Regie: Kiah Roache-Turner, Drehbuch: Tristan und Kiah Roache-Turner,
Musik: Michael Lira
Darsteller: Jay Gallagher, Bianca Bradey, Leon Burchill,
Berynn Schwerdt, Keith Agius, Luke McKenzie, Cain Thompson, Yure Covich,
Meganne West, Catherine Terracini
FSK: 18; Dauer: 98 Minuten.
Kritik:
Angesichts der Schwemme von Zombie-Filmen und -Serien, die
seit einigen Jahren auf den gigantischen Erfolg von "The Walking
Dead" folgen, mag man kaum glauben, daß irgendjemand diesem Subgenre noch
etwas Neues entlocken könnte. Dem schwarzhumorigen australischen B-Movie
"Wyrmwood: Road of the Dead" gelingt das tatsächlich, wenn auch
eher in Details als in der generellen Erzählstruktur. Wobei man mit der
Vermutung richtig liegen dürfte, daß auf diese Innovationen (die ich nicht
spoilern will) vorher vor allem deshalb kein anderer kam, weil sie reichlich
hanebüchen sind. Das wäre ein Problem bei einem eher seriösen Erzählansatz,
doch da "Wyrmwood" von Beginn an keinerlei Hehl aus seiner Low
Budget-Herkunft (inklusive Crowdfunding) macht und ganz offensiv auf einen
leicht trashigen B-Movie-Charme setzt, ist das hier kein Problem. Zumal man im
Gegensatz zu den zahlreichen billig heruntergekurbelten Geldschinderei-Zombiefilmen für den Heimkinomarkt
"Wyrmwood" die Leidenschaft und den Spaß ansehen kann, mit dem er
gemacht wurde.
Dabei merkt man
durchaus mitunter, daß es erhebliche Budget-Restriktionen gab, vor allem was die – auch wenn das bei einem Zombiefilm
recht ironisch klingt – fehlende Lebendigkeit der Filmwelt betrifft, die
ausschließlich aus den Pro- und Antagonisten zu bestehen scheint. Zuzüglich
unzähliger Infizierter, versteht sich; das Zombie-Makeup ist dabei übrigens absolut
zweckmäßig, ohne jedoch an beispielsweise die kunstvollen "The Walking
Dead"-Kreationen heranzureichen. Punkten kann "Wyrmwood" dafür
mit einigen phantasievollen Kostümen und Fahrzeugen im besten "Mad
Max"-Stil sowie selbstverständlich mit einer erheblichen Menge handgemachter
Zombie-Splatterszenen. Die sind brutal, aber durchaus
phantasievoll gestaltet und zudem so over-the-top, daß jederzeit klar ist, wie
wenig ernstzunehmen dieser Film ist. Da die FSK aber bekanntlich so ihre
Probleme mit Zombies hat (auch wenn das seit "The Walking Dead" etwas
besser zu werden scheint), war eine Jugendfreigabe quasi ausgeschlossen – und
ehrlich gesagt wäre sie auch nicht angemessen angesichts der
Zombie-Schnetzeleien samt fliegender Gliedmaßen und zerplatzender Köpfe in
"Braindead"-Manier ...
Inhaltlich kann man eigentlich nicht allzu viel Gutes über
"Wyrmwood" berichten. Das Drehbuch überzeugt zwar immerhin – wie bereits
angedeutet – mit einigen ziemlich originellen Einfällen, kommt insgesamt aber arg plakativ daher. Vor allem die Figuren sind im Grunde genommen
reine Stereotype: der schweigsame, traumatisierte Held wider Willen (Barry),
der liebenswert-alberne Aborigine-Sidekick (Leon Burchill als Benny), der
hartgesottene, ältere Krieger (Keith Agius aus dem Jackie Chan-Film "Mr.
Nice Guy" als Frank), der verrückte Wissenschaftler und der skrupellose
Militär-Captain (Luke McKenzie, "Perfect Sense"). Die fehlende
Subtilität wird dadurch kompensiert, daß die Charaktere fast ausnahmslos sehr
schillernd gezeichnet sind und zudem prägnant genug besetzt, um die relativ wenigen
ruhigen Phasen zwischen dem klar dominierenden Zombie-Gemetzel unterhaltsam zu
gestalten. Die einzige wirklich interessante Figur ist Brooke, deren
Martyrium die ebenso wie die meisten ihrer Mitstreiter größtenteils
filmunerfahrene Bianca Bradey überzeugend darstellt. Ihre Brooke ist ein
hilfloses Opfer, aber gleichzeitig auch eine unzähmbare Kämpferin; diese
Ambiguität bringt Bradey bemerkenswert gut zum Ausdruck – vor allem angesichts
der Tatsache, daß sie einen nicht geringen Teil der Handlung über geknebelt und
gefesselt verbringt!
Trotz dieses Lichtblicks kann die Handlung insgesamt nur
bedingt überzeugen; was vor allem daran liegt, daß es kaum eine gibt und speziell die Soldaten sich in der zweiten Filmhälfte sehr dämlich verrhalten. Barrys Storystrang besteht sowieso fast nur aus (mit viel schwarzem Humor gewürzten) Actionsequenzen,
was angesichts seines alleinigen Ziels, seine Schwester zu finden, zwar
nachvollziehbar ist – aber leider weder sonderlich abwechslungsreich noch spannend.
Der zweite Handlungsstrang rund um die gepeinigte Brooke und den vom Militär unterstützten
verrückten Wissenschaftler hat etwas mehr zu bieten und kann zudem mit einer
herrlich überdrehten Performance des Arzt-Darstellers Berynn Schwerdt punkten –
bei dem Großteil des Publikums beim Fantasy Filmfest schien diese absurde, ganz bewußt
überdrehte Ebene allerdings weniger gut anzukommen als die reine Zombie-Action
rund um Barry. Nunja, letztlich wohl eine Frage der Erwartungshaltung.
Insgesamt ist "Wyrmwood" aber ein solides B-Movie-Vergnügen, dessen
geplanter Fortsetzung ich durchaus freudig entgegenblicke …
Fazit: "Wyrmwood: Road of the Dead" ist eine
schwarzhumorige australische Horrorkomödie mit ein paar netten Ideen, die trotz
erkennbar geringen Budgets Freunde des Genres mit temporeicher, splattriger
Zombieaction verwöhnt und sich dabei gar nicht großartig mit einer realitätsnahen
Handlung oder interessanten Figuren aufhält. Zombiefans bekommen also ziemlich
genau das, was sie von einem Film dieser Art erwarten – alle anderen sollten
lieber einen weiten Bogen um "Wyrmwood" machen.
Wertung: 6,5 Punkte.
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