Regie: Liza
Johnson, Drehbuch: Cary Elwes, Joey & Hanala Sagal, Musik: Ed Shearmur
Darsteller:
Michael Shannon, Kevin Spacey, Alex Pettyfer, Colin Hanks, Johnny Knoxville,
Evan Peters, Sky Ferreira, Tracy Letts, Tate Donovan, Ashley Benson, Ahna
O'Reilly, Hanala Sagal, Poppy Delevingne, Dylan Penn
FSK: 0, Dauer: 87 Minuten.
Im Dezember des Jahres 1970 beschließt der "King of Rock 'n'
Roll" Elvis Presley (Michael Shannon, "Shape of Water") spontan, nach Washington zu fliegen, um dort Präsident Richard Nixon (Kevin
Spacey, "Baby Driver") zu treffen und mit diesem über die Drogenproblematik
der Jugend des Landes zu reden. Dieses Vorhaben scheitert zunächst daran, daß er
am Flughafen seine Waffe mitnehmen will, doch sein per Telefon herbeigerufener Jugendfreund Jerry Schilling (Alex Pettyfer, "Magic Mike")
klärt die Situation und begleitet Elvis in die Hauptstadt, wo kurze Zeit später
dessen Freund und Bodyguard Sonny West (Johnny Knoxville, "The Last
Stand") dazustößt. Nur für ihn überraschend erhält Elvis bei seinem
unangekündigten Auftauchen am Hinterausgang des Weißen Hauses keinen Einlaß,
allerdings bekommen Nixons enge Berater Egil Krogh (Colin Hanks, "King
Kong") und Dwight Chapin (Evan Peters, "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit")
Wind vom Besuch und wittern die Chance auf einen PR-Coup. Dummerweise hält
Nixon davon überhaupt nichts, sodaß Krogh und Chapin zu einigen Tricks
greifen müssen, um ihn zum Treffen mit der Musikikone zu überreden –
währenddessen erkundet der sonst von seinem Manager und seiner Frau sehr von
der Öffentlichkeit abgeschirmte und daher ziemlich weltfremde Elvis zum
Erschrecken seiner Freunde die Stadt …
Kritik:
Woraus man nicht alles Filme machen kann: Romane, Sachbücher,
Kurzgeschichten, Comics, Zeitungsartikel, Graphic Novels, urbane Legenden,
Hörspiele, Podcasts und bestimmt noch ein paar Quellen mehr, die mir gerade
nicht einfallen. Adaptionen aus all diesen Medien geschehen in Hollywood und im
Rest der Welt mehr oder weniger ständig, wobei manches (Romane)
natürlich wesentlich gängiger ist als anderes (urbane Legenden). Was fehlt in der Aufzählung? Photographien! Das klingt unwahrscheinlich, ist aber tatsächlich
möglich, wie die Independent-Komödie "Elvis & Nixon" zeigt. Die
erzählt nämlich von einem realen Treffen zwischen dem Musiker-Superstar Elvis
Presley und dem knorrigen US-Präsidenten Richard Nixon, von dem die
Öffentlichkeit im Grunde genommen nur deshalb weiß, daß es stattfand, weil an
dessen Ende eben ein gemeinsames Photo geschossen wurde. Was genau beim Treffen
geschah, ist unbekannt – abgesehen davon, daß Elvis sich exzentrischerweise als Undercover-Agent anbot und am Ende eine Art Ehrenmarke der
Drogenbehörde erhielt. Viel Spielraum zum kreativen Erzählen also für die drei Drehbuch-Autoren
– darunter Schauspieler Cary Elwes ("Die Braut des Prinzen") mit
seinem Skript-Debüt – und Regisseurin Liza Johnson ("Hateship,
Loveship"), den sie jedoch nur bedingt nutzen. Denn "Elvis &
Nixon" entpuppt sich als sehr sympathische, schrullige kleine
Independent-Komödie, die weniger von großartigen Drehbuch-Einfällen lebt als
von ihren schrägen Figuren und deren hochkarätigen Darstellern. Aus der reizvollen Prämisse (die übrigens bereits 1997 den wenig beachteten TV-Film
"Elvis meets Nixon" inspirierte) hätte man sicherlich mehr
herauskitzeln können, aber für knapp eineinhalb Stunden gute, harmlose
Unterhaltung reicht es auch so.
