Freitag, 19. Juli 2013

PACIFIC RIM (3D, 2013)

Regie: Guillermo del Toro, Drehbuch: Travis Beacham und Guillermo del Toro, Musik: Ramin Djawadi
Darsteller: Charlie Hunnam, Idris Elba, Rinko Kikuchi, Robert Kazinsky, Max Martini, Charlie Day, Ron Perlman, Burn Gorman, Diego Klattenhoff, Clifton Collins Jr., Robert Maillet, Heather Doerksen, Charles Luu, Lance Luu, Mark Luu, Santiago Segura, Mana Ashida, Brad William Henke, Joe Pingue
Pacific Rim
(2013) on IMDb Rotten Tomatoes: 72% (6,7); weltweites Einspielergebnis: $411,0 Mio. 
FSK: 12, Dauer: 131 Minuten

In der nahen Zukunft dringen durch einen Riß in den Tiefen des Pazifiks gigantische Kreaturen außerirdischen Ursprungs in unsere Dimension ein und sorgen für Tod und Zerstörung. Mit vereinten militärischen Kräften können die zunächst nur einzeln auftretenden "Kaiju" (japanisch für "Monster") besiegt werden, wenn auch unter schweren Verlusten. Als sich abzeichnet, daß der Strom von Kaiju nicht einfach wieder versiegen wird, baut die Menschheit Riesenroboter namens "Jaeger", die von jeweils zwei Piloten mittels einer Art von Gedankenverschmelzung kontrolliert werden und den Kaiju Paroli bieten können. Zumindest zu Beginn. Doch die Kaiju, die aus dem Dimensionsriß herausströmen, werden zahlreicher und immer noch gewaltiger und passen sich zudem an die Strategien der Jaeger an, die in der Folge immer häufiger als Verlierer aus den Kämpfen hervorgehen. Entsprechend beschließen die Politiker, das extrem teure Programm auslaufen zu lassen und stattdessen alle Anstrengungen in den Bau eines gewaltigen, weltumspannenden Schutzwalls zu stecken. Und so kommt es, daß nur noch eine Handvoll Jaeger existieren, als sich die vollkommene Nutzlosigkeit der "Mauer des Lebens" herausstellt. Die verbliebenen Jaeger unter dem Kommando des erfahrenen Marshal Stacker Pentecost (Idris Elba, "Prometheus") rüsten sich zur letzten Schlacht ...

Kritik:
Wer bis zum Ende des Abspanns im Kinosaal sitzenbleibt, der erfährt, daß der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro ("Pans Labyrinth") "Pacific Rim" den "Meistern des Monsterfilms" Ray Harryhausen und Ishirō Honda ("Godzilla") widmet. Nicht, daß es dieses ausdrücklichen Hinweises noch benötigt hätte, denn del Toros Verehrung der Godzilla- und King Kong-Filme geht soweit, daß er – allem Anschein nach bewußt – sogar die (vermeintlichen?) Schwächen seiner Vorbilder beibehält, ja mitunter regelrecht zelebriert. Das führt dazu, daß bei "Pacific Rim" Stil mit Sicherheit vor Substanz geht, doch Guillermo del Toro wäre nicht Guillermo del Toro, wenn er nicht doch noch ein einigermaßen ausbalanciertes Verhältnis zwischen Stil und Substanz beibehalten würde. So ist "Pacifim Rim" gewiß kein Film für das Arthouse-Publikum geworden, das del Toros Werke sonst häufig anziehen – aber ein sehr spaßiges modernes "Creature Feature" mit einer grandiosen Optik und immer noch mehr Hirn im kleinen Finger als bei der kompletten "Transformers"-Trilogie von Michael Bay zusammengenommen (wobei das zugegebenermaßen etwas dichterische Freiheit ist, denn ich fand "Transformers" dermaßen schlecht, albern und einfallslos, daß ich mir niemals freiwillig eine der Fortsetzungen ansehen würde ...).

