Regie und Drehbuch: Quentin Dupieux, Musik: Mr. Oizo
Darsteller: Mark Burnham, Steve Little, Éric Judor, Arden
Myrin, Eric Wareheim, Daniel Quinn, Marilyn Manson, Ray Wise, Eric Roberts,
Agnes Bruckner, Kurt Fuller, Grace Zabriskie, Hillary Tuck, Jennifer Blanc, Tim
Trobec, Don Stark, Bob McCracken, Brandon Beemer, Jonathan Lajoie, Roxane
Mesquida, Jack Plotnick
In der nahen Zukunft gibt es kaum noch Kriminalität. Die
folgende Beschäftigungslosigkeit der Polizisten trägt allerdings seltsame
Früchte. Duke (Mark Burnham) beispielsweise ist ein Cop; seine Hobbys sind
elektronische Musik und das Verkaufen von Drogen. Shirley (Arden Myrin,
"Evan Allmächtig") ist ebenfalls ein Cop; ihr Hobby ist es, Menschen
zu erpressen, um an das Geld für Nasenoperationen zu kommen. Rough (Éric Judor, "Die Daltons
gegen Lucky Luke") ist ein einäugiger Cop; sein Hobby ist das Komponieren
elektronischer Musik in der Hoffnung, den nächsten Superhit zu landen. Auch de Luca (Eric
Wareheim) ist ein Cop; sein Hobby ist es, Frauen mit vorgehaltener Waffe zu zwingen, ihre Brüste zu entblößen. Und "Sunshine"
(Steve Little) ist ein Cop; sein Hobby ist der Drogengenuß, was auf Dauer jedoch
ziemlich ins Geld geht. Deshalb nimmt Sunshine auch das Angebot seines Kollegen
Duke an, die Leiche von dessen Nachbar (Daniel Quinn) zu entsorgen, den
Duke versehentlich erschossen hat. Allerdings stellt sich heraus, daß die im
Kofferraum von Dukes Wagen transportierte Leiche so tot noch gar nicht ist …
Kritik:
Bei Filmen des französischen Tausendsassas Quentin Dupieux
(alias "Mr. Oizo") ist es nie eine ganz einfache Aufgabe, eine
Rezension zu verfassen. Denn mehr als die meisten anderen Filme fallen Dupieuxs
Werke in die Kategorie "Das muß man einfach gesehen haben, um es zu
glauben". Schon eine Handlungsangabe fällt schwer (außer vielleicht bei "Rubber",
den man hervorragend mit einem Satz zusammenfassen konnte: "Mörderischer
Autoreifen mit eigenem Bewußtsein läuft Amok!"), weil Dupieux das Konzept
"Handlung" mit weitgehender Mißachtung straft. Gut, bei
"Wrong" gab es wenigstens so eine Art roten Faden (Protagonist Dolph
machte sich auf die Suche nach seinem verschwundenen Hund), die
Nicht-wirklich-Fortsetzung "Wrong Cops" erhebt dagegen die
Anekdotenhaftigkeit endgültig zum Prinzip. Das hat Vorzüge und Nachteile,
insgesamt gefällt mir das Resultat aber etwas besser als bei "Wrong",
bei dem die Gags für meinen Geschmack doch etwas zu spärlich verteilt waren.
Wobei für Dupieux-Filme natürlich ohnehin gilt: Es ist Geschmackssache. Und
an diesen sehr speziellen Geschmack kann man sich gewöhnen – oder nicht. Auf
mich scheint Ersteres zuzutreffen ("Rubber", den ich nach
"Wrong" sah, gefiel mir bereits deutlich besser), insofern ist es
nicht verwunderlich, daß ich auch an "Wrong Cops" Gefallen
finde.
Da ich "Wrong Cops" eben als
Nicht-wirklich-Fortsetzung von "Wrong" bezeichnete, sollte ich das
wohl etwas näher erklären: "Wrong Cops" hat – bis auf ein Cameo des
hundeliebenden Dolph, der in einer Szene im Hintergrund durchs Bild läuft –
inhaltlich nichts mit dem Vorgänger zu tun. Dessen Kenntnis ist also absolut
nicht nötig, um "Wrong Cops" verstehen zu können. Nunja, soweit man
Dupieuxs verqueren Gedankengängen und skurrilen Nicht-Pointen überhaupt folgen kann.
Dennoch ist unverkennbar, daß beide Werke im gleichen Film-Universum spielen
und sich in Sachen Humor ähnlicher sind als beispielsweise "Rubber"
(der sich durch eine besonders ausgeprägte Metaebene kennzeichnet). Im direkten
Vergleich ist das Fehlen einer echten Handlung wohl der größte
Nachteil von "Wrong Cops". Das, was wir hier präsentiert bekommen,
ist eine Gagparade und nicht viel mehr. Die einzelnen Episoden haben dabei nicht
viel miteinander zu tun, gewisse Zusammenhänge gibt es primär durch die
Protagonisten aber doch – wie beim Vorgänger drängt sich ein Vergleich mit
"Monty Python's Flying Circus" auf, auch und gerade wegen
des weitgehenden Verzichts auf klassische Pointen. Nur daß Quentin Dupieuxs Humor, so
unglaublich das auch klingen mag, noch verrückter, noch abseitiger, noch
nihilistischer ist; quasi Monty Python auf LSD …
Die Gags an sich sind etwas weniger innovativ als in "Wrong", speziell
was die Bildsprache betrifft (eine so herrliche Szene wie die mit dem Büro, in
dem es ständig regnet, gibt es hier nicht); dafür aber ein
kleines bißchen zugänglicher. Was die meisten Zuschauer freuen dürfte. Auf einzelne
Szenen will ich eigentlich gar nicht eingehen, weil sich Dupieuxs Humor einfach
nicht nacherzählen läßt, deshalb nur ein kleines Beispiel: Der zum Zeitpunkt
der Dreharbeiten 44 Jahre alte Schockrocker Marilyn Manson spielt in einer der
Anekdoten einen Schüler, die mit dem Walkman Musik hört, ehe er von einem der
Cops grundlos schikaniert wird. Jawohl, das ist im Grunde genommen der ganze Witz, und
das Verrückte daran ist: Er funktioniert! Die Sequenz wirkt in ihrer
Banalität und völligen Unglaubwürdigkeit (Manson, der übrigens gar nicht schlecht
spielt, ist nicht einmal ansatzweise auf jung geschminkt worden) dermaßen
absurd, daß sie schon wieder witzig ist. Mansons Mitwirkung ist übrigens
auch bezeichnend für einen weiteren Unterschied zwischen "Wrong" und
"Wrong Cops": Offenbar ist Dupieux inzwischen in der Filmbranche so
bekannt, daß er auch größere Namen für Gastauftritte gewinnen kann. Das führt
dazu, daß B-Movie-Held Eric Roberts ("Inherent Vice") sowie mit Grace Zabriskie, Ray
Wise (beide "Twin Peaks") und Kurt Fuller ("Supernatural", "Psych") bekannte Seriendarsteller in Nebenrollen zu sehen sind (wohingegen in "Wrong" William
Fichtner der einzige namhafte Schauspieler war). Ihre Szenen sind nicht weniger
witzig (und absurd und völlig durchgeknallt) als der Rest des Films, ein
bißchen hat das Ganze aber schon etwas von Stunt-Casting, das Dupieux eigentlich
gar nicht nötig hat.
Zugegeben, nicht alle Gags des Films funktionieren, durch
die durchgehend skurrile Machart wird "Wrong Cops" aber selbst in den
schwächeren Phasen niemals langweilig. Und vor allem, wie Dupieux die
Musikbranche auf die Schippe nimmt (die er als erfolgreicher Musiker ja aus
erster Hand kennt), macht mächtig Laune. Ich hätte den schwarzen Cop-Schafen,
die von ihren hierzulande unbekannten, jedoch allesamt
comedyerfahrenen Darstellern mit bewundernswerter (und umso amüsanterer)
Ernsthaftigkeit verkörpert werden, jedenfalls gerne länger als nur 80 Minuten
zugesehen. Und selbst der wummernde Techno-Soundtrack von Mr. Oizo hat mir als eigentlichem Techno-Verweigerer erstaunlich gut gefallen.
Fazit: "Wrong Cops" ist eine episodenhafte Nonsens-Komödie, die zwar weniger einfallsreich ist als der
Vorgänger "Wrong", das aber mit einer (neben zum Glück nur wenigen
Rohrkrepieren stehenden) Vielzahl gelungener Gags wettmacht, deren Spektrum von
"total albern" bis hin zu "skurril-brillant" reicht. Angesichts
des absolut nicht massentauglichen Humors ist und bleibt das aber definitiv
Geschmackssache.
Wertung: 7,5 Punkte.
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