Donnerstag, 9. Januar 2020

SHAUN DAS SCHAF – DER FILM: UFO-ALARM (2019)

Originaltitel: A Shaun the Sheep Movie: Farmageddon
Regie: Will Becher und Richard Phelan, Drehbuch: Jon Brown, Musik: Tom Howe
Sprecher: Justin Fletcher, John Sparkes, Amalia Vitale, Chris Morrell, Kate Harbour, Andy Nyman
Shaun das Schaf - Der Film: UFO-Alarm (2019) on IMDb Rotten Tomatoes: 96% (7,5); weltweites Einspielergebnis: $43,1 Mio.
FSK: 0, Dauer: 87 Minuten.

Der unternehmungslustige Schaf-Rabauke Shaun und seine Herde langweilen sich auf dem Hof des Farmers tödlich und stellen daher jede Menge Unsinn an – zum Leidwesen von Hütehund Bitzer, der alles versucht, um die Plagegeister ruhig zu halten. Damit hat es jedoch endgültig ein Ende, als ein unbekanntes fliegendes Objekt in der Nähe des Ortes Mossingham gesichtet wird. Der folgende Medienrummel bringt viele Schaulustige in die sonst so betuliche Gegend, was den Farmer auf die glorreiche Idee bringt, deren Geld mit einem rasend schnell aus dem Boden gestampften UFO-Vergnügungspark namens "Farmageddon" abzuschöpfen (und damit den Mähdrescher seiner Träume zu kaufen). Während der Farmer unter tatkräftiger Hilfe der als Handwerker bemerkenswert talentierten Schafe am Aufbau des Parks arbeitet, stößt Shaun auf das junge Alien Lu-La, das mit seinem Raumschiff ganz in der Nähe eine Notlandung hinlegen mußte. Trotz Verständigungsschwierigkeiten freunden sich Shaun und Lu-La an und Shaun will helfen, daß die Außerirdische wieder den langen Weg nach Hause zu ihren Eltern findet. Das Vorhaben wird dadurch erheblich verkompliziert, daß eine geheime Regierungsbehörde unter der Leitung der ehrgeizigen Agent Red auf der Jagd nach Alien und Raumschiff ist …

Kritik:
Normalerweise schaue ich mir im Kino keine Filme an, die sich in erster Linie an Kinder zu richten scheinen. Im Jahr 2015 machte ich eine seltene Ausnahme, da die Kritiken zum am Ende sogar OSCAR-nominierten "Shaun das Schaf – Der Film" überragend ausfielen und ich die kultigen Knetfiguren-Filme der "Wallace & Gromit"-Macher des britischen Studios Aardman Animations sowieso schon immer mochte. Die Ausnahme sollte sich für mich rentieren, denn "Shaun das Schaf – Der Film" entpuppte sich als temporeicher, ungemein liebenswerter und extrem witziger Film, der mit seinen zahlreichen, toll choreographierten Slapstick-Sequenzen deutlich von den Stummfilmen von Charlie Chaplin, Buster Keaton oder Harold Lloyd inspiriert war und nicht nur deshalb auch erwachsenen Filmfans ein riesengroßes Vergnügen bereitete. Der kommerzielle Erfolg hielt sich zwar leider in Grenzen, fiel aber offensichtlich groß genug für eine Fortsetzung aus – die ich mir ob meiner Begeisterung über den ersten Film natürlich nicht entgehen lassen konnte. Diesmal verließ ich das Kino jedoch mit einer gewissen Ernüchterung, denn wenngleich der hierzulande ziemlich umständlich betitelte "Shaun das Schaf – Der Film: UFO-Alarm" fraglos erneut sehr liebenswert und detailverliebt geraten ist, erreicht er mit einem etwas anderen stilistischen Humoransatz bedauerlicherweise nur selten die komödiantischen Höhen seines Vorgängers.

Natürlich gibt es auch in "UFO-Alarm" noch Slapstick-Momente, generell ist das Erzähltempo aber erheblich niedriger und das Storytelling steht zumindest bis zum rasanten Finale vor dem Humor. Das wäre ja kein Problem, wäre die erzählte Geschichte spannend oder originell oder witzig, allerdings ist sie trotz gelegentlicher Ausreißer ziemlich generisch und wenig aufregend geraten. Zudem richtet sie sich in ihrer Einfachheit erkennbar primär an Kinder und unterfordert gleichzeitig die erwachsenen Zuschauer. Größter Trost für die sind die vielen Anspielungen auf Filme und Serien aus dem Science Fiction-Genre, die von "2001: Odyssee im Weltraum" und "Unheimliche Begegnung der dritten Art" über "E.T." und (erstaunlicherweise) "Alien" bis hin zu "Akte X" reichen, wobei das Spektrum direkte Referenzen ebenso umfaßt wie subtilere, etwa rein musikalische – und es gibt sogar einen gelungenen Gastauftritt des in der Kultserie von Tom Baker verkörperten und in Großbritannien besonders beliebten vierten "Doctor Who" mit seinem charakteristischen langen bunten Schal (wobei offen bleibt, ob es wirklich er ist oder ein sehr guter Cosplayer, der durch die UFO-Hysterie und den Farmageddon-Vergnügungspark angezogen wurde – für mich ist es der echte!).

Immerhin gelingt es den Filmemachern wiederum, auch ohne echte Dialoge (die Menschen in der Welt von Shaun sprechen alle ein unverständliches, amüsant klingendes Kauderwelsch) liebenswürdige bis schrullige Charaktere zu kreieren, wobei dem hilfsbedürftigen Alien Lu-La die meiste Zeit gewidmet wird. Besser haben mir allerdings die gerissene Antagonistin Agent Red und ihre herrlich doofen Schergen in ihren gelben Ganzkörper-Schutzanzügen gefallen. Shaun und Bitzer haben dadurch, daß sie in erster Linie in die rührselige Lu-La-Storyline eingebunden sind, weniger Raum zum Glänzen als im ersten Teil, dafür bekommt die übrige Schafherde beim Park-Aufbau (im doppelten Sinne) viel zu tun und sorgt für zahlreiche schöne Lacher. Die begleitende Songauswahl ist derweil für meine Begriffe deutlich ansprechender gelungen als im in dieser Hinsicht recht beliebig klingenden Vorgänger – echte musikalische Highlights bleiben zwar aus, die Songs und der Score von Tom Howe (TV-Serie "Whiskey Cavalier") klingen aber hübsch und untermalen die humorvolle SciFi-Szenerie meist passend. Insgesamt fällt es mir relativ schwer, den zweiten "Shaun das Schaf"-Kinofilm einzuordnen – er ist klar schwächer als der hervorragende erste, richtet sich aber halt auch viel stärker respektive ausschließlicher an Kinder. Wie gut denen das neue Shaun-Abenteuer gefällt, kann ich natürlich nicht beurteilen, aber sollte es einen dritten Shaun-Film geben, hoffe ich ganz egoistisch, daß dieser wieder ein wenig erwachsener ausfällt.

Fazit: "Shaun das Schaf – Der Film: UFO-Alarm" ist ein erneut liebenswürdiges Knetgummi-Abenteuer mit schön skurrilen Nebenfiguren und vielen SciFi-Anspielungen, dessen Handlung und Humor aber erheblich stärker auf ein Kinder-Publikum abzielen als im Vorgänger.

Wertung: Aus der Sicht eines Erwachsenen: 6,5 Punkte.


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