Die Erzählstruktur von "Pacific Rim" ist ziemlich klassisch gehalten. Nach dem aufwendig gestalteten Prolog, der die Ausgangssituation erläutert, gibt es einen ersten ausführlichen und sehr beeindruckenden Auftritt eines Kaiju, in dem gleichzeitig der menschlichte Protagonist des Films eingeführt und als emotionales Zentrum der Geschichte etabliert wird. Denn der junge Jaeger-Pilot Raleigh Becket (Charlie Hunnam aus der TV-Serie "Sons of Anarchy") verliert nicht nur den Kampf gegen die Kreatur, sondern dabei auch seinen Co-Piloten. Er schmeißt den Job deshalb hin und verdingt sich die nächsten fünf Jahre als einfacher Arbeiter an dem neuen Schutzwall. Doch als dieser versagt, holt ihn Marshal Pentecost wieder zurück ins Programm, da er der letzte überlebende Pilot der älteren, nuklear betriebenen Jaeger ist, von denen einer noch in der Jaeger-Basis in Hongkong existiert und nun dringend benötigt wird. Entsprechend treten die Kaiju in diesem langen Mittelteil des Films etwas in den Hintergrund, stattdessen steht Raleighs Rückkehr und die Suche nach einem neuen Co-Piloten im Zentrum. Als geeignet stellt sich schnell die junge Mako Mori (Rinko Kikuchi, "Babel") heraus, die aber ebenfalls von einem schweren Trauma verfolgt wird, weshalb sich Pentecost dagegen sperrt, sie mit Raleigh zusammen in einen Jaeger zu stecken.

Zugegeben, das ist nicht die originellste Story für diesen Mittelteil, aber sie funktioniert ziemlich gut und ehrt dabei eben auch die Genre-Vorbilder. Schauspielerisch dominieren ganz eindeutig Idris Elba und Rinko Kikuchi. Elba bereitet die Verkörperung seiner im Grunde klischeehaften Anführer-Figur offensichtlich große Freude, selbst seine regelmäßigen inspirierenden Reden voller Pathos macht er zu einem Ereignis. Doch vor allem zeigt er sein Können in den leisen Momenten mit Mako Mori, die von der einst für "Babel" OSCAR-nominierten und seitdem leider viel zu selten in westlichen Produktionen gesehenenen Rinko Kikuchi mit genau der richtigen Kombination aus zarter Zerbrechlichkeit, Rachedurst und innerer Stärke dargestellt wird. Der eigentliche Hauptdarsteller Charlie Hunnam bleibt im direkten Vergleich zu diesen beiden eher blaß und interpretiert Raleigh ehrlich gesagt nicht viel anders als seine Paraderolle als Jax in "Sons of Anarchy", harmoniert aber zumindest gut mit Kikuchi. Die oft banalen Dialoge und Macho-Sprüche stören zwar etwas, sind allerdings so ungewöhnlich für del Toro, daß sie – wie ich weiter oben bereits angedeutet hatte – eigentlich so gewollt sein müssen. Man muß das natürlich nicht gut finden, aber als Hommage an die alten Monsterfilme ist es eigentlich eine nette Idee. Zumal es wahrlich Schlimmeres gibt, als sich eine primitiv aufrüttelnde Ansprache anhören zu müssen, die von dem für die Intensität seiner Darstellungen vielfach gerühmten "Luther"-Darsteller Idris Elba geradezu herausgebellt wird.

