Montag, 30. November 2015

TV-Tips für die Woche 49/2015

Da Woody Allen in dieser Woche seinen 80. Geburtstag feiert, ist auch meine TV-Vorschau von vielen Allen-Klassikern geprägt:

Montag, 30. November:
Arte, 20.15 Uhr: "Der Stadtneurotiker" (1977)
Woody Allens wohl berühmtester Film, der den bis dahin vor allem mit (tollen) Slapstick-Komödien wie "Bananas", "Der Schläfer" oder auch "Die letzte Nacht des Boris Gruschenko" erfolgreichen New Yorker aus Leidenschaft zum ernstzunehmenden Kritikerliebling machte. Die bittersüße Tragikomödie über einen neurotischen jüdischen Komiker (Allen), der sich in die bezaubernde, ihm geistesverwandte Annie Hall (Diane Keaton) verliebt, glänzt mit intelligenten Dialogen und einer innovativen Inszenierung und gewann 1978 vier OSCARs – darunter den für den besten Film des Jahres.

Kabel Eins, 23.15 Uhr: "28 Days Later" (2002)
Danny Boyle ("Steve Jobs") gelang zu einer Zeit ein hervorragender Zombiefilm, als das Subgenre eigentlich am Boden lag. Aus heutiger Sicht und angesichts des Mega-Erfolgs von "The Walking Dead" mag man das kaum glauben, es ist aber so. Und "28 Days Later", in dem Cillian Murphy ("Batman Begins") ganz wie Rick in "The Walking Dead" in einem verlassenen Krankenhaus aus einem wochenlangem Koma erwacht und anschließend ein weitgehend menschenleeres, dafür aber vom Zombiemassen bevölkertes Großbritannien erkunden muß, war übrigens der Film, der rennende Untote etablierte. Für Traditionalisten ist das zwar ein No-Go, aber der hohen Qualität des Films schadet es keinesfalls.

Servus TV, 0.05 Uhr: "Lola rennt" (1998)
In den 1990er Jahren war der deutsche Kinofilm eigentlich nur mit Komödien und Kinderfilmen richtig erfolgreich – nunja, so ähnlich wie heute halt. Tom Tykwers energetischer und sehr einfallsreich inszenierter Action-Thriller war da eine löbliche Ausnahme, die das deutsche Kino auch wieder international in den Blickpunkt rückte. Kein Wunder, denn der Film über Zufall und Schicksal sowie die Bemühungen der jungen Lola (auch für Franka Potente ebnete dieser Film den Weg zu einer internationalen Karriere), innerhalb von nur 20 Minuten 100.000 D-Mark aufzutreiben, die ihr Freund (Moritz Bleibtreu) einem richtig miesen Typen schuldet, ist einfach großartig.

Außerdem
Woody Allen: A Documentary (Free-TV-Premiere der einsichtsreichen Dokumentation über den Komödien-Altmeister; 21.45 Uhr bei Arte – Tele 5 zeigt kommendes Wochenende allerdings den um über eine Stunde längeren Director's Cut!)
Planet der Affen: Prevolution (unerwartet gutes Prequel zur Kult-SF-Filmreihe der 1960er Jahre, mit James Franco in der menschlichen Hauptrolle und Andy "Gollum" Serkis via Motion Capture als intelligentem Affen Caesar; 22.15 Uhr im ZDF) 
Zwei Leben (recht unspektakuläres, aber stark gespieltes deutsch-norwegisches Drama über eine Frau, die aus der DDR nach Norwegen geflohen ist und sich dort eine neue Familie und ein neues Leben aufgebaut hat – bis sie die Vergangenheit einholt; 23.45 Uhr im NDR)

Dienstag, 1. Dezember:
Tele 5, 20.15 Uhr (um etwa zwei Minuten geschnitten; ungekürzte Nachtwiederholung um 1.10 Uhr): "Donnie Brasco" (1997)
Inhaltlich ist der Gangsterfilm von Mike Newell zwar sehr solide, aber eigentlich kein Highlight. Richtig sehenswert wird er erst durch die explosive Hauptdarsteller-Paarung mit Johnny Depp als jungem Undercover-FBI-Agenten und Al "Der Pate" Pacino als alterndem Mafioso. 

Servus TV, 22.10 Uhr: "Der Himmel soll warten" (1978)
In der amüsanten Romanze mit Fantasy-Elementen von Warren Beatty und Buck Henry spielt Beatty den Football-Star Joe, der nach seinem Unfalltod aufgrund eines himmlischen Irrtums eine zweite Chance erhält, indem er in den Körper eines just ermordeten Millionärs transportiert wird. Obwohl besagter Millionär verheiratet ist, verliebt sich Joe in die hübsche Umweltaktivistin Penny (Julie Christie) ...

