Eigentlich müßte ich heute schon wieder einen Nachruf schreiben, aber nachdem ich gestern erst an die am Wochenende verstorbenen Gene Saks und Rik Battaglia erinnert habe, fühle ich mich nicht wirklich in der Stimmung dafür. Daher will ich es an dieser Stelle bei dem Hinweis belassen, daß der bayerische Filmemacher Helmut Dietl – berühmt geworden in den 1980er Jahren durch die satirischen TV-Serien "Monaco Franze" und "Kir Royal", in den 1990ern auch im Kino sehr erfolgreich mit dem OSCAR-nominierten "Schtonk!" (über die gefälschten Hitler-Tagebücher), der eleganten Schickeria-Satire "Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief" (nach einem Drehbuch von Patrick Süßkind) und "Late Show" mit TV-Entertainer Harald Schmidt in seiner einzigen Kino-Hauptrolle – gestern im Alter von 70 Jahren an den Folgen einer Lungenkrebserkrankung gestorben ist. Wer mehr über Dietl wissen will, wird heute sowieso in den Feuilletons der großen deutschen Zeitungen mehr und Persönlicheres erfahren, als ich je in einem kurzen Nachruf leisten könnte. Davon abgesehen habe ich allerdings auch nicht allzu viele Film-Neuigkeiten aus der letzten Woche zu vermelden:
- Normalerweise werden Quereinsteiger in die Filmbranche mit jeder Menge Skepsis betrachtet. Gerade über Models, die Schauspieler werden wollen, wird ja gerne gelästert (obwohl es buchstäblich Dutzende Beispiele hervorragender und/oder erfolgreicher Darsteller gibt, die ihre Karriere als Model begonnen haben, darunter Marilyn Monroe, Lauren Bacall, Charlize Theron, Uma Thurman, Channing Tatum oder Angelina Jolie), aber auch Musiker oder Autoren haben es beim kritischen Publikum zumindest anfangs nicht ganz leicht. Der Amerikaner Tom Ford ist einer der wenigen Modeschöpfer, die den Sprung ins Filmgeschäft gewagt haben – und bereits nach seinem vor allem stilistisch herausragenden, OSCAR-nominierten Drehbuch- und Regiedebüt "A Single Man" hat an seinem Talent niemand mehr gezweifelt. Dennoch ließ sich Ford viel Zeit mit seinem Folgewerk; kein Wunder, denn wenn man so hoch einsteigt, fällt es schwer, sich anschließend noch zu steigern oder auch nur das Niveau zu halten. Nun steht jedoch fest, daß "Nocturnal Animals" Fords zweiter Film werden soll – wie bei "A Single Man" dient ein Roman als Vorlage (hier: "Tony & Susan" von Austin Wright, auch auf Deutsch erhältlich), den Ford selbst adaptieren wird, allerdings handelt es sich diesmal nicht um ein Drama, sondern um einen Thriller. Wrights Roman handelt von der titelgebenden Susan, deren Ex-Mann ihr ein Romanmanuskript namens "Nocturnal Animals" zur Begutachtung zusendet, in dem es um einen tödlich verlaufenden Familienausflug geht. Während Susan die Geschichte liest, werden in ihr Erinnerungen an die lange zurückliegende Ehe geweckt. Im Buch werden daraus zwei Handlungsebenen – einmal die Romanhandlung, einmal ihre Erinnerungen –, vermutlich wird das im Film so beibehalten werden. Schauspieler wurden noch keine endgültig engagiert, aber in aussichtsreichen Verhandlungen um die beiden Hauptrollen befinden sich mit Jake Gyllenhaal ("Nightcrawler") und Amy Adams ("American Hustle") zwei waschechte Hochkaräter. Für weitere Rollen sind zudem Joaquin Phoenix ("Inherent Vice") und Aaron Taylor-Johnson ("Kick-Ass") im Gespräch. Bislang ist die Finanzierung von "Nocturnal Animals" noch nicht gesichert, aber angesichts des Kritikererfolgs von "A Single Man" und der angestrebten Top-Besetzung sollte das eigentlich nur eine Frage der Zeit sein. Bis zum Produktionsbeginn dürfte jedoch noch einige Zeit vergehen, weshalb ich einen Kinostart Ende 2016 (während der Awards Season) für realistisch halte.
- Ansonsten habe ich heute nur noch ein Update zu einem Film zu bieten, über den ich bereits Ende 2014 berichtet habe: "Spring Breakers"-Regisseur Harmony Korine dreht mit "The Trap" einen Rache-Thriller, in dem sich die Lebenswege zweier Kindheitsfreunde nach einem schiefgegangenen Überfall extrem unterschiedlich entwickeln, woraufhin derjenige, dem es schlechter erging (Slim), sich nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis rächen will. Ursprünglich sollten Benicio del Toro ("Savages") und Jamie Foxx ("Django Unchained") diese beiden zentralen Rollen spielen, Foxx ist allerdings ausgestiegen (weil er für Martin Scorsese den Ex-Boxer Mike Tyson geben wird) und wird nun wahrscheinlich von Idris Elba ("Prometheus") ersetzt, der den erfolgreichen Gangster-Rapper Rico verkörpern soll. Für weitere Rollen sind ebenfalls sehr bekannte Namen vorgesehen: Altstar Al Pacino ("Der Pate"), Robert Pattinson ("Wasser für die Elefanten") und James Franco, der bereits bei "Spring Breakers" für Korine vor der Kamera stand. Pacino soll Slims Bewährungshelfer spielen, Franco Ricos drogenabhängigen Manager und Pattinson den Anführer einer gewalttätigen Surfer-Gang. Na, wenn das nicht spannend klingt, insbesondere in Verbindung mit Korines traditionell höchst eigenwilligem Erzählstil. Da das Studio Lionsgate (das die Auslandsverwertung übernimmt) beim Filmmarkt von Cannes im Mai zusätzliche Gelder für die Produktion von "The Trap" sichern will, dürfte von einem Drehbeginn im Sommer auszugehen sein. Die Kinopremiere wäre dann bei einem der großen Filmfestivals des Jahres 2016 vorstellbar, eventuell in Cannes, vielleicht auch erst bei einem der Herbstfestivals ("Spring Breakers" debütierte 2012 im September in Venedig).
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