Donnerstag, 9. Mai 2013

STAR TREK (2009)

Regie: J.J. Abrams, Drehbuch: Roberto Orci und Alex Kurtzman, Musik: Michael Giacchino
Darsteller: Chris Pine, Zachary Quinto, Eric Bana, Bruce Greenwood, Leonard Nimoy, Zoe Saldana, Karl Urban, Simon Pegg, Anton Yelchin, John Cho, Winona Ryder, Chris Hemsworth, Jennifer Morrison, Ben Cross, Rachel Nichols, Clifton Collins Jr., Faran Tahir, Antonio Elias, Tyler Perry, Robert Clendenin, Deep Roy
Star Trek
(2009) on IMDb Rotten Tomatoes: 94% (8,1); weltweites Einspielergebnis: $385,7 Mio.
FSK: 12, Dauer: 127 Minuten.

James Tiberius Kirk (Chris Pine, "Unstoppable"), dessen Vater George (Chris Hemsworth, "Thor") am Tag der Geburt des kleinen James beim Angriff eines mysteriösen Raumschiffes getötet wurde, ist ein selbstbewußter und etwas rüpelhafter junger Mann, der sich ziemlich spontan entschließt, die Sternenflottenakademie zu besuchen, um eines Tages Offizier auf einem Raumschiff zu werden. Obwohl der unangepaßte Kirk auf der Akademie immer wieder aneckt – vor allem mit einem disziplinierten Halb-Vulkanier namens Spock (Zachary Quinto, "Margin Call") –, manövriert er sich aufgrund seiner großen Fähigkeiten erfolgreich durch die Ausbildung. Es gelingt ihm sogar das Kunststück, ein eigentlich unlösbares Übungsszenario zu bezwingen – durch Schummelei, wie Spock, der das Szenario programmiert hat, behauptet. Just als Kirk sich bei einer Anhörung gegen diesen Vorwurf verteidigen soll, trifft die Nachricht ein, daß der verbündete Planet Vulkan angegriffen wird. Alle Kadetten werden daraufhin auf die einsatzbereiten Raumschiffe verteilt, die sofort starten und dem Vulkan zur Hilfe eilen sollen – mit Ausnahme von Kirk, der die Vorwürfe gegen ihn noch nicht ausräumen konnte. Sein Freund McCoy (Karl Urban, "Pathfinder") schmuggelt ihn dennoch auf das brandneue Raumschiff Enterprise, auf dem er unter dem erfahrenen Captain Christopher Pike (Bruce Greenwood, "Barney's Version") als Schiffsarzt eingeteilt ist. Auch Spock ist als Offizier an Bord ...
 
Kritik:
Nach neun meist erfolgreichen Kinofilmen stand das populäre "Star Trek"-Franchise nach dem schmerzhaften Flop des zehnten Teils "Star Trek: Nemesis" (mit dem heutigen Star Tom Hardy aus "The Dark Knight Rises" in einer seiner ersten Rollen als böser Picard-Klon) im Jahr 2002 kurz vor dem Aus. Selbst die fast 20 Jahre am Stück erfolgreich laufenden TV-Serien fanden mit der vorzeitigen Absetzung von "Enterprise" nach vier Staffeln 2005 ein Ende, sodaß die Zukunft für alle Trekkies erst einmal ziemlich schwarz aussah. Doch dann wurde dem Team des erfolgreichen TV-Serienschöpfers J.J. Abrams ("Lost", "Alias") die Aufgabe übertragen, "Star Trek" mit einem kompletten Reboot wieder auf Spur zu bringen. Skepsis war überreichlich vorhanden, schließlich hatte Abrams noch kaum echte Regieerfahrung (nur den ordentlichen Actionfilm "Mission: Impossible III" und einige Episoden seiner Serien) und gab sogar offen zu, eigentlich eher "Star Wars"-Fan zu sein. Und angesichts der Besetzung der ikonischen Rollen von Kirk, Spock, Pille, Scotty, Uhura und Co. mit neuen, jungen Darstellern blieb erst recht die Frage bestehen, ob die Fans das tatsächlich annehmen würden. Doch Abrams und seine Drehbuch-Autoren gingen die Mammutaufgabe geschickt an und engagierten Originaldarsteller Leonard Nimoy für eine größere Nebenrolle als "alter Spock", was erste Sympathien der Trekkies sicherte. Das Rezept ging auf, "Star Trek" wurde ein Hit.

