wie auch der aus heutiger Sicht oft
albernen Gimmicks hervorragend auf die Schippe nehmen. Eines der frühesten
Beispiele dafür ist die erste Adaption des Bond-Romans "Casino
Royale", die bereits 1967 in die Kinos kam und im Gegensatz zur 39 Jahre
später veröffentlichten Verfilmung mit Daniel Craig auf hemmungslose Albernheit
setzte. Leider krachte es mächtig zwischen dem Personal vor und dem hinter der
Kamera, weshalb insgesamt fünf Regisseure an dem mit Peter Sellers und dem jungen Woody
Allen hochkarätig besetzten Film arbeiteten und es das fertige Ergebnis wenig
überraschend an Konsistenz missen ließ. Dennoch war "Casino Royale"
ein ordentlicher kommerzieller Erfolg, was letztlich bereits wegweisend war.
Denn gute Kritiken erhalten Spionagefilm-Parodien eher selten, bei den
Zuschauern kommen sie meistens trotzdem gut an. Ob "Top Secret!" mit
Val Kilmer aus der legendären ZAZ-Schmiede ("Die nackte Kanone"),
Rowan Atkinsons "Johnny English"-Duo, die beiden französischen
"OSS 117"-Komödien mit Jean Dujardin oder auch das Kino-Remake der 1960er
Jahre-Kultserie "Get Smart" – Spionagefilm-Parodien finden scheinbar
immer ein dankbares Publikum. Das ist bei "Spy – Susan Cooper
Undercover" nicht anders … ungewöhnlich ist hingegen, daß Paul Feigs Werk vor allem in den USA fast durchgängig positiv
rezensiert wurde.
So hundertprozentig nachvollziehen kann ich diese
Einhelligkeit des Lobes jedoch nicht, denn "Spy" ist zwar ohne Frage
unterhaltsam, rasant und gut besetzt; allerdings ist der für Filme von Paul Feig
und seiner Stamm-Hauptdarstellerin Melissa McCarthy so typische grobe Humor
gewiß nicht jedermanns Sache – und übermäßig originell ist die Story auch
nicht. Letztlich ist Humor ja bekanntlich immer Geschmackssache, und wenn es
sich um eine relativ extreme Humorvariante handelt, gilt das umso mehr. Die
McCarthysche Derbheit zählt eindeutig zu diesen extremeren Varianten … und ich
bin nicht wirklich ein Fan. Zugegeben, in manchen Genres paßt es einfach.
Bei "Hangover", "Bad Neighbors" oder auch "Taffe
Mädels" habe ich mich gut unterhalten gefühlt und mich nicht sonderlich
an den Schimpftiraden und diversen Geschmacklosigkeiten gestört; zu einer
Spionagefilm-Parodie paßt sowas für mein Empfinden aber nicht so gut. Ich
persönlich bevorzuge da einfach den eher harmlos-albernen Humor á la
"Johnny English 2" (den ersten Teil fand ich weitestgehend langweilig)
oder "Get Smart". Umso überraschender mußte ich nach dem Abspann von
"Spy" (der übrigens ausgesprochen witzig ist, weil darin diverse weitere Missionen der Geheimagentin Susan knackig rekapituliert werden – ganz zum Schluß gibt es auch noch eine Mischung aus zusätzlicher Szene und
Outtake) rekapitulieren, daß mir die sehr derbe zweite Hälfte deutlich besser
gefallen hat als die noch vergleichsweise seriös gehaltene erste. Das liegt
wohl schlicht und ergreifend daran, daß die Einführung von Story und Charakteren
einigermaßen konventionell geschieht und damit wenig mitreißend gestaltet ist,
wohingegen in der zweiten Filmhälfte temporeich und sogar mit ein paar
gelungenen Überraschungen auf den Showdown hingearbeitet wird. Das hätte mir –
da bin ich mir sicher – noch wesentlich besser gefallen, hätten Feig und
McCarthy dabei zumindest auf ein paar pubertäre Gags, Körperflüssigkeiten und
Beschimpfungen unter der Gürtellinie verzichtet, doch auch so läßt sich ein
gewisser rauher Charme nicht leugnen.
Dazu trägt natürlich wieder einmal maßgeblich Melissa McCarthy bei,
die zwar mehr oder weniger den gleichen Rollentypus spielt wie stets seit ihrem
OSCAR-nominierten Durchbruch mit "Brautalarm", aber zumindest
mit leichten Variationen (immerhin darf sie zu Beginn noch das schüchterne und
unglücklich verliebte Mauerblümchen spielen, während sie sonst meist
durchgehend als selbstbewußter Elefant im Porzellanladen auftritt). Das macht
sie sehr gut, und wieder einmal muß man ihren Mut zur Peinlichkeit bewundern. Doch
auf Dauer wäre das alleine kaum auszuhalten und so gibt es zum Glück auch
einige sehr amüsante Nebenrollen. Ob Jude Law als eleganter Gentleman-Spion, Allison
Janney ("The Help") als CIA-Chefin oder Rose Byrne als elitärer
Bösewicht, sie alle sorgen dafür, daß "Spy" letztlich trotz McCarthys
Dominanz ein gelungenes Ensemblestück ist. Für die humoristischen Highlights
sorgen jedoch Miranda Hart als Susans beste Freundin mit wunderbar trockenem
Humor und Jason Statham, der als trotteliger Macho-Agent sein sonstiges Image
als taffer Actionheld nach Kräften auf die Schippe nimmt. Leider kann Feigs
Skript nicht mit der Qualität der Besetzung mithalten, denn die Geschichte, die
"Spy" erzählt, ist (wenn man die humoristischen respektive
parodistischen Elemente wegnimmt) wenig aufregend und schon gar nicht
originell. Das Drehbuch ist solide genug, damit "Spy" insgesamt
funktioniert, aber es konzentriert sich ganz einfach zu sehr auf die einzelnen Gags.
Fazit: "Spy – Susan Cooper Undercover" ist
eine gelungene Spionagefilm-Parodie, die mit einer starken Besetzung und zunehmend hohem Tempo
punktet, es gleichzeitig aber deutlich an Einfallsreichtum mangeln läßt und auf einen
ausgesprochen derben Humor setzt.
Wertung: Gut 6,5 Punkte (wenn ich grundsätzlich mehr
mit dieser Art von Humor anfangen könnte, wäre es vermutlich ein Punkt mehr).
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