In den nächsten beiden Wochen zeigen die öffentlich-rechtlichen Sender zahlreiche Filme von Wim Wenders, der in Kürze seinen 70. Geburtstag feiert. Obwohl ich selbst noch nicht alle davon gesehen habe, werde ich sie in meinen Tips aufführen, da Wenders nun einmal einer der bedeutendsten deutschen Autorenfilmer überhaupt ist, dessen Werke gerade in Deutschland selbst unter Arthouse-Fans gar nicht übermäßig bekannt sind. Nun erhalten Filminteressierte jenseits des Hollywood-Mainstream-Kinos die Gelegenheit, bisher Verpaßtes nachzuholen ...
Montag, 3. August:
Arte, 20.15 Uhr: "Gestern, heute und morgen" (1963)
Marcello Mastroianni und Sophia Loren: Diese (häufige) Hauptdarsteller-Kombination reichte in den 1960er und 1970er Jahren vollauf aus, um Cineasten weltweit in Vorfreude zu versetzen (ein Beispiel dafür ist Ettore Scolas Drama "Ein besonderer Tag"). Vittorio de Sicas mit dem Auslands-OSCAR ausgezeichnete episodische Beziehungs-Komödie, in der Mastroianni und die Loren je drei Rollen spielen, macht da keine Ausnahme.
Arte, 22.10 Uhr: "Im Lauf der Zeit" (1976)
Wim Wenders' zweiter weltweit gefeierter Film (nach "Alice in den Städten") ist ein poetisches, annähernd drei Stunden langes und in Schwarzweiß gedrehtes Roadmovie über zwei ungleiche Männer (Rüdiger Vogler und Hanns Zischler), die in etwa entlang der innerdeutschen Grenze gemeinsam durch das Land fahren.
BR, 0.10 Uhr: "Under Fire" (1983)
In Roger Spottiswoodes gesellschaftskritischem und mitreißendem Politthriller überzeugt Nick Nolte als Journalist, der während der nicaraguanischen Revolution 1979 zwischen die Fronten gerät und gezwungen ist, seine hehren moralischen Prinzipien zu überdenken.
HR, 0.20 Uhr: "Das Mädchen aus der Cherry Bar" (1966):
Kein Ausnahmefilm, dennoch ist Ronald Neames in Hongkong spielende Gaunerkomödie mit Michael Caine und Shirley MacLaine sehr amüsant geraten. 2013 floppte übrigens in den Kinos das Remake "Gambit" mit Colin Firth und Cameron Diaz.
RTL II, 3.30 Uhr nachts: "Fearless - Jenseits der Angst" (1993)
"Der Club der toten Dichter"-Regisseur Peter Weir schuf ein bewegendes Charakterdrama über einen traumatisierten Überlebenden (Jeff Bridges) eines schlimmen Flugzeugabsturzes, der anschließend ganz bewußt Extremsituationen herausfordert. Erst die Treffen mit einer weiteren Überlebenden (OSCAR-Nominierung für Rosie Perez) helfen ihm langsam, mit der Situation umzugehen.
Außerdem:
Inglourious Basterds (Quentin Tarantinos grandioses Zweiter Weltkriegs-Racheepos mit Brad Pitt und Christoph Waltz, ZDF um 22.15 Uhr)
Dienstag, 4. August:
WDR, 22.30 Uhr: "Gottes Werk und Teufels Beitrag" (1999)
Michael Caine gewann für seine Nebenrolle als Arzt in dieser stimmungsvollen John Irving-Adaption seinen zweiten OSCAR, auch sonst ist Lasse Hallströms mit Tobey Maguire und der damaligen Newcomerin Charlize Theron in den Hauptrollen besetztes Drama rundum gelungen.
ARD, 22.45 Uhr: "Oh Boy" (2012)
Sogar in den USA lief die unspektakuläre, aber doch faszinierende lakonische Schwarzweiß-Komödie, die einen Tag im Leben eines von Tom Schilling verkörperten Berliner Slackers zeigt, in den Kinos, bei uns gab es sechs Deutsche Filmpreise.
