Donnerstag, 2. April 2020

JACK REACHER: KEIN WEG ZURÜCK (2016)

Originaltitel: Jack Reacher: Never Go Back
Regie: Edward Zwick, Drehbuch: Richard Wenk, Marshall Herskovitz und Edwad Zwick, Musik: Henry Jackman
Darsteller: Tom Cruise, Cobie Smulders, Aldis Hodge, Patrick Heusinger, Robert Knepper, Holt McCallany, Danika Yarosh, Robert Catrini, Lee Child
Jack Reacher: Kein Weg zurück (2016) on IMDb Rotten Tomatoes: 38% (5,2); weltweites Einspielergebnis: $162,1 Mio.
FSK: 16, Dauer: 119 Minuten.

Der frühere Militärpolizist Jack Reacher (Tom Cruise, "Barry Seal") besucht das Hauptquartier seiner früheren Einheit in Washington, wo er sich mit seiner Nachfolgerin Major Susan Turner (Cobie Smulders, "The Avengers") treffen will. Stattdessen erfährt er zu seiner Überraschung, daß Turner kürzlich wegen Landesverrats festgenommen wurde. Weil das so gar nicht zu der Susan Turner paßt, die Reacher (wenn auch nur durch diverse Telefonate) kennt, geht er der Sache nach und bemerkt schnell, daß Turner Opfer einer großangelegten Verschwörung wurde. Durch seine Recherchen gerät auch Reacher ins Visier und wird wegen Mordverdachts verhaftet – was er aber nutzt, um gemeinsam mit Turner aus dem Militärgefängnis zu flüchten. Während der pflichtbewußte Captain Espin (Aldis Hodge, TV-Serie "Leverage") wie auch – aus weniger ehrenhaften Motiven – die Hintermänner der Verschwörung die Jagd auf Reacher und Turner eröffnen, versuchen diese herauszufinden, was genau eigentlich los ist. Und so ganz nebenbei muß sich Reacher auch noch mit der Neuigkeit arrangieren, daß er angeblich der Vater der 15-jährigen Samantha (Danika Yarosh, TV-Serie "Heroes Reborn") sein soll …

Kritik:
Obwohl Christopher McQuarries "Jack Reacher" – die erste Adaption der Bestseller-Reihe von Lee Child – im Jahr 2012 ordentliche Kritiken und überwiegend positive Publikumsreaktionen erhielt und zudem auch kommerziell recht erfolgreich war (das Budget von $60 Mio. wurde vom globalen Einspielergebnis um das Dreieinhalbfache übertroffen), blieb lange unklar, ob es eine Fortsetzung geben würde. Zwar war "Jack Reacher" ausdrücklich als Beginn eines Franchises geplant und durch die Buchvorlagen gibt es mehr als genug Stoff für viele Abenteuer, allerdings hatte sich das produzierende Studio Paramount einen noch wesentlich einträglicheren Auftakt gewünscht – verständlich ob der Tatsache, daß mit dem "Mission: Impossible"-gestählten Tom Cruise der neben Dwayne Johnson vermutlich größte Actionstar des frühen 21. Jahrhunderts die Hauptrolle übernahm. Jedoch war genau das auch ein Stück weit ein Problem des Films, denn der gerade mal 1,70 m große Cruise entspricht nicht so richtig Lee Childs Beschreibung des hünenhaften Ex-Militärpolizisten, weshalb der vermeintliche Besetzungscoup bei etlichen Fans der Bücher wenig Begeisterung auslöste. Rückblickend wäre es vielleicht wirklich besser gewesen, es wäre bei einem immerhin sehr soliden Film geblieben, denn die Fortsetzung "Kein Weg zurück" – bei welcher der routinierte Edward Zwick ("Blood Diamond") den inzwischen zum "Mission: Impossible"-Mastermind aufgestiegenen Christopher McQuarrie als Regisseur aböst – erweist sich nach einem recht vielversprechenden Auftakt in beinahe jeder Hinsicht als Enttäuschung.

Dabei beginnt "Kein Weg zurück" durchaus launig. Cruise spielt Reacher weiterhin mit einer überzeugenden Kombination aus Coolneß und abgeklärtem Zynismus und das Rätsel um die Verhaftung von Major Turner ist recht spannend konstruiert, zumal die aufrechte Offizierin von Cobie Smulders sympathisch verkörpert wird. Der zusätzliche Handlungsstrang um Reachers unverhoffte Vaterschaft wirkt zwar zunächst eher überflüssig, wird im weiteren Verlauf allerdings ordentlich in die Handlung integriert – und die Flucht aus dem Militärgefängnis ist von Zwick souverän und temporeich in Szene gesetzt. Bedauerlicherweise geht es nach diesem ersten Akt konstant bergab. Die Suche der beiden fälschlich Beschuldigten nach den Hintergründen und -männern der Verschwörung, die sie u.a. nach New Orleans führt, ist noch einigermaßen unterhaltsam, dabei aber geradezu erschreckend unoriginell und vorhersehbar aufgebaut. Davon wollen zahlreiche Actionsequenzen ablenken, die aber auf Dauer nur noch ermüden. Schwer wiegt auch das Fehlen eines wirklich überzeugenden Bösewichts. Während "Jack Reacher" mit Werner Herzogs Strippenzieher, Jai Courtneys Exekutor und David Oyelowos korruptem Cop gleich drei charismatische Schurken aufbot, bleiben bei "Kein Weg zurück" Patrick Heusinger ("Frances Ha") als (bezeichnenderweise namenlos bleibender) Jäger und der erst spät auf den Plan tretende "Prison Break"-Fiesling Robert Knepper als korrupter General relativ blaß.

Das dürfte kaum ihre Schuld sein, beide machen noch das Beste aus ihren eindimensionalen Rollen und speziell Heusinger hat ein paar gute Szenen. Mehr gibt das Drehbuch einfach nicht her, das sich bei der Figurenzeichnung gerade auf Seiten der Bösewichte kaum Mühe gibt und genauso klischeehaft daherkommt wie bei der Story – die zusätzlich mit immer mehr pseudo-überraschenden Wendungen aus der Mottenkiste des Erzählens nervt. Im letzten Drittel ist das dann aber auch schon egal, denn da versucht "Kein Weg zurück" nicht mal mehr, inhaltlich zu überzeugen, sondern setzt voll und ganz auf Action nonstop. Die ist solide inszeniert, aber nur selten spektakulär und taugt somit nicht als Ersatz für die enttäuschende Handlung. Immerhin harmonieren Cruise und Smulders (sowie Danika Yarosh als Reachers vermutliche Filmtochter) recht gut miteinander, aber viel rettet das auch nicht mehr. Insgesamt also ein enttäuschend mittelmäßiger zweiter Auftritt von Tom Cruise als Jack Reacher, der – wie inzwischen bekannt ist – auch sein letzter bleiben wird. Die Mischung aus mäßigen Kritiken und im Vergleich zum Vorgänger schwächerem Einspielergebnis bedeutete das Aus der somit nur kurzlebigen Reihe. Fans der Bücher können sich aber darauf freuen, daß Amazon unter Mitwirkung von Autor Lee Child eine TV-Serie mit neuer Besetzung plant.

Fazit: "Jack Reacher: Kein Weg zurück" ist ein erschreckend mittelmäßiger Actionthriller mit 08/15-Verschwörungsgeschichte, den nicht einmal ein gewohnt lässig aufspielender Tom Cruise vor der totalen Belanglosigkeit retten kann.

Wertung: Knapp 6 Punkte.


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