Donnerstag, 2. Juli 2015

SPY – SUSAN COOPER UNDERCOVER (2015)

Regie und Drehbuch: Paul Feig, Musik: Theodore Shapiro
Darsteller: Melissa McCarthy, Rose Byrne, Jude Law, Jason Statham, Alison Janney, Miranda Hart, Peter Serafinowicz, Morena Baccarin, Bobby Cannavale, Will Yun Lee, Julian Miller, Mitch Silpa, Andrey Danilko, Katie Dippold, Paul Feig, Curtis "50 Cent" Jackson
 Spy: Susan Cooper Undercover
(2015) on IMDb Rotten Tomatoes: 95% (7,3); weltweites Einspielergebnis: $235,7 Mio.
FSK: 12, Dauer: 120 Minuten.

Susan Cooper (Melissa McCarthy, "Taffe Mädels") hat einst eigentlich erfolgreich die harte CIA-Ausbildung durchlaufen, vor allem aufgrund ihres mangelnden Selbstvertrauens arbeitet die übergewichtige und schüchterne Agentin jedoch "nur" als Analystin im (ziemlich baufälligen) Kellergeschoß der Geheimdienst-Zentrale. Immerhin kann sie von dort dank ihres Wissens und Könnens mit dem Star unter den CIA-Agenten zusammenarbeiten, dem smarten Bradley Fine (Jude Law, "Anna Karenina"), den sie bei all seinen Einsätzen vom Schreibtisch aus anleitet. Nach einem mißglückten Auftrag gelangt jedoch ausgerechnet die skrupellose Rayna Boyanov (Rose Byrne, "Insidious"), die gerade dabei ist, einen Käufer für eine Atombombe zu suchen, an eine Namensliste der aktiven Geheimagenten. Um Rayna zu stoppen, muß sie also jemand beschatten, den sie nicht kennt – Auftritt Susan Cooper! Nun selbst geleitet von ihrer besten Freundin Nancy (Komikerin Miranda Hart) – und gleichzeitig immer wieder gestört von dem Macho-Agenten Rick Ford (Jason Statham, "Parker"), der sich entgegen seiner Befehle und trotz seiner Enttarnung selbst um Rayna kümmern will –, muß Susan zeigen, was tatsächlich in ihr steckt …

Kritik:
Eines der beliebtesten Ziele parodistischer Bemühungen sind seit jeher Spionagefilme. Gerade während der Ära des Kalten Krieges boten die meist sehr ernsthaften und humorlosen Werke jede Menge Ansatzpunkte für eine komödiantische Aufarbeitung – und selbst die weder allzu ernsthaften noch humorlosen James Bond-Filme der 1960er und 1970er Jahre konnte und kann man angesichts des ausgeprägten Machismo wie auch der aus heutiger Sicht oft albernen Gimmicks hervorragend auf die Schippe nehmen. Eines der frühesten Beispiele dafür ist die erste Adaption des Bond-Romans "Casino Royale", die bereits 1967 in die Kinos kam und im Gegensatz zur 39 Jahre später veröffentlichten Verfilmung mit Daniel Craig auf hemmungslose Albernheit setzte. Leider krachte es mächtig zwischen dem Personal vor und dem hinter der Kamera, weshalb insgesamt fünf Regisseure an dem mit Peter Sellers und dem jungen Woody Allen hochkarätig besetzten Film arbeiteten und es das fertige Ergebnis wenig überraschend an Konsistenz missen ließ. Dennoch war "Casino Royale" ein ordentlicher kommerzieller Erfolg, was letztlich bereits wegweisend war. Denn gute Kritiken erhalten Spionagefilm-Parodien eher selten, bei den Zuschauern kommen sie meistens trotzdem gut an. Ob "Top Secret!" mit Val Kilmer aus der legendären ZAZ-Schmiede ("Die nackte Kanone"), Rowan Atkinsons "Johnny English"-Duo, die beiden französischen "OSS 117"-Komödien mit Jean Dujardin oder auch das Kino-Remake der 1960er Jahre-Kultserie "Get Smart" – Spionagefilm-Parodien finden scheinbar immer ein dankbares Publikum. Das ist bei "Spy – Susan Cooper Undercover" nicht anders … ungewöhnlich ist hingegen, daß Paul Feigs Werk vor allem in den USA fast durchgängig positiv rezensiert wurde.

