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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Freitag, 24. April 2015

WYRMWOOD: ROAD OF THE DEAD (2014)

Regie: Kiah Roache-Turner, Drehbuch: Tristan und Kiah Roache-Turner, Musik: Michael Lira
Darsteller: Jay Gallagher, Bianca Bradey, Leon Burchill, Berynn Schwerdt, Keith Agius, Luke McKenzie, Cain Thompson, Yure Covich, Meganne West, Catherine Terracini
Wyrmwood
(2014) on IMDb Rotten Tomatoes: 82% (6,3); weltweites Einspielergebnis: $0,1 Mio.
FSK: 18; Dauer: 98 Minuten.
 In der einen Sekunde leben die Australier noch ganz normal ihr tägliches Leben vor sich hin – in der nächsten verwandeln sich die meisten von ihnen unvermittelt in zombieartige Infizierte und gieren nach dem Fleisch der wenigen Überlebenden. Zu denen zählen Familienvater Barry (Jay Gallagher) und seine Schwester Brooke (Bianca Bradey), die allerdings zunächst getrennt sind. Während Barry versucht, zu Brookes Wohnort zu kommen und dabei auf einige weitere Überlebende trifft, droht seiner Schwester ein schlimmes Schicksal: Da sie immun gegen die "Zombifizierung" ist, wurde sie vom Militär festgenommen und in die Hände eines exzentrischen Arztes (Berynn Schwerdt) gegeben, der sie ebenso wie einige Leidensgenossen für äußerst fragwürdige medizinische Experimente mißbraucht. Die scheinen bei ihr allerdings unerwartete Resultate zu zeitigen …