3sat, 22.15 Uhr: "Manhattan" (1979)
Mit der geistigen Fortsetzung zu "Der Stadtneurotiker" festigte Allen seinen neugewonnenen Ruf, wobei er diesmal in Schwarzweiß drehte und der von ihm verkörperte Komiker Isaac gleich zwischen zwei Frauen (Diane Keaton und der erst 17-jährigen Mariel Hemingway) steht. Und die Stadt New York (speziell der titelgebende Stadtteil) wird hier endgültig zu einem weiteren Hauptdarsteller der Geschichte ...

Außerdem:
Midnight in Paris (in einem der besten Spätwerke Woody Allens unternimmt Owen Wilson als romantischer US-Schriftsteller eine Zeitreise in das Paris der 1920er Jahre, wo er Künstler wie F. Scott Fitzgerald, Pablo Picasso, Ernest Hemingway oder Salvador Dalí trifft; 20.15 Uhr bei 3sat)
Ich sehe den Mann Deiner Träume (eine der schwächeren Komödien von Woody Allen, trotz Anthony Hopkins, Naomi Watts, Josh Brolin und Antonio Banderas in den Hauptrollen; 0.20 Uhr in der ARD)
Whatever Works (nicht makelloses, aber phasenweise doch sehr lustiges Toleranz-Plädoyer von Woody Allen mit Komiker Larry David und Evan Rachel Wood in den Hauptrollen; 1.55 Uhr in der ARD)

Mittwoch, 2. Dezember:
Arte, 20.15 Uhr: "M – Eine Stadt sucht einen Mörder" (1931)
Der meiner Ansicht nach beste deutsche Film aller Zeiten! Regielegende Fritz Lang inszenierte eine unfaßbar atmosphärische und sozialkritische Hatz nach einem Kindermörder (Peter Lorre) in Berlin, an der sich schließlich sogar die Unterwelt der Stadt beteiligt (weil sie die extrem hohe Polizeipräsenz nervt). Ich könnte viel über dieses erkennbar zwischen Weimarer Republik und Nazi-Herrschaft geschaffene Meisterwerk schreiben und es wurden auch schon ganze Bücher darüber geschrieben, aber hier muß ein Wort reichen: Anschauen!

Arte, 22.00 Uhr: "Ministerium der Angst" (1944)
Nach Fritz Langs Emigration in die USA drehte er u.a. diese spannende Spionagegeschichte nach einem Roman von Graham Greene ("Der dritte Mann"). Langs deutliche Anti-Nazi-Haltung ist verständlicherweise überdeutlich (schließlich mußte er wie viele Künstler aus Deutschland fliehen), aber das schmälert nicht den Unterhaltungsgrad des Films mit Ray Milland.
 
3sat, 22.25 Uhr: "Alle sagen: I Love You" (1996)
Für seinen amüsanten Ausflug ins (romantische) Musical konnte Woody Allen Stars wie Julia Roberts, Edward Norton, Natalie Portman, Alan Alda und Drew Barrymore gewinnen.
 
Servus TV, 22.25 Uhr: "The Straight Story" (1999)
Das auf einer wahren Geschichte basierende Road Movie über einen alten Mann (OSCAR-Nominierung für Richard Farnsworth), der auf seinem Traktor quer durch die USA zu seinem kranken Bruder fährt, ist der wohl ungewöhnlichste Film von Regieexzentriker David Lynch ("Twin Peaks", "Mulholland Drive"). Und zwar deshalb, weil er so "gewöhnlich" und vollkommen unspektakulär ist – vielleicht gerade deswegen aber auch so ungemein sympathisch.
 
ARD, 1.55 Uhr: "Intime Fremde" (2004)
In der psychologisch recht anspruchsvollen französischen Tragikomödie irrt sich die attraktive Anna (Sandrine Bonnaire) in der Tür und landet statt beim Psychiater bei dem unscheinbaren Steuerberater William (Fabrice Luchini). Von ihrer Energie überrumpelt und fasziniert, traut sich William nicht, ihr die Wahrheit zu sagen und so entwickelt sich von "Sitzung" zu "Sitzung" eine ungewöhnliche Beziehung zwischen den beiden Fremden.
 
Donnerstag, 3. Dezember:
Disney Channel, 20.15 Uhr: "Während du schliefst" (1995)
Kurz nach ihrem Durchbruch zum Weltstar mit dem Action-Thriller "Speed" gelang Sandra Bullock mit dieser warmherzigen romantischen Komödie ihr zweiter Riesenhit. Die Geschichte ist zwar nicht allzu originell (schüchterne junge Frau rettet gutaussehendem Mann das Leben und wird bei einem Besuch des im Koma Liegenden im Krankenhaus von dessen Familie für seine Verlobte gehalten), aber das ganze ist so unglaublich sympathisch in Szene gesetzt und gespielt, daß sich dem Charme des Films wohl nur große Zyniker entziehen können ...

Kabel Eins, 22.00 Uhr: "Gremlins 2 – Die Rückkehr der kleinen Monster" (1990)
Die noch durchgeknalltere, aber nicht ganz so gelungene Fortsetzung von Joe Dantes kultiger Horrorkomödie über kleine putzige Kreaturen, die bei einer unsachgemäßen Behandlung zu gefräßigen Monstern werden.
 
Servus TV, 22.20 Uhr: "Zimmer mit Aussicht" (1985)
James Ivorys stilvollendete Verfilmung des gleichnamigen Romans von E.M. Forster ist ein schwelgerisches und intelligentes Historiendrama, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt, Hauptdarstellerin Helena Bonham Carter den Durchbruch bescherte und der Nebendarstellerin Maggie Smith eine OSCAR-Nominierung.
 
3sat, 22.25 Uhr: "Geliebte Aphrodite" (1995)
Für die Rolle der Prostituierten Linda, deren Sohn von einem Ehepaar adoptiert wurde, gewann Mira Sorvino einen OSCAR. Woody Allen und Helena Bonham Carter spielen in der Komödie besagte Adoptiveltern, wobei der Vater versucht, Linda wieder zurück auf den Pfad der Tugend zu führen ...
 
Außerdem:
Dark Shadows (stimmungsvolle Gruselkomödie mit Johnny Depp als Vampir, die aber trotz Starbesetzung nie wirklich Fahrt aufnimmt; 20.15 Uhr bei VOX)

Freitag, 4. Dezember:
ZDF Neo, 20.15 Uhr: "Ein (un)möglicher Härtefall" (2003)
Allgemein wird diese schön schrullige romantische Komödie mit George Clooney und Catherine Zeta-Jones zu den schwächeren Filmen der Coen-Brüder ("The Big Lebowski") gezählt, ich mag sie aber sehr gerne. Klar, die Dramaturgie des ausnahmsweise nicht von den Coens geschriebenen Drehbuches orientiert sich stark an den Genrestandards, doch flechten die Coens so viele skurrile kleine Details und Gags ein, daß es eine wahre Freude ist (ein Gag mit einem asthmatischen Auftragsmörder zählt sogar zu meinen absoluten Lieblingsszenen). Und George Clooneys enthusiastische Darstellung des genüßlich überzeichneten Protagonisten (ein zynischer Scheidungsanwalt, den die Liebe zum hoffnungslosen Romantiker bekehrt) kann sich ebenfalls sehen lassen.

Disney Channel, 20.20 Uhr: "Dornröschen" (1959)
Disneys Zeichentrick-Klassiker nach den Gebrüdern Grimm, der die Basis für den letztjährigen Realfilm-Erfolg "Maleficent" mit Angelina Jolie bildete.
 
RTL II, 22.00 Uhr: "Rambo" (1982)
Der Name "Rambo" ist in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen für jemanden, der ohne Rücksicht auf Verluste und auch ohne großartig nachzudenken seinen Weg geht. Das liegt allerdings vor allem an den Filmen Nr. 2 bis 4, denn der Original-"Rambo" ist tatsächlich ein richtig guter, gesellschaftskritischer Anti-Kriegsfilm (mit gar nicht so vielen Actionszenen) über einen Vietnam-Veteranen (Sylvester Stallone) und seine Anpassungsschwierigkeiten, als er zurück in der Zivilgesellschaft ist und auf die Ignoranz der Behörden trifft.
 
3sat, 22.35 Uhr: "Das fünfte Element" (1997)
In Deutschland ist die farbenfrohe Science Fiction-Actionoper mit Bruce Willis, Milla Jovovich und Gary Oldman noch immer der erfolgreichste Film von Luc Besson (international ist es seit letztem Jahr "Lucy"). Und auch heute noch kann man über den damaligen Ideenreichtum und den visuellen Wagemut des heutzutage meistens auf eher ausgetretenen Pfaden wandelnden französischen Filmemachers nur staunen ...

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