Doch Guillermo del Toro beschränkt sich klugweise nicht allein auf Raleighs Suche nach einem Co-Piloten, sondern involviert ebenfalls die verbliebenen – und ziemlich schillernden – Jaeger-Piloten in die Handlung. Leider allerdings vorrangig das australische Vater-Sohn-Gespann, die russischen und chinesischen Piloten kommen deutlich zu kurz. Vor allem aber gibt es noch einen weiteren wichtigen Handlungsstrang, der sich parallel entfaltet und dafür sorgt, daß der zweite Akt von "Pacific Rim" auch ohne größere Kaiju-Aktivitäten nie langweilig wird (wenn auch vielleicht phasenweise doch etwas zäh): Die beiden nerdigen Wissenschaftler Dr. Geiszler (Charlie Day, "Kill the Boss") und Dr. Gottlieb (Burn Gorman, TV-Serie "Torchwood") erforschen die Kaiju – mit sehr unterschiedlichen Ansätzen – und suchen dabei nicht nur nach einem Weg sie zu besiegen, sie wollen auch ihre Motivation und ihre Ziele verstehen. Bei seinem Bemühen landet Dr. Geiszler schließlich bei dem Schwarzmarkthändler Hannibal Chau (Ron Perlman, "Hellboy", "Drive"), der sich auf Kaiju-Überreste spezialisiert hat – so gelten beipsielsweise zermahlene Kaiju-Knochen als starkes Aphrodisiakum, man kennt das ja ... Die beiden ständig keifenden Wissenschaftler steuern jedenfalls eine gute Prise Humor zu der ansonsten betont ernstgehaltenen Handlung bei und sorgen für die nötige Abwechslung, ein wenig fühlt man sich in ihren Szenen an del Toros "Hellboy 2" erinnert.

Doch letztlich führt natürlich alles zum finalen Akt hin, in dem es zur letzten Schlacht zwischen Jaegern und Kaiju kommt – darum wurde "Pacific Rim" schließlich gemacht: weil Guillermo del Toro Riesenmonster und Riesenroboter im Kampf gegeneinander zeigen wollte. Und das tut er dann auch sehr ausführlich. Vielleicht sogar ein wenig zu ausführlich, denn der in zwei Wellen gegliederte Showdown zieht sich doch ziemlich hin. Aber dank der – abgesehen von einigen unübersichtlichen Nahaufnahmen – trotz nachträglicher Konvertierung zwar nicht übermäßig spektakulären, aber doch sehr gelungen eingesetzten Dreidimensionalität, der herausragenden Spezialeffekte und der starken Kameraarbeit von Guillermo Navarro ist es eine wahre Freude, den spektakulären, wuchtigen Giganten-Kämpfen zuzusehen. Vor allem jedoch ist das dem beeindruckenden Design sowohl der Roboter als auch der Kreaturen geschuldet. Letztlich ist das natürlich immer Geschmackssache, aber ich kann mich seit H.R. Gigers "Alien" nur an wenige Filmkreaturen erinnern, die optisch ähnlich beeindruckend wirkten wie es vor allem die Kaiju – die wohlgemerkt alle ein ganz eigenes, individuelles Aussehen haben – tun. Del Toro wies die Künstler extra an, sich nicht zu sehr von Godzilla und Co. beeinflussen zu lassen, sondern eigene, originäre Monster zu erschaffen. Dieses Bemühen, dessen "Best of" wir im Film zu sehen bekommen, hat sich definitiv gelohnt.

Nach dem ersten Teil des Abspanns gibt es übrigens noch eine kurze zusätzliche Szene, die das recht überraschende Schicksal einer Figur enthüllt.

Fazit: "Pacific Rim" ist ein Actionfilm, der klassische Monsterfilm-Erzählstrukturen mit einem wunderschönen modernen Look verbindet und spektakuläre Kämpfe zwischen Riesenrobotern und gigantischen Kreaturen zelebriert, ohne dabei das menschliche Element und die Bindung der Protagonisten zum Publikum gar zu sehr zu vernachlässigen. Anhänger von Monsterfilmen wie "King Kong" oder "Godzilla" wird das sicher überdurchschnittlich viel Freude bereiten, aber auch ohne Vorkenntnisse dieses doch recht speziellen Genres kann man sich bestimmt an Guillermo del Toros ausgelassenem Spieltrieb erfreuen.

Wertung: Knapp 8 Punkte. 

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