Montag, 9. März 2015

Neues aus Hollywood (10/2015)

Heute gibt es eine bunte Mischung aus Märchen, Western und Science Fiction:

  • Passend zu jener Woche, in der mit Kenneth Branaghs bewußt altmodischer, aber von den Kritikern gelobter "Cinderella"-Neuverfilmung ein voraussichtlich hochgradig erfolgreiches Märchen in die deutschen Kinos kommt, kann ich bereits über den potentiell nächsten Märchen-Hit berichten. Denn die Disney Studios bedienen sich weiterhin relativ schamlos an der eigenen Historie und recyclen Zeichentrick-Hits als Realfilme. Nach Robert Strombergs "Maleficent" (basierend auf "Dornröschen") und eben "Cinderella" ist nun "Die Schöne und das Biest" an der Reihe – wobei in diesem Fall die Zeichentrick-Version noch gar nicht so lange her ist, die stammt nämlich aus dem Jahr 1991 (wohingegen "Dornröschen" 1959 in die Kinos kam und die "Cinderella"-Vorlage "Aschenputtel" gar schon 1950). Für die Regie von "Beauty and the Beast" wurde Bill Condon angeheuert, der in der Vergangenheit sowohl mit anspruchsvollen Independent-Filmen wie "Kinsey" und "Gods and Monsters" als auch mit zwei hochprofitablen "Twilight"-Teilen erfolgreich war und jüngst auf der Berlinale Sir Ian McKellen als über 90-jährigen Meisterdetektiv in "Mr. Holmes" präsentierte (leider gibt es trotz überzeugender Kritiken noch keinen deutschen Starttermin). Seit letzter Woche sind auch die drei Hauptrollen besetzt: Emma Watson ("My Week with Marilyn") stand schon längere Zeit als Darstellerin der schönen Belle fest; als Biest wurde nun ihr britischer Landsmann Dan Stevens engagiert, der sich als Matthew Crawley in der TV-Serie "Downton Abbey" einen Namen machte und seit letztem Jahr mit Nachdruck im Kinogeschäft Fuß zu fassen versucht (er war bereits in größeren Nebenrollen in "Nachts im Museum 3" und "Ruhet in Frieden" zu sehen sowie als Hauptdarsteller des hochgelobten Horror-Thrillers "The Guest", der in den nächsten Wochen im Rahmen der Fantasy Filmfest Nights in mehreren deutschen Städten zu sehen sein wird). Zudem wird der Australier Luke Evans ("Dracula Untold") den arroganten Fiesling Gaston spielen. Das Drehbuch hat Stephen Chbosky verfaßt, der bereits bei seinem hervorragenden Regiedebüt "Vielleicht lieber morgen" ausgesprochen fruchtbar mit Emma Watson zusammengearbeitet hat. Ob der neue "Beauty and the Beast" die populären Musical-Einlagen der Zeichentrick-Version beibehält, ist übrigens noch nicht ganz klar, es gilt aber als recht wahrscheinlich. Die Dreharbeiten sollten in nächster Zeit beginnen, mit dem Kinostart darf man wohl im Frühjahr 2016 rechnen (analog zu "Maleficent" und "Cinderella").

  • Bereits seit längerer Zeit ist ein Remake von John Sturges' Westernklassiker "Die glorreichen Sieben" aus dem Jahr 1960 (der wiederum stark von Akira Kurosawas noch deutlich besserem "Die sieben Samurai" inspiriert wurde) im Gespräch. Die Skepsis bei der Film-Fangemeinde war anfangs – wie bei den allermeisten Remake-Ankündigungen beliebter Klassiker – groß, zumal man schon bei der Besetzung in richtig große Fußstapfen treten muß. Immerhin waren es im Original Hochkaräter wie Yul Brynner, Steve McQueen, Charles Bronson, James Coburn oder der Deutschland-Export Horst Buchholz, die es mit einer deutlichen Überzahl fieser Banditen (angeführt von Eli Wallach) zu tun bekamen. Doch wie es aussieht, geht das Produktionsstudio MGM vielversprechend überlegt an die Sache heran, läßt sich Zeit, um ein bestmögliches Drehbuch zu erhalten und besetzt die Hauptrollen nach und nach mit bewährten Schauspielern. Inzwischen sind immerhin bereits vier an Bord, zwei davon haben eine erfolgreiche Historie mit Regisseur Antoine Fuqua: Dessen grimmiger Polizei-Thriller "Training Day" bescherte nämlich 2002 Denzel Washington ("Unstoppable") den ersten Hauptdarsteller-OSCAR und Ethan Hawke ("Boyhood") seine erste von inzwischen vier OSCAR-Nominierungen (davon zwei als Drehbuch-Co-Autor von "Before Sunset" und "Before Midnight"). Ebenfalls mit dabei sind Shooting-Star Chris Pratt ("Guardians of the Galaxy") und Haley Bennett, die in "The Equalizer" an Washingtons Seite (und unter Fuquas Regie) zu sehen war. Den ersten Drehbuch-Entwurf hat Nic Pizzolatto verantwortet, der als Schöpfer der vielfach prämierten Krimiserie "True Detective" quasi aus dem Nichts in die erste Hollywood-Liga emporgeschossen ist; John Lee Hancock ("Blind Side") hat eine erste Überarbeitung vorgenommen. Inhaltlich ist noch nicht viel bekannt, allerdings soll der Handlungsort von einem mexikanischen Dorf in eine kleine amerikanische Goldgräberstadt verlegt werden. Bennett soll eine junge Witwe spielen, die einen Revolverheld (Washington) anheuert, um den Bösewicht, der mit seiner Bande die Stadt übernehmen will, zu vertreiben. Der Produktionsbeginn ist ebenso wenig bekannt wie der geplante Kinostart, allerdings ist mit Letzterem sicherlich 2016 zu rechnen – ob zur Sommersaison (wovon ich ausgehe) oder doch erst im lukrativen Vorweihnachtsgeschäft wird wohl davon abhängen, wann es mit den Dreharbeiten losgeht.

  • Nach zwei Remakes habe ich auch noch etwas Neues zu bieten: Der kanadische "Prisoners"-Regisseur Denis Villeneuve hat sich als sein nächstes Projekt einen Science Fiction-Film ausgesucht, mit dem er ja vielleicht schon für die geplante "Blade Runner"-Fortsetzung trainieren kann, für deren Regie er ebenfalls kürzlich auserkoren wurde. "Story of Your Life" (auch auf Deutsch erschienen unter dem Titel "Geschichte deines Lebens") basiert auf der gleichnamigen, preisgekrönten Kurzgeschichte von Ted Chiang und erzählt wieder einmal vom ersten Kontakt der Menschheit mit Außerirdischen. Hier läuft der zunächst friedlich ab, als die Aliens mit ihren Raumschiffen rund um die Welt landen. Um mit ihnen zu kommunizieren und ihre Absichten zu erfahren, wählt die US-Regierung die Linguistin Dr. Louise Banks aus, die von Amy Adams ("Man of Steel") dargestellt werden wird. Die männliche Hauptrolle eines Physik-Professors, der Dr. Banks unterstützen soll, übernimmt Jeremy Renner, der bereits in "American Hustle" neben Adams agierte. Eric Heisserer ("Final Destination 5") hat Chiangs Kurzgeschichte in ein Drehbuch umgearbeitet; die Dreharbeiten sollen im Juni beginnen, womit auch hier mit einem Kinostart in der zweiten Hälfte des Jahres 2016 zu rechnen sein dürfte.

Quellen:

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