Bevor ich zu den News aus der Welt des Films komme, noch eine Anmerkung: Über das Wochenende habe ich mal wieder die Rotten Tomatoes-Werte und die Einspielergebnisse bei all meinen Filmkritiken aktualisiert. Es war auch allerhöchste Zeit, die letzte Überarbeitung lag schließlich bereits ein halbes Jahr zurück. Eigentlich wollte ich mich (wie üblich) über den Jahreswechsel daran machen, es gab und gibt jedoch ein Problem: Box Office Mojo, die beste Quelle für alles, was mit Kino-Einspielergebnissen zu tun hat, hat leider seit Ende November die Charts vieler Länder außerhalb Nordamerikas (inklusive Deutschland oder Frankreich) nicht mehr aktualisiert. Bei Hollywood-Produktionen ist das kein Problem, da die großen Studios regelmäßig die weltweiten Einspielergebnisse ihrer Produktionen updaten und Box Office Mojo diese offiziellen Zahlen weiterhin einpflegt. Deutlich komplizierter ist die Lage bei Independent-Produktionen oder nicht-amerikanischen Filmen, bei denen es in der Regel keine derartigen Updates gibt. Da es aktuell nicht so aussieht, als würde Box Office Mojo in absehbarer Zeit wieder alle Zahlen liefern (und auch alternative Seiten wie The Numbers oder Boxoffice.com nicht mehr zu bieten haben), habe ich die entsprechenden Werte bei meinen Rezensionen nun dennoch aktualisiert. In der Praxis bedeutet das: Während die genannten Einspielergebnisse bei den Großproduktionen akkurat sein dürften, muß man davon ausgehen, daß sie bei allen anderen Filmen, die ab dem zweiten Halbjahr 2014 gestartet sind (und damit in vielen Ländern erst Monate später), unter den realen Werten liegen. Daran kann ich leider nichts ändern, ich wollte die Information aber keinesfalls einfach unter den Tisch fallen lassen.
So, damit zu zwei interessanten kommenden Projekten:
- Nach seinem zweiten OSCAR-Triumph mit "Life of Pi" vor zwei Jahren widmet sich der taiwanesische "Gefahr und Begierde"-Regisseur Ang Lee als nächstes einer sehr amerikanischen Geschichte: Er verfilmt Ben Fountains vielfach preisgekrönten Roman "Billy Lynn's Long Halftime Walk" (in Deutschland erschienen unter dem Titel "Die irre Heldentour des Billy Lynn"). Besagter Billy Lynn, gerade 19 Jahre alt, ist Teil einer Einheit von acht US-Soldaten, die im Irak-Krieg eine blutige Schlacht siegreich überstehen. Da sie dabei von den Kameras "eingebetteter Journalisten" gefilmt wurden, werden sie in der Heimat als Kriegshelden verehrt und sollen für die Regierung eine Art Werbetour unternehmen, als dessen Höhepunkt ein Auftritt in der Halbzeitshow des publikumsträchtigen Thanksgiving-Footballspiels vorgesehen ist – anschließend sollen sie wieder zurück in den Irak, was ebenso wie diverse posttraumatische Erfahrungen nicht unbedingt für helle Freude bei den acht jungen Leuten sorgt. Die Geschichte erinnert also an Clint Eastwoods unterschätzten, im Zweiten Weltkrieg spielenden Antikriegsfilm "Flags of our Fathers", in dem ebenfalls einige durch die Medien berühmt gewordene Soldaten auf Werbetour durch die USA geschickt werden; aber angesichts der vielen Auszeichnungen für den Roman sollte es genügend Unterschiede geben. Zumal in diesem Fall der Großteil des in 3D gedrehten Films während dieses Footballspiels stattfinden soll, zusätzlich wird es Flashbacks zu den Kämpfen im Irak geben. Die Titelrolle des jungen Billy Lynn vertraut Ang Lee dem Newcomer Joe Alwyn an, der damit tatsächlich zum ersten Mal vor einer Filmkamera stehen wird. Die zweite Hauptrolle des Sgt. Dime ging an Garrett Hedlund ("Unbroken"), zudem wird Kristen Stewart ("Snow White and the Huntsman") Billys Freundin spielen und Comedy-Altstar Steve Martin ("Vater der Braut") einen Hollywood-Typen, der die Filmrechte für die Geschichte der Einheit erwerben will. In noch nicht näher spezifizierten Rollen werden zudem Vin Diesel ("Riddick") und Chris Tucker ("Silver Linings") zu sehen sein, des weiteren wurde angedeutet, daß es diverse Star-Cameos geben soll. Das Drehbuch stammt vom britischen OSCAR-Gewinner Simon Beaufoy ("Slumdog Millionär", "127 Hours"), die Dreharbeiten sollen noch im April beginnen. Update vom 18. April 2015: In den USA wird "Billy Lynn's Long Halftime Walk" am 11. November 2016 in die Kinos kommen.
- Der australische Regisseur Garth Davis dürfte aktuell nur den wenigsten bekannt sein, doch daß er vier der zehn Episoden von Jane Campions neuseeländischer Hit-Miniserie "Top of the Lake" (lief hierzulande bei arte) inszenierte, hat seiner Karriere definitiv einen Schub gegeben. Und so darf er nun sein Kinodebüt feiern mit dem Survival-Drama "Lion", der Verfilmung der Autobiographie von Saroo Brierly. Der Inder Saroo gelangte als fünfjähriges Kind irgendwie auf einen falschen Zug und landete weit über 1000 Kilometer entfernt von seiner nordindischen Heimat in der Metropole Kalkutta. Dort schlug er sich mit Mühe als Straßenkind durch, bis er in ein Waisenhaus gesteckt wurde und von einem australischen Ehepaar adoptiert wurde. In der Folge wuchs er glücklich auf, doch irgendwann wurde der Drang zu stark, seine Herkunft zu ergründen und seine leibliche Familie in Indien zu finden. Dev Patel aus "Slumdog Millionär" und "Best Exotic Marigold Hotel" spielt in "Lion" den erwachsenen Saroo Brierley, Nicole Kidman ("Australia") und David Wenham ("300") seine Adoptiveltern. Rooney Mara ("Verblendung") hat ebenfalls eine Rolle übernommen, dazu kommen einige bekannte indische Schauspieler wie Tannishtha Chatterjee und Nawazuddin Siddiqui. Luke Davies ("Candy – Reise der Engel") hat Saroos Autobiographie in ein Skript umgearbeitet. Der erste Teil der Dreharbeiten in Indien (größtenteils für Saroos Erlebnisse als Kind) ist bereits abgeschlossen, der zweite Teil in Melbourne und Hobart beginnt in diesen Tagen. Der Kinostart ist für Ende 2015/Anfang 2016 vorgesehen.
Quellen:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen