Donnerstag, 18. Juli 2013

SOLOMON KANE (2009)

Regie und Drehbuch: Michael J. Bassett, Musik: Klaus Badelt
Darsteller: James Purefoy, Max von Sydow, Rachel Hurd-Wood, Jason Flemyng, Alice Krige, Pete Postlethwaite, Mackenzie Crook, Ian Whyte, Ben Steel, Anthony Wilks, Isabel Bassett, Philip Winchester, Patrick Hurd-Wood, Samuel Roukin
Solomon Kane
(2009) on IMDb Rotten Tomatoes: 69% (6,0); weltweites Einspielergebnis: $19,7 Mio.
FSK: 16, Dauer: 100 Minuten.
England, frühes 17. Jahrhundert: Solomon Kane (James Purefoy, "John Carter", TV-Serie "Rom") ist ein echter Badass-Söldner, der kein Erbarmen kennt und alles tut, um an Gold zu kommen. Doch dann trifft er nach der Erstürmung einer reich gefüllten Schatzkammer auf keinen geringeren als den Sensenmann höchstpersönlich. Dieser enthüllt Solomon, daß seine Seele dem Teufel gehöre – und er ist gekommen, um sie einzusammeln! Doch mit einer tollkühnen Verzweiflungsaktion entkommt Solomon dem Sensenmann in letzter Sekunde – fürs Erste. Die Erkenntnis, daß die Hölle bereits auf ihn wartet, hat wenig überraschend durchaus Einfluß auf Solomons weitere Taten. So entsagt er der Gewalt, zieht sich in ein Kloster zurück und sucht Schutz bei Gott. Doch als ihm der Abt eines Tages eröffnet, daß er nicht in dem Kloster bleiben könne, wird Solomon zum rastlosen Wanderer – und muß schon bald erkennen, daß vollkommene Gewaltlosigkeit nicht immer in Gottes Sinne ist ...

Kritik:
Solomon Kane ist eine der schillernden Figuren, die der "Conan"-Schöpfer Robert E. Howard in seinem kurzen Leben ersonnen hat. Ehrlich gesagt wußte ich vor dieser Verfilmung außer dem Namen nichts über ihn, doch nun kann ich konstatieren: Solomon ist ein sehr interessanter Charakter mit viel Potential für gute Geschichten in einer Dark Fantasy-Variante der frühen Neuzeit. Ein Potential, das diese britische Verfilmung von Michael J. Bassett ("Deathwatch") immerhin einigermaßen ausschöpft.

Die Kritiker werden unter Garantie wieder einmal bemängeln, daß "Solomon Kane" sich selbst viel zu ernst nehme. Aber als Fantasyfan bin ich ehrlich gesagt um jeden Fantasyfilm froh, der sich und sein Genre tatsächlich einigermaßen ernst nimmt – das sind nämlich auch in der Post-"Der Herr der Ringe"-Ära nicht wirklich viele. "Solomon Kane" nimmt sich definitiv ernst und hat dabei keine Angst vor einer Portion gesunden Pathos. Auch sonst macht Bassetts Film vieles richtig. Aber leider auch etliches falsch.

Fangen wir mit den Kritikpunkten an: Der größte ist das äußerst unrunde Tempo des Films, das beständig zwischen "arg gemächlich" und "überhastet" schwankt. Zu Beginn läßt sich Bassett noch viel Zeit, um die Hauptfigur und ihren inneren Konflikt einzuführen, teilweise vielleicht sogar einen Hauch zu viel Zeit. Dafür überschlagen sich gegen Ende die Übereignisse, was zu einem zwar spektakulären, aber letztlich unbefriedigenden Finale führt (zumal mit einer äußerst läppischen, geradezu ärgerlichen Auflösung). Das hängt auch damit zusammen, daß zu viele wichtige Nebencharaktere vernachlässigt werden, auch und gerade der Oberbösewicht. Wie schon in Bezug auf das Filmtempo gesagt: Das wirkt einfach unrund und nimmt in unguter Art und Weise voraus, wie Bassett seinen nächsten Film "Silent Hill: Revelation" so ziemlich komplett vermasselt hat.

