Mittwoch, 19. Oktober 2022

Doppel-Kurz-Nachruf: Ralf Wolter (1926-2022) und Robbie Coltrane (1950-2022)

Am vergangenen Freitag sind gleich zwei europäische Schauspieler verstorben, die mit ihren bekanntesten Rollen vor allem bei jungen Zuschauern ungemein beliebt waren: Der aus den Karl May-Filmen bekannte deutsche Schauspieler Ralf Wolter und der schottische Hagrid-Darsteller aus der "Harry Potter"-Reihe Robbie Coltrane. Beiden will ich einen kurzen Nachruf widmen:

Der gebürtige Berliner Ralf Wolter war ab den 1950er Jahren im deutschen Nachkriegs-Kino gut beschäftigt, vorrangig in komischen Rollen. Nach einigen Kurzauftritten in deutschen Filmklassikern wie "Das Wirtshaus im Spessart" (1958), "Wir Wunderkinder" (1958) und "Rosen für den Staatsanwalt" (1959) gelang Wolter zu Beginn der 1960er Jahre der endgültige Durchbruch, als er zunächst für Hollywood-Regisseur Billy Wilder in dessen Berlin-Komödie "Eins, zwei, drei" (1961) als sowjetischer Kommissar glänzte und dann ein Jahr später in der ersten der enorm populären Karl May-Verfilmungen der 1960er Jahre, "Der Schatz im Silbersee", die große Nebenrolle des Sam Hawkens übernahm. Der sympathische Trapper mit dem Standard-Satzanhang "... wenn ich mich nicht irre" war (außer Winnetou) der beste Freund des von Lex Barker verkörperten Old Shatterhand und erlangte schnell Kultstatus. Wolter spielte die Rolle bis 1968 insgesamt sechs Mal (sowie später noch einmal in der kurzlebigen "Winnetou"-TV-Serie von 1980).

Ab 1964 folgte der kaum weniger kultige Beduine Hadschi Halef Omar (Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah), der in den auf Karl Mays Orient-Romanen basierenden "Der Schut", "Durchs wilde Kurdistan" (1965) und "Im Reiche des silbernen Löwen" (1965) seinem Freund Kara ben Nemsi (wiederum: Lex Barker) stets loyal zur Seite stand. Und um das Karl May-Trio perfekt zu machen, trat Ralf Wolter auch im Mexiko-Zweiteiler "Der Schatz der Azteken" und "Die Pyramide des Sonnengottes" (beide 1965) auf, wo er (erneut an der Seite von Lex Barker) den schwäbischen Kuckucksuhrenverkäufer Andreas Hasenpfeffer gab. Das Highlight von Wolters wenigen internationalen Kinoauftritten war zweifellos, als ihn 1972 Bob Fosse für seine letztlich mit acht OSCARs ausgezeichnete Musical-Adaption "Cabaret" mit Liza Minnelli in der Nebenrolle des Herrn Ludwig besetzte. Ansonsten war Ralf Wolter bis Ende der 1970er Jahre gut oft im Kino zu sehen, ohne noch weitere ganz große Erfolge vorweisen zu können; ab den 1980er Jahren wechselte er vermehrt zum Fernsehen und beendete seine Karriere etwa zur Jahrtausendwende weitgehend. Seinen letzten Auftritt vor der Kamera absolvierte Wolter 2012 in Bernd Böhlichs Komödie "Bis zum Horizont, dann links!".

Am 14. Oktober 2022 starb Ralf Wolter im Alter von 95 Jahren in München. R.I.P.

 

Der Schotte Robbie Coltrane begann seine Entertainment-Karriere als Comedian, war ab den 1980er Jahren zunächst vor allem im TV-Bereich zu sehen und ab und zu auch in größeren Kinorollen wie in Neil Jordans "Mona Lisa" (1986), Kenneth Branaghs Shakespeare-Adaption "Heinrich V." (1989) oder in der Titelrolle von Peter Richardsons Komödie "Ein Papst zum Küssen" (1991). Zum Star wurde Coltrane Mitte der 1990er Jahre, als er im Kino in zwei James Bond-Filmen ("GoldenEye" und "Die Welt ist nicht genug") den windigen Ex-KGB-Agenten Valentin Zukovsky spielte und im Fernsehen zwischen 1993 und 1996 in drei Staffeln der beliebten TV-Serie "Für alle Fälle Fitz" den Kriminalpsychologen Dr. Edward Fitzgerald gab (und 2006 noch einmal in einem TV-Film).

Die Rolle seines Lebens ergatterte Robbie Coltrane kurz nach der Jahrtausendwende, als er für die Verfilmung der "Harry Potter"-Romanreihe als ebenso riesiger wie freundlicher Wildhüter Hagrid besetzt wurde, der sich aufopferungsvoll um Harry, Ron und Hermine kümmert und sie beschützt. In allen acht Filmen dieser enorm erfolgreichen Reihe agierte Coltrane als Hagrid und war im Grunde genommen von seiner ersten Szene an ein Publikumsliebling. Nach dem letzten Teil "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 2" aus dem Jahr 2011 wurde es ruhiger um Coltrane, abgesehen von der mit drei BAFTAs ausgezeichneten Miniserie "Ende einer Legende", in der er die Hauptrolle eines beliebten Komikers spielt, dem sexueller Mißbrauch vorgeworfen wird. Für seine Leistung erhielt er eine seiner insgesamt sechs BAFTA-Nominierungen, zwei Mal (jeweils für "Für alle Fälle Fitz") gewann er. Letztmals stand Coltrane 2020 für die britische Comedy-Serie "Urban Myths" vor der Kamera, wo er zwei Mal als Hollywood-Legende Orson Welles auftrat.

Am 14. Oktober 2022 starb Robbie Coltrane nach langer Krankheit mit 72 Jahren in der schottischen Ortschaft Larbert. R.I.P.

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