Regie und Drehbuch: Glenn Ficarra und John Requa, Musik: Nick
Urata
Darsteller:
Will Smith, Margot Robbie, Rodrigo Santoro, Adrian Martinez, Gerald McRaney, BD Wong, Brennan Brown,
Robert Taylor, Griff Furst
FSK: 12, Dauer: 105 Minuten.
Als die junge Jess (Margot Robbie, "The Wolf of Wall Street") mit Hilfe ihrer beträchtlichen Reize den Mittvierziger
Nicky (Will Smith) ausnehmen will, gerät sie an den
Falschen – Nicky ist nämlich selbst ein Trickbetrüger, und zwar einer der
Besten. Allerdings sieht er Potential in der unerfahrenen Jess und nimmt sie in
der Folge unter seiner Fittiche, integriert sie in seine in New Orleans
agierende Crew … und verliebt sich in sie. Da Nicky gelernt hat, daß Gefühle im
Betrüger-Geschäft stets kontraproduktiv sind, verläßt er die geschockte Jess
dennoch, sobald der Raubzug in New Orleans beendet ist. Drei Jahre später
treffen sie sich in Buenos Aires wieder, wo Nicky von Garriga (Rodrigo Santoro,
"300"), dem Besitzer eines Autorennstalls, angeheuert wurde – und
erkennen muß, daß Jess Garrigas Freundin ist …
Kritik:
Die über viele Jahre hinweg so erfolgreiche Karriere von
Will Smith wurde in den letzten Jahren durch einige offensichtliche
Fehlentscheidungen geprägt. Nachdem bereits "Men in Black 3"
kommerziell nicht ganz den hohen Erwartungen entsprechen konnte, begann sein
Stern mit M. Night Shyamalans Megaflop "After Earth" endgültig zu
sinken. Die Gelegenheit gegenzusteuern ließ Smith sausen, als er die Hauptrolle
in Tarantinos "Django Unchained" ablehnte, weil sie ihm nicht
genügend aus dem Figurenensemble des Westerns hervorstach (Jamie Foxx konnte
sich dafür bedanken). Anschließend sagte er auch noch Roland Emmerich für die
Fortsetzung jenes Films ab, der Will Smith 1996 überhaupt erst zum weltweiten Kinostar
gemacht hatte: "Independence Day". Dafür drehte er die
romantische Gaunerkomödie "Focus", klassische Hollywood-Mittelware
mit einem überschaubaren Budget von $50 Mio., bei der er unumstritten im
Mittelpunkt steht. Die Bilanz ist jedoch eher ernüchternd, denn die
Einspielergebnisse erweisen sich als ebenso mittelmäßig wie die Kritiken. Zwar
ist "Focus" sicher kein Flop wie "After Earth", eine
Rückkehr zu alter Hochform stellt er für Smith aber auch nicht dar.
Vielleicht hat sich Will Smith zu sehr darauf verlassen, daß das
Filmemacher-Duo Ficarra und Requa erneut die bei der Beziehungskomödie "Crazy, Stupid, Love." bewiesene Fähigkeit, aus einer eigentlich ausgelutschten
Prämisse erstaunlich viel herauszupressen, ausspielen kann. Bei
"Focus" gelingt ihnen das jedenfalls bei weitem nicht so gut. Die
temporeich inszenierten Gaunereien in der ersten Filmhälfte sind zwar ziemlich
unterhaltsam, reichen aber nicht an die Raffinesse vergleichbarer Filme wie der
"Ocean's Eleven"-Reihe oder auch nur an zahlreiche Episoden ausgeklügelter
TV-Serien wie "Hustle" und "Leverage" heran. Nicky und sein
Team arbeiten eher mit Geschwindigkeit und – im Falle der weiblichen Mitglieder
– Charme, wobei das laut Nicky Absicht ist, da "das eine große Ding"
Wunschdenken und viel zu gefährlich sei. Insofern beweist "Focus"
zumindest einen gewissen Realitätssinn, der aber eben dummerweise zu Lasten der
Originalität und Gewitztheit geht.
Daß die erste Hälfte trotzdem Spaß macht, liegt neben der
stilvollen und von Kameramann Xavier Grobet ("Mitten ins Herz") elegant bebilderten Inszenierung
vor allem an den Darstellern. Wenngleich man Will Smith und Margot Robbie die
Liebe auf den ersten Blick nur bedingt abnimmt (vielleicht spielt da auch der
doch recht beträchtliche Altersunterschied von über 20 Jahren hinein),
holen sie für sich genommen das Beste aus den nicht wirklich vielschichtigen
Figuren heraus. Zudem werden sie von amüsanten Nebenfiguren aus Nickys Team
unterstützt, von denen vor allem Adrian Martinez ("American Hustle") als sehr direkter Farhad für
einige Lacher sorgt. Symptomatisch für das nur halbe Gelingen von
"Focus" ist derweil eine Episode im Mittelteil, in der Nicky mit dem
reichen asiatischen Wettfanatiker Liyuan Tse (BD Wong aus der TV-Serie
"Law & Order: SVU") aneinandergerät und von diesem zum Äußersten
getrieben wird. Symptomatisch deshalb, weil diese Episode hochgradig
unterhaltsam präsentiert und ziemlich genial aufgelöst wird – gleichzeitig aber
fast wie ein Fremdkörper wirkt, da es streng genommen keinerlei dramaturgische
Notwendigkeit für diesen Handlungsstrang gibt. Es wirkt wie die Streckung
einer Story, die nicht genügend hergibt für einen kompletten Film – das verzeiht
man in diesem Fall gerne, weil die Episode so gelungen ist; aber es läutet
bereits jene Schwächen ein, unter denen "Focus" in der zweiten
Filmhälfte leidet.
Der Bruch ist dabei klar zu erkennen: Nach einem Zeitsprung
von drei Jahren verliert "Focus" vorübergehend jegliches Tempo, es
ist beinahe, als würde ein neuer Film mit einer typischen langsamen
Einführungssequenz beginnen. Und wenn man so etwas zweimal innerhalb von 100
Minuten erlebt, dann sorgt das nicht wirklich für Spannung. Wobei es die
sowieso kaum gibt, sobald man erkannt hat, daß in diesem Film jede noch so
dramatisch erscheinende Wendung mit sehr großer Wahrscheinlichkeit doch nur wieder
Teil eines Betrüger-Plans ist (und das kann man früh erkennen). Zudem verschieben Ficarra und Requa den
Schwerpunkt der Handlung von den amüsanten Gaunereien der ersten Hälfte stark auf die
persönliche Beziehung zwischen Jess und Nicky – an diesem Punkt kommt die bereits erwähnte eher mäßige Leinwandchemie zwischen Smith und Robbie negativ zum Tragen. Zwischendurch
gibt es zwar noch ein paar nette Szenen, auch das Finale kann sich durchaus
sehen lassen – über weite Teile der zweiten Hälfte hinweg kann dennoch nur die stimmige Songauswahl (die neben vielen mir unbekannten, aber guten
Künstlern die Rolling Stones und Iggy & The Stooges umfaßt) von der
gepflegten Langeweile ablenken.
Fazit: "Focus" ist eine unspektakuläre
romantische Gaunerkomödie, die das Tempo und die Unterhaltsamkeit der
gelungenen ersten Hälfte nicht durchhalten kann und trotz guter Darsteller zunehmend
in mediokrer Belanglosigkeit versinkt.
Wertung: 5,5 Punkte.
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