Die bombastische Musik von Klaus Badelt ("Fluch der Karibik", "Point Blank") wiederum ist zwar für sich genommen durchaus hörenswert, aber im Filmkontext leider zu oft zu aufdringlich. Gute Musik ist eben nicht immer gleichzeitig gute Filmmusik. Eine gute Filmmusik muß das Geschehen unterstützen, vielleicht auch (wie, um zwei genreverwandte Musterbeispiele zu nennen, bei "Conan der Barbar" oder "Gladiator") verstärken – sie darf es aber keinesfalls überlagern oder gar dominieren. Das ist bei "Solomon Kane" aber hin und wieder der Fall.

Doch damit endlich zu den Stärken des Films, die dankenswerterweise sehr wohl vorhanden sind: Da wäre zunächst der Hauptdarsteller James Purefoy, der Solomon Kane in seinem schönsten (gewollten!) Marcus-Antonius-Gedächtnis-Overacting verkörpert – ganz besonders ausgeprägt übrigens im herrlichen Prolog, der mich dermaßen gut unterhalten hat, daß ich am liebsten ein Prequel über die Erlebnisse des Söldners vor seiner nicht ganz so freiwilligen Wandlung sehen würde. Auch der Anfang 2011 leider verstorbene britische Charaktermime Pete Postlethwaite ("Inception") weiß in einer wichtigen Nebenrolle wie gewohnt voll und ganz zu überzeugen, die meisten weiteren Nebendarsteller – darunter die genrefilm-erfahrenen Recken Max von Sydow ("Conan der Barbar"), Alice Krige ("Silent Hill"), Mackenzie Crook ("Fluch der Karibik"), Rachel Hurd-Wood ("Das Parfum") und Jason Flemying ("X-Men: Erste Entscheidung") – ebenfalls.

Weiterhin ist es den Filmemachern – auch dank einiger sehr gelungener computergenerierter Effekte gelungen, einen wirklich phantastischen Dark Fantasy-Look mitsamt originellem Kreaturendesign zu erschaffen, wie ich ihn so bislang nur selten auf der großen Leinwand bewundern durfte. Vor allem aber ist dieser Solomon Kane (zumindest für Genre-Verhältnisse) tatsächlich einmal ein richtig interessanter, sogar vielschichtiger (Anti-)Held, der jede Menge Erzählpotential für eventuelle Fortsetzungen (oder eben Prequels) bietet. Eigentlich. Denn da der nach europäischen Standards mit rund $40 Mio. sehr teure Film in England ziemlich floppte und es in etlichen anderen Ländern – darunter Deutschland – gar nicht erst zu einem regulären Kinostart brachte, dürften weitere Abenteuer von Solomon Kane für lange Zeit ausgeschlossen sein. Und das ist schade. Sehr schade sogar. Denn in die düster-phantastische Welt von "Solomon Kane" habe ich mich bereits mit diesem einen Film ein bißchen verliebt, allen unbestreitbaren Mängeln zum Trotz. Mit etwas mehr inszenatorischer Raffinesse und stärker ausgearbeiteten Nebencharakteren hätte "Solomon Kane" in der Tat das Zeug dazu gehabt, zu einem der wenigen echten Fantasy-Klassiker zu werden ...

Fazit: "Solomon Kane" ist ein roher, ungeschliffener, aber optisch sehr beeindruckender Dark Fantasy-Film mit einem spannenden Antihelden, kantigen Darstellern und gelungenen Effekten – der Spannungsbogen ist jedoch sehr unrund, das Erzähltempo schwankt über die Maße und die Nebenfiguren werden sträflich vernachlässigt.

Wertung aus Sicht eines bekennenden Fantasyfans: 7 Punkte. Alle anderen dürfen etwa einen Punkt abziehen.


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