Mittwoch, 10. April 2013

PATHFINDER – FÄHRTE DES KRIEGERS (2007)

Regie: Marcus Nispel, Drehbuch: Laeta Kalogridis, Musik: Jonathan Elias
Darsteller: Karl Urban, Moon Bloodgood, Clancy Brown, Russell Means, Jay Tavare, Nathaniel Arcand, Ralf Moeller, Kevin Loring, Mike Dopud
Pathfinder
(2007) on IMDb Rotten Tomatoes: 9% (3,7); weltweites Einspielergebnis: $31,0 Mio.
FSK: 18, Dauer: 100 Minuten.

Um das Jahr 1000 herum gelangen Wikinger bei einem Raubzug bis nach Neufundland, wo sie aber vom Stamm der Wampanoag in einem Überraschungsangriff besiegt und bis zum letzten Mann getötet werden. Nur der noch nicht erwachsene Sohn des Anführers hat überlebt. Die amerikanischen Ureinwohner nehmen den Jungen auf Anraten ihres Schamanen auf und geben ihm aufgrund seiner Hautfarbe den Namen "Geist", doch richtig integriert in ihre Gemeinschaft wird er nie. Als Geist zu einem jungen Krieger (Karl Urban, "Dredd") herangewachsen ist, erhält er die Chance zur Bewährung: Erneut greifen skrupellose und brutale Wikinger unter der Führung von Gunnar (Clancy Brown, "Die Verurteilten") an. Da die Indianer keine Metallwaffen kennen, wären sie in einem offenen Kampf chancenlos gegen die kampferfahrenen Nordmänner, wie Geist ihnen klarmacht. Also flieht der Stamm und Geist will, unterstützt von seiner großen Liebe Sternenfeuer (Moon Bloodgood, "The Sessions", "Terminator – Die Erlösung") und dem stummen Jester (Kevin Loring), seine ursprünglichen Landsleute im Guerilla-Stil dezimieren ...


Kritik:
Indianer gegen Wikinger – was kann bei diesem Filmrezept schon schiefgehen? Leider vieles, wie diese vom deutschen Remake-Spezialisten Marcus Nispel ("Texas Chainsaw Massacre", "Freitag der 13.", "Conan") schlecht inszenierte Adaption des 1988 für den Auslands-OSCAR nominierten norwegischen Abenteuerfilms "Pathfinder – Die Rache des Fährtensuchers" nachdrücklich beweist. Wobei die Gemeinsamkeiten zwischen diesem "Pathfinder" und seiner bedächtig erzählten und weitgehend actionfreien Vorlage eher gering sind und kaum über die interessante Ausgangssituation und die Grundstruktur der Story hinausgehen.

Um mit dem Positiven zu beginnen: Regisseur Nispel und seinem musikvideoerfahrenen Kameramann Daniel Pearl (u.a. Meat Loaf, Metallica, Michael Jackson, Will Smith) ist es gelungen, eine schön düstere, winterliche Atmosphäre mit einigen beeindruckenden Panorama-aufnahmen zu schaffen. Die Hauptdarsteller Karl Urban und Moon Bloodgood holen alles aus ihren reißbrettartigen Figuren heraus, was möglich ist (und das ist leider nicht viel), während Antagonist Clancy Brown und sein von Ralf Moeller ("Gladiator") verkörperter Adjutant immerhin imposant aussehen. Die Kostüme und Waffen der Wikinger wirken außerdem durchaus beeindruckend – sind allerdings zumindest teilweise nicht historisch akkurat, was die Macher zugunsten der Optik jedoch billigend in Kauf nahmen. Das war's. Mehr Gutes gibt es nicht zu sagen.

Die Liste der Kritikpunkte ist dafür umso reichhaltiger, auch wenn ich gar hier nicht auf jede Kleinigkeit eingehen will. Am frappierendsten ist wohl die fast vollständige Abwesenheit einer Handlung. Meine obige Inhaltsangabe mag in dieser Hinsicht gar nicht so schlimm klingen, aber im Film läuft es darauf hinaus, daß – sobald die Ausgangslage erst einmal etabliert ist – eigentlich nur noch gekämpft und geflucht und gefoltert und getötet wird. Zwar war bereits im norwegischen Original die Handlung ziemlich rudimentär, aber was Nispels "Pathfinder" bietet, ist wirklich eine Frechheit. Und während die beiden zentralen Protagonisten Geist und Sternenfeuer wenigstens noch einigermaßen sympathisch rüberkommen, bleiben die restlichen Charaktere fast ausschließlich gesichtsloses Kanonenfutter. Selbst Antagonist Gunnar hat außer seiner beeindruckenden Statur wenig zu bieten, ein ernstzunehmender, charismatischer Bösewicht ist er jedenfalls nicht.

Das Ganze wäre bei einem Genrefilm ja noch zu verschmerzen, wenn die Kämpfe wenigstens spektakulär in Szene gesetzt wären. Doch weit gefehlt, denn so brutal die Kampfsequenzen auch sind, so einfallslos sind sie choreographiert. Soweit sich das überhaupt feststellen läßt angesichts der nervenden, extrem wackligen Handkamera, dem unprofessionell wirkenden Schnitt und der wiederholt unfaßbar miesen Ausleuchtung. Das führt dazu, daß beispielsweise ein Wikinger-Überfall, der theoretisch stark an den legendären, fast wortlosen Prolog des Genreklassikers "Conan der Barbar" erinnert, das Publikum hier völlig kalt läßt. Weil er einfach nur billig wirkt und auch der mittelmäßige Soundtrack nichts mehr herausreißen kann. Zu allem Überfluß ist sich Nispel auch nicht zu schade für den Einsatz billiger Schockmomente und übertriebener Soundeffekte, wie man sie aus B-Horror-Filmen kennt, wo sie ja wenigstens noch halbwegs passen. Bei "Pathfinder" sind sie nicht nur schrecklich plump eingesetzt, sondern wirken generell fehl am Platz. Genau wie etliche Nebendarsteller und Statisten. Kurzum: Dieses Werk ist eine absolute Enttäuschung.

Fazit: "Pathfinder – Fährte des Kriegers" ist ein brutales, tumbes Actionspektakel, das niemals auch nur ansatzweise über B-Movie-Status hinauskommt. Eine ordentliche Atmosphäre, viel blutige Action und zwei bemühte Hauptdarsteller reichen bei weitem nicht aus, um über den eklatanten Mangel an inszenatorischer Finesse, die hektischen und oft unübersichtlichen Kampfsequenzen sowie eine bestenfalls angedeutete Handlung und Figurenzeichnung hinweg-zutäuschen.

Wertung: 3,5 Punkte.


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