Mittwoch, 25. September 2019

EXTRA ORDINARY – GEISTERJAGD FÜR ANFÄNGER (2019)

Regie und Drehbuch: Mike Ahern und Enda Loughman, Musik: George Brennan
Darsteller: Maeve Higgins, Barry Ward, Will Forte, Claudia O'Doherty, Terri Chandler, Risteard Cooper, Emma Coleman, Jamie Beamish
Extra Ordinary (2019) on IMDb Rotten Tomatoes: 98% (7,5); weltweites Einspielergebnis: $0,2 Mio.
FSK: 12, Dauer: 98 Minuten.
Heute verbringt Rose Dooley (Maeve Higgins) ihre Zeit als Fahrlehrerin in der irischen Provinz, doch als Kind untersuchte sie mit ihrem Vater übernatürliche Phänomene, da sie selbst eine entsprechende Gabe besitzt. Nach einem schrecklichen Unfall gab Rose diese Tätigkeit auf, doch weil ihr Vater damals eine in Szenekreisen bekannte TV-Sendung hatte, erhält sie noch immer regelmäßig telefonische Hilferufe von Leuten, die von (möglichen) Geistern heimgesucht werden – die sie aber konsequent ignoriert. Etwas cleverer geht allerdings der sympathische Witwer Martin Martin (Barry Ward, TV-Serie "The End of the F***ing World") vor, der seit Jahren mit seiner Tochter Sarah (Emma Coleman) und dem Geist seiner verstorbenen und ziemlich dominanten Ehefrau zusammenwohnt. Denn als Sarah eines Tages ohne ersichtlichen Grund im Schlaf über ihrem Bett schwebt und einfach nicht aufwacht, gibt Martin sich als Fahrschüler aus, sodaß er Rose die Problematik von Angesicht zu Angesicht schildern kann. Die Taktik funktioniert und Rose versucht, Sarah zu helfen, denn sie erkennt schnell, daß ihr Zustand Teil eines potentiell tödlichen satanistischen Rituals ist. Dessen Urheber ist der exzentrische Ex-Popstar Christian Winter (Will Forte, TV-Serie "The Last Man on Earth"), ein klassisches One-Hit-Wonder mit dem – auch von seiner ehrgeizigen Ehefrau Claudia (Claudia O'Doherty, "Dating Queen") angetriebenen – Wunsch nach einem großen Comeback. Zu diesem Zweck will er den Teufel beschwören und benötigt dafür ein Opfer …

Kritik:
Komiker in humorvollen Horrorfilmen zu besetzen, ist ja keine ganz neue Idee – "Ghostbusters" mit den "Saturday Night Live"-Alumni Bill Murray und Dan Aykroyd dürfte das bekannteste und auch erfolgreichste Beispiel dafür sein. Die mit einem weit niedrigeren Budget ausgestattete irische Horrorkomödie "Extra Ordinary" setzt bei den wichtigen Rollen sogar fast ausschließlich auf Comedians, auch wenn diese außerhalb ihrer Heimat eher weniger bekannt sein dürften. Der einzige Name, den ich kannte, war jedenfalls der des US-Amerikaners Will Forte, da dieser mit der Endzeit-Comedyserie "The Last Man on Earth" einen internationalen Erfolg feierte und ebenfalls früher bei "Saturday Night Live" war, woraus er im Jahr 2010 mit seiner MacGyver-Parodie "MacGruber" sogar einen (zunächst heftig gefloppten, im Heimkinomarkt aber ziemlich einträglichen) Kinofilm entwickelte. An der Seite von Fortes Bösewicht Christian Winter steht die australische Komikerin Claudia O'Doherty, beider große Gegenspielerin ist Hauptdarstellerin Maeve Higgins, eine irische Komikerin. Einzig Roses Auftraggeber Martin wird mit Barry Ward von einem Schauspieler verkörpert, der sich nicht vorrangig im Comedy-Bereich einen Namen gemacht hat. Trotzdem: Drei von vier ist eine beeindruckende Komiker-Quote, anhand derer man meinen sollte, daß "Extra Ordinary" kaum eine andere Wahl hatte, als ein sehr witziger Film zu werden. Nunja, mitunter täuschen solche Erwartungen, wie viel zu viele mißlungene Spoof-Comedys im "Scary Movie"-Umfeld beweisen; hier werden sie hingegen glücklicherweise erfüllt: "Extra Ordinary" ist eine charmante, sehr sympathische, einfallsreiche und durchgängig amüsante Horrorkomödie geworden.

