Montag, 20. April 2015

Neues aus Hollywood (16/2015)

Und auch in dieser Woche kann ich wieder zwei interessante Projekte vorstellen – sowie ein Update zu einem Film, den ich bereits in einer früheren Ausgabe dieser Rubrik erwähnt habe, bei dem sich seitdem aber viel geändert hat. Doch zuerst zu den beiden "Neuen":

  • Die dänische Regisseurin Lone Scherfig wurde zum Jahrtausendwechsel mit ihrer romantischen Komödie "Italienisch für Anfänger" international bekannt, seitdem dreht sie größtenteils auf Englisch. Ihr bislang größter Erfolg ist ohne Zweifel die nostalgische Nick Hornby-Adaption "An Education" mit Carey Mulligan, doch auch die schwarze Komödie "Wilbur – Das Leben ist eins der schwersten" (2002) und die Romanze "Zwei an einem Tag" (2011) mit Anne Hathaway haben ihre Qualitäten; letztes Jahr erwies sich ihr Oxford-Thriller "The Riot Club" als eher polarisierend. Sehr vielversprechend klingt dafür ihr nächstes Projekt, die Komödie "Their Finest Hour and a Half". Basierend auf einem Roman von Lissa Evans geht es um eine britische Filmcrew, die nach den deutschen Luftangriffen auf London im Zweiten Weltkrieg einen patriotischen Film drehen soll, sich aber zunehmend hinter den Kulissen in romantische Verwicklungen verstrickt. Das Ganze soll stark an die (von mir geliebten) Screwball-Comedys aus Hollywoods "Goldener Ära" erinnern, also solche Meisterwerke wie "Die Nacht vor der Hochzeit", "Ninotschka", "Arsen und Spitzenhäubchen" oder so gut wie alles mit dem damaligen Traumpaar Katharine Hepburn und Spencer Tracy in den Hauptrollen. Darauf hoffen, daß "Their Finest Hour and a Half" ansatzweise an die Qualität dieser großen Vorbilder heranreichen kann, läßt außer Scherfigs Regie auch die bisher bekanntgegebene Besetzung, denn sowohl Hauptdarstellerin Gemma Arterton ("The Voices") als auch Bill Nighty ("Alles eine Frage der Zeit"), der vermutlich eine große Nebenrolle spielen wird (ich tippe mal auf den Regisseur), haben bereits vielfach ihr komödiantisches Talent nachgewiesen; und auch Sam Claflin ("Die Tribute von Panem – Mockingjay, Teil 1", "Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten"), der den männlichen Protagonisten geben wird, sollte sich in dieser Art Film gut machen. Die Adaption des Romans hat die bislang ausschließlich im britischen TV tätige Gaby Chiappe ("Von Lark Rise nach Candleford", "The Paradise") übernommen, die Dreharbeiten sollen im Sommer beginnen. Damit wäre wohl ein Kinostart Mitte 2016 zu erwarten.

  • Wir bleiben in Großbritannien, und erneut geht es um eine Romanadaption. 1994 veröffentlichte Peter Ackroyd die Gothic Horror-Story "Der Golem von Limehouse", die nun von einer der besten Drehbuch-Autorinnen der Filmbranche in ein Skript umgearbeitet wurde: Jane Goldman, langjährige kongeniale Partnerin von Regisseur Matthew Vaughn. Gemeinsam brachten Vaughn und Goldman "Der Sternwanderer", "Kick-Ass", "X-Men: Erste Entscheidung" und den noch laufenden "Kingsman: The Secret Service" (meine sehr positive Rezension folgt in den nächsten Tagen) in die Kinos, für andere Regisseure schrieb Goldman den Thriller "Eine offene Rechnung" und den atmosphärischen Geisterhaus-Grusler "Die Frau in Schwarz". Vor allem Letzterer läßt natürlich hoffen, daß Goldman auch für "The Limehouse Golem" die richtige Frau ist. Regie führt hier der in den USA geborene Spanier Juan Carlos Medina, dessen bislang einziger Langfilm 2012 der (in Deutschland direkt auf DVD veröffentlichte) Mystery-Thriller "Painless – Die Wahrheit ist schmerzhaft" ist. Wie bei "Their Finest Hour and a Half" sind auch für "The Limehouse Golem" bisher drei namhafte Schauspieler besetzt worden, deren genaue Rollen noch unbekannt sind: Alan Rickman ("Der Butler") dessen zweite Regiearbeit "Die Gärtnerin von Versailles" mit Kate Winslet übrigens in eineinhalb Wochen in den deutschen Kinos anläuft , Olivia Cooke (TV-Serie "Bates Motel", sorgte erst kürzlich beim Sundance Festival als Hauptdarstellerin des gefeierten Coming of Age-Dramas "Me and Earl and the Dying Girl" für Furore, dem nicht wenige eine ähnliche Rolle im kommenden OSCAR-Rennen zutrauen wie sie dieses Jahr mit "Whiplash" ein anderer Hit aus Sundance spielte) und Douglas Booth ("Jupiter Ascending"). Die Story von "The Limehouse Golem" handelt von einer Mordserie im London der 1880er Jahre, die so grausam und rätselhaft ist, daß die Bewohner glauben, der Täter könne nur ein Golem sein – bekanntlich ein übernatürliches Wesen aus der jüdischen Mystik, am berühmtesten verewigt im expressionistischen deutschen Stummfilm-Klassiker "Der Golem, wie er in die Welt kam" aus dem Jahr 1920. Die Produzenten (übrigens zum Teil die gleichen wie bei "Their Finest Hour and a Half") bezeichnen ihr Projekt vollmundig als Mischung aus "Die Frau in Schwarz" und David Finchers "Sieben" und versprechen zudem eine noch sensationellere Wendung als bei Neil Jordans berühmt-berüchtigtem "The Crying Game"! Nunja, wie jeder, der "The Crying Game" gesehen hat, wird bestätigen können, ist das wirklich ein extremer Superlativ, den zu erfüllen kaum vorstellbar erscheint. Aber wer weiß ... Die Dreharbeiten sollen jedenfalls im Juli beginnen, was einen Kinostart im Spätsommer oder Herbst 2016 vermuten läßt (Halloween würde sich natürlich anbieten).

  • Und dann wäre da noch "La La Land". Im Juni 2014 berichtete ich erstmals über den nächsten Film des OSCAR-nominierten "Whiplash"-Regisseurs und -Autors Damien Chazelle, in dem noch Emma Watson und "Whiplash"-Hauptdarsteller Miles Teller die Hauptrollen spielen sollten. Das ist nicht mehr aktuell, stattdessen soll in dem "modernen Musical" jetzt Emma Stone ("Einfach zu haben") eine junge Schauspielerin in Los Angeles spielen, in die sich ein von Ryan Gosling ("Drive") verkörperter aufstrebender Jazzmusiker verliebt. Beide Schauspieler haben zwar noch nicht unterschrieben, aber da sie bereits in "Crazy, Stupid, Love." ein sehr überzeugendes Liebespaar abgaben, kann man eigentlich nur hoffen, daß dies bald geschieht. In dem Fall dürften die Dreharbeiten bald beginnen (zumal Gosling auch noch als Hauptdarsteller der "Blade Runner"-Fortsetzung gehandelt wird und daher nicht ewig warten könnte), was eine Premiere in Sundance Anfang 2016 realistisch erscheinen ließe.

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