Tele 5, 0.50 Uhr: "Requiem for a Dream" (2000)
Für Darren Aronofsky ("Black Swan") bedeutete das schonungslose, aber innovativ gefilmte und künstlerisch extrem wertvolle Drogendrama mit Ellen Burstyn, Jared Leto, Jennifer Connelly und einer grandiosen musikalischen Begleitung den endgültigen Durchbruch.
Außerdem:
The Tree of Life (Terrence Malicks bildgewaltige Meditation über den Sinn des Lebens, mit Brad Pitt und Jessica Chastain, Tele 5 um 20.15 Uhr)
Mittwoch, 5. August:
HR, 23.15 Uhr: "Der Mann mit dem goldenen Arm" (1955)
Mit der OSCAR-nominierten Rolle als drogensüchtiger Spieler in Otto Premingers Sozialdrama bewies Frank Sinatra einmal mehr, daß er sehr viel mehr konnte als "nur" singen. Für die damalige Zeit war der Film thematisch gewagt, im Vergleich zu heutigen Werken wie dem weiter oben empfohlenen "Requiem for a Dream" wirkt er aber natürlich (jenseits der starken Darstellerleistungen) auch aufgrund der Zensurvorgaben eher blaß.
Außerdem:
Collateral (Michael Manns stilvoller Thriller mit Tom Cruise und Jamie Foxx, bei Kabel 1 minimal geschnitten um 20.15 Uhr, ungeschnittene Wiederholung um 0.45 Uhr)
Point Blank (französischer Thriller der Kategorie "kurz, aber knackig", Eins Plus um 22.15 Uhr)
Donnerstag, 6. August:
Arte, 20.15 Uhr: "Secret State" (2012)
Kein Film, aber als vierteilige, von Arte an einem Abend ausgestrahlte Mini-Serie nahe dran und sehr gut: Gabriel Byrne spielt in dem düsteren Politthriller den britischen Vize-Regierungschef, der nach dem Tod des Premierministers und der folgenreichen Explosion einer Ölfabrik in eine politische Verschwörung hineingerät.
MDR, 0.30 Uhr: "The Lion in Winter" (2003)
Nicht so makellos wie das Original "Der Löwe im Winter" von 1968, aber trotzdem sehenswert ist diese TV-Adaption des gleichnamigen Theaterstücks von James Goldman, in der Patrick Stewart als britischer König Heinrich II. und Glenn Close als seine Ehefrau Eleonore von Aquitanien sich ein gnadenloses Psychoduell um Macht und Liebe liefern (in das auch die drei Söhne involviert sind).
Außerdem:
The Sessions (Helen Hunt erhielt für ihre Rolle als Sextherapeutin in dem gefühlvollen Drama eine OSCAR-Nominierung, ARD um 22.45 Uhr)
Freitag, 7. August:
Servus TV, 22.00 Uhr: "Rivalen unter roter Sonne" (1971)
Ein etwas anderer Euro-Western von Terence Young, in dem ein Samurai (Akira Kurosawas Lieblingsschauspieler Toshirō
Mifune) und zwei Banditen (Charles Bronson und Alain Delon) sich im Wilden Westen auf die Jagd nach einem kostbaren japanischen Schwert machen. Das ist nicht gerade anspruchsvoll, aber doch ein sehr unterhaltsamer Genremix.
3sat, 22.35 Uhr: "Paris, Texas" (1984)
Das elegische, die reduzierte Handlung sehr gemächlich vorantreibende Road-Movie mit Harry Dean Stanton auf der Suche nach seiner Frau (Nastassja Kinski) gilt als Wim Wenders' bester und bedeutendster englischsprachiger Film und gewann sogar die Goldene Palme in Cannes.
ZDF, 2.00 Uhr nachts: "The Big Lebowski" (1998)
Was soll man dazu noch schreiben? Wer die Kultkomödie (Platz 145 in den IMDb Top 250) von den Coen-Brüdern mit Jeff Bridges als lässigem, durch (fast) nichts zu erschütternden "Dude", der durch eine dumme Verwechslung in einen höchst skurrilen Entführungsfall hineingezogen wird, noch nicht gesehen hat, der sollte das dringendst nachholen!
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