Schon der Prolog, in dem eine der alten, in ihrem nüchternen Stil an den guten alten deutschen "Telekolleg" erinnernden Sendungen von Roses Vater in nostalgischer VHS-Optik unterhaltsam und ohne jegliche Computereffekte erläutert und zeigt, daß es viel mehr Geister in unserer Welt gibt, als wir alle uns das vorstellen, versprüht einen sympathischen Charme, der die gesamten gut eineinhalb Stunden von "Extra Ordinary" durchzieht. Auf lautstarke Schenkelklopfer hat es das Regie- und Autorenduo Mike Ahern und Edna Loughman in seinem Langfilmdebüt gar nicht abgesehen, auch wenn es sehr wohl viele gute Lacher gibt. Trotz ein paar offensichtlicher Gags sowie etlicher Filmanspielungen ist der Humor insgesamt doch erfreulich subtil ausgefallen und speist sich aus der Skurrilität der meisten Figuren, die zudem allesamt ihre ganz persönliche Last zu tragen haben. Das macht es leicht, speziell mit der von einem folgenreichen Vorfall in ihrer Kindheit traumatisierten Rose wie auch dem sich allzu bereitwillig dem Geist seiner toten Frau unterwerfenden Martin mitzufühlen und Sympathie für beide aufzubringen. Auf der anderen Seite spielt Will Forte den exzentrischen Popstar Christian so herrlich überkandidelt, daß man ihm und seinen okkulten Anwandlungen gar nicht richtig böse sein kann, zumal die besagten satanistischen Rituale und Anbetungen auf höchst effektive Weise absurd beiläufig in Szene gesetzt sind und der arme Christian ziemlich unter der Knute seiner ehrgeizigen und nicht allzu liebevollen Gattin steht.

Die Handlung selbst ist zugegebenermaßen nicht überragend originell und die einzige wirkliche überraschende Wendung ist für geschulte Beobachter leicht im Voraus zu erkennen (zumal ein ganz ähnlicher Gag bereits in "The Cabin in the Woods" ausgespielt wurde). Doch angesichts der gut geschriebenen und gespielten, sympathisch-skurrilen Figuren, der vielen charmanten kleinen Gags und eines gelungenen Showdowns sieht man darüber großzügig hinweg. Da es sich bei "Extra Ordinary" um eine Horrorkomödie handelt, hätte jedoch der Horroraspekt gerne etwas ausführlicher gestaltet werden können. Zwar gibt es ein paar blutige Momente, Christians großes satanistisches Ritual ist ansprechend gestaltet und wir lernen sogar etwas fürs Leben (nämlich: Wecke niemals eine schwebende Jungfrau!), aber man hätte fraglos mehr aus dem Horroraspekt herausholen, sich beispielsweise vom stilistisch nicht unähnlichen, aber deutlich mehr auf die Gruselseite fallenden britischen Genrekollegen "Ghost Stories" inspirieren lassen können. So konzentriert sich "Extra Ordinary" in erster Linie auf den skurrilen Humor – was angesichts der Komiker-Besetzung aber natürlich naheliegt – sowie die sich sanft entfaltende Liebesgeschichte zwischen Rose und Martin (dessen tote Frau davon nicht ganz so begeistert ist), und das funktioniert insgesamt gut.

Fazit: "Extra Ordinary" ist eine sehr sympathische und charmante irische Horrorkomödie, die zwar storytechnisch recht unspektakulär ausfällt, aber mit einer guten Besetzung und leicht skurrilem Humor viel Freude bereitet.

Wertung: 7,5 Punkte.

"Extra Ordinary" erscheint am 25. Oktober 2019 von Universum Film auf DVD und Blu-ray. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen