Regie: Alan Taylor, Drehbuch: Laeta Kalogridis und Patrick
Lussier, Musik: Lorne Balfe
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Emilia Clarke, Jai
Courtney, Jason Clarke, Byung-hun Lee, J.K. Simmons, Matthew Smith, Sandrine Holt,
Courtney B. Vance, Dayo Okeniyi, Michael Gladis, Bryant Prince
FSK: 12, Dauer: 126 Minuten.
Im Jahr 2029 stehen die Rebellen um ihren Anführer John
Connor (Jason Clarke, "Planet der Affen: Revolution") unmittelbar vor
dem Triumph über das Netzwerk Skynet, das sich einst gegen seine Erbauer
gewendet hat und mit seinen Robotern und Maschinen die Menschheit – die es als
Bedrohung seiner Existenz empfindet – vernichten will. Doch in letzter Sekunde
gelingt es Skynet, einen Terminator zurück in die Zeit zu schicken, um Johns
Mutter Sarah Connor (Emilia Clarke, TV-Serie "Game of Thrones") zu
töten, ehe sie ihren Sohn auf die Welt bringen kann. Dies ist jedoch nicht der
erste Besuch aus der Zukunft im Jahr 1984, und so erwarten Sarah und ihr
väterlicher Beschützer – ein alter, zu ihrem Schutz umprogrammierter Terminator
Modell T-800 (Arnold Schwarzenegger, "The Expendables") – den
Attentäter bereits. Ebenso wie Johns von ihm ebenfalls in die Vergangenheit
geschickten besten Freund Kyle Reese (Jai Courtney, "Das Versprechen eines Lebens"). Allerdings stellt sich heraus, daß sich offenbar durch das ganze
Herumgepfusche in den Zeitlinien die Zukunft verändert hat. Um den Aufstand der
Maschinen zu verhindern, reisen Kyle und Sarah deshalb ins Jahr 2017, in dem
ein revolutionäres, weltumspannendes Betriebssystem namens "Genisys"
aktiviert werden soll, das nichts anderes ist als Skynet …
Kritik:
Okay, ich mache mich jetzt gleich mal unbeliebt: Mein liebster
"Terminator"-Film ist der dritte. Ja, genau der, den die meisten
(gemeinsam mit dem vierten) als den schwächsten der Reihe ansehen. Ich kann das
aber begründen: Grundsätzlich ist es so, daß ich mit der Zeitreise-Thematik
große Probleme habe. Das ist insofern ein bißchen kurios, als ich mich
eigentlich zu jenen Filmfans zähle, die zum Wohl der Dramaturgie und der
Unterhaltung absolut bereit sind, kleinere Logikfehler oder auch wissenschaftliche
Ungenauigkeiten zu verzeihen (wobei letzteres durchaus damit zusammenhängen
kann, daß ich relativ wenig Ahnung von Wissenschaft und Technik habe). Doch bei
Zeitreisen in die Vergangenheit hört der Spaß für mich einfach auf, und das
liegt vor allem im berühmt-berüchtigten Zeitreise-Paradoxon begründet (jemand
reist in der Zeit zurück, um ein bestimmtes, die Zukunft stark beeinflussendes
Ereignis zu verhindern – hat er Erfolg, verläuft die aber natürlich anders und
es gibt nie einen Grund, die Zeitreise überhaupt anzutreten; wenn sie aber
nicht angetreten wird, läuft doch alles so ab wie es ursprünglich der Fall war;
bis jemand in die Zeit zurückreist, um es zu verhindern; etc. pp.), das für
mich die Handlung der entsprechenden Werke von vornherein sinnlos macht. Das
heißt jedoch nicht, daß ich alle Filme, Serien oder Bücher rundweg ablehne, die
sich mit der Thematik befassen. Ich habe kein Problem damit, wenn es sich um
Komödien oder launige Actionfilme handelt, selbst mit Alibi-Erklärungen á la
"Doctor Who" ("Wibbly wobbly timey wimey … stuff") oder
"Raumschiff Voyager" (sinngemäß: "Ja, Zeitreisen sind unlogisch
– na und?") gebe ich mich zufrieden, wenn ansonsten die Qualität paßt. Nur
wenn die jeweilige Geschichte Zeitreisen zu ernst nimmt, habe ich ein
Problem damit. Und das war bei den ersten beiden "Terminator"-Filmen
eben der Fall. Dennoch weiß ich die natürlich als unterhaltsame und für ihre
Zeit sehr innovative Actionfilme zu schätzen – Begeisterung konnten sie in
mir jedoch nicht auslösen. "Terminator 3" hingegen machte von Anfang an nie
einen Hehl daraus, gar nicht mehr sein zu wollen als laute, krachende,
selbstironische Action. Und das hat mir reichlich Freude bereitet. "Terminator:
Gensisys" ist nun (wie eigentlich bereits der gefloppte, komplett in der
Zukunft spielende vierte Teil "Die Erlösung") so eine Art Reboot, die
wie J.J. Abrams' "Star Trek" von vorn beginnt und eine neue
Zeitlinie eröffnet, in der alles anders verlaufen kann als in Camerons Werken.
Grundsätzlich keine schlechte Idee für ein Reboot, die Umsetzung hakt jedoch
unter anderem an einem recht wirren Drehbuch, mäßigen Dialogen und – für mich –
einer viel zu ernsthaften Umsetzung der Zeitreise-Thematik.
Dabei beginnt alles – wie so oft in Hollywood – noch recht
vielversprechend. Der Auftakt in der Zukunft ist action- und temporeich, dabei
visuell überzeugend gestaltet und spannend. Zudem gefällt der Australier Jason
Clarke sogleich als narbengesichtiger Anführer John Connor, der im Gegensatz zu
den früheren Filmen aber über ungewöhnlich großes Wissen über den Gegner
verfügt. Das führt dann eben auch zum Beinahe-Sieg über Skynet und ruft beim
reihenkundigen Publikum gleichzeitig Neugierde hervor. Ganz offensichtlich verfügt
John über Wissen aus der Vergangenheit, aber wie kann das nur sein? Leider wird
diese Frage – falls ich nicht etwas komplett übersehen habe – nie beantwortet,
was natürlich damit zusammenhängen kann, daß "Genisys" als Auftakt
einer neuen Trilogie gedacht ist. Was übrigens definitiv der Grund für den
leider nur sehr kurzen Auftritt von Ex-"Doctor Who" Matt Smith (der
seine Hollywood-Karriere offenbar als "Matthew Smith" in Angriff
nehmen will) in einer wichtigen Nebenrolle ist, die in der Fortsetzung – so sie
je gedreht wird – wohl zu einer Hauptrolle befördert werden wird.
Mit Kyles Reise in das Jahr 1984 geht es für
"Genisys" qualitativ bergab – zunächst noch langsam, da die nackte
Ankunft in der Vergangenheit wie immer für nette Szenen sorgt und zudem die
veränderte Konstellation durch die Kyle bereits erwartende und vom T-800
begleitete Sarah für Spannung sorgt. Doch nachdem die ersten Action- und
Kampfsequenzen absolviert sind, begeht Regisseur Alan Taylor ("Thor – The Dark Kingdom") den Kardinalfehler: Er läßt die Figuren reden! Das sorgt
für wenig Freude, da erstens die "normalen" Dialoge ziemlich banal
und ohne Esprit sind, zweitens die Gags und Oneliner fast ausschließlich in die
Hose gehen und vor allem drittens die Erklärungsversuche für die verschiedenen
Zeitebenen und den ganzen Kram ebenso kompliziert wie hanebüchen sind und
selbst das schlimmste "Technobabble" aus dem "Star
Trek"-Universum vergleichsweise interessant und einleuchtend wirken lassen.
Ganz ehrlich, bei vielen Hollywood-Großproduktionen wünsche ich mir, daß sie
weniger Action und mehr Handlung zeigen würden – wenn das Resultat dann aber so
mager und, ja, langweilig ausfällt wie im Mittelteil von "Terminator: Genisys",
dann ist das auch nicht des Pudels Kern.
Ebenfalls nicht schön: Unglücklicherweise ist Emilia Clarke
für die Rolle der Sarah Connor – immerhin (neben der "Alien"-Heroine Ellen
Ripley) nicht weniger als eine der ikonischsten Frauenrollen des Actionkinos
– ein Stück weit eine Fehlbesetzung. In "Game of Thrones"
fällt das gar nicht so sehr auf (weil es zu ihrer Rolle paßt und zudem kluge
Kameraeinstellungen gewählt werden), aber hier ist unübersehbar, daß Clarke – so attraktiv sie unzweifelhaft ist – nunmal Größe und Körperbau eines 15-jährigen Mädchens hat; und zwar eines
zierlichen. Das sind nicht die allerbesten Voraussetzungen, um als taffe Heldin
glaubwürdig rüberzukommen, zumal wenn die Vorgängerin in der Rolle Linda
Hamilton heißt (oder auch Lena Headey in der kurzlebigen, aber sehr
gelungenen TV-Serie). Clarke macht zwar das Beste daraus, dennoch fällt es schwer,
ihr die Rolle voll abzunehmen. Daß sie, ebenso wie Kyle Reese und John Connor, zusätzlich
immer wieder mal mit staatstragender Miene völlig banale Sätze vortragen muß, hilft
naturgemäß auch nicht unbedingt. Jai Courtney gibt immerhin
einen soliden Kyle Reese ab, an die darstellerische Klasse von Jason Clarke
reicht er aber nicht heran, weshalb es umso bedauerlicher ist, daß dieser
nach dem starken Zukunfts-Auftakt lange Zeit nicht mehr allzu viel zu tun hat. Das
durchaus vorhandene Potential der Nebendarsteller – darunter der amtierende
OSCAR-Gewinner J.K. Simmons ("Whiplash") als hilfsbereiter Cop,
Byung-hun Lee ("G.I. Joe") als formwandelnder Terminator oder
Courtney B. Vance ("Final Destination 5") als Vater des
"Genisys"-Programmierers – wird auch nicht ansatzweise
ausgeschöpft, die meisten von ihnen verschwinden so schnell wieder, wie sie auf
der Leinwand aufgetaucht sind. So ist der größte Trumpf von "Genisys"
tatsächlich der gute alte Arnold Schwarzenegger, der sich wieder richtig
gut in Form gebracht hat und auch mit Falten und grauen Haaren noch einen
formidablen Terminator abgibt – "alt, aber nicht veraltet", wie er
immer wieder betont.
Im letzten, 2017 und damit fast in unserer Gegenwart spielenden Filmdrittel werden wenigstens
die Humorversuche deutlich treffender, was Spekulationen zuläßt, daß sich das
Autoren-Duo möglicherweise die einzelnen Zeitebenen aufgeteilt hat. Der
Sprung in der Treffsicherheit der Gags von "nahe 0" im Jahr 1984 auf
immerhin "über 50%" 2017 ist jedenfalls bemerkenswert und kommt vor allem
Schwarzenegger zugute. Die Qualität der Handlung verbessert sich leider nicht
entsprechend, selbst die erzählerischen Möglichkeiten bezüglich der in unserer Realität ja auch beständig voranschreitenden totalen Vernetzung mit ihren Vorzügen und Risiken werden unverständlicherweise nur angekratzt. So ist man fast schon wieder froh, daß nun doch fast
vollständig auf Krachbumm gesetzt wird, stimmungsvoll untermalt von der Musik des
jungen schottischen Komponisten Lorne Balfe (ein Schüler von Hans Zimmer, der
seine Finger hier ebenfalls im Spiel hat). Das ganze Zeitebenen-Gedöns rückt
dadurch netterweise etwas in den Hintergrund, allerdings muß man konstatieren,
daß die Actionsequenzen und die computer-generierten Effekte (darunter übrigens
bereits vorher ein junger Schwarzenegger-Terminator, der
deutlich glaubwürdiger wirkt als noch in "Terminator – Die Erlösung")
zwar sehenswert sind, aber auch nicht übermäßig spektakulär – gleiches gilt für
den 3D-Einsatz. Bemerkenswert ist außerdem, daß die Kämpfe so blutarm ausfallen, daß "Genisys" in Deutschland als erster "Terminator"-Film eine Altersfreigabe ab 12 Jahren erhielt ...
Ob es zu der fest eingeplanten Fortsetzung (die
mit einer wenig überraschenden zusätzlichen Szene während des Abspanns
eingeläutet wird) von "Genisys" kommen wird, steht kurz nach dem
Kinostart noch in den Sternen. Das US-Einspielergebnis ist eine schwere
Enttäuschung, im Rest der Welt – vor allem in Asien – sieht es deutlich besser
aus. Am Ende dürfte der $170 Mio. teure Film in kommerzieller Hinsicht
vermutlich weder Flop noch Hit sein; ob das dem Produktionsstudio Paramount
reicht, um viel Geld in eine Fortführung der mauen Geschichte zu pumpen, wird
sich zeigen. Wenn sie es tun, dann sollten sie auf jeden Fall deutlich größeres
Augenmerk auf ein gutes Drehbuch legen.
Fazit: "Terminator: Genisys" ist ein letztlich eher mißglückter, uninspirierter Reboot-Versuch einer der populärsten
Actionfilm-Reihen. Inhaltlich kommt er über ein paar interessante
Ansätze nicht heraus, die Besetzung einiger Hauptrollen ist nicht ideal und die
Nebenfiguren werden komplett vernachlässigt – nur mit dem bewährten
Schwarzenegger-Charme und etlichen guten Actionsequenzen kann der Film punkten.
Wertung: 5 Punkte.
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