So wenig man über das Treffen selbst weiß, so viel ist
interessanterweise über den direkten Vorlauf bekannt. Insofern kann sich der
Film im ersten Akt ziemlich genau an die historische Realität halten und
schildert, wie der privat gerade recht frustrierte Elvis sich mit seinem
alten Kumpel Jerry und später seinem Bodyguard Sonny auf den Weg nach Washington
macht, um mal eben so den Präsidenten zu treffen. Dieser Beginn verläuft
mitunter etwas zäh, hat aber immer wieder charmante Szenen zu bieten, die vor
allem das Aufeinandertreffen des reichlich weltfremden Elvis mit der realen Welt
betreffen – wenn er beispielsweise wie selbstverständlich seine Pistole mit ins
Linienflugzeug nehmen will und die Flughaftenpolizei das irgendwie nicht ganz
so witzig findet … Mit Michael Shannon hat man eine Idealbesetzung für Elvis
gewonnen, denn der Charaktermime verkörpert Elvis' liebenswürdig-naive
Exzentrik ebenso glaubwürdig wie sein gewaltiges Charisma, aber auch seine
Verlorenheit. Denn Elvis' Wunsch, seinem Land im Kampf gegen die Drogen zu
dienen, entspringt erkennbar einer Leere in seinem Inneren, die ihn ebenso nach
wahrer Freundschaft und überhaupt einem Sinn im Leben suchen läßt. Der Trip
nach Washington mag nicht mehr als eine fixe Idee gewesen sein, die nach dem
Treffen mit Nixon letztlich auch wieder schnell im Sand verlief, aber er steht
für die Sehnsucht des großen, gefeierten Künstlers nach einem echten Leben
abseits der Bühne und seiner Bewunderer. Richard Nixon, von Kevin
Spacey routiniert als bärbeißig, pingelig und äußerst selbstbewußt bis hin zur
Arroganz interpretiert, sollte genau das Gegenteil von Elvis sein – weshalb es
umso überraschender ist, daß sich die beiden Männer letztlich sogar ziemlich sympathisch sind. Zumindest in dieser Geschichte; wie es in der
Realität aussah, werden wir wohl nie erfahren.
Die Vorbereitung des Treffens durch Nixons Berater Krogh und
Chapin, die eine einmalige PR-Gelegenheit für den bei der Jugend eher
unbeliebten US-Präsidenten sehen, diesen aber erst einmal dazu überreden
müssen, ist ebenso amüsant geschildert wie das Treffen selbst. Allzu einfallsreich
oder gar spektakulär wird es zwar nie und große Lacher gibt es kaum, aber
wenn etwa der emsige Krogh (unterhaltsam und stets am Rande der Panik gespielt von
Colin Hanks) Elvis haarklein erklärt, was er im Oval Office tun soll und was er
auf keinen Fall tun darf und Elvis daraufhin brav nickt und zustimmt, nur um
dann genau das Gegenteil zu tun, dann macht das schon Spaß, zumal es einfach gut gespielt ist. "Elvis & Nixon" ist somit ein
klassischer Wohlfühlfilm, der die Absurdität seiner Prämisse in vielen kleinen
Details genüßlich ausreizt, ohne dabei zu stark zu übertrieben oder sich über
die handelnden Figuren lustig zu machen. Wobei die Watergate-Anspielung mit
einer Hommage an die legendäre Deep Throat-Parkhaus-Szene aus "Die Unbestechlichen"
schon ziemlich frech ist (und sehr witzig) … Klar, es ist sehr
unwahrscheinlich, daß das Treffen zwischen Musiker und Politiker nur
ansatzweise so ablief wie im Film gezeigt – aber es wäre absolut möglich und daher wirkt es auch einigermaßen glaubwürdig. Daß
es offenbar nicht gelang, Elvis-Songs für den Soundtrack zu lizenzieren, ist
dabei zwar bedauerlich, fällt aber ehrlich gesagt gar nicht sonderlich auf, und das
muß man als Lob für den Film interpretieren. Denn er unterhält auf seine
unspektakuläre und schrullige Art und Weise auch ohne die dazu passende Musik
ziemlich gut.
Fazit: "Elvis & Nixon" ist eine
schrullige kleine Independent-Komödie mit einer erstklassigen Besetzung, die etwas spinnert, aber jederzeit sympathisch über ein reales Treffen
phantasiert, über das fast nichts bekannt ist.
Wertung: Knapp 7,5 Punkte.
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