Mittwoch, 24. April 2013

G.I. JOE – DIE ABRECHNUNG (3D, 2013)

Originaltitel: G.I. Joe: Retaliation
Regie: Jon M. Chu, Drehbuch: Rhett Reese und Paul Wernick, Musik: Henry Jackman
Darsteller: Dwayne Johnson, Channing Tatum, Bruce Willis, Jonathan Pryce, Byung-hun Lee, Ray Park, Adrianne Palicki, Ray Stevenson, D.J. Cotrona, Elodie Yung, Luke Bracey, Arnold Vosloo, Walton Goggins, Joseph Mazzello, RZA
 G.I. Joe: Retaliation
(2013) on IMDb Rotten Tomatoes: 29% (4,5); weltweites Einspielergebnis: $375,7 Mio.
FSK: 16, Dauer: 110 Minuten.

Die Elitesoldaten der "G.I. Joe"-Einheit fallen einem Hinterhalt zum Opfer, der fast die gesamte Truppe auslöscht und ihr im Nachhinein auch noch ein politisches Attentat und weitere Untaten anhängt. Angeführt von Roadblock (Dwayne Johnson, "Fast & Furious Five") versuchen die wenigen Überlebenden, die Reputation der "Joes" zu retten und die wahren Bösewichte zu entlarven. Das ist auch bitter nötig, denn Zartan (Arnold Vosloo, "Die Mumie"), ein Meister der Verwandlung, hat im Auftrag des maskierten Oberschurken Cobra Commander die Identität des US-Präsidenten (Jonathan Pryce, "Fluch der Karibik") übernommen und strebt nicht weniger als die Weltherrschaft an. Doch Roadblock und seine Kameraden finden Unterstützung beim ersten "G.I. Joe", dem im Ruhestand befindlichen General Colton (Bruce Willis, "Looper"), und unerwartet sogar bei einem eigentlichen Verbündeten des Cobra Commanders ...

Kritik:
Nachdem im Jahr 2009 der erste Teil der Actionfiguren-Verfilmung "G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra" zwar an den Kinokassen vor allem in Nordamerika recht erfolgreich war, die Zuschauer aber nicht gerade zu Begeisterungsstürmen hinriß, entschied man sich für die Fortsetzung für eine Kompletterneuerung. Regisseur Stephen Sommers wurde überraschend von dem bis dahin nur als Tanzfilmexperten bekannten Jon M. Chu ("Step Up 3D", "Justin Bieber: Never Say Never") ersetzt, das Drehbuch schrieben die beiden "Zombieland"-Autoren Rhett Reese und Paul Wernick, das Budget wurde von $175 Mio. auf $130 Mio. zurückgeschraubt.

Auch die Besetzung war nicht vor diesem ausgeprägten Veränderungswillen gefeit: Die Rolle von Channing Tatum, Hauptdarsteller des ersten Teils und in der Zwischenzeit mit Publikums- und Kritikererfolgen wie "Magic Mike" und "21 Jump Street" zu einem internationalen Filmstar aufgestiegen, wurde kurioserweise zu kaum mehr als einem längeren Gastauftritt degradiert, die restlichen "Joes" des ersten Films bis auf Snake Eyes (Ray Park, Darth Maul in "Star Wars Episode I") sogar komplett gestrichen. Auf der Schurkenseite sind immerhin Storm Shadow (Byung-hun Lee, "A Bittersweet Life") und Zartan (Arnold Vosloo respektive "in Verkleidung" Jonathan Pryce) erhalten geblieben, wohingegen Anführer Cobra Commander nicht mehr von Joseph Gordon-Levitt ("The Dark Knight Rises") verkörpert wird, sondern von dem unbekannten Luke Bracey – was aber kaum ins Gewicht fällt, da Cobra Commander dieses Mal sowieso nur in voller Maskerade auftritt. Um die ganzen namhaften Abgänge zu kompensieren, griff man allerdings in die Vollen: Mit Dwayne Johnson und Bruce Willis wurden zwei der beliebtesten Actionstars verpflichtet, dazu kommen einige namhafte Nebendarsteller, von denen vor allem Ray Stevenson ("Die drei Musketiere") als skrupelloser Söldner Firefly einen bleibenden Eindruck hinterläßt.