Kritik:
Angesichts der Schwemme von Zombie-Filmen und -Serien, die seit einigen Jahren auf den gigantischen Erfolg von "The Walking Dead" folgen, mag man kaum glauben, daß irgendjemand diesem Subgenre noch etwas Neues entlocken könnte. Dem schwarzhumorigen australischen B-Movie "Wyrmwood: Road of the Dead" gelingt das tatsächlich, wenn auch eher in Details als in der generellen Erzählstruktur. Wobei man mit der Vermutung richtig liegen dürfte, daß auf diese Innovationen (die ich nicht spoilern will) vorher vor allem deshalb kein anderer kam, weil sie reichlich hanebüchen sind. Das wäre ein Problem bei einem eher seriösen Erzählansatz, doch da "Wyrmwood" von Beginn an keinerlei Hehl aus seiner Low Budget-Herkunft (inklusive Crowdfunding) macht und ganz offensiv auf einen leicht trashigen B-Movie-Charme setzt, ist das hier kein Problem. Zumal man im Gegensatz zu den zahlreichen billig heruntergekurbelten Geldschinderei-Zombiefilmen für den Heimkinomarkt "Wyrmwood" die Leidenschaft und den Spaß ansehen kann, mit dem er gemacht wurde.
Dabei merkt man durchaus mitunter, daß es erhebliche Budget-Restriktionen gab, vor allem was die – auch wenn das bei einem Zombiefilm recht ironisch klingt – fehlende Lebendigkeit der Filmwelt betrifft, die ausschließlich aus den Pro- und Antagonisten zu bestehen scheint. Zuzüglich unzähliger Infizierter, versteht sich; das Zombie-Makeup ist dabei übrigens absolut zweckmäßig, ohne jedoch an beispielsweise die kunstvollen "The Walking Dead"-Kreationen heranzureichen. Punkten kann "Wyrmwood" dafür mit einigen phantasievollen Kostümen und Fahrzeugen im besten "Mad Max"-Stil sowie selbstverständlich mit einer erheblichen Menge handgemachter Zombie-Splatterszenen. Die sind brutal, aber durchaus phantasievoll gestaltet und zudem so over-the-top, daß jederzeit klar ist, wie wenig ernstzunehmen dieser Film ist. Da die FSK aber bekanntlich so ihre Probleme mit Zombies hat (auch wenn das seit "The Walking Dead" etwas besser zu werden scheint), war eine Jugendfreigabe quasi ausgeschlossen – und ehrlich gesagt wäre sie auch nicht angemessen angesichts der Zombie-Schnetzeleien samt fliegender Gliedmaßen und zerplatzender Köpfe in "Braindead"-Manier ...
Inhaltlich kann man eigentlich nicht allzu viel Gutes über "Wyrmwood" berichten. Das Drehbuch überzeugt zwar immerhin – wie bereits angedeutet – mit einigen ziemlich originellen Einfällen, kommt insgesamt aber arg plakativ daher. Vor allem die Figuren sind im Grunde genommen reine Stereotype: der schweigsame, traumatisierte Held wider Willen (Barry), der liebenswert-alberne Aborigine-Sidekick (Leon Burchill als Benny), der hartgesottene, ältere Krieger (Keith Agius aus dem Jackie Chan-Film "Mr. Nice Guy" als Frank), der verrückte Wissenschaftler und der skrupellose Militär-Captain (Luke McKenzie, "Perfect Sense"). Die fehlende Subtilität wird dadurch kompensiert, daß die Charaktere fast ausnahmslos sehr schillernd gezeichnet sind und zudem prägnant genug besetzt, um die relativ wenigen ruhigen Phasen zwischen dem klar dominierenden Zombie-Gemetzel unterhaltsam zu gestalten. Die einzige wirklich interessante Figur ist Brooke, deren Martyrium die ebenso wie die meisten ihrer Mitstreiter größtenteils filmunerfahrene Bianca Bradey überzeugend darstellt. Ihre Brooke ist ein hilfloses Opfer, aber gleichzeitig auch eine unzähmbare Kämpferin; diese Ambiguität bringt Bradey bemerkenswert gut zum Ausdruck – vor allem angesichts der Tatsache, daß sie einen nicht geringen Teil der Handlung über geknebelt und gefesselt verbringt!
Trotz dieses Lichtblicks kann die Handlung insgesamt nur bedingt überzeugen; was vor allem daran liegt, daß es kaum eine gibt und speziell die Soldaten sich in der zweiten Filmhälfte sehr dämlich verrhalten. Barrys Storystrang besteht sowieso fast nur aus (mit viel schwarzem Humor gewürzten) Actionsequenzen, was angesichts seines alleinigen Ziels, seine Schwester zu finden, zwar nachvollziehbar ist – aber leider weder sonderlich abwechslungsreich noch spannend. Der zweite Handlungsstrang rund um die gepeinigte Brooke und den vom Militär unterstützten verrückten Wissenschaftler hat etwas mehr zu bieten und kann zudem mit einer herrlich überdrehten Performance des Arzt-Darstellers Berynn Schwerdt punkten – bei dem Großteil des Publikums beim Fantasy Filmfest schien diese absurde, ganz bewußt überdrehte Ebene allerdings weniger gut anzukommen als die reine Zombie-Action rund um Barry. Nunja, letztlich wohl eine Frage der Erwartungshaltung. Insgesamt ist "Wyrmwood" aber ein solides B-Movie-Vergnügen, dessen geplanter Fortsetzung ich durchaus freudig entgegenblicke …

Fazit: "Wyrmwood: Road of the Dead" ist eine schwarzhumorige australische Horrorkomödie mit ein paar netten Ideen, die trotz erkennbar geringen Budgets Freunde des Genres mit temporeicher, splattriger Zombieaction verwöhnt und sich dabei gar nicht großartig mit einer realitätsnahen Handlung oder interessanten Figuren aufhält. Zombiefans bekommen also ziemlich genau das, was sie von einem Film dieser Art erwarten – alle anderen sollten lieber einen weiten Bogen um "Wyrmwood" machen.

Wertung: 6,5 Punkte.


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