So hundertprozentig nachvollziehen kann ich diese Einhelligkeit des Lobes jedoch nicht, denn "Spy" ist zwar ohne Frage unterhaltsam, rasant und gut besetzt; allerdings ist der für Filme von Paul Feig und seiner Stamm-Hauptdarstellerin Melissa McCarthy so typische grobe Humor gewiß nicht jedermanns Sache – und übermäßig originell ist die Story auch nicht. Letztlich ist Humor ja bekanntlich immer Geschmackssache, und wenn es sich um eine relativ extreme Humorvariante handelt, gilt das umso mehr. Die McCarthysche Derbheit zählt eindeutig zu diesen extremeren Varianten … und ich bin nicht wirklich ein Fan. Zugegeben, in manchen Genres paßt es einfach. Bei "Hangover", "Bad Neighbors" oder auch "Taffe Mädels" habe ich mich gut unterhalten gefühlt und mich nicht sonderlich an den Schimpftiraden und diversen Geschmacklosigkeiten gestört; zu einer Spionagefilm-Parodie paßt sowas für mein Empfinden aber nicht so gut. Ich persönlich bevorzuge da einfach den eher harmlos-albernen Humor á la "Johnny English 2" (den ersten Teil fand ich weitestgehend langweilig) oder "Get Smart". Umso überraschender mußte ich nach dem Abspann von "Spy" (der übrigens ausgesprochen witzig ist, weil darin diverse weitere Missionen der Geheimagentin Susan knackig rekapituliert werden – ganz zum Schluß gibt es auch noch eine Mischung aus zusätzlicher Szene und Outtake) rekapitulieren, daß mir die sehr derbe zweite Hälfte deutlich besser gefallen hat als die noch vergleichsweise seriös gehaltene erste. Das liegt wohl schlicht und ergreifend daran, daß die Einführung von Story und Charakteren einigermaßen konventionell geschieht und damit wenig mitreißend gestaltet ist, wohingegen in der zweiten Filmhälfte temporeich und sogar mit ein paar gelungenen Überraschungen auf den Showdown hingearbeitet wird. Das hätte mir – da bin ich mir sicher – noch wesentlich besser gefallen, hätten Feig und McCarthy dabei zumindest auf ein paar pubertäre Gags, Körperflüssigkeiten und Beschimpfungen unter der Gürtellinie verzichtet, doch auch so läßt sich ein gewisser rauher Charme nicht leugnen.

Dazu trägt natürlich wieder einmal maßgeblich Melissa McCarthy bei, die zwar mehr oder weniger den gleichen Rollentypus spielt wie stets seit ihrem OSCAR-nominierten Durchbruch mit "Brautalarm", aber zumindest mit leichten Variationen (immerhin darf sie zu Beginn noch das schüchterne und unglücklich verliebte Mauerblümchen spielen, während sie sonst meist durchgehend als selbstbewußter Elefant im Porzellanladen auftritt). Das macht sie sehr gut, und wieder einmal muß man ihren Mut zur Peinlichkeit bewundern. Doch auf Dauer wäre das alleine kaum auszuhalten und so gibt es zum Glück auch einige sehr amüsante Nebenrollen. Ob Jude Law als eleganter Gentleman-Spion, Allison Janney ("The Help") als CIA-Chefin oder Rose Byrne als elitärer Bösewicht, sie alle sorgen dafür, daß "Spy" letztlich trotz McCarthys Dominanz ein gelungenes Ensemblestück ist. Für die humoristischen Highlights sorgen jedoch Miranda Hart als Susans beste Freundin mit wunderbar trockenem Humor und Jason Statham, der als trotteliger Macho-Agent sein sonstiges Image als taffer Actionheld nach Kräften auf die Schippe nimmt. Leider kann Feigs Skript nicht mit der Qualität der Besetzung mithalten, denn die Geschichte, die "Spy" erzählt, ist (wenn man die humoristischen respektive parodistischen Elemente wegnimmt) wenig aufregend und schon gar nicht originell. Das Drehbuch ist solide genug, damit "Spy" insgesamt funktioniert, aber es konzentriert sich ganz einfach zu sehr auf die einzelnen Gags.

Fazit: "Spy – Susan Cooper Undercover" ist eine gelungene Spionagefilm-Parodie, die mit einer starken Besetzung und zunehmend hohem Tempo punktet, es gleichzeitig aber deutlich an Einfallsreichtum mangeln läßt und auf einen ausgesprochen derben Humor setzt.

Wertung: Gut 6,5 Punkte (wenn ich grundsätzlich mehr mit dieser Art von Humor anfangen könnte, wäre es vermutlich ein Punkt mehr).


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen