Regie und Drehbuch: Christopher McQuarrie, Musik: Joe
Kraemer
Darsteller:
Tom Cruise, Simon Pegg, Rebecca Ferguson, Sean Harris, Jeremy Renner, Ving
Rhames, Alec Baldwin, Simon McBurney, Jens Hultén, Zhang Jingchu, Tom Hollander, Rupert
Wickham, Hermione Corfield
FSK: 12, Dauer: 132 Minuten.
IMF-Agent Ethan Hunt (Tom Cruise, "Oblivion") und seine Mitstreiter Benji (Simon Pegg, "Star Trek"),
Luther (Ving Rhames, "Dawn of the Dead") und Brandt (Jeremy Renner,
"American Hustle") sind auf der Jagd nach einer global operierenden
Geheimorganisation namens "Das Syndikat", als plötzlich alles
schiefgeht. Hunt gerät in eine ausgeklügelte Falle des Syndikat-Anführers Solomon Lane (Sean
Harris, "Prometheus") und wird gefangengenommen, zugleich wird
der IMF aufgrund diverser Eigenmächtigkeiten in der Vergangenheit einschließlich
weltweit aufsehenerregender Zerstörungen (Stichwort Kreml im Vorgänger-Film …) aufgelöst
und die Mitarbeiter dem CIA-Chef Hunley (Alec Baldwin, "Blue Jasmine") unterstellt. Dessen
erstes Ziel ist es, den scheinbar flüchtigen Ethan Hunt aufzugreifen, doch
Brandt und Benji sind ihrem ehemaligen Anführer gegenüber heimlich loyal
(während Luther in Ruhestand gegangen ist). Der kann in der Zwischenzeit
fliehen und trifft auf die mysteriöse Ilsa Faust (Rebecca Ferguson, TV-Serie
"The White Queen"), die irgendwie mit dem Syndikat in Verbindung
steht …
Kritik:
Auch wenn die Einspielergebnisse seiner Filme abseits des
"Mission: Impossible"-Franchises nicht mehr ganz an frühere Höhen
heranreichen, so ist Tom Cruise doch auch mit über 50 Jahren unzweifelhaft noch
immer einer der besten Actionhelden in Hollywood, der übrigens weiterhin die
allermeisten Stunts selbst absolviert – egal wie verrückt sie sind (man denke
nur an die atemberaubende Burj Khalifa-Sequenz in "Mission: Impossible – Phantom Protokoll"). Alleine in den letzten Jahren bewies er das mit "Jack Reacher" und "Edge of Tomorrow", aber seine bekannteste Rolle
ist und bleibt natürlich die des todesverachtenden IMF-Agenten Ethan Hunt. Das
liegt auch daran, daß Cruise als Koproduzent und treibende Kraft der Reihe dem
Konzept treu bleibt, für jeden neuen Teil einen anderen Regisseur anzuheuern,
um auf diese Weise immer etwas stilistisch Neues bieten zu können und das
Publikum nicht irgendwann zu langweilen. Dieses Vorgehen funktioniert im
Einzelnen mal besser ("Phantom Protokoll") und mal schlechter
("Mission: Impossible II"), geht insgesamt aber hervorragend auf –
inhaltlichen Einheitsbrei kann man der Reihe jedenfalls bestimmt nicht
vorwerfen. Für "Rogue Nation" hat Cruise seinen "Jack
Reacher"-Regisseur Christopher McQuarrie engagiert, der auch gleich das
Drehbuch verfaßte. Das Resultat ist ein weiterer hochgradig unterhaltsamer
Action-Thriller mit politischen Untertönen, der zwar nicht ganz an
"Phantom Protokoll" heranreicht, aber definitiv zu den besten
Vertretern der Reihe zählt.
Am wichtigsten sind bei einem "Mission:
Impossible"-Film natürlich immer die – gerne auch mal hemmungslos überzogenen
(wenn auch nicht ganz so sehr wie bei den späteren Teilen der "Fast &
Furious"-Reihe) – Action- und Spannungssequenzen. Und die sind in
"Rogue Nation" einmal mehr ausnahmslos hervorragend inszeniert und
choreographiert. Österreichische Opern scheinen übrigens ein gutes Pflaster für
rasante Geheimdienst-Szenen zu sein, denn nachdem bereits beim ansonsten
mittelmäßigen Bond-Abenteuer "Ein Quantum Trost" der actionreiche Abstecher
zu den Bregenzer Festspielen klares Highlight war, sorgt auch in "Rogue
Nation" eine virtuos aufgebaute und vielschichtige Sequenz während einer
"Turandot"-Vorführung in der Wiener Oper für erstklassige
Unterhaltung. Generell ist jedoch zu sagen, daß zumindest aus
einer mitteleuropäischen Perspektive die Schauplätze von "Rogue Nation" relativ unspektakulär daherkommen. Im Vergleich zu "Phantom Protokoll"
mit Besuchen in Moskau, Budapest, Dubai und Mumbai lassen die "Rogue
Nation"-Abstecher nach London, Wien und Casablanca jedenfalls den gewissen
Exotik-Faktor missen. Aber als echter Kritikpunkt taugt das natürlich nicht,
da die entsprechenden Stationen nunmal paßgenau in die Handlung eingebunden
sind.
Während dem Film in Sachen Action und Thrill demzufolge überhaupt nichts
vorzuwerfen ist, schwächelt er in den ruhigeren Szenen etwas. Zwar sorgt Simon
Pegg als Benji wie gewohnt für Humor und die doppelbödige und
anspielungsreiche politische respektive geheimdienstliche Note der Handlung ist
in der Theorie sehr interessant; nur ist Christopher McQuarrie – bei allen
Stärken, die er als Drehbuch-Autor besitzt – eindeutig kein John Le Carré, der
selbst auf den ersten Blick knochentrockene Spionage-Hintergründe unheimlich
spannend und faszinierend beschreiben kann (nachzuprüfen unter anderem in der Kinoadaption von "Dame, König, As, Spion"). Bei McQuarrie zählen die
entsprechenden Passagen der Story unglücklicherweise klar zu den Schwächsten,
auch wenn sie deshalb bei weitem nicht schlecht sind. Aber der Funke will einfach nicht
so richtig überspringen. Dennoch würde sich das Syndikat wunderbar dafür anbieten,
auch mal – wie bei der Bond-Reihe – über mehrere Filme hinweg als Strippenzieher
im Hintergrund zu agieren, zumal Sean Harris als eiskalt berechnender
Oberbösewicht (der aber erst spät wirklich etwas zu tun
bekommt) überzeugend agiert. Leider sieht es am Ende von "Rogue Nation" eher
nicht so aus, als ob das Syndikat im bereits angekündigten sechsten Teil eine
Rolle spielen wird, auch wenn es zumindest nicht vollkommen ausgeschlossen ist.
Das IMF-Kernteam funktioniert derweil einwandfrei,
auch wenn es durch die CIA-"Übernahme" und Hunts unfreiwilligen
Alleingang lange auseinandergerissen ist. Die Interaktionen von Ethan und Benji
sorgen wie gewohnt für viele Lacher, Brandt bestätigt den Eindruck aus
"Phantom Protokoll", daß er eine gelungene Ergänzung für das Team ist
und Rückkehrer Luther fügt sich ebenfalls problemlos wieder ein. Leider wird die
Absenz von Paula Patton alias Jane Carter mit keiner Silbe erwähnt oder
erklärt, was gerade deshalb schade ist, weil ansonsten durchaus Bezug auf
Geschehnisse in früheren Filmen der Reihe genommen wird (speziell auf
"Phantom Protokoll"). Als Quasi-Ersatz dient Rebecca Ferguson als
Ilsa Faust, deren ambivalente Rolle in der Geschichte dafür sehr gelungen und
auch gut gespielt ist. Es dauert lange, bis man diese Figur wirklich
durchschaut, was auf das Publikum ebenso zutrifft wie auf Ethan Hunt und seine
Kameraden. Ist sie ein Mitglied des Syndikats? Ist sie eine Doppelagentin? Oder am Ende gar eine doppelte Doppelagentin? Im Gegensatz zu dieser
spannenden Rolle steht der zweite namhafte Neuzugang im Cast, denn der
CIA-Direktor Hunley wird von Alec Baldwin zwar gewohnt souverän verkörpert; das ändert
allerdings nichts daran, daß die Rolle langweilig und klischeehaft geschrieben ist und
ihre Funktion innerhalb der Handlung von A bis Z vorhersehbar ist.
Ein wenig ärgerlich finde ich zusätzlich, daß bei mindestens
zwei Szenen (einmal in der Oper, einmal bei einer Motorrad-Verfolgungsjagd)
klar zu erkennen ist, daß der fertige Film zugunsten einer niedrigeren
Altersfreigabe geschnitten wurde. Damit habe ich grundsätzlich kein Problem,
denn ein "Mission: Impossible"-Film funktioniert nachweislich auch
ohne übertrieben brutale Szenen einwandfrei. Wenn jedoch so deutlich wird wie
hier, daß einzelne Gewaltspitzen erst nachträglich und nicht allzu elegant
entschärft wurden, dann stört das die Immersion schon ein wenig …
Fazit: "Mission: Impossible – Rogue Nation"
bietet Anhängern der langlebigen Action-Reihe genau das, was sie erwarten:
Rasante Spannungssequenzen, spektakuläre Stunts und einen guten Schuß Humor.
Daß das Potential der interessanten Story nicht ausgeschöpft wird, ist
bedauerlich, aber in einem Film dieser Machart verschmerzbar.
Wertung: 8 Punkte.
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