Und was war nun das Ergebnis all dieser Mühen? Negative Reaktionen aus Testvorführungen. Das wurde zwar offiziell (verständlicherweise) nie bestätigt, gilt aber als eigentlicher Grund des von Sommer 2012 auf Frühjahr 2013 deutlich verzögerten Kinostarts, der offiziell mit einer nachträglichen 3D-Konvertierung erklärt wurde. Die Rechnung ging für das Studio Paramount letztlich dennoch auf, da "G.I. Joe – Die Abrechnung" zwar in den USA etwas unter den kommerziellen Erwartungen blieb, im Rest der Welt das Ergebnis des Vorgängers dafür jedoch weit übertraf. Verdient ist der Erfolg halbwegs, da "Die Abrechnung" zweifellos ein deutlich besserer Actionstreifen geworden ist als "Geheimauftrag Cobra" – ohne dabei wirklich gut zu sein.

Denn leider hat der Wechsel bei den Drehbuch-Autoren keine wirkliche Besserung in Sachen Handlung gebracht. Zunächst sieht es zwar noch recht vielversprechend aus mit den sehr klassischen Hinterhalt- und Vergeltungs-Elementen, die als roter Faden die Story recht schnörkellos vorantreiben. In der zweiten Hälfte, in der die ganzen Ausmaße der Pläne von Cobra Commander und Zartan offenbar werden, wird es jedoch zusehends abstrus. Zugegeben, bei einem Film, der auf einer Actionfiguren-Reihe basiert, sollte man nicht unbedingt eine realistische Handlung erwarten, aber das, was "Die Abrechnung" gegen Ende bietet, ist dermaßen überdreht und dabei immer wieder fürchterlich unlogisch, daß man aus dem Kopfschütteln kaum noch herauskommt. Pro- und Antagonisten bleiben im Großen und Ganzen ebenfalls blaß, wenngleich Johnson und Willis durch ihr natürliches Charisma und begünstigt durch im Vergleich zum ersten Teil nicht ganz so alberne Dialoge fraglos besser funktionieren als es dort bei Tatum der Fall war. Auch der etwas größere Fokus auf die beiden rivalisierenden Kampfsportspezialisten Storm Shadow und Snake Eyes tut dem Film gut, ebenso wie der bereits erwähnte raue Söldnercharme von Ray Stevenson, der als Firefly genau wie Johnson und Willis einige knackige Macho-Oneliner in den Mund gelegt bekommt.

Im Mittelpunkt eines Films, der "G.I. Joe" im Titel führt, steht aber logischerweise die Action. Und über die kann man nicht groß klagen – abgesehen davon, daß sie im dezent langweiligen Mittelteil deutlich zu kurz kommt (wohl eine Folge der geringeren Budgets). Die meisten Actionsequenzen sind, ähnlich wie in "Geheimauftrag Cobra", keine absoluten Highlights, aber durchweg solide und routiniert umgesetzt. Das Eintrittsgeld rechtfertigt "Die Abrechnung" aber alleine mit einer grandiosen Szenenabfolge im Hochgebirge, in der Snake Eyes und seine Kameradin Jinx (Elodie Yung, "Verblendung") Storm Shadow aus seiner Festung entführen und sich unter Zuhilfenahme eines ausgeklügelten Seilbahnsystems – selbstverständlich ohne bequeme Gondel – dessen Schergen entziehen. Hier kommt gleichzeitig die nachträgliche 3D-Konvertierung am besten zum Tragen, die ansonsten erwartungsgemäß wenig Mehrwert liefert, gelegentlich sogar leicht störende "Geisterbilder" und Unschärfen verursacht.

Fazit: "G.I. Joe – Die Abrechnung" ist etwas besser und erwachsener geraten als der mäßige Vorgänger, von der Generalüberholung durfte man trotz der passenderen Besetzung und der gelungenen Action dennoch mehr erwarten.

Wertung: 5,5 Punkte.


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