Mittwoch, 29. Mai 2013

DUPLICITY – GEMEINSAME GEHEIMSACHE (2009)

Regie und Drehbuch: Tony Gilroy, Musik: James Newton Howard
Darsteller: Clive Owen, Julia Roberts, Tom Wilkinson, Paul Giamatti, Denis O'Hare, Thomas McCarthy, Wayne Duvall, Kathleen Chalfant, Christopher Denham, Oleg Stefan, Carrie Preston, Lisa Roberts Gillan, Ulrich Thomsen
Duplicity
(2009) on IMDb Rotten Tomatoes: 65% (6,4); weltweites Einspielergebnis: $78,2 Mio.
FSK: 6, Dauer: 125 Minuten.

Ray Koval (Clive Owen, "The International") war einst ein britischer Geheimagent, der von der CIA-Agentin Claire Stenwick (Julia Roberts, "Spieglein Spieglein") übers Ohr gehauen wurde. Fünf Jahre nach ihrem ersten Aufeinandertreffen arbeiten beide in der Wirtschaft – allerdings immer noch als Spione, nun eben als gut bezahlte Industriespione. Da ihre Arbeitgeber erbitterte Konkurrenten sind, deren Vorstandsvorsitzende Howard Tully (Tom Wilkinson, "Batman Begins") respektive Richard Garsik (Paul Giamatti, "Barney's Version") sich regelrecht hassen, geraten zwangsläufig auch Ray und Claire wieder einmal aneinander. Mit allen Tricks versuchen sie, sich gegenseitig zu übervorteilen, was durch die unbestreitbare Anziehungskraft, die zwischen beiden besteht, zu einer umso pikanteren Angelegenheit wird ...

Kritik:
In Tony Gilroys zweitem Film nach dem altmodischen, aber packenden Wirtschafts-Thriller "Michael Clayton" geht es also um zwei Ex-Spione, die im Big Business das ganz große Geld machen wollen, indem sie sich im komplexen Bereich der Industriespionage und Gegen-Spionage betätigen. Das klingt nach einem spannenden Thema, aus dem man einen richtig guten Film machen könnte. Dummerweise kommt "Duplicity – Gemeinsame Geheimsache" nach dem Vorspann jedoch kaum einmal über graues Mittelmaß hinaus. Im Grunde genommen ist "Duplicity" trotz der Spionage-Thematik eine launige Gaunerkomödie im Stil von Steven Soderberghs "Ocean's Eleven", nur eben direkt in der Wirtschaftsbranche verankert. Ernsthafte Wirtschaftskritik (wie sie in "Michael Clayton" durchaus vorhanden ist) darf man dennoch nicht erwarten, denn Regisseur und Autor Gilroy beschränkt sich dieses Mal darauf, sich einfach ein bißchen lustig zu machen über Paranoia und Größenwahn hoher Führungskräfte.

Das Problem ist nur: Das großangelegte Verwirrspiel mit ständigen Wendungen, Zeitsprüngen in beide Richtungen und (vermeintlich) überraschenden Enthüllungen will nicht so richtig funktionieren. Die erste Filmhälfte ist viel zu langatmig aufgebaut, zudem ist die Leinwand-Chemie zwischen Julia Roberts und Clive Owen nicht allzu ausgeprägt, was sich auch auf das Publikumsinteresse an ihren undurchsichtigen Figuren negativ auswirkt. Man beobachtet das Geschehen, amüsiert sich mal etwas mehr, mal etwas weniger – und zwischendurch blickt man leicht gelangweilt auf die Uhr. Wenigstens zieht das Tempo in der zweiten Hälfte merklich an, und wenngleich die meisten Wendungen für erfahrene Kinogänger absolut vorhersehbar sind, ist die konkrete Ausführung des allerletzten Kniffs wirklich gelungen – auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, inwiefern hierbei den Gesetzen der Logik gefolgt wird.

Zum Vorteil gereicht "Duplicity" vor allem die gute Besetzung der Nebenfiguren, allen voran der beiden verfeindeten Unternehmenschefs Tully und Garsik, die von zwei echten Hochkarätern verkörpert werden. Tom Wilkinson und Paul Giamatti sind als eigentlich hochprofessionelle Wirtschaftsbosse, die jegliche Zurückhaltung verlieren, sobald es auch nur ansatzweise um ihren Lieblingsfeind geht, ganz einfach großartig. So ist es auch wenig überraschend, daß der einsame Höhepunkt des Films genau diesen beiden cholerischen Männern zu verdanken ist – und bemerkenswerterweise bereits während des Vorspanns stattfindet. Darin begegnen sich Tully und Garsik nämlich zufällig auf einem Flughafen-Rollfeld, stürmen wütend aufeinander zu, beschimpfen sich dabei zuerst wüst und beginnen schließlich sogar eine handfeste Keilerei. Das alles ist wunderbar prätentiös ohne Ton (abgesehen von der verspielten Filmmusik) und in Zeitlupe inszeniert, dabei von Giamatti und Wilkinson hemmungslos übertrieben gespielt – und als Konsequenz schlicht und ergreifend unfaßbar komisch!

In dieser einen Szene offenbart Tony Gilroy das bei "Michael Clayton" noch vielfach bewiesene Gespür für großartige Momente selbst innerhalb einer nicht so großartigen Story. Schade, daß das in "Duplicity" eine absolute Ausnahme bleibt.

Fazit: "Duplicity – Gemeinsame Geheimsache" ist eine leidlich unterhaltsame, wenig originelle Gauner-/Spionage-Farce, die nicht wehtut, aber trotz guter Besetzung nicht ansatzweise im Gedächtnis bleibt – abgesehen vom sensationell witzigen Vorspann.

Wertung: 6 Punkte.


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