Zwar waren nicht alle Hardcore-Trekkies zufrieden, da das Reboot ziemlich actionlastig ausgefallen ist und einige Storyschlenker einschlägt, die sich für eingefleischte Fans an der Grenze zum Sakrileg bewegen. Doch die meisten waren bereit zu akzeptieren, daß Abrams mit seinem Film eine alternative Zeitlinie eröffnet, die das, was in den früheren Filmen und Serien geschah, keineswegs negiert, der neuen Crew jedoch fast vollständig freie Hand in der Ausgestaltung der Geschichten gibt. Das Ergebnis ist eine wilde, launige Achterbahnfahrt von Popcorn-Film, die nach einem hervorragenden Prolog etliche Überraschungen bereithält.

Obwohl die phasenweise arg konstruiert wirkende Handlung nicht wirklich meisterhaft ist und zudem vor allem gegen Ende (wie so oft im modernen Blockbusterkino) die aufwendigen Actionsequenzen alles dominieren, funktioniert dieses Prequel bestens. Das liegt an den überzeugenden, oft spektakulären Spezialeffekten und an der grandiosen Musik von Abrams' Stammkomponisten Michael Giacchino, vor allem aber an der humorvollen und temporeichen Erzählweise sowie der kongenialen Besetzung. Auch wenn nicht alle Darsteller ihren älteren "Raumschiff Enterprise"-Vorgängern ähnlich sehen (vor allem die aus der "zweiten Reihe", also Uhura, Chekov und Sulu), man nimmt ihnen einfach ab, daß sie die jungen Ausgaben von Kirk, Spock und Co. sind. Das spricht für ein ausgesprochen sorgfältiges Casting und natürlich auch für eine sensible Charakterzeichnung durch die beiden Drehbuch-Autoren Orci und Kurtzman.

Es ist schlicht und ergreifend ein Heidenspaß, Chris Pine als aufbrausendem James T. Kirk bei seinen amüsanten Jugendsünden zuzusehen oder Zachary Quinto als Mr. Spock bei sehr ungewohnten, jugendlichen Gefühlsausbrüchen. Und es macht ebenso viel Spaß zu verfolgen, wie die spätere Crew der Enterprise sich nach und nach trifft und mal mehr, mal weniger schnell freundschaftliche Bande zueinander knüpft. Auch Bruce Greenwood als väterlicher Captain Pike (für Kenner der Originalserie natürlich ebenfalls kein Unbekannter) fügt sich nahtlos ins Bild ein und Eric Bana ("Hulk") überzeugt als finsterer romulanischer Bösewicht Nero, der allerdings etwas ausführlicher in die Story hätte integriert werden können.

Das Beste (und angesichts der anfänglichen Nicht-Kenntnis des "Star Trek"-Universums durch Regisseur Abrams auch Erstaunlichste) für Fans ist jedoch die hohe Anzahl an Anspielungen und "Insider-Gags". Wer kein Trekkie ist, muß sich keine Sorgen um die Verständlichkeit der Story machen, alles ist auch für Uneingeweihte absolut nachvollziehbar. Aber als Kenner der Serien und der Filme freut man sich einfach, wenn man beispielsweise endlich einmal Kirks berühmt-berüchtigtes Überlisten des Kobayashi-Maru-Tests zu Gesicht bekommt oder wenn die in der Originalserie regelmäßig als Kanonenfutter verwendeten "Rothemden" ein geradezu suizidales Verhalten an den Tag legen. Ganz zu schweigen von den zahlreichen verbalen Referenzen – teilweise auch als süffisante Kommentare zu Eigenheiten der Originalserie fungierend –, die an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden sollen (aber einer der besten hat mit Chekovs russischem Akzent zu tun).

Fazit: "Star Trek" ist trotz kleinerer Storyschwächen und hohen Actionanteils eine bessere Wiederbelebung des altehrwürdigen Franchises als man sie erhoffen konnte – liebgewonnene "Star Trek"-Traditionen werden geschickt mit neuen Elementen kombiniert, die erstklassige Besetzung und der hohe Humorgehalt sorgen für gute Unterhaltung und einen der besten Filme der Reihe. Und da die Crew der Enterprise nun erfolgreich zusammengefunden hat, besteht die berechtigte Hoffnung, daß in den Fortsetzungen ("Star Trek Into Darkness") noch mehr Augenmerk auf die Handlung gelegt werden kann.

Wertung: 8,5 Punkte.


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