Dienstag, 18. Juni 2013

TRISTAN & ISOLDE (2006)

Regie: Kevin Reynolds, Drehbuch: Dean Georgaris, Musik: Anne Dudley
Darsteller: James Franco, Sophia Myles, Rufus Sewell, Mark Strong, Henry Cavill, Bronagh Gallagher, David O'Hara, Graham Mullins, Thomas Sangster, Richard Dillane, Winter Ave Zoli, Hans Martin Stier
Tristan + Isolde
(2006) on IMDb Rotten Tomatoes: 32% (4,9); weltweites Einspielergebnis: $28,0 Mio.
FSK: 12, Dauer: 126 Minuten.

Die britischen Inseln irgendwann im frühen Mittelalter: Die Römer haben sich aus dem heutigen Großbritannien zurückgezogen und ein Machtvakuum unter den vielen Stämmen hinterlassen. Die benachbarten Iren wollen das ausnutzen, um die Macht an sich zu reißen. Bei einer Schlacht wird der junge Tristan (James Franco aus, "Die fantastische Welt von Oz"), Ziehsohn von Lord Marke (Rufus Sewell, "The Tourist"), von einer vergifteten Waffe getroffen und für tot gehalten. Er wird in einem Boot auf dem Meer ausgesetzt und landet an der irischen Küste, wo ihn die schöne Königstochter Isolde (Sophia Myles, "Outlander") findet und gesundpflegt. Es entwickelt sich eine ebenso heimliche wie verbotene Liebe zwischen ihnen, doch schließlich müssen sie sich trennen und Tristan kehrt zurück in seine Heimat. Als kurze Zeit später Isolde ausgerechnet Tristans Ziehvater heiraten muß, nehmen die Ereignisse ihren unausweichlichen Lauf ...

Kritik:
Ehrlich gesagt konnte mich die mittelalterliche Erzählung von Tristan und Isolde noch nie so richtig begeistern. Denn im Gegensatz zu den Protagonisten von Shakespeares "Romeo & Julia", der anderen weltberühmten tragischen Liebesgeschichte, handeln Tristan und Isolde einfach selbstsüchtig, fahrlässig und dumm und bringen nicht nur sich selbst, sondern zwei ganze Völker in Gefahr. Daher waren sie für mich nie wirklich die Helden der Geschichte. Dieses Problem habe ich auch mit dieser neuen Filmversion von Regisseur Kevin Reynolds ("Robin Hood – König der Diebe"), die übrigens von den Regie-Brüdern Ridley ("Alien") und Tony Scott ("Unstoppable") produziert wurde.

Reynolds ist das bei seiner Adaption des Stoffes das Risiko eingegangen, auf zugkräftige Stars komplett zu verzichten. Gerade bei den Hauptdarstellern hat sich dieses Wagnis nur bedingt gelohnt: Zwar ist die schöne Britin Sophia Myles als energische Isolde äußerst reizvoll und hat sich in der Zwischenzeit sogar zu einer meiner Lieblingsschauspielerinnen entwickelt, die ich gerne viel öfter sehen würde; aber dafür bleibt James Franco als Tristan erschreckend blaß und zeigt wenig von jenem Talent und jener Leinwandpräsenz, die er später in Werken wie "127 Hours" offenbarte. Wobei das nicht ausschließlich seine Schuld ist, denn die Figur des Tristan ist hier schlicht und ergreifend ein unglaublich langweiliger Typ. Was wiederum die Frage aufwirft: Was findet Isolde an ihm? Zumal sie doch bessere Alternativen zur Auswahl hätte, allen voran ihren Ehemann, den edlen Lord Marke, charismatisch gespielt von Rufus Sewell. Selbst dessen Neffe Melot (Henry Cavill, "Krieg der Götter", "Man of Steel"), der stets in der zweiten Reihe steht, oder der brutale Morholt (Graham Mullins in seinem ersten und bis zum Jahr 2013 einzigen Filmauftritt) sind eigentlich interessantere Charaktere als Langweiler Tristan.

Dieses erhebliche Manko macht die mittlere Stunde des zweistündigen Werks bisweilen zu einer ziemlichen Qual. Dabei hatte doch alles so gut angefangen in der ersten halben Stunde – bis Tristan und Isolde einander begegnen. Immerhin läßt sich die dezente Langeweile in der Filmmitte angesichts der atmosphärischen Musik von Anne Dudley ("Black Book"), der vom polnischen Kameramann Arthur Reinhart gekonnt eingefangenen Aufnahmen vor allem der wilden irischen Landschaft sowie der überwiegend gelungenen schauspielerischen Leistungen einigermaßen verschmerzen. Und irgendwann ist dieser zähe Teil des Films dann ja auch überstanden und es kommt zu einem gelungenen, wenn auch nicht übermäßig spektakulären Finale. Ein Highlight sieht anders aus, ein echter Flop allerdings auch – auch wenn "Tristan & Isolde" in kommerzieller Hinsicht tatsächlich deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb und deshalb vermutlich maßgeblich daran Schuld ist, daß Regisseur Reynolds seitdem keinen Kinofilm mehr realisiert hat.

Fazit: "Tristan & Isolde" ist eine ordentliche Mittelalter-Romanze mit großteils guter Besetzung, tollen Bildern und schöner Musik, der aber sehr konventionell umgesetzt ist und vor allem unter seinem blassen Hauptdarsteller James Franco leidet, dem es nie wirklich gelingt, die epische Wucht der tragischen Liebesgeschichte glaubhaft rüberzubringen.

Wertung: 6 Punkte.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen